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Woher nehmt ihr die Kraft jeden Tag neu zukämpfen?

Oljafrie32
Hallo ihr lieben
Woher nehmt ihr die Kraft jeden Tag neu zu kämpfen auch wenn der Kampf gegen die Angst so unüberwundbar scheint?

07.10.2018 11:29 • x 2 #1


JuliaW
Hallo Oljafrie,

interessante Frage, danke dafür. Meine Kraftquellen sind vielfältig und haben mir durch schwierigste Situationen hindurch geholfen:

    Anfangs war es einfach nur der Gedanke Es hat einen Weg rein gegeben, also muss es auch mindestens einen Weg wieder raus geben.
    Meine Beharrlichkeit einfach weiterzumachen, auch wenn jahrelang kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen war.
    Kleine Fortschritte, die das Image der Unüberwindlichkeit ankratzen. Bei mir ist das Ganze sehr körperlich, das heißt die Ausreißer und das Hochdrehen in den emotionalen Bereich hatte ich nur selten, was vermutlich daran liegt, dass ich mich schon vorher intensiv mit Emotionsregulation befasst und das schon ziemlich gut im Griff hatte. Deshalb habe ich mich stark mit der körperlichen Dimension von Angst auseinandergsetzt und immer neue Informationen gefunden, mit denen ich expirimentiert habe. Irgendwann habe ich begriffen, dass zum Fortschritt anscheinend auch Rückschritte dazugehören und davon habe ich mich dann nicht mehr verrückt machen lassen, wenn es wieder heftiger wurde... hunderttausend Mal... Millionen Mal... egal, einfach weitermachen und auf den nächsten Fortschritt hinarbeiten...
    Dem Ganzen einen Sinn geben. Ich habe beschlossen: Wenn ich schon da durchgehen muss, dann bringe ich so viele Erkenntnisse wie möglich mit, damit diese vielleicht anderen helfen mögen.
    Einmal, als nichts anderes mehr half, habe ich einfach nur dagesessen und ununterbrochen vor mich hingemurmelt: Ich habe das schon mal geschafft und mich damit beschworen. Es war ein Gefühl wie über dem Abgrund hängen und dieser Satz war das einzige, was mich noch hielt. Nach einer halbe Stunde wurde es besser.
    Und dann gab es da noch die Lieutenant Dan-Momente. Wenn ich überhaupt nicht mehr konnte und am verzweifeln war, habe ich es mit Lieutenant Dan aus dem Film Forrest Gump gehalten, der in einer Szene im heftigsten Sturm oben auf dem Mast eines Kutters saß, Gott anbrüllte und ihn herausforderte: Soll das schon alles gewesen sein?! - ich habe nicht Gott herausgefordert, sondern die Angst.
    Und letztlich die unerschütterliche Überzeugung, dass es möglich ist. (Woher die kommt, weiß ich nicht genau, doch sie war immer da und hat mich angetrieben.)

Liebe Grüße,
Julia

07.10.2018 13:00 • x 2 #2


A


Hallo Oljafrie32,

Woher nehmt ihr die Kraft jeden Tag neu zukämpfen?

x 3#3


Oljafrie32
und hast du es geschafft?
UND HAST DU MEDIKAMENTE GENOMMEN?

07.10.2018 13:01 • #3


JuliaW
Ich antworte zuversichtlich mit ja. Ich bin noch nicht ganz durch, doch ich weiß, dass es jetzt nur noch eine Sache der Übung ist. Und auf dem Weg habe ich die Geduld gelernt, das jetzt einfach weiter durchzuziehen.

Es gibt viele Situationen, die mich früher komplett aus der Bahn geworfen haben, die heute nur noch eine minimale Aktivierung auslösen. In den Hoch-Zeiten gab es nichts mehr, was ich als sicher empfunden habe: keinen Ort, keinen Menschen, nichts. Das ändert sich jetzt gerade wieder. Das war ein heißer Ritt, zumal ich auf Medikamente verzichtet habe. Doch aus eigener Erfahrung kann ich rückblickend sagen, dass ich es für möglich halte. Aus meiner Sicht ist es eine Frage der passenden Werkzeuge, die für einen funktionieren, und wahrscheinlich auch das Wissen, dass es möglich ist. Ich weiß nicht, wo ich rausgekommen wäre, wenn ich diese Zuversicht verloren hätte. Habe ich nicht und ich bin fest davon überzeugt, dass ich mir mein Leben komplett zurückhole

Liebe Grüße,
Julia

07.10.2018 13:17 • x 2 #4


Oljafrie32
Wie lange hast du jetzt dafür gebraucht?

07.10.2018 14:11 • #5


JuliaW
Wie lange habe ich gebraucht? Hhmm. Das kommt darauf an wie Du es betrachtest. Anfang 2016 habe ich mich komplett zurückgezogen, weil es gar nicht mehr ging und ich wusste, dass der einzige Ausweg war, eine Lösung zu finden. Allerdings würde die Nennung dieses Zeitpunkts die Tatsache verzerren, dass ich seit 2005 mit psychischen Themen zu tun habe und mich in diesem Zusammenhang eben auch stark mit Emotionsregulation befasst hatte. Wenn ich die Beiträge anderer hier lese, bin ich fest davon überzeugt, dass ich dadurch einen enormen Vorteil hatte und auch dass es diesem Fakt zuzuschreiben ist, dass ich diesen Weg ohne Medikamente gehen konnte (was ich niemandem empfehlen würde, nur weil ich es so gemacht habe). Auch würde ich den Zeitrahmen eines anderen nicht zum Maßstab für mich erheben. Wir sind alle einzigartig. Jeder braucht seine Zeit und ich halte es für kontraproduktiv sich unter Druck zu setzen.

Wie sieht es denn bei Dir aus? Woher nimmst Du die Kraft, jeden Tag wieder aufzustehen und zu kämpfen?

