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Und täglich grüßt das Morgentief

Marylu
Ihr Lieben,
ich möchte ein neues Thread eröffnen. Z.Z. plagt mich allmorgendlich wieder Mal ein Morgentief. Ich komme nicht aus dem Bett, obwohl ich weiß, dass es mir dann besser geht. Wie ein großer Magnet werde ich von meinem Bett angezogen und fühle mich schlecht. Selbst wenn ich es geschafft habe, aufzustehen, lege ich mich manchmal noch einmal hin und das Ganze geht von vorne los.
Wer kennt das von euch und was tut ihr dagegen? Ich freue mich über einen regen Austausch.

28.04.2025 13:14 • x 8 #1


Dakota
Kenne ich leider auch sehr gut. Auch das Aufstehen und wieder hinlegen oder auch sich hinsetzen, auf dem Bett sitzen bleiben, die Wand anstarren und dann wieder hinlegen.
Was ich dagegen getan habe oder tue? Ich weiß nicht, all die Tipps haben mir nicht geholfen. Manchmal habe ich es akzeptiert, oft habe ich einfach nur ausgehalten. Medis nahm ich nicht mehr am Morgen, habe sie dann ans Bett gestellt nebst Trinken, damit ich wenigstens das schaffe. Es gab Tage, da bin ich erst nachmittags oder 18 Uhr abends aufgestanden.

28.04.2025 13:38 • x 7 #2


A


Hallo Marylu,

Und täglich grüßt das Morgentief

x 3#3


Stromboli
Liebe Marylu

Ich gehe davon aus, dass sich viele hier werden angesprochen fühlen. Depressionen gehen, soviel ich weiss, deutlich öfter mit Morgentiefs einher als mit Abendtiefs.

Ich selbst hatte damit lange zu kämpfen. In den letzten Jahren hat sich dieses Problem glücklicherweise im Zug von vielen Besserungen in mehreren Lebensbereichen verändert und es kommt nur noch sporadisch vor.
In den Jahren ca. 2013-2017/18 aber war ich zahllose Male frustriert und entmutigt, weil ich mich typischerweise am Abend gar nicht so schlecht fühlte, manchmal geradezu gut, mir öfters gar nicht vorstellen konnte, dass sich das über Nacht wieder so verändern könnte ... und morgens lag dennoch wieder dieser schwere Druck auf mir, förmlich auf meiner Bettdecke, so dass ich nur mit viel Kraftaufwand hochkam, bzw. an Wochenenden, wenn ich nicht musste, eben auch länger gar nicht.
Ich habe den Eindruck, das hängt damit zusammen, dass tagsüber das Bewusstsein einen Spielraum hat, sich zu organisieren und zu strukturieren, dass auch der Kontakt zur Realität im Wachzustand einen gewissen Halt gibt, dass aber nachts all das wegfällt und die depressiven Gespenster aus unserem Unterbewusstsein wieder die Oberhand gewinnen können.

Ein Rezept, wie man da rasch rausfindet, kenne ich nicht - bei mir ging es, wie gesagt, einher mit einem langfristigen Prozess, mit Veränderungen, die halt viel Zeit brauchen. Ich lebte allerdings in diesen Jahren alleine und hatte auch mein heutiges soziales Netz noch nicht, so wurden eben besonders die Wochenenden hochanfällig für solche Morgentiefs.
Bedarfsmedis haben mir manchmal geholfen, wenn es ganz schlimm war, aber ich habe die immer etwas zurückhaltend eingesetzt, weil sie halt ein Abhängigkeitspotenzial haben.
Soziale Kontakte sind heute zusammen mit Bewegung in der Natur für mich die beste Vorbeugung. Aber es müssen eben Kontakte sein, die mir gut tun, was längst nicht bei allen Kontakten der Fall ist.

