Stromboli
- 15429
- 10
- 11755
Zitat von Sifu:Danke. Die Wut,- Haß und Rache Gefühle konnte ich im Kampfsport, Psychotherapien, Familienaufstellungen usw. ausleben, aber sie halten bis heute an, weil die Schädigungen scheinbar irreparabel sind. Jobs, Beziehungen, Ehe, Vaterrolle .....alles hat darunter gelitten und jetzt bin ich Frührentner, Schwerbehindert ...
Das tut mir sehr leid und ich kann mir durchaus vorstellen, wie frustrierend das alles für dich ist. Bemühungen bis zum Gehtnichtmehr und trotzdem musst du erleben, alle wichtigen Säulen des Lebens leiden darunter oder gehen gar ganz kaputt dabei. Das erzeugt Ohnmachtsgefühle und Verzweiflung. Es ruft in mir manche Phasen meines Lebens in Erinnerung, v.a. nach der Ehescheidung vor 10 Jahren, nach jahrelangem Kampf, und dem darauffolgenden Arbeitsplatzverlust und langwierigen Prozedere bis zur Berentung. Das waren klar späte Auswirkungen meines Kindertraumas und sie brachen in mein Leben ein, obwohl ich schon bis dahin sehr viel Therapien ganz unterschiedlicher Art gemacht hatte (diverse Psychotherapien, Aufstellungen, Körperarbeit, spirituelle Richtungen usw.).
Und doch wage ich den Versuch, dir etwas Mut zu machen. Manches mag irreparabel sein, vergleichbar einer frühen Querschnittlähmung. Und doch gibt es einen Spielraum, wie man damit klarer kommen und vor allem selber zufriedener und gelassener werden kann.
Bei mir ist es an dem Punkt, wo ich heute stehe (manches hat sich positiv verändert, aber es gibt nach wie vor einen Bereich, der mich fast unerträglich antriggern kann), der immer noch verschlossene Zugang zu dem ganzen Ozean an ungeweinten Tränen. Die habe ich mir, weil ich damit in dem rauen Bergtal meiner Kindheit als Junge furchtbar gehänselt und gemobbt wurde, schon sehr früh mit eisernem Willen abgewöhnt. Mit ihnen ging übrigens auch die Fähigkeit zu lachen verloren. Wie tief das ging, zeigt sich daran, dass beides noch heute, mit 66, unzugänglich ist. Tränen, die jemand sehen könnte, ersticke ich reflexartig im Keim. In einer fröhlichen Runde, wo laut gelacht wird, fühle ich mich sehr unbehaglich und möchte nichts wie weg - denn auch da möchte eigentlich der ganze Schmerz aufsteigen, dass ich da nie dazu gehört hatte früher.
https://www.amazon.de/Posttraumatische-...C73sr=1-1
Für mich war dies das wichtigste Buch, das ich mit Bezug auf meine Traumata je gelesen habe. An machen Stellen blieb mir fast der Atem weg, weil so akkurat beschrieben wird, was ich erlebt hatte. Und was Walker speziell über Vergebung schreibt, war für mich auch sehr stimmig. Auch dass der Prozess des Trauerns über die erlittenen Verletzungen sehr wichtig ist bzw. wäre, steht sehr plausibel drin. An dem Punkt stehe ich heute noch weitgehend ratlos, wie ich damit weiterkommen kann.
Einigen Freunden von mir ging es mit dem Buch ähnlich.
Alles Gute dir auf deinem steinigen Weg!