Liebe Grüße
Julia

07.10.2018 16:14 • #6


Oljafrie32
Meine Schwester heist auch Julia W. Und sie hatte auch eine Angststörung gehabt ,die sie ohne Medikamente in den Griff bekommen hat und nur noch ganz selten eine Panickattacke. Nur wenn sie wirklich ganz viel Stress hat und es nicht rechzeitig merkt. naja zurück zum Thema
Ich habe seit April damit zu tun. Also dieses extreme und ich wünsche ich hätte mich schon früher mit dem Thema beschäftigt dann hätte ich gemerkt dass ich schon lange eine Angsstörung habe und hätte dem Ausbruch entgegen steuern können.
Ich war immer ein Sorgvoller Mensch. und auch ängstlich. Besonders ängstlich wurde ich als meine Kinder bekamm. aber es war alles noch im Rahmen. Ich dachte das wäre halt mein Charakter . Da meine Mama eben auchh so ist.
zurück zu deiner Frage. Momentan fällt es mir sehr schwer optimistisch zu bleiben. ich erwarte vieleicht zu schnell eine Besserung. Und ich hatte schon so schlimme Rückschläge . vieleicht weil ich zu hohe Ziele gesetzt habe. und nach jedem Rückschritt wurd ich depremierter. Ich hatte sogar einmal das Erlebnis dass ich eine Panickattacke anwenden konnte und dann habe ich mich so dadrüber gefreut dass dieses Gefühl der Freude eine noch schlimmere Attacke die dann 2 Tage ging auslöste. Danach war ich fix und fertig.
mich mootivieren nur die Kinder. aber selbst das fällt mir immer schwerer. und selbst wenn ich einigermasen guten Tag hatte kann ich ihn nicht richtig geniesen weil ich weis dass die nächste Attacke schon bald kommt

07.10.2018 17:33 • #7


JuliaW
Dieses Warten auf die nächste Panikattacke (oder die Angstsymptome) sowie das Erleben des Ausgeliefertseins und der Machtlosigkeit können einen ganz schön zermürben. Da ist es wenig verwunderlich, dass es Dir schwerfällt optimistisch zu bleiben. Deshalb gilt es Wege zu finden, aus diesem Wartezustand herauszukommen und sich selbst in die Lage zu versetzen, auch mit den Rückschlägen umgehen zu können.

Es gibt diese Möglichkeiten und wenn ich es richtig verstanden habe, hast Du Dich schon um einen Therapieplatz gekümmert, kannst damit allerdings erst in 8 Monaten starten. Das kommt wahrscheinlich nicht nur mir lang vor. und auch das kann einen runterziehen: Hilfe in Sicht und dann eben doch nicht verfügbar. Hast Du mal in Erwägung gezogen die Wartezeit mit einer Online-Therapie zu überbücken? Selfapy bietet beispielsweise einen Kurs zu Panikstörungen an (https://www.selfapy.de/panik/). Keine Ahnung, ob das für Dich passt. Es gibt inzwischen diverse Anbieter, am besten mal googeln, wenn es Dich interessiert.

Tu etwas, um diesem deprimierten Zustand entgegenzuwirken. Jeder kleine Schritt, den Du unternimmst, zählt. Jeder Schritt zeigt Dir, dass Du nicht ausgeliefert bist. Es ist nicht rosarot, Rückschritte werden passieren, das ist einfach so und damit gilt es sich zu arrangieren. Es tut gut, etwas unternehmen zu können und damit der Angst zu zeigen, dass sie zwar noch die Macht zu haben scheint, Du aber auf dem Weg bist, sie Dir zurückzuholen. Wenn Du verstehst wie die Mechanismen der Angst funktionieren, entziehst Du ihr damit die Grundlage.

Wenn Du magst, erzähle ich Dir mehr von der körperlichen Seite der Angst. Vielleicht reicht es aber auch schon, wenn Du die nächste Zeit nutzt, um Dich schon mal psychologisch betreuen zu lassen? Wobei ich das weniger als entweder-oder sehe, sondern mehr im Sinne sowohl-als-auch.

Liebe Grüße,
Julia

PS: Schöne Grüße unbekannterweise an Deine Schwester, meine Namensvetterin Julia W.

07.10.2018 20:28 • #8


Oljafrie32
ja gerne. bin für alle tips offen

08.10.2018 07:58 • #9


JuliaW
Die körperliche Seite der Angst. Wo fange ich an? Wie mache ich es kurz? Und vor allem: Was könnte Dir helfen?

Im Volksmund heißt es Die Angst schnürt mir die Kehle zu, ich bekomme kalte Füße oder mir sitzt die Angst im Nacken. Darin spiegelt sich die körperliche Seite der Angst. Angst hat für mich und mein Empfinden vor allem etwas mit Enge zu tun, körperlicher Enge. Das kann sich langsam einschleichen, oft merken war das gar nicht, dass unsere Muskulatur mehr und mehr verspannt. Vielleicht registrieren wir, dass wir etwas schreckhafter werden, vielleicht auch nicht. Die Anforderungen des Alltags lassen unser Nervensystem immer wieder anspringen: Stress bei der Arbeit, Stress in der Familie oder einfach nur, weil man sich zu viel vorgenommen hat und mal wieder nicht alles schafft, vielleicht eine kleinere oder größere körperliche Verletzung zwischendurch, Angst vor irgendeiner Aufgabe und natürlich noch eine Portion Stress. Das alles hinterlässt seine Spuren in unserem Nervensystem, der Muskulatur und dem Bindegewebe. Je länger wir im Stresszustand bleiben, desto weniger Zeit hat die Muskulatur, um zwischendurch zu entspannen und irgendwann vergisst sie wie Entspannung funktioniert (sensomotorische Amnesie). Die Muskeln bleiben chronisch angespannt. Das ist der Beginn von körperlichen Fehlhaltungen, die in vielen Fällen auch die Atmung beeinträchtigt. Und wir merken das nicht mal bis irgendwann Angst oder Panik auftauchen. Anscheinend aus dem Nichts.

Genau an diesem Punkt habe ich angesetzt: Meine chronisch verspannte Muskulatur wieder zu entspannen. Mein Körper war wie ein Gefängnis für mich. Meine Bauchatmung war zum Erliegen gekommen, ich atmete nur noch in den Brustkorb und jeder Atemzug schmerzte. Die Muskulatur war überall angespannt und ich hatte keine Chance mehr sie zu entspannen und steckte dauerhaft in einer Körperhaltung, die ein Körpertherapeut als Schraubstock bezeichnete. Mein Nervensystem war im Daueralarmzustand.


Tipps - Was mir geholfen hat und was ich jedem empfehlen würde: 1) Zusammenhänge verstehen lernen und 2) Körpertherapie, um die chronisch verspannte Muskulatur wieder zu lockern (natürlich parallel zu allem anderen, nicht als Ersatz).


1) Informationen finden, die die Zusammenhänge erklären.
Je besser ich die Zusammenhänge im Körper sowie zwischen Körper und Psyche durchschaut habe, desto weniger habe ich emotional auf die nächste Auslösung reagiert. Die körperlichen Symptome hatte ich weiterhin, doch die emotionale Angst war deutlich verringert (heute habe ich das so gut wie gar nicht mehr - ein Vorteil des kontinuierlichen Trainings ).


    Embodiment: Die Wechselwirkung von Körper und Psyche verstehen und nutzen
    von Maja Storch, Benita Cantieni, Gerald Hüther, Wolfgang Tschacher https://www.amazon.de/Embodiment-Wechse..._1?ie=UTF8
    Ein Buch geschrieben von Fachpersonen aus vier verschiedenen Disziplinen, die den Zusammenhang zwischen Körper und Psyche jeder aus einer anderen Perspektive beleuchten (Kognitionswissenschaften, Psychologie, Neurobiologie und Körperarbeit). Hierin wird u.a. erklärt, wie die Körperhaltung auf die Gefühle wirkt.

