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Sind Depressionen dauerhaft heilbar?

U
Durch floricas Buch-Authorinnen-Beitrag bin ich drauf gekommen. Dort wird die Frage erhoben warum es kein gutes Ende nahm.

Ich selbst bin durch dauerhafte Überlastung an Depressionen und ein Angstsyndrom geraten. Klar dass ich mir ganz fest einrede die Symptome irgend wann vollständig wieder los zu sein. Ab September allerdings bin ich wieder richtig massiv 'reing eraten' und hoffe im Moment den Tiefpunkt erreicht zu haben damit es wieder aufwärts gehen kann.
Gleich wie und um nicht meine ganze Geschichte und Theorie zu erläutern; was glaubt ihr? Gibt es Unterschiede? Macht es einen Unterschied woher die Krankheit rührt? Ist es möglich nach meiner und deiner Depression zu unterscheiden? Und vor allem: Heilbar oder nicht heilbar?

01.01.2019 12:59 • x 2 #1


E
Temporär, definitiv NICHT dauerhaft.

Alles Gute für Dich @ulysses

01.01.2019 13:01 • x 1 #2


A


Hallo ulysses,

Sind Depressionen dauerhaft heilbar?

x 3#3


H
Ich finde, unterschieden werden muß zwangsläufig, da es zwar den Oberbegriff der Depression gibt, ihr Auslöser, ihr Verlauf, ihre Intensität aber immer individuell ist. Von daher .....

Ansonsten bin ich der selben Meinung wie Versunkenheyt, auch wenn ich mir noch so sehr manchmal wünsche, ich wäre geheilt oder befreit oder so was in der Art.
Soll kein nachahmenswertes Beispiel für alle sein, aber ich halte es mit meiner Bewertung meiner Depression wie mit dem Rauchen und Trinken: ich rauche seit über 3 Jahren nicht, trinke seit knapp 7 Jahren keinen Alk., und bin seit etwa 10 Jahren frei von schwerer Depression. Aber ich ermahne mich zu allem eigentlich immer mal wieder ..... ich kann mich nicht davon frei machen, daß es doch eines Tages wieder geschieht.
Für mich fahre ich mit dieser Strategie bislang ganz gut .....

01.01.2019 13:16 • x 3 #3


H
Ups ..... das kann ja auch falsch rüberkommen, merk ich grade.

Ich ermahne mich natürlich NICHT dazu, hin und wieder zu probieren, sondern dazu, daran zu denken, daß die Gefahr immer und überall lauert. Also so reell und objektiv wie möglich ACHTSAM zu sein ..... da ist das Zauberwort wieder.

01.01.2019 13:30 • x 1 #4


Juju
Also ich weiß noch nicht einmal, ob es bei mir eine Depression ist. Oder ob es eine Phase, eine Episode, ob es Ängste sind. . Teils vielleicht auch nun mit dazu die hormonelle Veränderung durch die Wechseljahre. . . die biologische Uhr tickt. . .

Ich glaube.. es gibt Unterschiede.
Ich denke, dass man vieles in der Griff bekommen kann.
Ich selbst war lange beschwerdefrei. Also normale Traurigkeit oder Sorgen dazwischen, aber normale Gefühls-Welt.
Es gibt dann irgendwelche Trigger und zack, war es wieder da.
Aber ich kann mir so ungefähr ausmachen.. woran es liegt und was ich eventuell anders, besser oder überhaupt tun kann und muss.

Es gibt jedoch Menschen mit richtig schwereren Geschichten, erlebtem, erduldetem und erlittenem. . . Da braucht es mit Sicherheit ganz anderes an Therapie, an eventueller Medikation. . . an Hilfe und Beistand.

01.01.2019 13:41 • x 2 #5


H
Zitat:
Ich glaube.. es gibt Unterschiede.
Ich denke, dass man vieles in der Griff bekommen kann.
Ich selbst war lange beschwerdefrei. Also normale Traurigkeit oder Sorgen dazwischen, aber normale Gefühls-Welt.
Es gibt dann irgendwelche Trigger und zack, war es wieder da.
Aber ich kann mir so ungefähr ausmachen.. woran es liegt und was ich eventuell anders, besser oder überhaupt tun kann und muss.


Sehr gute Beschreibung, nahezu Eins zu Eins mein Erleben ....

01.01.2019 13:44 • x 2 #6


E
Nur meine Meinung...

Wenn Depressionen heilbar sind, dann sind es keine Depressionen... nicht die, des Krankheitsbildes Depression. Eine Milderung maximal, aber keine Komplett-Heilung.

