Jeden Tag auf die Waage um das Gewicht zu kontrollieren

J
Ich hatte überlegt, ob ich hier nun schreibe oder nicht...

Als Jugendliche bin ich, denke ich aus heutiger Sicht, schon am Rande der Magersucht gewesen. Obwohl ich untergewichtig war, fühlte ich mich ständig zu dick, und ich hatte jede Kalorie gezählt bis hin zum Bonbon. Wenn ich eine Mahlzeit unerkannt ausfallen lassen konnte, war ich heilfroh. Und ich hatte sehr viel Gymnastik gemacht etc.

Heute schau ich immer wieder mal in Filme über Magersüchtige, als ob mich irgend etwas daran fesseln würde. Auch drehen sich meine Gedanken oft ums Essen (besonders darum, wieviel ich essen möchte/darf).

Außerdem gehe ich jeden Tag auf die Waage, und ich habe ein absolutes Obergewicht für mich.

Mein Problem: An dieses Obergwicht bin ich nun gelangt (es liegt im Bereich des offiziellen Idealgewichtes). Leider (oder zum Glück?) esse ich aber inzwischen gerne und regelmäßig. In der letzten Zeit konnte ich mich aufgrund von Augenoperationen nicht so bewegen wie ich wollte, habe aber leider auch nicht weniger (oder eben mit weniger Kalorien) gegessen.

Vorgestern hatte ich den ernsthaften Gedanken, mir den Finger in den Hals zu stecken (was ich früher immer ganz schrecklich und unvorstellbar fand), was ich aber zum Glück doch zu viel Überwindung kostete. Im Geschäft stand ich dann alternativ vor Abführmitteln.

Da dachte ich mir: Was machst Du hier eigentlich??? Zum Glück habe ich es sein gelassen, und ich hoffe, dass ich die Pfunde durch meine Ernährung runter kriege.

Trotzdem: Die Alarmglocken schrillen noch immer in mir, und ich fühle mich absolut nicht mehr wohl in meiner Haut. Das schlägt sich inzwischen auch auf meine Stimmung aus. Ich bin, seit meine Obergrenze erreicht ist, irgendwie gereizter.

Nun hoffe ich, dass ich keinen Elefanten aus einer Mücke mache. Ich glaube, ich schreibe dies eher, um mich vor mich selbst zu schützen?

Nachdenkliche Grüße von Jandi.

27.05.2012 22:35 • #1


Pyxidis
Liebe Jandi,

ja da hast Du nochmal die Kurve bekommen, aber auch bei mir schrillen, wenn ich Deinen Text lese, absolut die Alarmglocken.

Ich frage mich immer, wenn ich sowas lese, warum ist bei uns in der Gesellschaft dieses blöde Modeideal vorhanden, dünn zu sein.

Du hast Idealgewicht und fühlst Dich trotzdem zu dick. Warum ist das so bei Dir? Weißt Du die Gründe dafür? Du hast schlechte Gefühle, wegen so etwas Unwichtigem wie dem Gewicht. Lohnt sich das? Ich finde das immer so schade, denn wenn ich Menschen treffe, urteile ich niemals nach dem Gewicht. Und wenn überhaupt dann vielleicht eher so, daß ich Menschen, die sehr, sehr dünn sind, so tolle Sachen wie Genußfähigkeit, Herzenswärme, Zuneigungsfähigkeit abspreche, weil sie sich selbst das nicht geben können, wie sollen sie es dann anderen Menschen geben.

Ich war immer von Natur aus dünn, obwohl ich niemals auf mein gewicht geachtet habe und habe dann 30 Kilogramm durch Medikamente zugenommen. 10 Kilo dann wieder nach dem Absetzen abgenommen. Das neue Gewicht macht mir wenig aus. Im Gegenteil fühle ich mich durch ein paar Kilo mehr eher stärker und widerstandskräftiger und emanzipierter.

Vielleicht kann ich Deine Gedankengänge nicht so richtig nachvollziehen, weil es mir nicht so geht. Aber das Erste, was ich an Deiner Stelle wohl tun würde, wäre die Sche***-Waage wegzuwerfen. Wofür muß man sein Gewicht in Kilogramm wissen? Und wenn man vielleicht noch zu einer Essstörung neigt, dann ist die Waage noch kontraproduktiver.

Bist Du durch ein paar mehr Kilo weniger liebenswert?

Und verurteilst Du andere (dicke) Menschen genauso wie Dich? Wenn nicht, warum legst Du dann bei Dir einen so viel höheren Maßstab an?

Viele Grüße
Pyx

01.06.2012 13:18 • #2


A


Hallo Jandi,

Jeden Tag auf die Waage um das Gewicht zu kontrollieren

x 3#3


J
Nein, ich beurteile andere Menschen nicht über ihr Gewicht! Das ist nur ein Ding in mir.

Ich habe etwas nachgefühlt, woran das liegen könnte: Ich hatte eben das Gewicht (mich) unter Kontrolle, und letzte Woche hatte ich Angst, diese Kontrolle (Sicherheit) zu verlieren. Daran liegt es wohl...

Zum Glück lasse ich mein Verhalten in dieser Woche nicht mehr davon so bestimmen (ok, ich boin auch wieder etwas runter...).
Dass ich das hier niedergeschrieben habe, glaube ich, hat mich glücklicherweise wieder aufgerüttelt.

Im Moment hoffe ich, dass die Gefahr ziemlich gebannt ist. Und wenn ich wieder auf diese Gedanken komme, dann muss ich sie mir wohl durch Aufschreiben bewusster machen.

Du hast vollkommen recht, Pyxidis, wenn Du sagst, dass wir uns nicht von diesen Modemaßen abhängig machen dürfen. Ist bei mir wohl eher so eine Kontrollsache...

Danke für die Rückmeldung!

Liebe Grüße, Jandi.

01.06.2012 19:51 • #3


J
Nun ja, gaaanz weg ist das doch wohl nicht...

Ich gehe noch immer (fast) täglich auf die Waage. Durch eine Ernährungsumstellung wird es im Moment auch etwas weniger. Und ich freue mich. Und ich denke Oh, Du bist ja nun unter *** Kilo. Heute Schade, du hast ja schon ***Kilo...

Doch dann sehe ich eine Kollegin, die so dermaßen magersüchtig ist, dass ich denke, so darf es nicht kommen.

So wird es auch nicht kommen, aber es wurmt mich, dass ich immer den Wunsch habe, etwas untergewichtig zu sein (ach, ein BMI unter 20 wäre ja gut...).

Und dann kann ich nun auch wieder Kontaktlinsen tragen. Ich bin sehr kurzsichtig, und mit Brille sah ich mich irgendwie schlanker als jetzt (weil die starke Brille verkleinert). Un nun mit den Kontaktlinsen denke ich, dass ich kurze dicke Beine habe, dicke große Füße... ungewohnt und verzerrt. Im Kopf weiß ich, dass das unsinnig ist, aber ich kann das nicht gut haben...

Also, aufpassen.

17.03.2013 20:34 • #4


J
Auf der Silvetserfeier sagte eine Bekannte, ich hätte abgenommen. Sie hat mich seit zwei Jahren nicht mehr gesehen. Meine Freundin meinte es auch, sie hat mich seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen.

Und ich? Ich habe mich natürlich innerlich gefreut...

Tja, so ganz wird man das wohl nie los...

01.01.2014 21:22 • #5

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