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Aufmerksamkeitsdefizit und depressiv - Konzentrationsschwäche

Alexandra2
Ach deshalb @maya60, tschuldigung

05.11.2022 22:46 • x 1 #31


Alexandra2
Diese Woche war hart. Ein Foto meiner Eltern, das ich mit der Bemerkung vielleicht kannst du dich so mit ihnen so aussöhnen von Tantchen bekam, hat alte Sehnsucht hervor geholt. Die Sehnsucht nach Liebe, Interesse und Akzeptanz hat mich zeitlebens gequält. Es ging immer aggressiv zu. Und auf diesem Foto ist es plötzlich eine weiche, warmherzige Frau und ihr ihr zugewandter Ehemann. Es bricht mir das Herz. Die Beiden waren nur in Streit oder eisigem Schweigen verbunden.
Meine Tante hat sich mit ihrer Mutter mittels Foto ausgesöhnt, sie weiß genau, wovon sie spricht. Sie ist so eine liebenswürdige alte Dame, der es so schwer fällt, nun im Pflegeheim zu sein. Gottseidank sind die meisten Pfleger:innen freundlich und aufmerksam.
Dann ist mir vorgestern der Hut hochgegangen: ich wurde wütend und laut mit meinem Sohn. Er hat wieder gespielt. Es gibt keine Hilfe mehr meinerseits, selbst essen bei Mutter ist gestrichen. Ich kann mit der Erwerbsgeminderungsrente nicht zwei Personen ernähren, während er sein Geld verspielt. Er ist ja in Therapie und ein großer Verdrängungskünstler. Und ich muss Distanz schaffen, allmählich wieder (oder erstmalig?) zu mir finden. Ich bin völlig geschafft vom letzten Halbjahr, und der Betreuer ist immer noch nicht aktiviert. Es ist wirklich unannehmbar so lange auf Hilfe zu warten und währenddessen das Leben eines anderen wieder in die Spur zu bringen. Ich habe so die Schnauze voll von diesem ewigen Dauerstress und möchte nur noch auf den Arm.
A D S hin oder her, es ist einfach nur ätzend... und weinen kann ich nicht, das kommt davon, wenn man es sich als Kind abgewöhnt hat

11.11.2022 19:49 • x 2 #32


A


Hallo Alexandra2,

Aufmerksamkeitsdefizit und depressiv - Konzentrationsschwäche

x 3#3


Wuslchen
Zitat von Alexandra2:
Die Beiden waren nur in Streit oder eisigem Schweigen verbunden.

Streit oder ein bissig sarkastischer Umgang ist das, was ich kenne. Ekelhaft ist das, so oder so, ich kann deine Sehnsucht so gut verstehen und mag dich da einfach nur mal drücken.

Genauso mit der Warterei für die Betreuung, das kann es ja wohl nicht sein! Echt, es ist toll, dass es solche Hilfen gibt, aber dass das so oft so ultra lange dauert bis das mal auch wirklich aktiviert wird! Man wendet sich ja nicht an solche Stellen, wenn noch alles gut ist, sondern meist dann, wenn es kurz vor dem oder bereits eskaliert ist. Dann ist jeder Tag Warterei eine Qual - gerade für jemanden, der selbst noch belastet ist. Ich drücke dir sämtliche Daumen und Großzehen, dass das jetzt endlich mal umgesetzt wird!

11.11.2022 21:53 • x 3 #33


Alexandra2
@Wuslchen, am besten gefällt mir, dass Du auch die Großzehen drückst DANKE

