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Tochter wird stark depressiv

J
Hallo zusammen,
jetzt wende ich mich mit meinem Problem an euch. Unsere Tochter, momentan 15, wird von Tag zu zurückhaltender und komischer. Eigentlich ist sie ein sehr fröhliches und lebenslustiges Kind, von dem momentan aber kaum mehr was zu spüren ist. Angefangen hat dies schon vor Wochen, aber wir schoben es auf die Pubertät. Seit ca einer Woche ist es ganz extrem. Sie spricht kaum noch und isst ziemlich wenig. Wenn man sie drauf anspricht fängt sie sofort mit weinen an und meint es wäre nichts vorgefallen, sie ist einfach nur mit der aktuellen Lage unzufrieden und kann es sich selber nicht erklären warum sie so schlecht drauf ist. Ich selber habe auch mit Depressionen zu kämpfen, sie aber momentan gut im Griff.Ich fühle mich momentan total hilflos und weiß nicht was ich tun soll. Vielleicht einen Psychologen kontaktieren oder sehe ich/wir das alles viel zu eng? Bin mal auf eure Ratschläge gespannt.

07.06.2020 11:01 • #1


Irgendeine
Hi, ich versuch mich mal im Antworten, denn mir ging es vor ca. 12 genauso wie deiner Tochter.
Und meine Eltern waren genauso ratlos, wie du/ihr.
Zitat von Jonas-Wagner:
Unsere Tochter, momentan 15, wird von Tag zu zurückhaltender und komischer.

Was meinst du mit komisch?
Zitat von Jonas-Wagner:
Angefangen hat dies schon vor Wochen, aber wir schoben es auf die Pubertät. Seit ca einer Woche ist es ganz extrem. Sie spricht kaum noch und isst ziemlich wenig. Wenn man sie drauf anspricht fängt sie sofort mit weinen an und meint es wäre nichts vorgefallen, sie ist einfach nur mit der aktuellen Lage unzufrieden und kann es sich selber nicht erklären warum sie so schlecht drauf ist.

Ich finde es super, dass ihr den Mut habt, sie direkt darauf anzusprechen. Den hatten meine Eltern so leider nicht.

Erwachsene können ja oft schon nicht erkennen, was genau das Problem gerade ist. Eine 15-Jährige wird das erst recht nicht können.
Meinst du mit aktueller Lage die Corona-Situation? Inwiefern leidet sie darunter? Weil sie ihre Freunde nicht sehen kann oder aus Angst?
Zitat von Jonas-Wagner:
Griff.Ich fühle mich momentan total hilflos und weiß nicht was ich tun soll. Vielleicht einen Psychologen kontaktieren oder sehe ich/wir das alles viel zu eng?

Ich glaube dir, dass du dich hilflos fühlst. So wie du es beschreibst, scheint sie euch gegenüber ja doch recht offen zu sein.
Meiner Meinung nach wäre es gut, wenn ihr mit eurer Tochter darüber redet, ob ein Termin bei einem Therapeuten nicht sinnvoll wäre.
Das ist jedenfalls das, was ich mir damals gewünscht hätte: Eltern, die nicht klein bei geben, die dahinter bleiben und sich um genau so was kümmern. Die nicht hilflos zusehen, wie ihr Kind sich immer weiter zugrunde richtet.
Sie waren genauso hilflos wie ihr. Aber ihr habt den Vorteil, dass ihr es vielleicht schaffen könnt, eure Tochter noch in der Anfangsphase zu packen zu bekommen und sie so vor Schlimmerem zu bewahren....

07.06.2020 18:01 • x 2 #2


A


Hallo Jonas-Wagner,

Tochter wird stark depressiv

x 3#3


Dani82a
Hallo Jonas,

zunächst einmal finde ich es toll, dass ihr euch als Eltern aktiv mit eurer Tochter und ihrem momenaten Wandel beschäftigt.
Es gibt leider so einige Eltern, die solche Veränderungen als rein pubertär abtun und an dem Punkt aufhören hinzusehen.

Hat eure Tochter evtl. Probleme mit Freunden oder Schulkameraden?

Wird sie evtl. gemobbt?

Oder begründet sie ihre derzeitiges Down mit der Corona-Situation?

Hat sie sich euch sonst viel und gerne mitgeteilt?

07.06.2020 19:52 • x 1 #3


L
Zitat von Jonas-Wagner:
Sie spricht kaum noch und isst ziemlich wenig. Wenn man sie drauf anspricht fängt sie sofort mit weinen an und meint es wäre nichts vorgefallen, sie ist einfach nur mit der aktuellen Lage unzufrieden und kann es sich selber nicht erklären warum sie so schlecht drauf ist.


