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Zwischenmenschliches verstehen

Pilsum
Zitat von Kate:
Und dennoch kommt es so häufig zu Missverständnissen. Man sagt was und der andere versteht es falsch. Gerade in schriftlicher Form passiert das schnell und man bekommt es mitunter gar nicht mit, und dann schwelt die Stimmung.


Ja, da hast Du leider völlig Recht.
Das passiert aus mindestens drei Gründen.

Erstens weiß man nicht, welche seelische Entwicklung ein Mensch in seinem Leben genommen
hatte. Wir haben ja kein Schild an der Stirn, auf welche Wörter und Formulierungen wir
empfindlich, also mit Angst reagieren.

Zweitens weiß man nicht, ob der Gesprächspartner sich im Moment in einer guten Stimmung
befindet oder ob er gerade schlecht gestimmt ist und ernste Sorgen und Probleme hat.

Drittens gehen wir oft davon aus, dass der Gesprächspartner ähnlich denkt, wie wir.
Das scheint aber oft falsch zu sein. Außerdem können uns Gesprächspartner selten sagen,
auf was genau sie mit Angst und Aggressionen reagieren. Sie kennen sich oft selbst noch
nicht gut genug.

Versucht man nun in Gesprächen schon vorher alles zu vermeiden, was den anderen
kränken könnte oder ihm Angst macht und weh tun könnte, dann braucht man sich letztlich im Grunde
nicht mehr zu unterhalten. Man kann dann gar nicht mehr sagen, was man
eigentlich denkt.
Aus diesem Grund erfolgen hier in so einen Depressionsforum auch teilweise Gespräche,
die eine künstlich erzeugte Vorsicht enthalten. Nach dem Motto.
Hallo, lass uns miteinander reden.
"Sage mir was Du denkst, ab bitte nicht ganz ehrlich". Weil zu viel ehrliche Meinung
vertrage ich nicht so gut.

15.03.2021 10:32 • x 5 #31


E
Ich fände in dem Zusammenhang auch wichtig, auf die Richtigkeit der Wortwahl zu achten.

Für mich ist es ein Unterschied, wenn ich schreibe:
Du hast mich verletzt oder
Ich fühle mich von dir verletzt

Das sind zweierlei Paar Stiefel.
Beim ersteren unterstelle ich Absicht, beim zweiten zeige ich, wie das bei mir ankommt und biete im Idealfall an, darüber zu sprechen.

Mein Chef hat sich mal eine Weile sehr launisch verhalten.
Irgendwann sagte er zu mir:
Gell, Frau Resi, ich bin manchmal ein A**loch.
Nö, sagte ich, Sie sind keins, aber Sie benehmen sich manchmal wie eins.

Ich finde es wirklich wichtig, darauf zu achten zu differenzieren- und in unserer Sprache kann man das wirklich sehr gut.

15.03.2021 18:23 • x 6 #32


A


Hallo Pilsum,

Zwischenmenschliches verstehen

x 3#3


Kate
Zitat von Resi:
Das sind zweierlei Paar Stiefel.
Beim ersteren unterstelle ich Absicht, beim zweiten zeige ich, wie das bei mir ankommt und biete im Idealfall an, darüber zu sprechen.

stimmt absolut.

15.03.2021 18:27 • x 3 #33


Mabaja
Hallo Bernhard,

Zitat von Pilsum:
Versucht man nun in Gesprächen schon vorher alles zu vermeiden, was den anderen
kränken könnte oder ihm Angst macht und weh tun könnte, dann braucht man sich letztlich im Grunde
nicht mehr zu unterhalten. Man kann dann gar nicht mehr sagen, was man
eigentlich denkt.


Es kommt darauf an, mit welcher Absicht ein Gespräch geführt wird. In einer politischen Debatte muss ich zwar nicht beleidigend werden, kann aber ansonsten alles sagen, was ich denke. Da ist es von vornherein meine Absicht, meine Vorstellungen, meine Forderungen, meine Meinung mitzuteilen.
Möchte ich ein Gespräch führen, um Hilfestellung in einem persönlichen Bereich zu geben, ist es sinnvoller, Rücksicht zu zeigen, um Vertrauen aufzubauen. Wenn ich helfen will, geht es nur auf dem Weg, dass es verständnisvoll ankommt. Erzeuge ich mit meinen Äußerungen Widerstand, geht nichts mehr.