11.11.2022 22:14 • x 2 #34


Alexandra2
Immer noch ist kein Betreuer in Sicht, es ist nicht auszuschließen, dass mein Sohn es verpeilt oder verhindert hat. Ich muss die Verantwortung abgeben dürfen, und will das auch. Und zugleich hoffe ich, dass es rechtzeitig geschieht.
Zur Zeit quält mich eine klebrige Mischung aus Sprachlosigkeit, innerem Alarm, Antriebsmüdigkeit, Unmotiviertheit, in der Luft hängen. Gedanken gehen zu Fuß, Gefühle sind irgendwo, nur nicht bei mir, Ideen sind ausgewandert, Pläne verstaubt, alles egal und auch das ist mir egal. Seltsam. Weder vor noch nach der bekannten Verzweiflung, was ist das?
Der Kampfgeist hängt rum, futtert sich ne Plautze. Wippsteert hat eine Staubwolke hinterlassen und ist irgendwo. Gemütlichkeit ist in Rente gegangen, das Neue gähnt nur noch, tststs, was soll das? Diese Persönlichkeitsanteile gaben Struktur, etwas das mein A D S Hirn dringend braucht. Ein neues Nichts, sehr ungewöhnlich

01.12.2022 23:11 • x 2 #35


Marylu
Liebe Alexandra, ich schicke dir eine ganz dicke Umarmung und denke an dich.

01.12.2022 23:13 • x 3 #36


Alexandra2
@Marylu

01.12.2022 23:15 • x 1 #37


maya60
Zitat von Alexandra2:
Immer noch ist kein Betreuer in Sicht, es ist nicht auszuschließen, dass mein Sohn es verpeilt oder verhindert hat. Ich muss die Verantwortung abgeben dürfen, und will das auch. Und zugleich hoffe ich, dass es rechtzeitig geschieht.

Liebe Alexandra, ich umarme dich ganz fest, wenn du magst!

Zitat von Alexandra2:
Ein neues Nichts, sehr ungewöhnlich

Ja, das spiegelt ja gut, was in Sachen Betreuung deines Sohnes in Sachen NICHTS auch anscheinend gerade passiert.

Wenn du in gewohntem Hyperfokus alles getan hast, was nötig war für deinen Sohn, auch noch sein Erbe usw. und dann geschieht genau NICHTS, dann ist dein Inneres maximal vor den Kopf geschlagen!

Aber d u bist nicht hilflos und hängst in der Luft und womöglich auch noch selbstzerstörerisch.

Und trotzdem ist es beim Sohn genauso schlimm wie bei einem selbst. Oder noch schlimmer. Süchte verändern auch die Persönlichkeit und sie kann immer weltfremder werden mit Tunnelblick Suchtbefriedigung. Das geht weit über dein Können und Aushalten als Mutter hinaus.

Du kannst aber als beobachtende Angehörige auch beim Betreuungsgericht eine Betreuung für deinen Sohn beantragen, wenn er es verbaselt, denn die fehlende Einsicht der zu Betreuenden ist ja gerade der Grund für die Notwendigkeit der Betreuung.

Aber dein Sohn ist erwachsen und seine Lebensprobleme hast du ihm
n i c h t so vorgelebt.

Viel Kraft und Segen für dich, liebe Alexandra und schwesterliche Grüße von maya60!

02.12.2022 07:51 • x 1 #38


Alexandra2
Liebe @maya60
die Betreuung hatte ich ja beantragt, im Einverständnis meines Sohnes. Das Gericht befand sie für nötig, das Fachamt und die Gutachterin ebenso, und nun ist Funkstille.
Alles bleibt liegen bei meinem Sohn, und es ist auch immer noch sehr viel, das für einen Gesunden auch zuviel wäre.
Mein Erledigungsmodus ist nicht seiner, im Gegenteil, je mehr ich tue, desto weniger ist er veranlasst. Auflaufen lassen, er muss seine Erfahrungen selbst machen. Anscheinend macht er sie nicht, verdrängt alles. Mit schlimmen Folgen: Termine bei der Psychologin, hat er sie abgemacht? Immerhin ist es eine Suchttherapie. Angeschoben und liegen gelassen, nebenbei spielt er weiter. Einerseits und andererseits. Sich seiner Sucht stellen ist sicher schwierig. Für einen jungen Menschen erst Recht, der gerade nur noch seine Mutter hat, die ihm helfen würde, selbst auf die Beine zu kommen.
Wieviel und welche Unterstützung tut uns beiden gut? Wie kann ich das Seinlassen hinbekommen? Meine innere Alarmiertheit ist kaum auszuhalten.
Mein Sohn ist nicht erwachsen, benimmt sich zumindest nicht so, lebt in seiner Traumwelt. Und ich habe ihn vielleicht zuwenig allein entscheiden lassen oder nicht mehr die Kraft gehabt, gegen seinen Widerstand anzuarbeiten. Das muss ich mir anschauen.
Ich fühle mich so alleine gelassen mit all dem Kummer, völlig überfordert. Und deshalb tut es so gut, daß Du da bist Maya.
Liebe Grüße