01.01.2019 13:56 • x 2 #7


B
Ja, ich kann mich der Meinung von Versunkenheyt nur anschließen. Das macht es oft auch so schwer, weil viele depressive Zustände in einen Topf geworfen werden und doch nicht dasselbe sind. Das ist mir in meinen stationären Aufenthalten aufgefallen. Dort sind Leute gewesen, die haben sehr gelitten, aber es lag an einer bestimmten Situation, mit der sich klarkommen mussten. Ansonsten kannten die aber Depressionen nicht. Ich habe mit einigen von ihnen noch Kontakt, ihnen geht es jetzt wieder so gut wie zuvor.

Und dann gab es die, die schon ihr Leben lang mit der Depression kämpften bzw. schon eine extrem lange Zeit. Das war eine komplett andere Dimension.

01.01.2019 14:10 • x 2 #8


H
Das ist die Kurve zu ulysses' Anfangsfrage ...... Unterschied zwischen meiner und deiner Depression.

Ich seh das auch so mit der Gefahr, Depression bzw depressive Phasen oder meinetwegen auch depressive Zustände zu verallgemeinern, in einen Topf zu schmeissen. Es ist aber auch ein Stück weit verständlich, meine ich, denn wer sich nicht wirklich damit befasst und auskennt, der trifft die Unterscheidung eher von Haus aus nicht. Ganz anders natürlich Fachpersonal. Das sollte meiner Meinung nach IMMER das Individuum sehen, mit seinen ureigenen Wegen in die Depression. Oder auch Voraussetzungen dafür.

Aber wenn man mal an seine eigenen Anfänge denkt ...... also, bei mir war es so, daß ich zwar merkte, es ging mir dreckig und immer dreckiger, aber ich hatte kein Wort dafür. Oder schreckte davor zurück.
Man kann es diesem Dreck ja auch nicht ansehen ...... da ist kein Bruch, kein Gips, kein Verband, kein Pflaster. Nichts, nada, niente.
Als ich zum ersten Mal dann in Verbindung mit mir das Wort Depression nutzte, war ich gewissermaßen froh, endlich einen Namen für meinen Zustand zu haben. Da reichte tatsächlich dann auch dieses eine Wort ....... erst viel später lernte ich selbst das individuelle Prinzip daran .....

01.01.2019 14:20 • x 1 #9


Pilsum
Hallo ulysses,
Zitat:
was glaubt ihr? Gibt es Unterschiede? Macht es einen Unterschied woher die Krankheit rührt?


Ja, ich denke es gibt einen sehr großen Unterschied, abhängig davon, woraus eine Depression entstanden
ist. Eine Depression beschreibt fast immer einen Sammelbegriff. Daher gibt es viele verschiedene
Krankheitsbilder und deshalb sollte man am besten Fachleuten die Diagnosestellung überlassen.
Zitat:
Und vor allem: Heilbar oder nicht heilbar?


Da man die Frage, was eine Depression ist, selten genau beantworten kann, kann man vermutlich auch nicht
genau sagen, ob eine Depression vollständig heilbar ist, oder nicht.

Viele Fachleute sind sich darüber einig, dass in den meisten Fällen eine mittlere bis
deutliche Verbesserung möglich ist.

Zitat:
Ich selbst bin durch dauerhafte Überlastung an Depressionen und ein Angstsyndrom geraten.


Eine dauerhafte Verbesserung einer Depression setzt jedoch voraus, dass derjenige möglichst dauerhaft einiges
an seinen Lebensumständen, an seiner Einstellung zu anderen Menschen und vor allem aber auch an der Einstellung
zu sich selbst, grundlegend verändert.


Viele Grüße

Bernhard

01.01.2019 14:41 • x 3 #10


Juju
Ich möchte es einmal ganz deutlich ausdrücken. . .
Ich hoffe jedoch, dass ich damit keinem auf die Füße trete.
Es ist nur meine Meinung.. Meine Auffassung.

Also. . .
Wer einen Missbrauch in der Kindheit erfahren hat, damit meine ich einen S.-Missbrauch, der hat es meiner Meinung nach wesentlich schwerer als ich, die als kleines Kind schon die Mutter für die Mutter war.

Ich kann eventuell nachvollziehen, weshalb meine Mutter oder meine Eltern waren wie sie waren. . . es vielleicht verzeihen, weil ich auch deren Umstände greifen und begreifen kann.
Das heißt mein Loch.. in das ich gefallen bin, kann ich zuschütten mit der Zeit und therapieren. . . und ist ja auch schon therapiert worden.
Ich denke, dass sind ganz andere Dimensionen. . .
Auch Menschen, die gar nicht wissen woher sie kommen, wer ihre Eltern sind.. keine Wurzeln haben. . .

Also da stelle ich mich mit meinem Problemen aber ganz weit hinten an. . .

01.01.2019 14:57 • x 2 #11


E
Also bei mir ist es vermutlich zum größten Teil genetisch.
Zusätzlich kommen noch einige unschöne Sachen dazu - wie das kalte Verhalten meiner Mutter und einige andere Sachen.
Die vermutlich andere ohne genetische Veranlagung besser weggesteckt hätten.

