Lieber @Frederick1 , das habe ich auch mal eine Zeitlang gedacht, bis ich selber zusehen konnte, wie reihenweise Ehen von Eltern mit behinderten Kindern geschieden wurden in unserem Online-Umfeld und direktem Umfeld, woraufhin die Familien mit alleinerziehendem Elternteil flugs derart verarmten, dass über kurz oder lang die Mutter psychisch krank wurde, da konntest du zusehen.
Bei vielen alleinerziehenden Müttern sowieso.
Denn das Allerschlimmste ist, dass weder die Leistungen der Pflegekassen noch der Eingliederungsleistungen reichen, um dem Unterstützungsbedarf einer Mutter mit behindertem Kind zu entsprechen. Schon bei leichteren Entwicklungsstörungen geht ab der U8 spätestens im Kiga die Panik los, um nicht den Schulanschluss zu versemmeln. Frühförderung, Heilpädagogik, Ergotherapie, Physiotherapie und was nicht alles. Besuche bei Fachärzten, in Unikliniken, Kinderkliniken, denn du brauchst einfach das alles, um von den Behörden das zu bekommen, was deinem Kind zusteht.
Du sollst ganztags arbeiten und dein behindertes Kind wird aber in der Ganztagskita durch die Überforderung der Reize ständig krank oder dreht ständig durch. Das kam sooft vor, dass wir Mütter uns online drüber unterhielten: Na? Auch daheim?
Das ist ein Teilzeitjob, das von den Behörden zu bekommen, was deinem Kind zusteht!
Das ist ein Teilzeitjob, die ganzen Therapietermine und Hin- und Rückwege, wenn es nicht im Kiga möglich ist, ebenso die zahlreichen Gutachterarztbesuche in Kliniken und bei Fachärzten hinzuorganisieren und umzuorganisieren, weil dein behindertes Kind tagesformabhängig und im Kigaalter eh oft krank wird, so ca 2 Wochen pro Monat deshalb daheim ist mitunter, wenn wieder ein neuer Virus kursiert oder Eltern ihre fiebernden Kinder in die Kita mogeln.
Das ist ein mindestens Vollzeitob mit Überstunden, für dein Kind da zu sein und seine Besonderheiten zu unterstützen und ihm aber auch einfach viel Zeit zu lassen, er selber zu sein und so einfach gut - viele Tage gibt es kein Feierabend
Wenn du dich nicht an dem ganzen Kitakonsumterror des Must have und Must bring an Ausstattung deines Kindes und Sport-, Musik- und Krabbelgruppen und an den ganzen Kinderfeierkuchenbackmarathon beteiligst, ist dein Kind ausgegrenzt.
Das ganz alleine? Das tötet so manche Frauenseele und macht sie chronisch krank, nie genug zu schaffen und zuzusehen, weil sie berufstätig sein muss, wie sie ihr Kind nicht genug fördern kann und niemand sonst es genug tut. Wieoft das Seelenmord an Kind und Mutter ist, ist doch klar. Ebenso ist es für viele Frauen der Horror, nicht mehr berufstätig auf Kinderthemen tags und nachts reduziert zu sein, so ging es mir. Das frisst deine Seele. Angst frisst die Seele auf.
Und wenn dein Kind schwerer krank ist und du brauchst medizinische Geräte und Pflegedienste, dann musst du schon wirklich voll hinter deiner Entscheidung für dein behindertes Kind stehen, sonst erfahren beide schwere Schäden.
Und Frauen riskieren heute generell immer noch sehr real Altersarmut, wenn sie damit aufhören, Vollzeit zu arbeiten.
Vor dem Hintergrund sage ich: Für mich ist das ungeborene Leben auch ein werdendes Menschenleben und ich beteilige mich nicht an der Verleugnung dessen, aber solange eine Elternschaft eine reale und wahrscheinliche Gefahr für die körperliche, psychische Gesundheit und der Altersarmut bedeutet, darf eine Frau zum Selbstschutz abtreiben, denn die körperliche Unversehrtheit der bereits im Leben Stehenden gehört zu ihren Grundrechten und Menschenrechten. Und es braucht starke Mütter, die bereit sind dafür.
Liebe Grüße! maya
07.02.2021 20:11 •
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