02.12.2022 11:06 • x 2 #39


Alexandra2
Manchmal ist es doch gut, der inneren Unruhe nachzugehen. Ich war bei meinem Sohn und konnte kurz wichtige Fragen beantwortet bekommen. Das genügt mir und ich muss dringend lernen, Abstand zu gewinnen und mich nicht selbst zu beunruhigen. Herrje...

02.12.2022 18:26 • x 2 #40


Alexandra2
Nun erklärt sich die Unruhe: neue Spielschulden, die andere Schulden verursachen. Dazu kostenlos zwei niedergeschmetterte Gestalten. Und ein neuer Plan, wie dem Wahnsinn ein Ende zu machen wäre. Das erfordert wieder Kraft die wir lange nicht mehr haben. Kann man den Staat verklagen wegen Unterlassen der Betreuung?
Ich kann hier nicht mehr mitfühlen, für andere da sein. Das finde ich auch schlimm.

06.12.2022 09:14 • #41


Alexandra2
Der erste Anruf des Betreuers hat mich geschockt, weil Sohni zusätzlich eine weitere psychiatrische Diagnose diagnostiziert bekam, laut Gutachten. Was hat er für ein schweres Leben. Traumatisierungen viele Jahre, innere Zerrissenheit, wie furchtbar. Er kann vieles nicht umsetzen, obwohl er möchte. Anscheinend wird eine sozialpädagogische Betreuung zusätzlich erforderlich, Krankenhaus und Medikamente, damit er eine stabile Handlungsbasis erlernt und sein Selbstwertgefühl ausbauen kann.
Ich bin am Boden zerstört, versuche mich zu beruhigen und zu vertrauen, dass es Menschen geben wird, die meinem Sohn helfen, sich zurecht zu finden und endlich auch mal glücklich sein kann.
Diese Woche findet das Erstgespräch mit dem Betreuer statt. Ich bin überfordert, seelisch wie taub und versuche meinen flitzenden Geist in schach zu halten.
Mitgefühl und Mitleid beschäftigen mich, ich lasse es zu, anders als in der Vergangenheit, wo ich mir diese Gefühle untersagt habe. Sie machten mich handlungsfähig, ließen mich erstarren. Ich kann gar nicht damit umgehen.
Wir haben beide ein sehr anstrengendes Leben, in das wirklich mal Leichtigkeit einkehren darf. Wir haben es bitter nötig.

29.01.2023 10:32 • #42


Alexandra2
Heute war das Erstgespräch mit dem Betreuer. Er ist überrascht, wie viele Banken, Versicherungen etc beteiligt sind. Er hat viel zu erledigen. Nicht mehr Ich- das kann ich noch gar nicht glauben...
Mein Sohn verlor die Fassung, als vom Einwilligungsvorbehalt die Rede war. Das hat ihn sehr verletzt. Und ich bemühte mich, ihn damit nicht alleine zu lassen. Trösten, ohne die Tatsachen aus den Augen zu verlieren, Mut machen, und darauf hingewiesen, wieviel schon geschafft ist im Schicksalsjahr. Er hat mehr bewältigt, als anzunehmen war. Das Gericht hinkt hinter der Entwicklung meines Sohnes hinterher. Dass es viel zu lange gedauert hat mit der Betreuung, wird der Betreuer in seinen Bericht aufnehmen.
Und doch ist die Betreuung richtig, im besten Fall kann in absehbarer Zeit der Einwilligungsvorbehalt zurück genommen werden.