    Beweglich sein - ein Leben lang: Die heilsame Wirkung körperlicher Bewusstheit. Mit Übungsprogramm
    von Thomas Hanna https://www.amazon.de/Beweglich-sein-k%..._1?ie=UTF8
    Dieses Buch ist der Grund, warum ich mir sicher war, dass ich den körperlichen Angstzustand würde beheben können. Der Autor gibt Einblicke in den Zusammenhang zwischen Nervensystem und Muskulatur und erklärt den Stopp-Reflex auch als Schreckreaktion bzw. Fluchtreaktion bekannt - ein Reflex, der beim Überleben hilft und eben im Dauer-Aktivierungszustand zu Angst führen kann.

Ich habe noch eine ganze Reihe weiterer Bücher gelesen, doch die zwei bringen es gut auf den Punkt. Eine sinnvolle Ergänzung ist diese Website:



2) Körpertherapie
Alles Wissen hilft nicht viel, wenn man es nicht anwendet. Um die chronische Verspannung der Muskulatur und des Bindegewebes etc. aufzulockern, gibt es verschiedene Möglichkeiten: Physiotherapeuten, Therapeuten, die Akupunktur anbieten, Osteopathen, Rolfer, Triggerpunkt-Therapeuten oder Körpertherapeuten, die sich ganz konkret mit dem Stopp-Muster (siehe oben) befassen - um nur einige zu nennen. Einige Therapieformen muten esoterischer an als andere. Ich habe vieles ausprobiert, weil ich eine Lösung brauchte, da weichen Berührungsängste schnell.

Rolfing (https://rolfingverband.de/faszientherap...ge-fragen/) und die Triggerpunkt-Therapie empfand ich als besonders hilfreich. Letzteres mache ich selbst zu Hause:



Das sind meine Tipps - und natürlich: ausprobieren und experimentieren. Es gibt nicht die eine Lösung, die für alle funktioniert. Vielleicht wird es sie irgendwann geben, doch so lange gilt es zu testen und den besten Weg für sich selbst zu finden. Und auch wichtig: sich durch Rückschläge nicht abhalten zu lassen, doch das hatten wir ja schon in Beitrag # 2 dieses Themas

Vielleicht ist ja eine hilfreiche Anregung für Dich dabei?

Liebe Grüße
Julia

08.10.2018 22:51 • x 3 #10


Oljafrie32
Vielen Dank liebe Julia.
als es bei mir losging war ich schon zu diversen massagen und Therapien die du genannt hattest. aber danach ging es mir erstmal schlechter weil sich das Körpergefühl verändert hatte. und dann kam mehr die Panik. Aber ich mache zuhause jetzt jeden Tag yoga und stretching. und wenn ich wieder etwas stabiler bin dann versuche ich es noch mal mit Massagen und Akkupunktur.
Was hälst du von Hypnose?

09.10.2018 08:36 • #11


JuliaW
Das Phänomen, das Du beschreibst, habe ich ebenso erlebt. Früher konnte ich wenig anfangen mit einer Aussage wie in der verspannten Muskulatur werden Gefühle festgehalten, mit denen man nicht umgehen kann. Ich weiß auch nicht, ob es so ist, doch ich habe oft beobachtet, dass ich mich nach körperlich entspannenden Sitzungen beim Körpertherapeuten mit massiven Emotionsschüben konfrontiert sah. Seltsamerweise passierte genau dann etwas, was mich ziemlich aus der Fassung brachte und danach war ich wieder genauso verspannt wie vorher - und zutiefst frustriert. Ich könnte mir vorstellen, dass diese frei flottierenden Gefühle auch Panik auslösen können.

Ob es das nun gibt oder nicht, dass Gefühle in den verspannten Muskeln festgehalten werden, sei dahingestellt. Ich habe das einfach als Konzept (bzw. Annahme) genommen und habe damit gearbeitet. Genau deshalb habe ich mich noch eingehender mit Selbstregulation beschäftigt und schließlich die Triggerpunkt-Therapie selbst in die Hand genommen, um das Frei-Werden der Gefühle besser steuern zu können. Es hilft ja nicht, wenn man jedes Mal völlig überrannt wird. Da hat mir ein Konzept aus der Traumatherapie geholfen, das Titrieren. Dabei geht es darum, nur so viel freizusetzen, dass man es auch bewältigen kann. Freisetzen - regulieren - freisetzen - regulieren, das funktioniert für mich ganz gut.

Selbstregulation hat für mich zum einen mit den Gedanken zu tun, zum anderen mit der Bauchatmung. Je besser meine Bauchatmung in solchen Momenten funktioniert, desto schneller scheine ich die Gefühle regulieren zu können.


Was mir außerdem oft geholfen hat, sind zwei eher esoterisch anmutende Methoden, die sich sehr einfach selbst anwenden lassen:


    Der Healing Code: Die 6-Minuten-Heilmethode
    von Alex Loyd / Ben Johnson (https://www.amazon.de/Healing-Code-Die-...oding=UTF8)
    Der Healing Code ist eine Übung, die aus vier Hand-Haltungen besteht und schnell durchzuführen ist. Bei mir führt sie dazu, dass die Verspannungen punktuell weniger werden und mein Nervensystem runterreguliert. Das Buch habe ich schon mehrmals empfohlen und inzwischen haben mir andere erzählt, dass es einen Nutzen für sie hat. Ein Beispiel hatte ich hier schon mal beschrieben: burnout-ich-traue-mich-nicht-zum-arzt-t24816.html

    Heilende Berührung: Körper, Seele und Geist mit Jin Shin Jyutsu behandeln
    von Alice Burmeister und Tom Monte (https://www.amazon.de/Heilende-Ber%C3%B...ksie=UTF8)
    Jin Shin Jyutsu ist eine alte japanische Heilkunst. Sie funktioniert ähnlich wie Akupunktur, nur dass man dazu keine Nadeln braucht, sondern die eigenen Hände benutzt, es also selbst machen kann. Ich habe den Effekt nicht sofort wahrgenommen; zweimal habe ich das Buch wieder weggelegt, doch beim dritten Anlauf spürte ich ein Nachlassen der Muskelanspannung und außerdem hörte der Kopf auf zu rattern und meine Gedanken beruhigten sich. Auch hier nur punktuell, doch allein das war ein großer Fortschritt.

Es gibt sehr viele Methoden, die hilfreich sein können. Es gilt einfach den eigenen Werkzeugkasten zu füllen. Wenn Du mehr als zwei Methoden hast, um die Angst zu reduzieren, mache Dich das relativ flexibel und Du kannst der nächsten Auslösung mit mehr Gelassenheit entgegenblicken. Bei mir kommen sie immer noch, doch ich kann da inzwischen sehr gut gegensteuern. Es haut mich nicht mehr vollends aus der Bahn. Was für mich funktioniert, muss nicht unbedingt für andere funktionieren, doch oft tut es das und deshalb teile ich meine Erkenntnisse - und wenn es nur für einen Menschen hilfreich ist!