Meine Tochter ist auch 15 und das was du beschreibst ist mir nicht ganz unbekannt. Hormone sind da sicher beteiligt, trotzdem sollte man es ernst nehmen und nicht darüber hinwegschauen.

Zitat von Jonas-Wagner:
Ich fühle mich momentan total hilflos und weiß nicht was ich tun soll. Vielleicht einen Psychologen kontaktieren oder sehe ich/wir das alles viel zu eng? Bin mal auf eure Ratschläge gespannt.


Nein, du siehst es nicht zu eng und manchmal kann es sehr hilfreich sein therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Schaden kann es nie.

Meine Tochter hatte auch Theapie aufgrund von Ängsten, welche ich auf sie übertragen habe. Mittlerweile kommt sie besser damit zurecht. Kann damit umgehen. Es war wichtig frühzeitig diese Problematik anzugehen.

Sie konnte sogar frühzeitig die Therapie beenden, da sie sich gestärkt daraus entwickelte .

07.06.2020 20:03 • x 2 #4


J
Vielen Dank für eure Antworten, sie unterstreichen unser Gefühl etwas zu unternehmen und nach professioneller Hilfe zu schauen.
Mit komisch meint ich, dass sie immer weniger unternimmt, kaum isst und schon einiges abgenommen hat und einfach nicht mehr die von uns gewohnte Frohnatur ist. Sie meint das ihr der gewohnte Alltag mit Schule und Sport/Vereinsleben fehlt und sie das so fertig macht. Wir befürchten ob nicht doch eine Art Mobbing dahintersteckt. Sie hängt Tag und Nacht am Handy und schreibt mit irgendwelchen Freunde.
Was bei uns auch die Alarmglocken läuten ließen war unser gestriges Abendessen. Wir gingen in ein Restaurant und wollten es uns gut gehen lassen. Sie bestellte eine kleine Portion Bratkartoffeln und stocherte mehr oder weniger im Essen herum. Als der halbe Teller dann leer war, ist sie schnell aufgestanden und ging auf die Toilette. Als sie zurückkam wirkte sie noch frustrierter und der Bereich um den Mund war nass.
Wir werden heute noch den Kinderarzt kontaktieren und uns einen Beratungstermin geben lassen.

08.06.2020 08:42 • x 2 #5


Dani82a
Zitat von Jonas-Wagner:
Als sie zurückkam wirkte sie noch frustrierter und der Bereich um den Mund war nass.


Das klingt fast schon nach einem Problem mit den Essensgewohnheiten.

Hinzu kommt, dass viele Frauen in ihrer Pubertät sehr mit sich und ihrem Körper hadern.

Der Arzt ist die richtige Anlaufstelle.

08.06.2020 12:07 • x 2 #6


buddl1
als Vater ist es schwer seiner Tochter einen (aus)weg zeigen zu können.
meine Tochter war darin gefangen und wir hilflos, lernten alle Fasteten kennen
Wut, SSV, das heimliche Weinen und keine Worte der Erklärung,
nach dem warum zu Fragen schier unmöglich eine Antwort zu finden...
heute, 10Jahre später,
es viele Antworten gäbe,
nur eben nicht von ihr...

sei einfach da,
zeig ihr die Geborgenheit aus Kindheitstagen,
dass sie immer willkommen ist,
auch wenn es dir oder ihr schlecht geht.
schweigen ist manchmal besser,
als mit Fragen zu löchern...
lass einen Zettel liegen mit dem Verweis auf solche Foren,
dass sie lesen kann von anderen.
dass sie weiß nicht allein zu sein...
ob es Mobbing ist oder ihre Pubertät, vielleicht von vielen etwas,
zu lösen ist es von dir nicht, nur begleiten kannst du es
als Vater der du immer warst und bist.
achte auf ihre leisen wenigen oder lauten Worte,
ja, wir alten verstehen oft vieles nicht.
sie kann sicher auch nicht alles erklären,
zu viel was sie selbst kaum begreifen kann.
lass ihr Zeit, selbst ein Arzt wird nicht alles in seiner Weisheit finden können,
wenn das Wort dazu fehlt,

vielleicht ist ihr Handy eben das, was ich heute so oft höre:
darin ist mein Leben, wehe wenn es nach außen dringt.
vielleicht gelingt dir unbemerkt mit oder ohne ihr der Zugang,
ich weiß das dies Vertrauen zerstören kann.
aber es geht um viel mehr,
es geht um deine Tochter die du leiden siehst....
als ich dies tat, war es zu spät,
sie war weg, einfach nur weg
8 Jahre die keinen zu erzählen sind...
buddl1,