Ich lud meinen Sohn zum Essen ein, man muss sich gerade dann etwas gönnen. Und ich bot noch etwas zum Entspannen an (Bahnfahrt nötig); die Idee gefällt ihm. Allerdings ist hier bis zum frühen Morgen Warnstreik im öffentlichen Nahverkehr. Aber es gibt ja noch moia...
Und ich mache jetzt nichts mehr, Termine abgesagt...
Mehr geht nicht

01.02.2023 16:32 • x 1 #43


maya60
Liebe @Alexandra2 , das ist jetzt bittersüß, eine schmerzliche Rettung, aber dennoch Rettung, für euch beide!

Der Einwilligungsvorbehalt ist eine gute und nötige Sicherheitsleine gegen Verschuldung und Schlimmeres!

Er ist sicherlich auch sehr kränkend für deinen Sohn, aber auch absichernd und zum Realitätssinn zwingend.

Mein Sohn, nicht vergleichbar, da zur Selbständigkeit in solchen Lebensbereichen rein geistig nicht fähig, ist erleichtert, dass mit dem Einwilligungsvorbehalt verhindert ist und dass nicht gilt, was er ohne Verstehen und evtl. überrumpelt oder eingeschüchtert rechtlich bindend falsch machen könnte mit Unterschrift z.B.

Würde mit meinem Mann etwas passieren, so dass ich die alleinige Verantwortung für Sohni und mich hätte oder unsere Ehe scheitern, ich nähme mir sofort eine Betreuung für einige Lebensbereiche.
Dennbei psychischen Diagnosen geht das auch ganz „selbstbestimmt“! Und eben auch nur temporär.

Seit ich sehe, wie herzensgut und wie routiniert, entspannt und vernetzt die rechtliche Betreuerin meines Vaters ist, schätze ich vor allem die Kompetenz und Erleichterung!

Zwar ist sie selten bei meinem Vater selbst, also keine emotionale Bezugsperson für ihn, aber für uns Angehörige ist sie immer da. Bei deinem Sohn, da er kognitiv klar ist, wird das sicherlich anders sein.

Wir, meine Schwester, Vaters Betreuerin und ich, haben eine gemeinsame WhatsAppgruppe für Infos unkompliziert untereinander auf schnellem Wege.

01.02.2023 17:18 • x 2 #44


maya60
Dass nach dem Termin Belohnungs-und Stress-Trost-Frust-Schmerz-Schoko bei dir dran war, ist sonnenklar! Entspricht genau der emotional doppelten erleichternd-grausigen Natur dieses Termins, das Ganze in Sekunden runterzuschlingen!


Zitat von Alexandra2:
Ich lud meinen Sohn zum Essen ein, man muss sich gerade dann etwas gönnen. Und ich bot noch etwas zum Entspannen an (Bahnfahrt nötig); die Idee gefällt ihm.


Ganz genau! Essengehen und Bahnfahren! (Und Sohni regt sich auch über Streiks auf!)

01.02.2023 17:32 • x 2 #45


Alexandra2
Lieben Dank @maya60,
Du triffst den Nagel auf den Kopf.
Es ist schlimm, die Verdrängung aufbrechen zu sehen. Das hat mit seinen Erkrankungen zu tun. Mir ist am wichtigsten, wertfrei in diesen Bewältigungssituationen da zu sein. Dass er vertrauen kann und seinen Schmerz rauslassen kann. Klar, dass es nur ein kleiner Teil ist, der sichtbar ist mir gegenüber.
Dass er sich überhaupt öffnet, ist ein großer Schritt für ihn.
Der Betreuer hat verstanden, dass uns das ganze letzte Jahr zutiefst erschüttert hat und die Hilfe viel früher hätte einsetzen müssen. Er hat nur einen kleinen Einblick gehabt heute und wurde angesichts der Komplexität gefordert.
Ich selbst muss mich vom emionalen Anteil des Verrats befreien und meine Stabilität zurück gewinnen. Es ist sehr anstrengend, das alleine durchzustehen. Anteilnahme hilft etwas, Menschen, denen wir nicht egal sind tragen es mit. Und doch übersteigt es meine Kräfte, was ich mir ungern eingestehe. Aber auch das muss sein.
Wo ist noch Schokolade..?