Ich halte mich nicht für unehrlich, wenn ich nicht alles sage, was ich denke. Meine eigene Meinung hab ich ja trotzdem, auch ohne jemanden mit ihr verletzen zu müssen. Mir ist es wichtiger, so lange wie möglich im Austausch zu bleiben. Der sichere Tod eines Gesprächs ist allerdings für mich eine wütende Antwort. Wut nehme ich immer persönlich, weil Wut einfach ein sehr starker Ausdruck von Ablehnung ist.

15.03.2021 18:33 • x 2 #34


E
Zitat von julienne:
Wut nehme ich immer persönlich, weil Wut einfach ein sehr starker Ausdruck von Ablehnung ist.

Sehe ich anders.
Wut ist erst einmal ein starkes Gefühl bei meinem Gegenüber, was erstmal nichts negatives mit mir zu tun haben muß.
Denk mal, wie oft Kinder wütend auf ihre Mütter sind, weil sie etwas verbieten.


Aggression ist da was anderes, aber auch da ist es oft so, daß der Emotions-Stau beim gegenüber ausbricht und nichts mit mir zu tun haben muß.

15.03.2021 18:41 • x 5 #35


Jedi
@Pilsum

Zitat von Pilsum:
Aus diesem Grund erfolgen hier in so einen Depressionsforum auch teilweise Gespräche,
die eine künstlich erzeugte Vorsicht enthalten

Ja, dass wird sicher hier auch nicht selten vorkommen.
Natürlich erfordert die Kommunikation in einem Depressions-Forum noch ein anderes Miteinander,
wie ich es im RL pflege.
Wir lernen uns nur durch die geschriebenen Beiträge kennen u. ist es manchmal auch nicht so einfach,
dass rüber zu transportieren, was wir eigentlich gerne verstanden haben wollen.
Oft ist es in unserem Kopf u. bleibt auch im Kopf u. lässt sich schwer mit den richtigen Worten hier aufschreiben.
Wenn wir das im Hinterkopf behalten, wäre es sinnvoll, sich auch Mutig genug zu trauen, Rückfragen zu stellen,
wenn es beim lesen nicht deutlich wird, was der Andere uns wirklich Mitteilen wollte.
Auch wenn sich Verärgerung bei uns regt, villt. einmal Nachfragen u. villt. lässt es sich so dann auch
ein mögliches Missverständnis auflösen.

Ich persönlich hole mir nun nicht immer eine Erlaubnis vorher von dem User ein, wenn ich auf einen Beitrag dieses User
Antworten schreibe. Es wäre für mich aber auch völlig Ok, wenn dann dieser User mir schreiben würde,
dass er von mir keine Antworten erhalten möchte.
So könnte man auch Konflikte entschärfen u. man bräuchte sich dann wegen der Antworten nicht zu ärgern oder
es zu einem Streit ausweiten zu lassen.

So sollte man auch versuchen immer bei sich zu bleiben u. von seinen persönlichen Erfahrungen schreiben.
Ein Hinweis darauf, dass es sich um pers. Erfahrung oder Meinung handelt, dann lernt das Gegenüber,
auch dieses Mitglied besser kennen u. kann das Geschriebene villt. in Zukunft besser einschätzen, was gemeint sein könnte.
---------------------------------
Zitat von Kate:
Und dennoch kommt es so häufig zu Missverständnissen.
Man sagt was und der andere versteht es falsch.

Und so entstehen tatsächlich Missverständnisse, denn man sagt hier nicht was, sondern wir schreiben hier nur u.
es fehlt die Gestik u. die Mimik dessen, was wir vermitteln wollten.
------------------
Zitat von Kate:
Gerade in schriftlicher Form passiert das schnell und man bekommt es mitunter gar nicht mit,
und dann schwelt die Stimmung.

Da stimme ich Kate zu, dass es in schriftlicher Form schnell passieren kann.
Aber gehört es nicht auch zu einem Erwachsenen-Verhalten, es nicht in uns schwelen zu lassen, sondern uns trauen,
da dann Nachzufragen - Habe ich Dich da jetzt richtig verstanden ? - Ich habe es so verstanden ! - u. villt.habe ich
es auch nur falsch verstanden ?
So kann der Andere darauf reagieren u. es kann dann so geklärt werden.
Weitreichende Konflikte, durch Unterstellungen oder gar durch eine unpassende Wortwahl, gar Respektlosigkeit,
könnte dadurch vermieden werden.

