Angst vor MDK Begutachtung

28.01.2023 22:45 • #1

Hallo,

ich bin Simi und neu hier.

Seit Ende Mai 2022 bin ich wegen Depressionen, aufgrund von Mobbing am Arbeitsplatz, krankgeschrieben und seit Ende September gehe ich alle 1- 2 Wochen zur Psychotherapie.
Im Dezember hat die Krankenkasse mir mitgeteilt, dass sie die Krankengeldzahlung zum 31.12.22 einstellen, da ich laut ihren Akten arbeitsfähig sei.
Nach telefonischer Rücksprache mit der Krankenkasse habe ich Widerspruch eingelegt und ein Attest meiner Ärztin eingereicht.

Am Dienstag habe ich nun eine Einladung des MDK zur Begutachtung erhalten. Es ist das erste Mal, dass ich so lange krankgeschrieben bin und ich war noch nie bei einer Begutachtung.

Ich habe große Angst, dass der Gutachter mich arbeitsfähig schreibt und ich weiterhin kein Krankengeld erhalte. Weiß jetzt schon nicht wie es finanziell weitergehen und wie ich die Miete für Februar zahlen soll.

Könnt ihr mir vielleicht mitteilen wie ich mich bei der Begutachtung am besten verhalten soll und was evt. auf mich zukommt?

Vielen Dank und liebe Grüße Simi

29.01.2023 09:24 • x 1 #2

Hallo Simi,
im Prinzip gibt es keinen Verhaltenskodex für Begutachtungen, aber im Netz jede menge mehr oder weniger hilfreiche Tipps, von A wie Aussehen (manche empfehlen da verwahrlost) bis Z wie Zusammenbruch (manche empfehlen Heule was geht).
Daher empfehle ich nichts, aber ich war schon bei 3 verschiedenen Gutachtern und sage Dir wie ich mich da verhalten habe. Ich bin als der kranke Mensch, der ich bin, dort hin. Die körperlichen Untersuchungen ergaben natürlich keine gravierenden Einschränkungen, die eine Arbeitsunfähigkeit rechtfertigen würden, die psychischen aber schon. Das wurde auch so festgestellt.
Gutachter sind in der Regel niedergelassene Ärzte oder waren es mal. Sie sind mit Sicherheit eines nicht, blöd. Charakterlich mags da unterschiedliche geben, von verständnisvoll bis arrogant, aber fachlich sollte man Sie nicht unterschätzen. Was ich halt gemacht habe ist, ich habe meine Befunde mitgebracht, denn gerade wenn nur nach Aktenlage entscheiden wurde, ist diese vielleicht ja nicht ausreichend gewesen. Und ansonsten war ich einfach wie ich bin. Alle Gutachten waren anschließend zu meinen Gunsten.
Fazit, wenn dein Arzt Dich Arbeitsunfähigkeit schreibt weil Du krank bist und nicht nur weil Du ihn darum gebeten hast um einfach nicht arbeiten gehen zu müssen, wird ein Gutachter dem nichts entgegen stellen können.

x 3#3

Hallo Simimu,

Angst vor MDK Begutachtung

29.01.2023 09:38 • x 1 #3

Vielleicht eines noch zu mobben am Arbeitsplatz. Ich habe einmal nach 2 Jahren mobbing den Arbeitgeber gewechselt, weil es eben nicht anders ging um mich dem zu entziehen. Denn darauf zu hoffen, die anderen würden doch noch „lieb“ werden, ist illusorisch.
Allerdings schützt das natürlich nicht davor, das man woanders nicht auch gerobbt wird.
Auf Dauer muss man da wohl eine Resilienz entwickeln, wenn man das kann.
Leider muss man heutzutage überall mit Menschen rechnen, die einem nicht wohlgesonnen sind. Sich wehren geht halt nur begrenzt.

29.01.2023 13:33 • x 1 #4

Vielen Dank für deine Antwort.

Auf der Suche nach einer neuen Arbeit bin ich bereits, da ich mir nicht vorstellen kann noch mal dorthin zu gehen.
Ich bin aufgrund der Situation ständig am weinen, kann seit Monaten nicht richtig schlafen trotz Medikamente, hab keinen Lebenswillen mehr, bin unkonzentriert und habe Panikattacken. Jetzt kommt noch die finanzielle Angst dazu.

Befunde habe ich keine. Bisher hat mich meine Hausärztin krankgeschrieben, da ich in einem kleinen Dorf wohne und weit und breit kein Psychiater ist. Der Psychotherapieplatz war auch nur reine Glücksache.

Mein einziger Halt ist mein Hund.