01.02.2023 18:39 • x 1 #46


M
Ich reiche mal ganz viel Schoki rüber. Das ist das einzige was ich machen kann aber du sollst wissen das ich dich regelmäßig lese und den Hund davor ziehe vor dem was ihr da gerade stemmt.

01.02.2023 19:03 • x 2 #47


maya60
Zitat von Alexandra2:
Ich selbst muss mich vom emionalen Anteil des Verrats befreien und meine Stabilität zurück gewinnen.

Welcher gefühlte „Verrat“? Dass dein Sohn jetzt einen Betreuer hat und nicht mehr nur dich? Dass er sich und dir dir zulange seine Suchterkrankung nicht eingestehen konnte, krankheitsbedingt?

Ja, das letzte Jahr war erschütternd für euch und dich! Seid gut zu euch selber und lasst, wie du schon schreibst, alle überflüssigen Wertungen raus.

02.02.2023 02:25 • x 2 #48


Alexandra2
@maya60
Nein nein sagt der Verstand, das Gefühl aber meint: doch.
Zitat von maya60:
Welcher gefühlte „Verrat“?

Es ist verzwickt, die eigene Unsicherheit durch meinen Lebenskampf hat meine Seele auf dem Stand eines Kükens stillstehen lassen. Meine Erfahrungen als Kind lassen mich überschießen in meinem Verhalten als Löwenmutter. Ich fühle mich, als ob ich meinem Sohn in den Rücken gefallen wäre. Völliger Blödsinn, sagt der Verstand. Und jetzt? Die Seele muss wachsen können und mein Körper als dritter Anteil meines Selbst soll realisieren, dass das Trauma vorbei ist. Es sind einfach zuviele Baustellen und es ist noch nicht ganz angekommen, dass Hilfe da ist. Ich bin zudem auch misstrauisch. Aber es ist eine gute Option, dass die ständigen Sorgen und meine Überforderung irgendwann ein Ende haben.
Heute sitze ich im Loch, reibe mir ungläubig die Augen. Und brauche Zeit

06.02.2023 17:23 • x 1 #49


Alexandra2
Heute stellte sich eine andere Nähe zwischen meinem Sohn und mir ein. Tiefes Mitgefühl, Ratlosigkeit und dann Gottseidank Rückbesinnung auf mein Mutterdasein. Ich höre intensiv zu, fühle mich ein und schweige aktiv. Pausen werden ausgehalten, und ich mag die sich dabei einstellende innere Ruhe. Das kenne ich gar nicht. Und es tut so gut, den Aktionismus bewusst zur Seite zu legen. Es entspannt mich. Ich berate nicht, versuche zusammen zu fassen, erfrage manches. Es war gut. Ob und wie das wirklich hilfreich war für ihn, werde ich wohl nie erfahren.
Aber es tut gut, einen ruhigeren Weg einzuschlagen. Geschwindigkeit kann andere erschlagen, das ist ganz klar geworden. Ich lasse mir Zeit, das Mantra ist in meiner Seele angekommen.

12.02.2023 21:57 • x 2 #50


Alexandra2
Heute schlug die Trauer wieder zu, es wird auch Zeit, sie endlich raus zu lassen. Ich habe lange genug funktionieren müssen und um Fassung gerungen

17.02.2023 13:48 • x 1 #51


maya60
Zitat von Alexandra2:
Heute schlug die Trauer wieder zu, es wird auch Zeit, sie endlich raus zu lassen. Ich habe lange genug funktionieren müssen und um Fassung gerungen ...

Liebe Alexandra, das verstehe ich sehr sehr. Magst du mehr schreiben über deine Trauer? Über den Tod des Vaters deines Sohnes?
Sorge für viel Wärme um dich herum, du Liebe, Tapfere, Supermenschliche!