Was ich von Hypnose halte? Das hängt davon ab. Grundsätzlich glaube ich, dass es hilfreich sein kann. Und gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass das Ergebnis stark vom Therapeuten abhängt. Es ist nicht einfach nur eine Therapie-Methode, die derjenige anwendet, sondern da spielt auch dessen Persönlichkeit inkl. vorhandener Blockaden mit rein. Ich glaube, dass es sehr gute Hypnosetherapeuten gibt. Es gilt einfach sehr genau zu schauen, wem man sich anvertrauen möchte. Ich habe mehrere Hypnotherapie-Sitzungen gemacht (schon 2009). Eine war besonders hilfreich und ich hatte einen Durchbruch, bei anderen hatte ich danach eher den Eindruck, dass sie nichts gebracht oder mich sogar zurückgeworfen haben.
Zum Thema Hypnose fand ich dieses Buch hilfreich:


Liebe Grüße
Julia

09.10.2018 11:30 • x 1 #12


Oljafrie32
Hast du eine generalisierte Angsstörung oder Ansgt vor bestimmtEN Sachen?

09.10.2018 13:23 • #13


Sonne1121
Was mir geholfen hat: Die Liebe zum Leben und zur Natur. Die unerschütterliche Hoffnung, dass es wieder besser wird. Meine Psychologin, die mir einen Weg hinaus gezeigt hat.

Was mir bei der Angst geholfen hat:
Mir immer wieder zu sagen, dass die Ängste nicht die Realität sind, sondern ein Produkt meines Geistes. Aber der denkt noch viel den lieben langen Tag und ich nehme ja auch nicht alles, was es so denkt als wahre Münze.
Gezielte Stopp-Schilder im Kopf. Gerade wenn es um Zukunftsängste geht. Niemand weiss, was die Zukunft bringt und ich setze mich damit auseinander, wenn es soweit ist.
Sich mit den eigenen Ängsten konfrontieren. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die reale Situation jeweils weit weniger schlimm war, als ich befürchtete.
Sport. Hilft den Stresspegel, den du durch die Angst hast, zu senken. Schliess dich einer Gruppe an, wenn du dich alleine nicht aufraffen kannst.
Medikamente. Sie sind nicht unumstritten, aber ohne hätte ich phasenweise nicht mehr funktionieren können.
Psychotherapie. Keine Behandlung mit Medikamenten ohne Psychotherapie. Die Therapie hat mir vor allem geholfen, mich mit meinen Ängsten zu konfrontieren und mir auch immer wieder Mut gemacht.

09.10.2018 16:20 • x 3 #14


JuliaW
@oljafrie32: Deine Frage, ob ich eine generalisierte Angststörung habe oder Angst vor bestimmten Sachen, kann ich Dir gar nicht so genau beantworten. Es gibt keine Diagnose. Ich war deshalb nicht bei einem Arzt oder Therapeuten und auch nicht in Therapie. Ich habe mich einfach voll darauf konzentriert, einen Weg zu finden, die körperlichen Symptome zu lindern und zu beseitigen. Ich vermag das auch jetzt gerade nicht zuzuordnen, weil einige Symptome, die ich lese (https://de.wikipedia.org/wiki/Angstst%C3%B6rung), zutreffen und andere eben überhaupt nicht (vermutlich, weil ich, was meine Emotionen und Gedanken angeht, eben schon vorher sehr gute Steuerungsmöglichkeiten hatte). Was ich sagen kann: Mein Sicherheitsempfinden war komplett gestört. Es gab nichts mehr, was für mich sicher war oder mir Sicherheit hätte geben können - kein Mensch, kein Ort, keine Situation. Eine Auslösung folgte der nächsten, doch ich habe mich da mental und emotional eben nicht reingedreht, was mir anscheinend diverse Symptome erspart hat. Deshalb habe ich anfangs noch eher zurückhaltend geschrieben, doch irgendwann dachte ich: Symptome sind Symptome. Und wenn ich meine Emotionen über meine Gedanken steuern kann, dann wird es wahrscheinlich auch für andere möglich sein, gleiches gilt für die Auflösung körperlicher Verspannungen.

@sonne1121: Danke für Deine Liste

Liebe Grüße,
Julia

09.10.2018 17:02 • #15


Oljafrie32
Ja bei mir ist das auch so dass es nichts mehr gab was mir Sicherheit gab. Nicht mal im Krankenhaus oder in der stationären Klinik. Obwohl man denkt da musst du dich ja sicher fühlen. Hier passiert dir nichts. Wobei ich sagen muss kann ich auch nicht sagen vor was genau ich angst habe . Ich wusste oder weiß dass ich nicht Sterbe wenn ich eine Attacke bekomme. Mit mir stimmt ja körperlich alles. Ich habe eher Angst durchzudrehen oder die Kontrolle zu verlieren in dem Moment.

09.10.2018 18:29 • #16


Oljafrie32
Julia hattest du das auch so dass selbst dass Gefühl von Aufregung oder Müdigkeit sich zu panickattacken geführt hat?

10.10.2018 09:13 • #17


Oljafrie32
Julia hattest du auch wegen jedem Gefühl sei es Aufregung oder Müdigkeit pannickattacken gehabt? Und habe ich dich richtig verstanden dass als du deine körperlichen Beschwerden weg hattest auch emotional besser wurde? Lg

10.10.2018 09:49 • #18


JuliaW
Zitat von Oljafrie32:
Wobei ich sagen muss kann ich auch nicht sagen vor was genau ich angst habe .

Das ist bei mir weitgehend genauso. Ich erlebe bei mir einen Unterschied zwischen dieser permanenten inneren (muskulären und nervlichen) Angst-Anspannung und Angst - also dem, was ich mit bisher mit Angst verbunden habe. Ich war vorher kein ängstlicher Mensch, habe die meisten Themen in meinem Leben hinbekommen, doch es gab einfach auch die Momente, in denen mir die Muffe ging und mir das Herz in die Hose rutschte. Das war punktuell, hatte mit einem bestimmten Thema zu tun und meistens mit einem Gefühl der Überforderung zu tun bzw. mit einem Mich-nicht-gewachsen-fühlen-mit-einer Situation-umzugehen-und-eine-gute-Lösung-zu-finden. An Letzterem habe ich schon vor meinem Rückzug gearbeitet und es immer besser in den Griff bekommen, doch es gab auch in der Zeit meines Rückzugs drei Situationen, in denen ich diese alte Art der Angst gespürt habe. Und das ist völlig anders als das, was ich sonst die ganze Zeit erlebe und wovon auch Du zu sprechen scheinst.