Aber ich denke einige Depressionen sind heilbar und einige nicht.
Ich denke aber auch das man irgendwie fühlt ob sie heilbar sein könnten, oder ob man nur hofft sie wären heilbar.

Bei meiner denke ich sie ist nicht heilbar, sondern nur die Symptome kann man abschwächen. Dazu muss man aber auch bereit sein und sich - da kommt wieder das Wort - achtsam um sich kümmern.

Für mich wäre aber der Ausstieg auch keine Option, ok ich wäre nicht traurig wenn ich ins Bett gehe und die Augen nicht mehr aufmache, aber selber Hand anlegen - Nein niemals - weil ich niemals meinen Kindern zumuten würde, das sie mit so einer schweren Bürde leben. Und auch meinem Mann würde ich es nicht zumuten. Wenn Kinder und Mann allerdings vor mir gehen würden - wäre die Entscheidung vielleicht anders.

Zig. rauche ich auch schon seit einigen Jahren nicht mehr - allerdings dampfe ich - aber das ist für mich ein himmelweiter Unterschied und körperlich betreffend meinem Asthma geht es mir auch mindestens 80% besser. Und das ist keine Einbildung sondern mit dem Lungenfunktionstest deutlich messbar.

Alk. trinke ich stark kontrolliert - also extrem selten. Da mein Vater und auch meine Schwester versucht haben ihre Depressionen damit zu mildern und dadurch zusätzlich Alk. wurden. Und das kann ich sogar verstehen, denn damit kann man sich gut betäuben. Aber den Preis den man dafür zahlt, der ist mir zu hoch.

Also lese ich viel - arbeite viel an mir - probiere neue Sachen aus und versuche in mich rein zu hören.
Auch irgendwann mal wieder Klinik werde ich wohl machen. Und versuche mir immer wieder positive Sachen zu merken, und da es mit dem merken irgendwie nicht so funktioniert - werde ich sie mir nun aufschreiben - dann kann ich sie mir an schlechten Tage wieder hervor holen. Das hilft mir - weil ich dann sehe - es war ja gar nicht alles schlecht.

01.01.2019 15:29 • x 5 #12


Juju
Zitat von florica:
Also bei mir ist es vermutlich zum größten Teil genetisch.
Zusätzlich kommen noch einige unschöne Sachen dazu - wie das kalte Verhalten meiner Mutter und einige andere Sachen.
Die vermutlich andere ohne genetische Veranlagung besser weggesteckt hätten.

Aber ich denke einige Depressionen sind heilbar und einige nicht.
Ich denke aber auch das man irgendwie fühlt ob sie heilbar sein könnten, oder ob man nur hofft sie wären heilbar.

Bei meiner denke ich sie ist nicht heilbar, sondern nur die Symptome kann man abschwächen. Dazu muss man aber auch bereit sein und sich - da kommt wieder das Wort - achtsam um sich kümmern.

Für mich wäre aber der Ausstieg auch keine Option, ok ich wäre nicht traurig wenn ich ins Bett gehe und die Augen nicht mehr aufmache, aber selber Hand anlegen - Nein niemals - weil ich niemals meinen Kindern zumuten würde, das sie mit so einer schweren Bürde leben. Und auch meinem Mann würde ich es nicht zumuten. Wenn Kinder und Mann allerdings vor mir gehen würden - wäre die Entscheidung vielleicht anders.

Zig. rauche ich auch schon seit einigen Jahren nicht mehr - allerdings dampfe ich - aber das ist für mich ein himmelweiter Unterschied und körperlich betreffend meinem Asthma geht es mir auch mindestens 80% besser. Und das ist keine Einbildung sondern mit dem Lungenfunktionstest deutlich messbar.

Alk. trinke ich stark kontrolliert - also extrem selten. Da mein Vater und auch meine Schwester versucht haben ihre Depressionen damit zu mildern und dadurch zusätzlich Alk. wurden. Und das kann ich sogar verstehen, denn damit kann man sich gut betäuben. Aber den Preis den man dafür zahlt, der ist mir zu hoch.

Also lese ich viel - arbeite viel an mir - probiere neue Sachen aus und versuche in mich rein zu hören.
Auch irgendwann mal wieder Klinik werde ich wohl machen. Und versuche mir immer wieder positive Sachen zu merken, und da es mit dem merken irgendwie nicht so funktioniert - werde ich sie mir nun aufschreiben - dann kann ich sie mir an schlechten Tage wieder hervor holen. Das hilft mir - weil ich dann sehe - es war ja gar nicht alles schlecht.



Woher weiss man denn, ob etwas genetisch ist?