18.02.2023 12:28 • x 1 #52


Alexandra2
@maya60
Der Vater unseres Sohnes starb am plötzlichen Herztod zu Hause bei sich, er lag dort einige Tage.
Ich erfuhr es von einer seiner Freunde, sie teilte mir mit, dass die Polizei auf dem Weg zu meinem Sohn sei. Das konnte ich verhindern und habe ihm selbst die Todesnachricht überbracht.
Wir waren beide völlig geschockt und ich habe mich fortan intensiv um meinen Sohn gekümmert. Er hat eine liebevolle Beziehung zu seinem Vater, der beruflich viel unterwegs war. Deshalb sahen sie sich nicht so oft.
Ich war fassungslos und überspielte es so gut es ging. Und sorgte für die entsprechend würdevolle Beerdigung mit Seebestattung, mein Sohn konnte das natürlich nicht.
In all den Monaten habe ich die Trauer weggeschoben und sehr sehr viel in die Wege geleitet (ua das Haus so zu gestalten, dass Fremde hinein durften) .
Auf der letzten Autofahrt von J. Haus (das zur Geburt unseres Sohnes gebaut wurde) zu mir nach Hause, liefen die Tränen. Ich habe mir als Kind bereits abgewöhnt, zu weinen. Deshalb hat es mich doch überrascht.
Wir waren schon lange getrennt. Mit meiner Psychologin fand ich heraus, dass er meine große Liebe war (noch ein Schock) und wir an unserer Sprachlosigkeit scheiterten.
Und endlich im Auto holte mich der Schmerz mit einer Wucht, die mich erschreckte, ein. Es zerreißt mir das Herz. Ich hoffe, hier kann ich Mut fassen, zu weinen. Die Angst vor Kränkungen ist groß. Es ist ein uraltes Gefühl von Ohnmacht und zusätzlichem Schmerz, erfahren in Zeiten der Schwäche, nämlich angegangen und nie getröstet zu werden.
Die Trauer steckt fest, traut sich noch nicht richtig aus dem Schneckenhaus. Mit therapeutischer Hilfe könnte es gehen. Obwohl es sehr lange dauern kann, bis ich vertraue...
Es ist so bitter, dass dieser fürsorgliche Vater nichts mehr von seinem Sohn und seinem Leben haben konnte. Und tragisch für unseren Sohn, der nun ohne liebevolle männliche Begleitung seinen Weg weiter gehen muss. Therapeut und Betreuer sind männlich, das könnte einen Zugang erleichtern.
Unser Sohn hat gerade seine Oma besucht, die (dement) nichts vom Tod ihres Sohnes weiß. Das hat meinem Sohn auch sehr zugesetzt.
Sein/e Vater und Oma haben an zwei folgenden Tagen Geburtstag.... Das ist auch hart....
Die Trauerwelle hat gerade Ebbe, ich sehe sie nicht- bis zur nächsten Flut

18.02.2023 13:58 • x 3 #53


maya60
Oh ja, da ist ein tiefes Meer voller Tränen, liebe @Alexandra2 , so wie ich deine Worte lese.
Und diese Wellen können Reißzähne haben im Herzen, das habe ich auch schon gemerkt!
Das wünsche ich dir: Viel Kraft und Zeit und sich langsam in dir lösende und vortastende und mit den Tränen fließende Liebe, die ja nicht mitstirbt und nun zaghaft zu blühen beginnen kann neben und in all der Trauer. Ich kann meine Mutter nun auch ungefährdet und immer offener lieben und das wirst du auch merken. Und da ist viel Liebe. Nicht nur Trauer!