29.01.2023 15:53 • x 1 #5

Hallo Simi,

also wenn bislang nur deine Hausärztin Ihren Befund an den MDK gesendet hat, ist es eigentlich sogar normal, dass Dieser erstmal „nach Aktenlage“ jemanden für „Gesund“ erklärt. Ging mir beim ersten mal auch so, mit der Krankenkasse, als die nicht weiter Krankengeld zahlen wollte. Auch hatte ich damals widersprochen und einen Befund meines Psychiaters nachgereicht. Der hatte es wohl nicht eilig mit dem einreichen an den MDK.
Danach bot ich der Krankenkasse zwar an, dass mich der MDK persönlich untersuchen soll, das wurde aber wohl wegen dem nachgereichten Bericht dann obsolet. Und der MDK hat dann keine Einwände mehr gehabt, bzw. meine Arbeitsunfähigkeit wurde nicht mehr angezweifelt.

Wenn Du also dann beim MDK untersucht wirst, schildere am besten alles was Dich belastet genau so wie es ist. Auch das Du einen anderen Job suchst und auf jeden Fall arbeiten willst, nur in deiner momentanen Verfassung garnicht in der Lage bist, Bewerbungen zu schreiben oder gar bei einem Bewerbungsgespräch zu überzeugen. Mach nichts schlimmer als es ist, aber beschönige auch nichts. Ich war immer ehrlich und ob ich nun Glück hatte bei den Gutachtern oder ob sie halt erkannt hatten, dass es mir Sch..ße geht, weiß ich nicht. Vielleicht bittest Du Deinen Gutachter auch einfach darum, dass er Dir weitere Hilfsmöglichkeiten nennt, dass Du schnell wieder arbeitsfähig wirst. Es schadet nicht und Ärzte unterstreicht ja auch deinen Willen, gesund zu werden.
Auf jeden Fall wäre es auch nicht schlecht, wenn deine Therapeutin eine Stellungnahme abgeben könnte, für den MDK, in der Sie Dich noch nicht wieder arbeitsfähig sieht.

Ich drück Dir jedenfalls die Daumen, dass es gut für Dich wird. Nicht nur mit dem Krankengeld, sondern auch der Gesundheit und vielleicht ja einem besseren Job.

VG Dys

29.01.2023 16:14 • x 1 #6

Darf die Krankenkasse sich so einfach über die Krankschreibung eines Arztes hinweg setzen und einen nach Aktenlage für gesund erklären?
Ich würde mich da mal schau machen.

29.01.2023 17:15 • x 1 #7

@Dys vielen lieben Dank Dys für deine Ratschläge und lieben Worte.

Meine Therapeutin ist leider in Urlaub, aber vielleicht kann ich dem MDK anbieten das sie etwas nachreicht. Meine Hausärztin hat mir auch ein Formular für die Krankenkasse mitgegeben bzgl. Reha. Das Formular hab ich per Post an die Krankenkasse geschickt, aber bisher noch nichts gehört.

Ich bin auch ein ehrlicher Mensch und werde so sein wie ich bin und alles erzählen was mich belastet. Vorspielen kann und werde ich nicht, denn so was kann nicht gut gehen. Wenn ich im Gespräch weinen muss, dann weine ich oder eben nicht. Manche können das auf Knopfdruck, aber ich nicht.

Meinst du ich kann erwähnen, dass mein Hund mein einziger Halt ist. Durch ihn versuche ich gerade wieder etwas Struktur in mein Leben zu bekommen. Wenn er nicht wäre, wäre ich schon längst nicht mehr hier.

29.01.2023 17:16 • #8

@hlena so wie ich im Internet gelesen habe, ist das möglich und gar nicht selten.

29.01.2023 18:28 • x 2 #9

Zitat von Simimu:
@hlena so wie ich im Internet gelesen habe, ist das möglich und gar nicht selten.

Das ist in der Tat so, allerdings kann die Krankenkasse das nur, wenn der MDK das so entscheidet und wenn dem etwas nicht schlüssig erscheint, macht er das wohl. Allerdings gehts da auch nur ums Krankengeld. Damals als man mir das androhte, bzw. meinte ich soll wieder arbeiten gehen, hatte ich ja widersprochen und der Krankenkasse auch gleich gesagt, wenn sie mir das Krankengeld nicht weiterzahlen, würden sie es halt nachzahlen wenn mir das Sozialgericht letztlich den Anspruch bestätigt. Daher in jedem Fall weiter nahtlos vom Doc krankschreiben lassen, auch wenn die Kasse sich erstmal verweigern sollte.

@Simimu, das mit deinem Hund würde ich auf jeden Fall ansprechen. Tatsächlich war mein Kater mein einziger wirklicher Freund, obwohl ich meine Frau und unsere Katze lieb habe. Er war ein ganz besonderes Lebewesen und total auf mich fixiert. Leider starb er vor 9 Wochen.

29.01.2023 19:36 • x 1 #10

@Dys Tiere sind was wunderbares, akzeptieren uns wie wir sind und sind gute Zuhörer und Seelentröster.