01.01.2019 16:00 • x 1 #13


F
liebe Florica,

selbst meine ich, jeder Mensch möchte so gut es geht glücklich werden, glücklich sein, Glück ohne Ende. Da erwarte ich aber zuviel von meinem Leben. Immer gut essen und trinken, Alk. Zigartetten usw. machen vielleicht kurzfristig glücklich, aber auf Dauer ist es eher zerstörend.

Die Depression ist für mich ein Teil meines Lebens, und wenn ich das annehmen kann, und das ich mein ganzes Leben lang damit zu leben habe, dann kann ich persönlich besser damit leben.

Noch besser, wenn ich irgendwie einen Sinn für meine Depression finden kann. Übersetzt kannst du zu einer Depression auch Schwermut sagen. Es gibt so etwas wie einen Mut zur Schwere. Und das macht für mich doch etwas Sinn.

Es gehört auch Mut dazu, schwer sein zu können. Schwermut, Depression ist dann etwas Sinnvolles. Mein Therapeut hat mir einmal offen und ehrlich gesagt, das er auch Depressionen kennt. Damit meint er, kann er seine Patienten oft besser verstehen. Depression ist etwas ganz Tiefes, eher oberflächliche Menschen bekommen keine Depression. Es gehört schon ein Tiefgang dazu, ein innerer Gehalt, um wirklich schwermütig sein zu können.

Gerade Musiker, Maler, Künstler brauchen einen gewissen Tiefgang, um kreativ sein zu können.

Deshalb sind gerade Menschen mit Depression, für mich ganz wertvolle Menschen. Ja, das mich das trösten kann, muss ich schon an meinen eigenen Wert glauben, was uns ja in der Depression schwerer fällt. Vielleicht gelingt es uns durch Üben mehr und mehr, oder wenn wir uns unser wertvoll sein gegenseitig zusprechen dürfen. Wenn ein Mensch mit Depression das sagt, dann ist das echt und tief, und nicht so oberflächlich daher gesagt.

Kinder haben noch nicht so die Tiefe, können nicht so depressiv reagieren.

Oder in der Depression spüren, dass das Leben mich noch in der Hand hat. Eine Depression mich auch positiv verändern kann.

Auch eine körperliche Krankheit kann mein Leben mehr verändern, ich lebe nicht mehr so in den Tag hinein, sondern suche für mein Leben einen tieferen Sinn. Es ist mir auch nicht mehr so egal, wie es anderen Menschen geht, kann auch mal mit leiden.

Zur Wirklichkeit eines jeden Lebens zählt es, das ich von Leiden und Schmerzen nicht immer verschont werde. Die Schattenseiten meines Lebens gehören doch auch zu mir.

Für manche Kinder, Babys ist das Leben von Beginn an schmerzhaft, wenn sie schwer misshandelt werden, missbraucht.

Wenn ich aber in meinem Leben trotz Depression einen Sinn sehen darf, dann macht mich das stabiler. Ohne Sinn sehe ich mein ganzes Leben als Qual und Last.

Die Überzeugung, dass mein Leben, auch in meinen schweren Phasen einen Sinn hat. Das mein Leben wertvoll und kostbar ist.

Trotzdem immer wieder ein JA zu mir und meinem Leben sagen, auch mal ganz trotzig.

Gute Beziehungen in der Familie, zu seinen Kindern, hier im Forum können ganz arg viel helfen.

Zu Wissen, auch das Versagen und Scheitern gehört zum Leben dazu. Wenn ich gescheitert bin in einer Beziehung, in der Bewältigung einer Aufgabe, dann muss ich es nicht verdrängen, sondern darf es mir eingestehen.

Das ich in der Depression meine Opferhaltung verlassen, und wieder aktiv werden. Klar, zu resignieren, nicht mehr wollen gehört auch dazu, aber immer wieder versuchen das Beste daraus zu machen.

An meine Fähigkeiten, was ich besonders gut kann, hoffen............

Eine Rückschau halten in meine Vergangenheit, wie kam ich schon einmal aus meiner Depression raus.



viele liebe Grüße, und ganz viel Hoffnung und Liebe wünscht,


Frederick

01.01.2019 16:26 • x 5 #14


E
Zitat von Frederick1:
Es gehört auch Mut dazu, schwer sein zu können. Schwermut, Depression ist dann etwas Sinnvolles. Mein Therapeut hat mir einmal offen und ehrlich gesagt, das er auch Depressionen kennt. Damit meint er, kann er seine Patienten oft besser verstehen. Depression ist etwas ganz Tiefes, eher oberflächliche Menschen bekommen keine Depression. Es gehört schon ein Tiefgang dazu, ein innerer Gehalt, um wirklich schwermütig sein zu können.

Gerade Musiker, Maler, Künstler brauchen einen gewissen Tiefgang, um kreativ sein zu können.