19.02.2023 01:13 • x 1 #54


X
@Alexandra2
Weiß genau, was du meinst, nur leider bin ich noch undiagnostiziert, was das angeht.
Ein Beispiel zu deinem beitrag:
Du versuchst dir Zeit für dich zu nehmen, gehst spazieren. Das kann ja nur gut und mega entspannt werden! Die Sonne scheint, es ist einigermaßen angenehm draußen, super gut! Man freut sich durch die Depression hindurch ein kleines bisschen (es ist zumindest irgendwie in Richtung Vorfreude und Hoffnung), geht raus und muss dann schnell feststellen, dass es alles andere als entspannt ist. Während man still durch den Wald tappst, hört man einfach ALLES. Jedes Knacken, jeden Vogel, jeden Grashalm. Dazu kommt ekliges grelles Licht von der Sonne, die durch die Bäume schimmert. Plötzlich geht einem das Geräusch, wenn man mit dem Fuß auftritt mega auf den Sender, selbst das eigene Atemgeräusch ist unerträglich... und die Entspannung ist dahin und man ist einfach nur noch frustriert....!

Ob es das gleiche wie bei dir ist, kannst nur du wissen. Aber vielleicht beschreibt es deine Gefühle etwas, die einem ja auch nicht jeder glaubt (weil es nicht alle nachempfinden können).

Mir hilft da ganz oft Musik per Kopfhörer. Gerade beim Haushalt oder draußen, um mich zumindest erstmal nur auf die Musik konzentrieren zu müssen. Außerdem baut es bei mir Stress ab und die Symptome lassen etwas nach für den Moment.
Mir hilft es zb auch, wenn ich in starken Reizüberflutungsmomenten die Augen zumachen und erst wieder auf, wenn das Herzklopfen oder andere Symptome nachlassen und ich mich wirklich besser fühle. So machen das übrigens auch kleine Kinder ganz oft. Wirkt Wunder

22.02.2023 17:45 • x 1 #55


Alexandra2
Tränen tröpfeln in allen möglichen Situationen. Überfordert mit Geräuschen, Gedanken und extremer innerer Unruhe quälen mich heute. Im Rückzug quält die Verlorenheit und dass sich die innere Sprungfeder spannt. Bis ich wieder getrieben durch die Gegend irre... Was brauche ich? Eine Wärmflasche, einen Beruhigungstee wurde mir empfohlen, na bitte, Versuch macht klug. Vielleicht komme ich dann meinen Bedürfnissen näher, die ich überhaupt nicht spüre und kenne. Momentan muss ich diesen Spagat zwischen Unterforderung, Unruhe, Erschöpfung und dem möglicherweise lauernden Tränensee aushalten. Igitt.
@xjasminx
Musik ist mir zuviel, jedes Geräusch ist zuviel. Und in der Ruhe werden die sich breit machenden Gedankenschnipsel äußerst lästig. Es bleibt die Wahl zwischen Pest oder Cholera.
Ich bin durch; die Jahre der Sorgen, Hintanstellen meiner Person haben sich eingegraben. Das zu ändern wird viele Tricks brauchen.
A D S mit Depressionen ist momentan die Hölle

22.02.2023 18:54 • x 3 #56


Marylu
Liebe Alexandra,
bestimmt kommen jetzt viele weggedrückte Emotionen zu Tage. Ich hoffe, dass es dir bald besser geht. Ganz liebe Grüße

22.02.2023 21:29 • x 1 #57


Alexandra2
Liebe @Marylu,
Danke
Mitgefühl, Traurigkeit, Verzweiflung, Entsetzen haben viele Tränen freigesetzt. Ich weine mit dem Schmerz Anderer hier, die wieder an meinen anknüpfen. 2 Beruhigungsmethoden für die Bodenhaftung habe ich kennen gelernt. Und ich taste mich langsam an meine eigene Tiefsee heran. Aber jetzt lasse ich sie erstmal außer Acht. Gras wächst auch nicht schneller, wenn ich daran ziehe

23.02.2023 17:37 • x 2 #58


Alexandra2
Einiges ist klarer geworden. Ich habe kaum auf mein Inneres geachtet, die Aufmerksamkeit liegen im Außen. Gefahrenabwehr.
Nun übe ich es umgekehrt, vor allem mich zu äußern und zu mir zu stehen. Die Prägung, ich habe nichts zu wollen, wird schrittchweise abgelegt. Zur Zeit gegen äußeren Widerstand.
Es fällt mir noch so schwer, mich trotz der Dauergeräusche auf mein Inneres und Bedürfnisse zu konzentrieren. Konzentration ist sowieso kaum möglich mit A D S und Depression. Hier in der Klinik ist das Übungsfeld. Gegen die Geräuschempfindlichkeit werde ich mir die Ohrstöpsel 'noise canceling' zulegen. Vielleicht komme ich dann besser zur Ruhe. Die brauche ich tonnenweise...