Wenn man nur schriftlich miteinander Kommuniziert, sich persönlich nicht kennengelernt hat,
bestehen da sicherlich besondere Anforderungen.
Gegenseitiges Vertrauen stellt auch sicher eine höhere Anforderung an uns, wenn wir in den Austausch gehen.

Aber mögliche Fallstricke, kann man mit guten Willen, sicherlich auch überwinden !
So meine persönliche Meinung !

15.03.2021 19:01 • x 5 #36


Pilsum
Zitat von Resi:
Ich fände in dem Zusammenhang auch wichtig, auf die Richtigkeit der Wortwahl zu achten. Für mich ist es ein Unterschied, wenn ich schreibe: Du hast mich verletzt oder Ich fühle mich von dir verletzt Das sind zweierlei Paar Stiefel.


Da bin ich völlig Deiner Meinung.

Frage:
Was muss passieren, damit ein Mensch der gern sehr gefühlsmäßig denkt und spricht,
auf seine Wortwahl achtet?
Ist da oftmals nicht schon etwas ausgesprochen, was man auf den zweiten Blick lieber
anders gesagt hätte?

16.03.2021 10:09 • x 3 #37


Kate
Zitat von Pilsum:
Was muss passieren, damit ein Mensch der gern sehr gefühlsmäßig denkt und spricht,
auf seine Wortwahl achtet?

Warum muss er darauf achten?
Zitat:
Ist da oftmals nicht schon etwas ausgesprochen, was man auf den zweiten Blick lieber
anders gesagt hätte?


Soweit sollte man sich bei einer Unterhaltung/Diskussion natürlich im Griff haben. Man kann sehr gefühlsbetont reden und schreiben ohne zu beleidigen, falls Du das meinst.

Liebe Grüße Kate

16.03.2021 10:19 • x 1 #38


Pilsum
Zitat von julienne:
Mir ist es wichtiger, so lange wie möglich im Austausch zu bleiben. Der sichere Tod eines Gesprächs ist allerdings für mich eine wütende Antwort. Wut nehme ich immer persönlich, weil Wut einfach ein sehr starker Ausdruck von Ablehnung ist.


Dies mache ich etwas anders.
Wenn es mir nicht gefällt, wie ein Gespräch läuft, breche ich es auch schon mal frühzeitig ab.

Wut nehme ich schon lange nicht immer persönlich.
Wut ist für mich nur teilweise ein Ausdruck von Ablehnung einer Person.
Für mich ist Wut meistens das Signal, dass ich jemandem zu Nahe gekommen bin, dass sich jemand
gegen meine Forderung und Wünsche kaum wehren kann. Dass sich jemand wegen etwas extrem
unwohl fühlt und keine Argumente oder Fluchtmöglichkeit mehr hat.

16.03.2021 10:19 • x 5 #39


Pilsum
Zitat von Jedi:
Wir lernen uns nur durch die geschriebenen Beiträge kennen u. ist es manchmal auch nicht so einfach,
dass rüber zu transportieren, was wir eigentlich gerne verstanden haben wollen.
Oft ist es in unserem Kopf u. bleibt auch im Kopf u. lässt sich schwer mit den richtigen Worten
hier aufschreiben.


Warum siehst Du das so, dass es beim Schreiben schwieriger ist Inhalte und Gefühle zu transportieren, als
wir es beim Sprechen machen?
Hat das aufschreiben nicht den besonderen Vorteil, dass wir beim Schreiben deutlich langsamer
denken und so viel besser transportieren können, was wir wirklich meinen?

16.03.2021 10:32 • x 4 #40


Pilsum
Zitat von Kate:
Pilsum:
Was muss passieren, damit ein Mensch der gern sehr gefühlsmäßig denkt und spricht,
auf seine Wortwahl achtet?

Kate
Warum muss er darauf achten? Soweit sollte man sich bei einer Unterhaltung/Diskussion natürlich im
Griff haben. Man kann sehr gefühlsbetont reden und schreiben ohne zu beleidigen, falls Du das meinst.