Mir kam hier ein Wort in den Kopf - Melancholie. Und das wird oftmals in einen Topf geworfen oder als Grund / Ursache / Auslöser für Depressionen gesehen. Dem ist aber ganz und gar nicht so. Ich bin ein sehr melancholischer Mensch. Ich brauche auch ein gewisses Maß an Traurigkeit? in meinem Leben. Diese Melancholie ist wie eine warme Decke, ich fühle mich wohl darin, es ist Geborgenheit für mich, hat aber definitiv nichts zu tun mit meinen Depressionen.

Irgendwo hab ich hier etwas in dem Forum gelesen bzgl. der Musik, und daß traurige Musik kontraproduktiv sei und es einem dadurch noch schlechter geht. Das mag von Mensch zu Mensch verschieden sein. Mir hat sie oft geholfen, hilft, in irgendeiner Art und Weise zu überleben (und kann den ganzen Schmerz ausdrücken, den ich in Worte nie fassen könnte). Vielleicht auch eine Art Verarbeitung ich weiß es nicht.

01.01.2019 16:50 • x 4 #15


F
liebe Versunkenheyt,

wir Menschen sind alles Originale, aber es geht um unsere persönliche Sichtweise. Ja ich bin Musiker, und manche Musik wirkt auf mich zerstörend, manche baut mich auf. Selbstmitleid ist das, was uns in den der Depression am meisten zerstört, in meinem Innersten, aber auch an meinem Körper.

Dieses alte Beispiel, ich sage die Weinflasche ist halb leer, meine liebe Frau sagt, oh die ist doch noch halb voll.

Dahinter steht...was sehe ich, ...sehe ich auf das was ich habe, oder das was mir fehlt........

Sehe ich nur noch meine eigene Depression, nur die Schwierigkeiten, mein Leid.............

Oder sehe und denke ich auch an die guten Seiten meines Lebens..............die Möglichkeiten, die darin liegen, das was ich habe und besitze.

Denn nicht nur von den Umständen , sondern gerade auch von meiner Sichtweise hängt es ab, ob ich mein Leben trotz Depression, noch lebenswert finde oder nicht.

Mein Lebensgefühl wird auch beeinflusst von meinen ganz persönlichen Sichtweisen. Positive Verstärker die mich aufbauen, oder negative Verstärker, die mich hinunterziehen wollen.

Sehr viel Not habe ich, wenn ich mich mit anderen vergleiche zum Beispiel. Ich habe Depression, mein Nachbar nicht usw.

Ich vergleiche mich mit den Menschen, denen es scheinbar besser geht als mir.................Da ist meine Unzufriedenheit vorprogrammiert.

Oder wenn ich zu hohe Erwartungen von mir selbst habe. Ich muss meine Depression nicht durchstehen, sondern erst einmal annehmen.

Mich mit mir und meinem Leben versöhnen. Ich kann es nicht ändern, wenn ich verletzt wurde, aber ich bestimme wie ich damit umgehe.


Positive Verstärker für mein Leben sind................

..........mein Leben ist kostbar,

,.........mein Leben ist wertvoll........das lasse ich mir nicht nehmen, egal wie andere darüber denken.

.......manchmal ist mein Leben ein Geschenk

,,,,,,,das oder mein Leben hat einen Sinn.


Das sind Sätze, die mein Grundvertrauen stärken. damit ich in meiner Depression durchhalte.

Ich bin meines Glückes eigener Schmied. Ich muss mich nicht fremdsteuern lassen, darf mein Leben selbst in die Hand nehmen.



ich darf JA; , aber auch NEIN sagen.

ich darf meine eigenen Entscheidungen treffen.

...aber auch die Folgen meiner Entscheidungen.


Für mich hat mein Wesen schon was mit meiner Depression zu tun, da ich schon eher schwermütig und sensibel bin.

Selbstmördern fehlt oft der Mut zur Schwere. Der Mensch hat keinen Mut zur Schwermut, tötet sich deshalb.


Deshalb ist für mich die Depression, meine Schwermut nicht nur negativ besetzt.


liebe Grüße,

Frederick

01.01.2019 17:23 • x 3 #16


E
Zitat von Frederick1:
Mein Lebensgefühl wird auch beeinflusst von meinen ganz persönlichen Sichtweisen.


...welche Deine Persönlichkeit formt.... und auch, oder gerade wegen Deiner Depressionen (und der dazugehörigen Tiefe, wie du es beschrieben hast), solltest Du Dir Deine Persönlichkeit bewahren. Aber am Ende mußt Du das tun, was Dir gut tut oder, was am wichtigsten ist, womit du Dich identifizieren kannst.

Ich lese hier viel von Ändern, sich selbst ändern. Das ist in meinen Augen ein Anpassen, damit man in der Gesellschaft funktioniert.

Ich bin und bleibe da Rebell, solang ich lebe. Auch wenn es der schwerste Weg von allen ist.