Mein herzliches Beileid zu deinem Verlust. Wünsch dir viel Kraft.

29.01.2023 20:18 • x 3 #11

Hallo, ich hab von zwei Bekannten die zum MDK mussten gehört, dass man nichts davon sagen soll, falls man selbst gefahren ist zu dem Termin. Lieber sagen, meine Freundin hat mich gefahren oder so. Keine Ahnung, ob das wirklich wichtig ist, aber vielleicht ein kleiner Tipp. Alles Gute dir. Lg ilse77

30.01.2023 12:17 • x 3 #12

Hallo,

wenn der MdK wegen einer Arbeitsunfähigkeit eine persönliche Begutachtung ansetzt, bedeutet dies, daß die behandelnden Ärzte/Therapeuten die Arbeitsunfähigkeit nicht ausreichend begründet haben.

Wenn es um eine eingehende Begutachtung geht und nicht nur eine Besprechung der Aktenlage, kann dies bei psychischen Erkrankungen durchaus auch mal (mit Pausen) 3-5 Stunden dauern.

Du solltest Dich folgendermaßen darauf vorbereiten:

- Am Abend vorher alle Umstände - insbesondere Einschränkungen - stichwortartig auf einem Notizzettel formulieren.
- Dich auf eine längere Dauer einrichten und zB Getränke und/oder Lektüre einpacken.
- Dich nach Möglichkeit von einer Vertrauensperson begleiten lassen, die zB bezeugen kann, wie lange die Begutachtung gedauert hat.
- Bei Unstimmigkeiten bzw. unangemessenem Verhalten des/der Gutachter*in sofort Notizen machen.

Natürlich darf eine Krankenkasse eine ärztliche AU-Bescheinigung überprüfen und muss dies in bestimmten Fällen sogar. Und der angebliche Tip mit dem Fahren ist so pauschal Quatsch.

30.01.2023 12:27 • x 1 #13

Der Tipp mit den Stichpunkten finde ich besonders hilfreich.
Das mache ich z.B.vor jedem Arztbesuch.

30.01.2023 12:28 • #14

@Albarracin Vielen Dank für deine Informationen und Tipps.

30.01.2023 12:35 • x 1 #15

Bei mir war es bei einem Gutachter der Rentenversicherung Thema, wie ich angereist bin. Da gings aber um die Fahrtkosten Erstattung. Ich sagte auch dass ich mit dem Auto da bin, weil die Anbindung mit öffentlichen schlecht ist und ich ohnehin meine Probleme habe, öffentliche zu nutzen, wegen der vielen Menschen. Es ist ja auch nicht zwangsläufig so, dass wenn man Auto fahren kann, dann auch uneingeschränkt arbeitsfähig ist.

06.02.2023 12:05 • x 3 #16

Heute Morgen war ich nun beim MD. Die ganze Aufregung war unnötig, da der Arzt gleich gesehen und gemerkt hat, dass es mir wirklich nicht gut geht. Er hat kurz Blutdruck und Puls gemessen und dann viel mit mir geredet. Seiner Meinung nach bin ich definitiv nicht arbeitsfähig und das wird er auch der Krankenkasse so mitteilen.
Jetzt heißt es abwarten was die Krankenkasse daraus macht.
Noch mal vielen Dank für eure Ratschläge, die haben mir sehr geholfen und mich auch etwas ruhiger gemacht vor der Begutachtung.

06.02.2023 12:43 • x 1 #17

Hallo @Simimu,
schön das zu lesen. Ich hoffe Du hast jetzt die Zeit, Dich ohne äußere Zwänge deiner Genesung zu widmen und wünsche Dir alles Gute dafür.

VG Dys

06.02.2023 12:48 • x 1 #18

Hallo Dys,
vielen Dank, dass hoffe ich auch

VG Simi

06.02.2023 13:26 • x 1 #19

Hallo,

bitte nicht vergessen:
Sollte die Entscheidung des MdK trotzdem nachteilig für Dich sein, kannst Du auch Widerspruch einlegen. Erst für die dann evtl. notwendige zweite Untersuchung ist in den Richtlinien festgeschrieben, daß diese durch einen Fachmediziner erfolgen muß.

06.02.2023 13:58 • #20

@Albarracin Danke für den Hinweis!

06.02.2023 15:48 • #21

@Albarracin
Danke,daß man Widerspruch einlegen kann,wußte ich.
Aber nicht,ďaß es dann ein Fachmediziner sein muß.

x 4#22

Hallo Simimu,

07.02.2023 11:12 • x 3 #22

Hallo,

die ganzen Grundlagen für Arbeitsunfähigkeit habe ich hier
arbeitsunfaehigkeit-krankschreibung-was-ist-wichtig-t1679.html
zusammengefasst.
Es lohnt sich idR, die Hinweise in diesem Forumsbereich vollständig zu lesen

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