Es gab kein Gefühl der Sicherheit mehr, keine Möglichkeit, sich mal kurz ausruhen und wieder Kraft schöpfen zu können. Egal, wo ich war, was ich tat oder mit wem ich zusammen war, nichts schien in mir dieses Gefühle von alles ist gut herstellen zu können - und ich selbst konnte das auch nicht, fühlte mich absolut ohnmächtig und hilflos ausgeliefert. Das verändere ich gerade und hole mir Schritt für Schritt mein Leben zurück.


Zitat von Oljafrie32:
Ich habe eher Angst durchzudrehen oder die Kontrolle zu verlieren in dem Moment.

Das kann ich nachvollziehen, ein paar Mal ging es mir ähnlich. Das meinte ich mit diesem über dem Abgrund hängen, was ich in Beitrag # 2 beschrieben hatte. Es war ein ich könnte mich selbst verlieren, wenn ich es jetzt nicht irgendwie schaffe, bei mir zu bleiben. Es hatte nichts mit dem Außen zu tun, da war nichts. Ich war kurz nach dem Einschlafen wieder aufgewacht und fühlte mich sehr, sehr seltsam, mein Nervensystem war komplett hochgedreht, so als ob ich gerade in die Steckdose gefasst und es einen Kurzschluss gegeben hätte, und in meinem Kopf fühlte es sich sehr anders an als sonst. Irgendwie wirkte alles auf mich verschoben und ich fragte mich, ob ich je würde wieder zurückkehren können. Zuerst bin ich einfach nur verzweifelt durch die Wohnung gelaufen und es wurde schlimmer, weil ich große Angst hatte, weil ich nicht wusste, was passiert und weil ich mich fragte, ob ich je wieder ok werden würde. Als ich merkte, dass das nicht half, besann ich mich auf das, was ich schon konnte: Meine Emotionen regulieren durch meine Gedanken. Es gelang mir kaum. Deshalb fing ich an laut mit mir zu sprechen und daraus entwickelte sich dann dieser eine Satz Ich habe das schon mal geschafft. Manchmal hörte ich mir zu, manchmal drifteten meine Gedanken ab und meine Aufmerksamkeit wanderte in den Körper, wo ein absolutes Chaos zu spüren war. Doch durch das laute Aussprechen, gelang es mir, immer wieder zurückzukehren. Dabei merkte ich, dass die Symptome langsam nachließen und nach einer halben Stunde, konnte ich ins Bett gehen und wieder einschlafen, obwohl ich körperlich noch relativ hochgedreht war. Doch die emotionale Angst war verschwunden.

Panikattacken
Ich glaube, dass dieses emotionale Hochdrehen einen deutlichen Unterschied macht und ich könnte mir vorstellen, dass Du deshalb mit Panikattacken zu tun hast und ich so gut wie gar nicht. Die Basis scheint mir dieselbe, eine stark verspannte Muskulatur, doch wir reagieren unterschiedlich darauf. Ich hatte bisher nur zwei Panikattacken, wobei ich die erste tatsächlich selbst und bewusst ausgelöst hatte - und zwar, indem ich mich emotional habe reinziehen lassen. Ich wollte wissen, was passiert und ob es hilfreich sein könnte im Sinne von emotional da durchgehen. War es nicht, ganz im Gegenteil. Ich habe dann so schnell wie möglich gegengesteuert, was mir gut gelungen ist, denn Emotionsregulation über die Gedanken hatte ich schon oft geübt und konnte das zu dem Zeitpunkt ziemlich gut. Die körperlichen Panikattacken-Symptome ebbten mit der emotionalen Beruhigung ab, die körperlichen Angst-Symptome (starke muskuläre Verspannungen) blieben. Ich habe keinen Vergleich, doch mein Eindruck ist seither, dass es die Emotionen sind, die maßgeblich Panikattacken-Symptome auslösen.

Mich interessiert wie Du und andere das sehen und erleben: Hängen die Panikattacken mit verstärkten Emotionen zusammen?


Zitat von Oljafrie32:
Julia hattest du auch wegen jedem Gefühl sei es Aufregung oder Müdigkeit pannickattacken gehabt? Und habe ich dich richtig verstanden dass als du deine körperlichen Beschwerden weg hattest auch emotional besser wurde?

Bei mir ist es genau anders herum: Die muskulären Verspannungen (körperliche Basis-Angst) sind noch da, doch ich kann meine Emotionen so gut steuern, dass die Symptome nicht deshalb zunehmen oder in eine Panikattacke münden. Ich habe sozusagen meine körperlichen Reaktionen und meine Emotionen entkoppelt. Stell es Dir so vor: Ich erlebe einen Auslöser, spüre wie die körperlichen Symptome stärker werden, kann dann jedoch eingreifen und meine Emotionen regulieren, so dass die Symptome nicht noch stärker werden. Das erspart mir die Panikattacken. Dann bleibt noch die körperliche Angst-Anspannung. Und die bearbeite ich dann mit körpertherapeutischen Methoden (wie in Beitrag # 10 beschrieben) und löse inzwischen zunehmend diese nicht enden-wollenden körperlichen Verspannungen grundsätzlich auf. Ich bin zuversichtlich, dass ich das komplett in den Griff bekomme und damit die Angst-Anspannung vollständig beenden kann. Es ist ein langer Weg, doch er lohnt sich schon jetzt: Was ich an Lebensqualität zurückgewonnen habe (auch wenn ich noch nicht wieder draußen in der Gesellschaft mitmische) ist jeden Schritt dieses Weges wert!

Wenn ich mich erschrecke oder irgendetwas mich nervlich erregt, sei es positiv oder negativ, dann nehmen die körperlichen Angst-Symptome zu. Das erlebe ich bei mir auch so.


Kannst Du mit diesen Antworten etwas anfangen?

Liebe Grüße,
Julia

10.10.2018 11:37 • #19


Oljafrie32
(auch wenn ich noch nicht wieder draußen in der Gesellschaft mitmische)
was bedeutet das genau?
Das du noch nicht raus gehen kannst?
so wie du alles bei dir beschreibst könnte man meinen du schreibst von mir.
Hast du auch Depressionen?
und hast du schon mal mit Akkupunktur probiert?

Bei mir ist es morgens mit dem Angstgefühl am schlimmsten und bei dir?

10.10.2018 11:58 • #20


JuliaW
Zitat von oljafrie32:
(auch wenn ich noch nicht wieder draußen in der Gesellschaft mitmische)
was bedeutet das genau? Das du noch nicht raus gehen kannst?