01.01.2019 17:33 • x 3 #17


Pilsum
@Versunkenheyt
Zitat:
ich lese hier viel von Ändern, sich selbst ändern. Das ist in meinen Augen ein Anpassen,
damit man in der Gesellschaft funktioniert.


Es ist auch meiner Meinung nach eher ein anpassen.
Nur wer sich sowohl anpassen, als auch bei Bedarf die Anpassung verweigern kann,
der schützt sich vor Depression.

Wenn ich weiß, dass ich entscheiden darf und muss, habe ich einige Gründe weniger
um überhaupt erst depressiv zu werden.

01.01.2019 17:43 • x 3 #18


F
liebe Versunkenheyt,

du ändern heißt für mich, damit ich zufriedener leben kann. Obwohl ich Postbeamter war, bin und war ich schon immer ein Rebell. Als alt 68er habe ich schon gegen Atomkraftwerke protestiert. Nur bin ich gegen jegliche Form von Gewalt, Gewalt die einen Menschen zerstört, weil ich das schon als Kind erlebt habe.

Und ich habe mich schon für eher schwache Menschen eingesetzt, die von stärkeren Menschen ausgenutzt wurden.

Betrug, Heuchelei, Manipulation gegen Menschen, das finde ich schrecklich. Und weil ich so bin, hatte ich beruflich auch schon Nachteile................................................................................................................................................................

Aber ich darf meine Möglichkeiten im Leben ausschöpfen. Was ich an Gaben und Talenten habe, auch als Mensch mit Depression. Jeder Mensch hat das Recht sich zu entfalten, jeden einzelnen Tag.

Auch versuchen mal von mir wegschauen, kranke Menschen zu besuchen, die es noch schwerer haben als ich, damit ich mich nicht immer nur um mich und meine Depression drehe usw................

...anders sein zu dürfen kann auch Freude machen, gerade Menschen Freude bringen, kann ganz viel Freude machen.

anders sein, darf nicht gegen mich selbst sein. Ja ich war auch schon süchtig, Alk usw..., aber das brauche ich heute nicht mehr. Wer sich selbst zerstört, zerstört oft andere Menschen, oder Neid, Hass, Streit usw.........................................


liebe Grüße,

Frederick

01.01.2019 17:49 • x 1 #19


E
Zitat von Frederick1:
Aber ich darf meine Möglichkeiten im Leben ausschöpfen. Was ich an Gaben und Talenten habe, auch als Mensch mit Depression. Jeder Mensch hat das Recht sich zu entfalten, jeden einzelnen Tag.


Alles gut...ich bin da auch bei dir. Ich meinte eher, dieses Ändern, was Depressiven vorgeschlagen / angeraten wird, damit es ihnen besser geht.

Natürlich spricht gar nichts gegen Ändern oder Entfalten seiner eigenen Persönlichkeit (das war nicht in diesem Kontext gemeint von mir), im Gegenteil (und ich könnte hier wieder ein neues Thema eröffnen, denn ich bin davon überzeugt, daß die persönliche Entfaltung in dieser Gesellschaft oft gestoppt wird, ja ich wage sogar zu sagen, daß niemand frei ist... :p, evlt. auch ein Depressions-Auslöser?...).

01.01.2019 18:01 • x 3 #20


F
liebe Versunkenheyt,

bei der Frage nach Freiheit kann ich nur sagen, ich bin so dankbar, das ich nicht mehr süchtig sein muss. Durch die Liebe meiner Frau, wenn ich gerade durch Beziehung einen Sinn in meinem Leben finden darf.

Denn sie ganzen Suchtmittel machen dich voll unfrei, abhängig, zerstören dich.

Dankbarkeit hat aber auch wieder etwas mit meiner Lebenseinstellung zu tun. Dankbarkeit hängt nicht davon ab, was ich habe, oder eben nicht habe. Es gibt Menschen, die haben so viele Dinge im Leben, können aber auch undankbar und voll unglücklich sein.

Mein Dankbar sein setzt voraus, das ich mir bewusst mache, darüber nachdenke, was es Gutes in meinem Leben gibt, und das ist nicht selbstverständlich. Dann lerne ich wieder zu schätzen was ich haben darf. So darf ich mir die Dinge aufschreiben, die ich haben darf.

Innere Freiheit ist oft wichtiger als äußere Freiheit. Natürlich ist vieles in unserem Land, bei mir selbst, nicht perfekt.

Aber wenn ich anfange zu hassen, zerstöre ich mich selbst und andere Menschen. Du hast keine Kraft mehr, etwas positiv zu verändern.

Dankbar, ich habe jeden Tag etwas zu essen, zu trinken, ich darf mich frei bewegen, ich muss nicht frieren, usw......