Kann es sein, dass die aktuelle Situation in deiner Familie bzw. Ehe ausschlaggebend ist, dass du mit diesen Morgentiefs konfrontiert bist? Dass dir einfach das Bewusstwerden der wahrscheinlichen Belastungen in deinem Tag beim Erwachen schon mal viel Druck macht?
Falls ja, wäre vielleicht die Frage wichtig, wo du dich in deinem Alltag weiter entlasten, dir diesen wieder leichter gestalten könntest. Wird vermutlich schwierig sein, aber vielleicht gibt es ja kleine und kleinste Schritte, die zusammen mit der Zeit das Auffangnetz wieder etwas dichter weben?

Viel Mut wünsche ich dir, fühl dich gedrückt

28.04.2025 13:42 • x 7 #3


Marylu
Liebe Dakota,
vielen Dank für deinen Beitrag. Ich kann genau fühlen, was du meinst und wenn man dann gut gemeinte Ratschläge liest, geht es einem noch schlechter, weil man es einfach nicht schafft, sie umzusetzen.
So schlimm ist es bei mir z.Z. nicht. Mein Mann, mein Hund und meine Arbeit helfen mir dabei, hochzukommen

Lieber Stromboli,
vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht.
Ja, genauso geht es mir auch. Am Abend denke ich, dass Tief wäre überstanden und am Morgen geht es wieder schlechter. Als es mir ganz schlecht ging, wollte ich abends am liebsten gar nicht mehr ins Bett gehen, weil ich Angst vorm Morgen hatte.
Ja, ich denke auch, dass die Erkrankung meines Mannes und alle damit verbundenen Probleme den Ausschlag geben. Es ist ein langer Prozess und ich bin nicht immer nur stark. Das versuche ich zu akzeptieren und mich nicht all zu sehr hineinzusteigern.
Ganz liebe Grüße zurück

28.04.2025 16:32 • x 6 #4


Momo58
Liebe @Marylu,
das Morgentief ist auch für mich ein Thema. Als ich noch arbeitete, war es vor allem am Wochenende bzw. an Feiertagen ein Problem. Ich bin zwar aufgestanden, aber ich habe mich erst nach Stunden gewaschen und angezogen. Danach kam das Homeoffice, das war ganz ähnlich. Ich saß im Schlafanzug vor dem PC.

Ich habe außerdem lange geraucht und es war die morgendliche Zig., die mich aus dem Bett getrieben hat. Seit 2022 habe ich aufgehört zu rauchen und letztes Jahr ging ich in Rente. Das Morgentief ist immer noch da, die Qualität ist eine andere, weil ich ja nicht mehr arbeiten muss.

Ich habe festgestellt, dass es mir nicht gut tut, wenn ich länger als bis um 8:00 Uhr schlafe und ich schaffe es meistens, bis dann aufzustehen. Aber es kann sein, dass mich die Müdigkeit später einholt und ich mich nochmal ins Bett lege. Ich schlafe auch oft nicht gut, kann natürlich auch damit zu tun haben.

Kürzlich habe ich für 5 Tage Urlaub im Schwarzwald gemacht. Ich war in einem Hotel, da gab es ab 8:30 Uhr Frühstück. Ich hatte kein Problem damit, pünktlich beim Frühstück zu sein und danach ging ich den ganzen Tag wandern. Mich wieder ins Bett zu legen, war keine Option, ich hatte außerdem ganz tolles Wetter.

Anders ist es manchmal, wenn ich mir eine Ferienwohnung miete. Da habe ich auch schon Durchhänger erlebt.

Zurzeit habe ich den Eindruck, dass meine Depressionen stärker sind als sonst. Wenn ich morgens aufwache, denke ich manchmal, dass ich am liebsten die Decke über mich ziehen und nichts von der Welt wissen möchte. Aber morgen habe um 10:00 Uhr einen Termin beim Zahnarzt, da werde ich natürlich pflichtbewußt hingehen.