Das heißt, dass ich mich Anfang 2016 entschieden habe, mich komplett zurückzuziehen und eine Lösung zu finden. Ich wusste, dass ich einen Weg finden musste, um die Menge der Auslöser zu minimieren, um überhaupt erstmal wieder auf die Beine kommen zu können. Genau da ist mein Weg anders als bei den meisten und ich glaube, dass das ein wesentlicher Unterschied ist, warum es mir möglich ist, auf Medikamente zu verzichten. Ich habe höchsten Respekt, dass es Dir in dem Zustand noch möglich ist zu funktionieren und für Deine Kinder da zu sein!

Bei mir ging kaum noch das, was ich früher gemacht habe: keine Treffen oder Telefonieren mit Familie und Freunden, kein Arbeiten, kein Sport, keine Hobbies, kein Lachen - all das hat sofort die körperlichen Symptome verstärkt. Deshalb habe ich diesen Rückzug ganz bewusst für mich als Weg gewählt und konnte auch damit gut umgehen. Nachdem ich eine gewisse Grund-Stabilität wieder aufbauen konnte, nutze ich z.B. Einkäufe und auch den Austausch hier im Forum, um meine Belastbarkeit zu testen und erhöhe meine Regulationsfähigkeiten. Das ist so wie Muskelaufbau-Training. Ich habe relativ schnell gelernt, dass es nichts bringt, mich da zu überfordern und inzwischen habe ich die Geduld gelernt, um den Weg zu gehen und mich an den Fortschritten zu freuen, anstatt mich über die Rückschritte aufzuregen. Es dauert so lange wie es dauert. Wenn ich es beschleunigen könnte, hätte ich das schon längst getan. Was dazu beiträgt, dass ich gut damit umgehen kann, sind diverse Veränderungen, die ich beobachte (z.B. ruhe ich jetzt viel stärker in mir als je zuvor). Andere nehmen eine Auszeit und machen Weltreisen, ich habe eine Reise in mein Inneres gemacht. Und ich bringe viel mit zurück.

Zitat von oljafrie32:
Hast du auch Depressionen?

Auch hier würde ich eher in Symptomen denken. Einige haben mal auf mich zugetroffen: Ich hatte viele negative Gedankenschleifen und es fiel mehr schwer aus diesem Gedankenkarussell aussteigen (allerdings bezog sich das meist auf zwischenmenschliche Themen in der Vergangenheit und Zukunft; ich hatte nie Suizidgedanken und wertlos habe ich mich auch nicht gefühlt). Ich erinnere mich auch an eine Zeit in 2011, an der ich mich sehr energielos fühlte. Da bin ich morgens aufgewacht und habe mich schon wieder auf's Bett gefreut. Es war so, als ob mir für das, was ich vorhatte, nicht genug Energie zur Verfügung stand. Nach ein paar Wochen bin ich zum Arzt gegangen, der hat ein Blutbild machen lassen und mir danach verkündet, dass ich top-gesund wäre... Eine Behandlung bei einer Heilpraktikerin scheint da mehr geholfen zu haben, jedenfalls verspürte ich wieder mehr Energie.

Zitat von oljafrie32:
und hast du schon mal mit Akkupunktur probiert?

Habe ich noch nicht. Wäre aber bestimmt interessant, das mal auszuprobieren und den Effekt zu erleben.

Zitat von oljafrie32:
Bei mir ist es morgens mit dem Angstgefühl am schlimmsten und bei dir?

Das kenne ich, jedenfalls körperlich. Ich habe mir das so erklärt, dass mein Nervensystem nachts weiter auf Hochtouren läuft, die Muskeln entsprechend verspannen und ich nicht gegensteuern kann wie ich das tagsüber mache. Vor allem anfangs bin ich in vielen Nächten vor Schmerzen in den Hüften oder Beinen aufgewacht. Das habe ich zum Glück schon komplett behoben. Allerdings ist es immer noch nicht so, dass ich nachts entspanne, so wie es früher der Fall gewesen ist. Doch so wie es läuft, bin ich überzeugt, dass ich das auch noch wieder hinkomme.

Liebe Grüße,
Julia

10.10.2018 18:10 • #21


Oljafrie32
Ich erkenne mich so sehr in deinem Text. Ich konnte auch nichts mehr. Nicht mal lachen. Das ist so furchtbar.
Und ich War auf die Medikamente angewiesen. Oder bin es immer noch. Aber das absetzen wird auch noch mal schwer und wer weiß wie es danach ist. Das wird bei dir natürlich anders sein. Du schaffst es aus deiner Kraft und hast dann das Problem mit dem absetzen nicht . Das ist auch ein großer Vorteil. Aber so eine lange Auszeit kann ich mir leider nicht nehmen . Eben auf Grund meiner Kinder. Aber es macht mir sehr viel Mut mich mit dir auszutauschen. Vorallem weil du genau die gleichen Symptome hast wie ich. Und ich sehe dass man es schaffen kann. Mit viel Arbeit aber es ist möglich. Gehst du den jetzt wieder arbeiten?
Und wie ist es in deiner Freizeit, kannst du mittlerweile Sachen unternehmen?

10.10.2018 19:36 • #22


Oljafrie32
Julia hast du noch Buchtip für Emotionsregulation?

11.10.2018 13:31 • #23


JuliaW
Zitat von Oljafrie32:
Ich erkenne mich so sehr in deinem Text. Ich konnte auch nichts mehr. Nicht mal lachen. Das ist so furchtbar.

Das habe ich genauso erlebt, es nimmt einem sehr viel Lebensqualität... Doch eines hat es uns beiden nicht genommen: Den Willen, einen Weg da rauszufinden und ihn auch zu gehen. Ich kann inzwischen wieder lachen ohne drüber nachzudenken. Und das wirst Du auch wieder hinkommen.


Zitat von Oljafrie32:
Und ich War auf die Medikamente angewiesen. Oder bin es immer noch. Aber das absetzen wird auch noch mal schwer und wer weiß wie es danach ist. Das wird bei dir natürlich anders sein. Du schaffst es aus deiner Kraft und hast dann das Problem mit dem absetzen nicht . Das ist auch ein großer Vorteil. Aber so eine lange Auszeit kann ich mir leider nicht nehmen . Eben auf Grund meiner Kinder.

Ja, Dein Weg ist ein anderer als meiner. Wenn ich Kinder hätte, würde ich es mit Medikamenten genauso halten wie Du: ich würde sie nehmen. Du wirst auch dafür eine Lösung finden, andere haben das auch schon geschafft. Doch das ist noch hin, bis dahin gibt es noch diverse andere Schritte auf dem Weg. Konzentriere Dich am besten nur auf den nächsten Schritt. Je weniger Du Dich von Zukunftssorgen ablenken lässt, desto schneller kommst Du voran.


Zitat von Oljafrie32:
Aber es macht mir sehr viel Mut mich mit dir auszutauschen. Und ich sehe dass man es schaffen kann. Mit viel Arbeit aber es ist möglich.