buddl1,

09.06.2020 14:40 • x 1 #7


J
Hier ein kurzer Zwischenstand:
Wir waren nun gemeinsam beim Kinderarzt. Er hat sich 20min mit ihr alleine unterhalten und danach noch kurz mit uns gemeinsam. Wir bekamen nun eine Überweisung zum Jungendpsychiater. Der Arzttermin hatten wir am Mittwoch kurzfristig bekommen. Seit dem haben wir das Gefühl das sich ihr Zustand verschlechtert hat. Heute traf sie sich nach längere Zeit mal wieder mit ihrer Freundin, kam aber schon nach einer Stunde wieder heim und legte sich sofort ins Bett. Es ist einfach nur zermürbend wenn man sein Kind so leiden sieht und man nichts machen kann.

12.06.2020 17:22 • x 1 #8


L
Wie meinst du das? Wart ihr am Mittwoch schon beim Jugendpsychiater?

12.06.2020 17:32 • #9


L
Eure Gefühle kann ich gut verstehen. Auch meine Tochter hat solche Durchhänger. Gerade jetzt in der Coronazeit. Das ist für alle nicht einfach. Meine Tochter zieht sich auch gerne zurück, weil sie das braucht um aufzutanken und hatte seit März keinen persönlichen Kontakt zu Gleichaltrigen. Irgendwann tat das dann aber auch selbst meiner Tochter nicht mehr gut. Sie wollte es aber so, sie nimmt es da schon sehr genau. Aber gut tat ihr das auf Dauer natürlich auch nicht und nätürlich war es für sie auch eine große Herausforderung, als sie letzten Montag nach drei Monaten wieder zur Schule ging.

Ich bin trotzdem der Meinung, dass es gut ist, wenn eure Tochter therapeutische Unterstützung erhält, gerade weil du ihren Zustand jetzt so beschreibst.

Alles ist besser als gar nichts zu tun.

Alles Gute weiterhin

12.06.2020 17:36 • x 1 #10


J
Am Mittwoch war der Termin beim Kinderarzt. Beim Psychiater können wir erst nächste Woche anfragen da er im Urlaub ist.

12.06.2020 17:43 • #11


Irgendeine
Zitat von Jonas-Wagner:
Am Mittwoch war der Termin beim Kinderarzt. Beim Psychiater können wir erst nächste Woche anfragen da er im Urlaub ist.

Wenn ihr beim Psychiater nicht zeitnah einen Termin bekommt, kannst du es über die Krankenkasse versuchen. Die meisten gesetzlichen Krankenkassen haben einen Terminservice. Damit geht es meistens recht fix.

12.06.2020 17:47 • x 2 #12


L
Hallo Jonas,

ihr tut schon sehr viel für eure Tochter. Lass dir das von jemandem sagen, der das Gegenteil kennt. Ihr könnt eurer Tochter nur immer wieder zeigen, dass ihr da seid und ihren Zustand ernst nehmt. Das ist das beste, was Eltern tun können.

Der Rest gehört in professionelle Hände, worum ihr euch ja auch schon gekümmert habt. Zu einem Psychiater oder Psychologen kann sie vielleicht offener sprechen, als zu den eigenen Eltern. Je nachdem, was ihr auf der Seele lastet.

LG Luna

12.06.2020 18:05 • x 4 #13


J
Hallo Luna,

da ich selber wegen Depressionen in Behandlung war, weiß ich wie sich meine Tochter im Moment fühlt. Ich bzw wir haben es ihr auch schon öfters gesagt das egal was passiert, wir immer für sie da sind. Doch trotzdem zermürbt uns die momentane Ungewissheit, ob auch alles ok ist was wir machen oder momentan mehr Schaden bei ihr anrichten

12.06.2020 18:29 • x 1 #14


L
Das ist verständlich.

12.06.2020 18:36 • #15


Dani82a
Lieber Jonas,

meine Nichte ist in der Pubertät und seit einiger Zeit in Therapie.
Sie war auch bereits in einer Klinik, die ihr geholfen hat.
Weiterhin hat sie Psychoterhapie und Ergotherapie.

Wenn eure Tochter auf einen netten Psychiater trifft und sie im Vertrauen kann, dann wird sie sich sicherlich öffnen und mitteilen können.

Es ist mit Sicherheit der derzeit beste Weg, den ihr mit mir und für sie gehen könnt.

12.06.2020 18:42 • #16


buddl1
hab Geduld,
sie muss sich öffnen,
den weg zurück zu Euch.
ich bezweifle dass ein Seelen-Kemptner dir die Gewissheit,
ihr den Frieden bringen wird.
Sie glaubt, dass keiner ihr helfen kann,
wenn dann nur der, der ihren Zustand zu verantworten hat.
dänge sie nicht, frag ob sie es überhaupt will, dorthin um sich da zu öffnen.