Liebe Grüße von Momo

28.04.2025 18:05 • x 8 #5


Dakota
Mir ist noch was eingefallen. Ich hatte eine Zeit, da habe ich es geschafft morgens mit Wecker aufzustehen und bin dann in die Badewanne gegangen, dort konnte ich noch lange liegen, Wasser nachlaufen lassen, entspannen, langsam wach im Kopf werden und in diese Welt zurückkommen.

28.04.2025 23:08 • x 6 #6


Grenzgaenger
Morgentief?
Ging eigentlich eher wie ein Roter Faden durch den Tag...
Inzwischen aber - und das entscheidende dabei ist einfach nur nicht darüber nach zu denken, sondern es einfach so zu nehmen wie es eben kommt - kann ich am Morgen einfach auch mal liegen bleiben und starte dann einfach später in den Tag. Auch muss ich gestehen, das wenn ich es dann geschafft habe, aus den Federn zu kommen, das ich den ganzen Tag agil war - oftmals zwar doppelt so langsam wie ein Bergschnecke - aber immer hin ein ganz klein wenig....
Doch wie gesagt: Sorgen des wegen mache ich mir deswegen nicht, da ich nun mal weiß, das dieses Monster Depression in mir schlummert...

29.04.2025 00:23 • x 6 #7


A
Hallo Marylu.
Morgentief in der D. kenne ich.
Als würde mich das Bett festhalten wollen.
Seit ich einiges in meinem Leben verändert habe
und die Erhaltungs-Ekt mache,
habe ich weniger damit zu tun.
Mir half in den schlimmsten Fällen Tavor einzunehmen.
Da ich nie ein Abhängigkeitsgefühl bekam,
konnte ich es bedenkenlos nehmen
und es einfach seinlassen,
wenn es mir wieder besser ging.
Ich wünsche dir alles Gute.

29.04.2025 08:00 • x 8 #8


Ell
Liebe Marylu,
ich kenne ein Morgentief bei dem ich zwar nicht liegen bleibe, aber nicht aus dem Schlafanzug rauskommen will und nichts anderes als sitzen und nicht in den Tag starten will. Maximal Gedanken aufschreiben kann ich dann, das führt mich allerdings dann auch manchmal raus aus dem Morgentief und ich kann loslegen....ich wünsche dir und den Deinen alles Gute !

29.04.2025 08:20 • x 8 #9


Greta
Liebe @Marylu

mein Morgentief spüre ich in der Regel erst nach dem Aufstehen.
Das heißt, ich komme ganz gut aus dem Bett (meistens so zwischen 7:00 und 8:00), habe dann aber nach etwa einer Stunde das dringende Bedürfnis, mich wieder hinzulegen.
Wenn ich alleine bin und keine Termine anstehen, gebe ich dem dann auch oft nach. Schlafen kann ich dann allerdings nicht mehr.
Wenn mein Freund da ist, lege ich mich zwar nicht nochmal ins Bett. Ich spüre dann aber dennoch so eine merkwürdige Schwäche, die meistens so etwas 2 Stunden anhält, bevor es langsam besser wird und wir etwas unternehmen können.
Anders ist es, wenn ich morgens einen Termin habe. Da muss ich ja dann irgendwie und schaffe das eigentlich auch immer.
Mich aber selbst am Morgen zu motivieren, also ohne Druck von außen, das funktioniert irgendwie nicht

Liebe Grüße
Greta
(die heute um zehn noch einen Termin hat )

29.04.2025 08:53 • x 7 #10


Marylu
Ihr Lieben,
das betrifft ja wirklich viele von uns.
Wenn ich arbeiten muss, überlege ich öfter, was ich noch weglassen oder verkürzen kann, z.B.: Banane essen statt Frühstück.
Liebe Momo, ja, Hotel mit Frühstück ist gut. In Ferienwohnungen fällt es mir auch schwerer.
Lieber Grenzgaenger, toll, dass du es so hinnehmen kannst. Mir fällt das schwer.
Liebe Grüße an euch alle

29.04.2025 18:54 • x 5 #11


Grenzgaenger
Hallo @Marylu

war ein langer Weg, doch inzwischen klappt das Hervorragend!
Deshalb wünsche ich Dir ganz besonders, das Du eines Tages auch dieses Ziel erreichst.
Denn in der Tat - das macht das Leben doch ein klein wenig leichter....