Es ist wunderbar zu hören, dass meine Erfahrungen und mein Weg Dir Mut machen. Und genau die Einstellung, die Du da in Worte fasst, ist notwendig, damit Du das schaffen kannst. Es ist Arbeit und es wird Rückschritte geben, doch die sind Teil des Weges. Die Frage ist, ob Du aufstehst und weitermachst. Ich mache auch weiter. In gewisser Weise sind wir zusammen unterwegs - und, wer weiß, vielleicht gesellen sich ja noch andere zu uns? Auf diese Weise können wir vielleicht gemeinsam Wege finden, die noch schneller zum Ziel führen. Das wäre doch mal was.


Zitat von Oljafrie32:
Gehst du den jetzt wieder arbeiten? Und wie ist es in deiner Freizeit, kannst du mittlerweile Sachen unternehmen?

Im Moment mache ich beides noch nicht, weil ich meine Belastbarkeit sehr gezielt aufbaue. Ich habe mehrfach erlebt, was passiert, wenn ich mich überfordere. Mein Körper reagiert da sehr sensibel und dafür ist der Basis-Anspannungpegel noch zu hoch. Doch den reguliere ich gerade kontinuierlich nach unten. Und dass das funktioniert zeigt sich z.B. an den Zeiträumen, die ich schmerzfrei trotz hoher Konzentration vor dem Rechner sitzen kann. Die habe ich deutlich ausgeweitet. Dieses Mal mache ich es grundlegend - ich habe nämlich keinen Bedarf an noch einem Rückfall oder einer Auszeit. Das reicht für dieses Leben!


Zitat von Oljafrie32:
Julia hast du noch Buchtip für Emotionsregulation?

Emotionsregulation ist aus meiner bisherigen Erfahrung aus zwei Richtungen möglich: über die Gedanken und durch Auflösen der Verspannungen (Muskulatur und Bindegewebe) im Körper. Aus Richtung Körper habe ich ja schon in Beitrag # 10 (woher-nehmt-ihr-die-kraft-jeden-tag-neu-zukaempfen-t24902.html#p284019) geschrieben.

Zum Thema Emotionsregulation über Gedanken finde ich diese zwei Bücher hilfreich (ich recycle mal die Empfehlungen und zwar aus diesem Beitrag: leidige-arztsuche-bei-depressionen-vs-selbsttherapie-t24840.html#p283556):
Zitat von JuliaW:
    Gedanken verändern Gefühle: Fertigkeiten, um Stimmungen, Verhalten und Beziehungen grundlegend zu verbessern von D. Greenberger C. A. Padesky
    https://www.amazon.de/Gedanken-ver%C3%A...ksie=UTF8, ältere Ausgabe (günstiger): https://www.amazon.de/Gedanken-ver%C3%A...ksie=UTF8)
    Dieses Buch ist in der Linie der kognitiven Therapie und ist komplett auf Hilfe zur Selbsthilfe ausgelegt. Es gibt kurze Informationen und Beispiele und viele, viele Übungen und Arbeitsblätter. Es geht darum verstehen zu lernen wie sich unsere Gedanken auf unsere Gefühle auswirken und was man tun kann, um das in eine positive Richtung zu verändern.
    Die Macht der guten Gefühle: Wie eine positive Haltung Ihr Leben dauerhaft verändert von Barbara L. Fredrickson
    https://www.amazon.de/Die-Macht-guten-G...ksie=UTF8
    Die Autorin ist Psychologieprofessorin, forscht schon lange über Wirkung und Einfluss positiver Gefühle und kann das auch in gut verständlicher Sprache rüberbringen. Sie spricht in dem Buch von einer Aufwärtsspirale, die wir selbst in Gang setzen können und beschreibt Werkzeuge, die dabei hilfreich sein können.


Zusätzlich gibt es noch eine Fähigkeit, die ich in Sachen Emotionsregulation für sehr hilfreich halte: Selbstmitgefühl.
Zitat von JuliaW:
Das ist so, als ob Du selbst eine gute Freundin von Dir wärest. Auch das ist etwas, was kaum jemand beigebracht bekommt. Dabei wäre es wichtig, das zu können: mit sich selbst gut umzugehen, freundlich und nachsichtig mit Dir zu sein, [...] Dich sozusagen selbst in den Arm zu nehmen und zu trösten. Es bringt niemandem etwas, wenn man auf sich selbst rumhackt. Es macht die Situation nicht besser, ganz im Gegenteil, man verliert noch mehr den Mut. Falls Dich das interessiert, könnte dieses Buch hilfreich sein:


(aus dem Beitrag: 3-wochen-alleine-mit-angst-t24892.html?hilit=selbstmitgef%C3%BChl#p283994)

Je mehr Selbst-Mitgefühl ich hatte, desto besser bin ich durch die schwierigen Passagen und Rückschritte gekommen und das beschleunigt das Vorankommen insgesamt nachhaltig.

Liebe Grüße,
Julia

11.10.2018 16:09 • #24


Oljafrie32
Zitat von JuliaW:
Dieses Mal mache ich es grundlegend - ich habe nämlich keinen Bedarf an noch einem Rückfall oder einer Auszeit. Das reicht für dieses Leben!


Du hattest also schon mal so eine Phase? War es damals auch so intensiv wie diesmal oder War es schneller vorbei?
Ich hatte nämlich auch schon mal das gleiche (nur nicht so intensiv ) vor 6 Jahren . Aber da wusste ich nicht dass es was psychisches ist. Das War nach der Geburt von meinen zweiten Kind. Da hatte ich auch ängste. Aber es War nach 2 Wochen alles wieder weg. Daher dachte ich das hängt mit dem Stress durch die Geburt zusammen

11.10.2018 19:42 • #25


JuliaW
Zitat von Oljafrie32:
Du hattest also schon mal so eine Phase? War es damals auch so intensiv wie diesmal oder War es schneller vorbei?

Ich habe seit 2005 mehrere Auszeiten hinter mir aufgrund unterschiedlicher Symptome. Ich würde sagen, dass diese Art der Symptome bei mir eher kontinuierlich zugenommen und ab Anfang 2016 eben die volle Ausprägung gezeigt haben. Und inzwischen nehmen sie durch den Ausbau meiner Selbstregulations-Fähigkeiten wieder ab.

Zitat von Oljafrie32:
Ich hatte nämlich auch schon mal das gleiche (nur nicht so intensiv ) vor 6 Jahren . Aber da wusste ich nicht dass es was psychisches ist. Das War nach der Geburt von meinen zweiten Kind. Da hatte ich auch ängste. Aber es War nach 2 Wochen alles wieder weg. Daher dachte ich das hängt mit dem Stress durch die Geburt zusammen

Das scheint ja erstmal eine logische Schlussfolgerung, dass das mit der Geburt zusammenhängt.