Zuviel was wir zu klein sehen,
zu groß, was ihr die Welt bedeutet,
und
sie will euch nicht belasten,
denn sie sieht die Schuld bei sich...

wenn sie nicht will, dräng sie nicht,
sei da, wie ihre Mutter, es gibt nichts was sie mehr brauch,
außer Euch...
buddl1,

12.06.2020 19:50 • #17


Dani82a
Es geht nicht darum, dass sie alsbald ihren Frieden findet, sondern darum, dass sie jemanden anvertrauen kann, was sie so sehr bedrückt, dass sie sich verändert.

Meine Nichte hatte mit niemandem von uns sprechen wollen - und die Therapie hilft ihr.

Ich finde es etwas unglücklich formuliert:
Zitat von buddl1:
ein Seelen-Kemptner


Viele von uns hier gehen zu einem Psychologen und fühlen sich da gut aufgehoben

12.06.2020 19:58 • #18


buddl1
ja, es ist sehr hart von mir formuliert,
doch,
tut er eben nichts anders,
er sucht die Seele zu richten, den Sinn,
ihren Sinn zu finden, zu richten was sie allein nicht kann
es ist eben nicht nur die Traurigkeit die es zu überwinden gilt.

und ja,
vielen hilft es mit eben jenen zu reden, sich zu öffnen, aber
auch darin gilt den richtigen für sich zu finden.
von vielen jedoch, einschließlich meiner Mutter und auch mich,
half es nicht...
.... als mein Bruder 1975 unverschuldet bei einen Unfall mit 9 Jahren starb...
meine Mum in ihrer Welt versank, wir andern beiden Kinder nicht trösten, nicht helfen konnten,
er auch nicht, bist heute es schwer ist darüber zu befinden, den Sinn darin...
auch als ich vor 10 Jahren, eben wegen der Problematik über unsere Tochter und noch so vielen
andern Konflikten, die kaum für ein andern zu verstehen sind, bei einem solchen war...
er meist auf seine Uhr nun schaute, zwar zuhörte doch keinen brauchbaren (aus)weg zeigte,
ich abbrach und allein diesen suchte.
womöglich hatte er ja nicht das richtige Werkzeug...

ich weiß nur,
es gibt kein richtig oder falsch,
wenn man es nicht versuchte
nur sollte kein Heiligenschein erwartet werden
denn letztlich wird sie darüber befinden und ihren Eltern zeigen
welcher Weg zu gehen sie bereit ist.

die Welt ist voller verrückter Menschen,
ich bin einer davon,
na und, es lebt sich ungenierter wenn andere einen dafür halten.
es bedarf weniger Erklärungen

ps: in keinen Fall war es aber abwertend gewesen,
wenn es so zu lesen war, entschuldige ich mich ausdrücklich dafür.
buddl1,

14.06.2020 07:26 • x 1 #19


P
Hallo Jonas,
Es würde mich interessieren, wie es euch und eurer Tochter heute, 1 Jahr später geht.
Ich bin seit 03/21 in einer ähnlichen Situation und empfinde es zeitweise als sehr schwer zu ertragen, versuche aber so wie ihr, meine Tochter zu unterstützen wo es nur geht.
LG

21.06.2021 13:29 • #20


J
Hallo Piamari,
es ist schwierig die letzte 12 Monate hier in einen Text zu fassen. Unsere Tochter hat eine starke Essstörung entwickelt und innerhalb kürzester Zeit sehr viel Gewicht angenommen. Im August letzten Jahres kam sie in eine Klinik ,in der sie 7 Monate lang war. Nach ihrer Entlassung war sie zwar stabiler, aber bei weitem noch nicht das was wir uns hofften. Zuhause gab es dann Probleme mit der ambulanten Psychotherapie was nicht von Vorteil war. Inzwischen hat sie eine Therapeutin, bei der sie aber erst zweimal war. Alles in allem eine sehr schwere Zeit für uns alle. Egal was ist, gebe deinem Kind immer das Gefühl das du zu 100% hinter ihm stehst. Drücke euch die Daumen

21.06.2021 16:10 • x 3 #21


A


Hallo Jonas-Wagner,

x 4#22


P
Danke für die Antwort und den Tipp. Ich versuche es, aber es geht nicht immer.

Ich drücke euch die Daumen und wünsche euch weiterhin viel Kraft.

Ich finde ihr macht das toll!
LG

21.06.2021 19:09 • x 1 #22

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