Versuchen dankbarer zu sein, hilft mir auch in meiner Depression, die will, das ich eher undankbar bin, unzufrieden,


Lebe, wie wenn du stirbst,
wünschen wirst, gelebt zu haben.


(von Christian Fürchtegott Gellert.)


liebe Grüße,

Frederick

01.01.2019 18:27 • x 1 #21


E
Zitat von Frederick1:
bei der Frage nach Freiheit kann ich nur sagen, ich bin so dankbar, das ich nicht mehr süchtig sein muss. Durch die Liebe meiner Frau, wenn ich gerade durch Beziehung einen Sinn in meinem Leben finden darf.



Dann weißt Du, was ich verloren habe...

01.01.2019 18:37 • x 1 #22


E
Zitat von Juju:
Woher weiss man denn, ob etwas genetisch ist?

Ich denke das ist vermutlich ähnlich wie bei einigen Krebsarten, man weiß das die Depression genetisch Ursachen haben können, aber nicht ob du es dann auch bekommst.
In der Familie meines Vaters, war auch seine Schwester depressiv, und meine Halb-Schwester auch - und ich auch.
Daher gehen die Ärzte davon aus das ich genetisch die Veranlagung habe.

Zitat von Frederick1:
Die Depression ist für mich ein Teil meines Lebens, und wenn ich das annehmen kann, und das ich mein ganzes Leben lang damit zu leben habe, dann kann ich persönlich besser damit leben.

Seit ich es weiß, kann ich es besser annehmen - weil das Kind nun einen Namen hat


Zitat von Frederick1:
Gute Beziehungen in der Familie, zu seinen Kindern, hier im Forum können ganz arg viel helfen.

Da kann ich nur zustimmen, ohne meinen Mann wäre es ganz sicher deutlich schlimmer damit zu leben.

Zitat von Frederick1:
Das ich in der Depression meine Opferhaltung verlassen, und wieder aktiv werden. Klar, zu resignieren, nicht mehr wollen gehört auch dazu, aber immer wieder versuchen das Beste daraus zu machen.

Als Opfer habe ich mich noch nie gefühlt, glaube ich wenigstens.
Ich sehe es Erkrankung und da gibt es auch viele anderen Erkrankungen, die einen erwischen können, bei mir war es nun einmal das.

01.01.2019 19:15 • x 1 #23


U
Der Status meiner zwischenzeitlichen Nachforschungen ist folgender (in Kurzform)
--
Durch verschiedene Faktoren besitzen depressiv anfällige Menschen (erbliche und umweltbedingte Faktoren, genetische Veranlagung, Neurobiologische, Entwicklungs- und Persönlichkeitsfaktoren fehlgeleiteten Entwicklung in der Kindheit) eine geringere Toleranz gegenüber seelischen, körperlichen und biografischen Belastungsfaktoren.

Als Auslöser einer depressiven Episode wirken meist persönlich belastende Ereignisse oder Überforderungssituationen. Auf diese reagieren die Risikopersonen sensibler als andere Menschen.

Das stressregulierendes System ist auch für das Empfinden und Verarbeiten von Gefühlen mitverantwortlich. Eine veränderte Aktivität bei der Verarbeitung von Gefühlen erklärt die erhöhte psychische Verletzlichkeit Depressiver und warum oft Schicksalsschläge o.ä. einer Erkrankung vorausgehen.

Melancholische Menschen sind ebenfalls besonders gefährdet eine Depression zu entwickeln.

--
Durch wieder auflebende Diskussionen um die Wirksamkeit von Serotonin in Abhängigkeit von der Blutkonzentration und unwissentlich der wahren Beteiligung des Stresshormons Cortisol an depressiven Phasen könnte ich z.Zt. folgende Aussage wagen:
Depressionen sind (so man den Stoffwechsel wieder i.O. bringt) vollständig heilbar.
Die gefährdeten werden aber (gleich wie) immer Risikopersonen bleiben.

01.01.2019 19:27 • x 3 #24


U
Zitat von ulysses:
Serotonin in Abhängigkeit von der Blutkonzentration


Ein Lapsus hat sich eingeschlichen. Es muss 'Konzentration im Gehirnwasser' heißen.
Serotonin kann die Blut/Hirn-Schranke nicht überwinden.
(ich kam fälschlicher Weise darauf weil sich die meisten Serotonin-Rezeptoren im Darm befinden
und einige Experten nun Darm und Hirn in Zusammenhang bringen wollen ohne zu erklären wie)

01.01.2019 22:58 • x 1 #25


Funnycat
Hallo zusammen,

ich denke auch diese Frage ist nicht wirklich zu beantworten.

Sicherlich muss unterschieden werden zwischen z.B. depressiver Verstimmung oder z.B. reaktiver Depression (Depression auf ein Ereignis z.B. Tod eines Menschen. Diese Depression ist nach Durchleben der verschiedenen Trauerstufen irgendwann beendet) und chronischer Depression.