29.04.2025 21:44 • x 3 #12


Marylu
Lieber Grenzgaenger,
ich kann nicht wirklich verstehen, wie ich es annehmen soll, wenn es mir schlecht geht. Ich kann es schwer ertragen und hoffe auf Besserung

30.04.2025 15:00 • x 2 #13


Grenzgaenger
Liebe @Marylu,

dann habe ich mich wohl etwas unglücklich ausgedrückt - Pardon.

Ich versuche - wenn es mir schlecht geht und ich nicht aus den Quark komme - zumindest nicht darüber nach zu denken, warum das so ist (Was meiner Meinung nach die Sache schlimmer macht da ich ohnehin keine Antwort auf diese Gedanken bekomme) sondern sage mir: Dann ist das eben so!

Zusätzlich - auch auf die Gefahr hin das ich jetzt wie ein Verrückter klinge - führe ich innerliche Selbstgespräche in dem ich meine Monster in mir zurückweise und mir gleichzeitig Mut zu spreche.

Zwar ist das keine Permanente oder gar Patent Lösung - aber es macht mir möglich, die Tage mit einem Tief zu akzeptieren, ohne das ich mir selber noch zusätzlich Stress oder ein schlechtes Gewissen ein rede.

Und wahrlich - ich könnte auf diese Momente auch sehr gut verzichten!

Doch für mich ist das ein Weg (Für den ich aber wie gesagt auch sehr lange gebraucht habe) mit diesen Momenten irgendwie um zu gehen....

Deshalb wünsche ich dir, das auch Du einen Weg für Dich findest, mit diesen Situation um zu gehen, damit sie zumindest nicht mehr so häufig in Erscheinung treten.

Gruß
G

30.04.2025 16:50 • x 3 #14


A


Hallo Marylu,

x 4#15


maya60
Liebe @Marylu, das depressive Morgentief, das ich natürlich auch kenne, kommt und geht mit der sich verstärkenden oder verbessernden Depression; darum sehe ich es als Symptom, das einzeln zu bearbeiten für mich keinen Sinn macht. Denn es kommt und geht eben zusammen mit der Depression.

Wenn es eine Erschöpfungsdepression ist, tut es sogar gut, mehr zu schlafen und bin ich eh zu schnell davon überreizt, einen ganzen Tag wach zu sein.

Wenn es „einfach nur“ depressiv ist und ich nicht zu sehr „verlottern“ will und die Depression einfach auch zu leidvoll ist, z.B. Winterdepri, dann bin ich froh, 4 x in der Woche mit Sohni ganz früh aufzustehen, um nicht ganz abzurutschen (auch wenn ich mich danach wieder hinlege, aber dann war ich schonmal auf und habe Kaffee und Medis intus, und mache mir bei Bedarf weitere Frühtermine wie durch frühen Lebensmittellieferdienst.

Durch mein ADHS brauche ich ja viel Reizrückzug, und da, wenn es eben nicht eine zu starke Depression ist, genieße ich es auch, lange zu schlafen, zwischendurch auch noch und dadurch auch stärker für meine Männer in meinen wachen Stunden zu sein.

Ich bin allerdings auch 65 Jahre alt und erinnere bei meinem Vater sehr friedlich, wie er ganz entspannt mit den Jahren immer mehr schlummerte, während meine Mutter hellwach rumgrübelte.

Hilft das jetzt? Oder ist es zu seltsam?

Liebe Grüße und gute Besserung! maya60

30.04.2025 16:58 • x 3 #15

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