Ich finde, man solllte auf seine Worte und Formulierungen achten, weil man schnell mal jemanden
mit etwas sprachlich sehr verletzen kann. Dies ist mir ja hier im Thema schon heftig passiert.


Zitat:
Soweit sollte man sich bei einer Unterhaltung/Diskussion natürlich im Griff haben. Man kann sehr gefühlsbetont
reden und schreiben ohne zu beleidigen, falls Du das meinst.


Hier stimme ich Dir zu. Ich meinte eigentlich aber mehr etwas anderes.
Beim Sprechen und Schreiben transportieren wir in jedem Satz eine Information, die auf unsere
Gefühle im Unterbewusstsein trifft. (Die Werbung nutzt so etwas ganz stark aus.)
Wenn man sich darüber nicht bewusst wird, wird man oft auf etwas positiv oder negativ reagieren
was der andere gar nicht sagen wollte. Oder genau doch sagen wollte, es aber angeblich so gar
nicht gemeint hat.

16.03.2021 10:45 • x 1 #41


T
Ich stimme @Pilsum in ganz vielen Dingen zu, die er (wahlweise sie) geschrieben hat. Ich finde gewaltfreie Kommunikation, egal ob mündlich oder schriftlich, trotzdem schwierig. Im Grunde kann alles, was gesagt wird, falsch oder richtig sein, je nachdem welche Knöpfe man beim anderen drückt.

Beispiel: Hunde sind grundsätzlich was schönes, außer man hat Angst vor denen. Dann kann alleine das Wort schon Panik auslösen. Und so ist es mit allem. Schweigen ist zum Beispiel auch Kommunikation, die sehr verletzend sein kann...ohne das auch nur eine Silbe ausgetauscht wurde.

Und auf Ich pinkel dir jetzt mit Absicht ans Bein will ich gar nicht eingehen. Wie das funktioniert, wissen wir alle.

16.03.2021 10:55 • x 3 #42


E
Zitat von Pilsum:
Ich finde, man solllte auf seine Worte und Formulierungen achten, weil man schnell mal jemanden
mit etwas sprachlich sehr verletzen kann. Dies ist mir ja hier im Thema schon heftig passiert.


Ich finde, dass ist so beschränkend und selbstgerecht ( aus der Position des Gegenübers ) ..

Genau deswegen halte ich mich aus vielen Themen hier mittlerweile raus.

Mega anstrengend, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen und immer Verantwortung auf den.. vermeintlich falsche Worte wählenden.. zu legen.

Wenn mich etwas verletzt oder ich mich angegriffen fühle, kann ich es sagen und klären. Oder ich lasse es, weil es mir nicht wichtig ist.

Aber von anderen etwas Erwarten, weil ich selbst etwas nicht vermag?

Schwierig.

16.03.2021 10:59 • x 5 #43


T
@ClaraFall

Ist aber schade, wenn dadurch dann keine anregenden Diskussionen mehr zustande kommen. Wird doch erst interessant, wenn gegenteilige Meinungen (im positiven Sinne) aufeinanderprallen. Dadurch wird nachdenken provoziert, lernen möglich, andere Denkweisen sichtbar. Alles andere finde ich stinklangweilig.

Im Zweifelsfall immer nachfragen: Wie genau meinst du das? Habe ich dich richtig verstanden, wenn ich das so und so interpretiere? Das ist mein Weg, auch wenn ich manchmal bockig reagiere. Letzteres kann man übrigens auch thematisieren.

16.03.2021 11:08 • x 2 #44


A


Hallo Pilsum,

x 4#15


Pilsum
Zitat von ClaraFall:
Ich finde, dass ist so beschränkend und selbstgerecht ( aus der Position des Gegenübers ) .. Genau deswegen halte ich mich aus vielen Themen hier mittlerweile raus. Mega anstrengend, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen


Wie meinst Du das? Hier verstehe ich Dich noch nicht.

Niemand braucht jedes Wort auf die Goldwage zu legen. Genau deswegen reden wir ja hier darüber,
dass man das möglichst nicht braucht.

Auf die Goldwaage legen braucht man sein Worte natürlich nicht. Aber persönlichen Respekt dem anderen
gegenüber, sollte man möglichst an jeden, in allen Sätzen übermitteln.
Oder findest Du dies nicht?

16.03.2021 11:19 • x 1 #45

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