Aus meinem Erleben heraus sind die chronischen Depressionen nicht wirklich heilbar. Ja, es gibt gute Phasen, manchmal Jahre lang. Aber auch Rückschläge.

Ich glaube auch, es ist total wichtig achtsam mit sich selbst umzugehen und die eigenen Grenzen zu beachten.
Und genau das höre ich sehr oft von Betroffenen. Sobald man den eigenen Bedürfnissen gerecht wird, kann es sich auch mit der Depression bessern. Aber dass sie wirklich verschwindet, das glaube ich nicht.

13.01.2019 13:03 • x 3 #26


Y
Hallo,
prinzipiell sehe ich das wie Funnycat.
Aus eigenem Erleben kann ich sagen : nach Jahren mit etlichen Packungen Tabletten, Abstürzen und Therapiesitzungen wird mir immer klarer, die Depression werde ich nicht los, ich werde mit ihr leben müssen, sicherlich anders als früher. Ich werde mich täglich an die Zauberwörter Achtsamkeit und Selbstfürsorge erinnern müssen, meine Grenzen sind andere und ich muss lernen die Abstürze anzunehmen und auszusitzen. Leicht gesagt ...... Und das Leben spielt auch nicht immer mit.
Für mich - nicht heilbar.
Aber ich kann so gut wie möglich leben, mit allem, was für mich dazu gehört.

13.01.2019 13:47 • x 3 #27


Juju
Ich glaube nach wie vor, dass es hierbei auf den Auslöser, den Grund, die Geschichte und die Gene ankommt.
Ich merke bei mir ganz eindeutig auch, je mehr ich denke, ich sei krank, je mehr bin ich es auch.
Soviel Aufmerksamkeit wie man dem schenkt.
Ob man sich selbst bedauert. . .
Wie man damit umgeht.
Ob mam Unterstützung hat, oder einen Grund zum Kämpfen.
Auch das ist alles individuell und personenbezogen.
Als ich Freitag zu meinem Psychologen sagte, ich bin froh, wenn ich wieder gesund bin. . . sagte er. . . Frau Juju, sie sind doch nicht krank!
Ich fühle es aber wie eine Krankheit, weil es mir nicht gut geht.
Bin aber auch vermessen, weil ich will, dass es mir immer gut geht.
Ungeduldig, weil ich der Sache keine Zeit lassen möchte.

Also ich für mich persönlich brauche nicht unbedingt die Heilung.
Aber ich möchte die absolute Besserung und auch die damit verbundene glückliche Lebenszeit.

Und das schaffe ich und mit mir eine Menge anderer hier!
Ganz sicher!

13.01.2019 14:27 • x 3 #28


E
Zitat von Juju:
Als ich Freitag zu meinem Psychologen sagte, ich bin froh, wenn ich wieder gesund bin. . . sagte er. . . Frau Juju, sie sind doch nicht krank!

Und was meint er was du bist?

Ich denke auch - heilbar ist es nicht wirklich - aber man kann Wege finden damit zu leben, wenn man die Krankheit annimmt. Das Wege finden ist nur recht kompliziert - weil jeder andere Wege gehen muss um damit zu leben.
Teilweise sind die Wege ähnlich, aber manchmal auch ganz anders.

Und es sind viele Stolperwege dabei

13.01.2019 15:06 • x 1 #29


A


Hallo ulysses,

x 4#30


Pilsum
Zitat von Juju:
Ich merke bei mir ganz eindeutig auch, je mehr ich denke, ich sei krank, je mehr bin ich es auch.
Soviel Aufmerksamkeit wie man dem schenkt.
Ob man sich selbst bedauert. . .
Wie man damit umgeht.
Bin aber auch vermessen, weil ich will, dass es mir immer gut geht.
Ungeduldig, weil ich der Sache keine Zeit lassen möchte.



Liebe Juju,

ich finde Du schreibst hier sehr kluge Zeilen.
Auch ich denke, je mehr Aufmerksamkeit man seinen Ängsten und depressiven Gedanken schenkt, umso
schlechter fühlt man sich.
Natürlich ist es am Anfang außerordentlich schwierig, das umzudrehen.Immerhin hat man sich jahrelang
daran gewöhnt, den schwachen Seiten mehr Aufmerksamkeit zu gönnen, als seinen Stärken.
Zitat:
Also ich für mich persönlich brauche nicht unbedingt die Heilung.
Aber ich möchte die absolute Besserung und auch die damit verbundene glückliche Lebenszeit.

Und das schaffe ich und mit mir eine Menge anderer hier!
Ganz sicher!


Mit dieser Einstellung wirst Du sehr viel erreichen.

Bernhard

13.01.2019 15:41 • x 2 #30

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