18.03.2023 13:55 • x 1 #59


A


Hallo Alexandra2,

x 4#30


Dys
Hallo @Alexandra2,
ich persönlich denke, der Schlüssel dafür was etwas mit einem macht, liegt in der Wahrnehmung und der Bewertung dessen. Ich bin auch Geräuschempfindlich aber Geräusche sind nunmal ständig vorhanden und es ist für mich nahezu unmöglich mich diesen zu entziehen. Was ich aber beeinflussen kann ist, wie ich diesen Umstand bewerte, oder besser noch, eben nicht bewerte. In Deiner Klinik bieten man sicher Achtsamkeitstraining an. Jedenfalls war das bei mir in allen Kliniken in denen ich schon war, der Fall. Achtsamkeit ist nur alles andere als einfach zu verstehen und vor allem zu praktizieren. Da ist gerade Antidepressivas ein Faktor, der es noch zusätzlich erschwert. Da kann Ruhe auch schwer zu „ertragen“ sein. Es liegt aber tatsächlich nicht so sehr daran, ob es eher ruhig oder geräuschintensiv ist, was ja nur einen Umstand darstellt, sondern an der eigenen Bewertung des aktuellen Umstands. Bis ich vom ersten Kontakt mit Achtsamkeit zu dem Verstehen, was eigentlich damit tatsächlich gemeint ist, gekommen bin, hat es Jahre gebraucht. Und da liegt die Crux darin. Es geht nicht schnell. Im Grunde ist es auch nicht damit getan, sich mehr dem Inneren zu widmen, statt dem Äußeren, wenn nicht vorher das Konzept bezüglich des eigenen Bewertens erkannt wurde. Vor allem, bezüglich negativem Bewerten und was es mit einem macht.
Ich hörte immer, Sie müssen sich mehr um sich selbst kümmern, auf Ihr Inneres achten. Ja toll, hab ich dann praktiziert und siehe da, das Äußere „störte“ mich tatsächlich weniger. Dafür aber mein Inneres. Mein Inneres war nun präsenter und natürlich bedurfte es meiner Bewertung. Da ich aber kognitiv so konditioniert bin, tendenziell eher negativ zu bewerten, was da „stört“ war eigentlich klar, was kommt. Ich habe den Fokus auf einen Umstand zwar verändert, aber nicht mein Verhalten bezüglich dem Bewerten.
Heute, muss ich mich, gerade bezüglich einer Geräuschkulisse, immer noch darin üben, Bewertungen keinen zu großen Raum einzuräumen, denn den Umstand ändern die ja nicht, komme aber besser damit klar. Es ist wie es ist. Das Gleiche muss ich aber auch bei meinem Inneren anwenden (können). Das bedeutet aber auch nicht, dass jetzt nichts mehr negativ bewertet werden soll und auch nicht, das man jetzt nur alles positiv bewerten müsste, damit es einem gut geht. Wichtig ist wohl, objektiv zu bewerten und es sich verkneifen können, alles bewerten zu müssen, erstrecht dann, wenn man es nicht zu ändern vermag, in diesem Moment jedenfalls.
Ich hoffe Du findest die richtige Balance zwischen innen und außen und vor allem mit dem Bewerten unter der Prämisse, dass es durchaus lange dauern kann, bis es Dir ein besseres Leben ermöglicht und eigentlich sogar eine Lebensaufgabe ist, diese Balance zu halten.

VG Dys

18.03.2023 15:59 • x 3 #60

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