Dazu kommt mir gerade ein Gedanke: Hast Du schon mal von Faszien gehört (https://de.wikipedia.org/wiki/Faszie)? Die Faszien sind ein Teil des Bindegewebes, das alles umhüllt: Muskeln, Organe etc. und das wie ein Netzwerk alles im Körper miteinander verbindet. Und wusstest Du, dass diese Faszien während der Schwangerschaft überlastet werden können und dass das auch die Organe in Mitleidenschaft ziehen kann? Ich erinnere mich an ein Faszien-Buch, in dem es explizit ein kurzes Kapitel zur Schwangerschaft und ihren Folgen gab. Darin wurde das Beispiel einer Frau beschrieben, deren eine Niere sich beim Atmen nicht mehr mitbewegte (unsere Nieren bewegen sich bei einem Atemzug anscheinend um unglaubliche vier bis acht Zentimeter) und als Folge litt diese Frau unter Rückenschmerzen. Wenn Du jetzt noch hinzunimmst, dass die Nieren in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und auch beim Jin Shin Jyutsu (Japanische Heilkunst) mit Angst verbunden sind und es eine Wechselwirkung gibt (Angst wirkt sich auf die Nieren aus, genauso wie Probleme mit den Nieren eine ängstliche Grundstimmung oder Angst hervorrufen können), könnte möglicherweise ein Teil der Ursachen Deiner Symptome in der Schwangerschaft liegen und vor allem wären die Faszien dann auch ein Ansatzpunkt, um die Auflösung der Ängste auf körperlicher Ebene zu unterstützen. Vielleicht kannst Du damit was anfangen, vielleicht auch nicht. Das Buch heißt übrigens: Faszien - Gewebe des Lebens: Das geheimnisvolle Netzwerk des Körpers und seine Bedeutung für unsere Gesundheit von Peter Schwind (https://www.amazon.de/Faszien-geheimnis..._1?ie=UTF8).

Liebe Grüße,
Julia

11.10.2018 20:43 • #26


Oljafrie32
ja dasmit den Faszien stimmt total. Ich weiß auch das meine Faszien teilweise verklebt sind. Das wurde mir schon bestätigt. Und ich denke dass diese Missempfindungen daher kommen,besser gesagt dass weis ich. Die Körpertherapie die du mir verlinkt hast nach Dr,.Pohl die wollte ich schon mal machen, habe davon schon was gelesen und gehört,aber nach den ganzen schlechten erfahrungen nach den ganzen Massagen und den Behandlungen beim Chiropraktiker ,hatte ich etwas Angst davor wieder mich hinterher schlecht zu fühlen.. Aber es wäre aufjedenfall eine Option für mich.

12.10.2018 08:17 • #27


JuliaW
Das kann ich so gut nachvollziehen, dass Du das aufgrund der Erfahrung erstmal nicht ausprobiert hast. Diese Beobachtung war letztlich auch das, was mich bewogen hat, die Auflösung der körperlichen Verspannung selbst in die Hand zu nehmen (siehe Beitrag # 12), weil ich es da besser steuern konnte (Hin- und Herpendeln zwischen Emotionen Freisetzen und Regulieren).

Da ist wirklich die Frage, was für Dich ein guter Weg sein könnte?

Sensomotorische Körpertherapie
Zum einen könnte es sein, dass die Therapie von Dr. Pohl anders wirkt als die Massagen und die Behandlung beim Chiropraktiker, einfach, weil sie dort ein anderes Konzept der Zusammenhänge haben. Das ist etwas, was ich beim Rolfing wahrgenommen habe: Dort verfolgen sie das Konzept, dass die gesamten Faszienstränge behandelt werden müssen und die ziehen sich durch den ganzen Körper. Dort wird nicht punktuell an der Stelle gearbeitet, an der die Symptome zu spüren sind, sondern eben die gesamte Faszie entlang. Das hat mir sehr gut getan - und doch ist es auch nach diesen Sitzungen passiert, dass ich mich wieder verspannt haben, allerdings nicht so heftig wie bei anderen Therapieformen. Auf der Website von Dr. Pohl geht es ja auch explizit um Angst und Panikattacken und wie man diesen körpertherapeutisch begegnen kann. Möglicherweise haben sie einen Weg gefunden, um dieses hinterher schlecht fühlen zu umgehen? Vielleicht könnte es hilfreich sein, dort anzurufen und Deine Situation und Bedenken zu schildern? Die werden Dir schon sagen können, was aus ihrer Erfahrung möglich ist und dann könntest Du möglicherweise genauer erkennen, ob Du es Dir jetzt sinnvoll erscheint oder doch eher ein späterer Schritt ist.

Ich habe das mal ausprobiert, fand jedoch die Therapeutin nicht überzeugend (was nichts über die Therapieform aussagt) und habe es deshalb beendet. Das war allerdings noch deutlich vor 2016 und meinem Rückzug und es ging vor allem darum die spürbaren muskulären Verspannungen aufzulösen. Deshalb, wenn Du es machst, achte genau darauf, was passiert und wie Du Dich fühlst mit der Therapieform, mit dem Therapeuten (wo ich weibliche Therapeuten mit einschließe) und vor allem wie Du Dich danach fühlst. Das hast Du ja schon vorher getan, doch mit neuen Hintergrund-Erkenntnissen und Einblicken in Deine Situation wird das zunehmend einfacher zu erkennen, was Dir gut tut und für Dich funktioniert und was nicht.

Emotionsregulation
Zum anderen könnte ich mir vorstellen, dass der Ausbau Deiner Fähigkeiten zur Emotionsregulation eine wichtige Rolle spielen könnte. Wenn Du es steuern kannst, dass die aufkommenden Emotionen Dich nicht mehr umhauen, dann wird das auch die körperliche Regulation unterstützen.

Wie lange es dauert...
Ich habe gestern außerdem darüber nachgedacht, dass dieser Weg da raus vielleicht sehr viel schneller gehen kann als bei mir. Ich halte das aus zwei Gründen für möglich:
1) Ich habe viel experimentiert und auch einige Dinge gemacht, die sehr ungeeignet waren und mich tatsächlich deutlich zurückgeworfen haben. Das kannst Du Dir jetzt (er)sparen.
2) Was die muskulären Verspannungen angeht, reagiert mein Körper nicht gleichmäßig, sondern ich verdrehe mich in der Wirbelsäule (vermutlich aufgrund eines Unfalls den ich als Kind hatte). Dadurch sind die Verspannungsmuster auf den beiden Körperseiten sehr unterschiedlich. Es hat lange gedauert bis ich das verstanden habe und entsprechend darauf eingehen konnte. Seitdem ich das weiß, komme ich besser voran.

Liebe Grüße,
Julia

12.10.2018 12:12 • #28


A


Hallo Oljafrie32,

x 4#29


M
Hmm. Hört sich irgendwie nicht so an, als ob das tatsächlich auf Dauer geholfen hat. Oder habe ich was falsch verstanden? Ist ja sehr viel Text.

27.07.2019 10:27 • #29

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