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Psychosomatische Reha Erfahrungen?

S
Hallo zusammen,
was sind eure Erfahrungen durch eine Psychosomatische Reha, würdet ihr es empfehlen?
Konntet ihr etwas mitnehmen? Ging es euch danach besser? Ward ihr danach wieder Arbeitsfähig?
Ich bin seit ungefähr einem halben Jahr zu Hause und fühle mich noch nicht wieder in der Lage zu arbeiten, geschweige denn ob ich in meinen alten Job zurück möchte. Meine Psychotherapeuten wurde wohl vom Medizinischen Dienst angeschrieben, ob sie eine Psychosomatische Reha empfehlen würde. Sie hat mich danach gefragt, und ich weis es nicht.
Ich möchte keines falls Medikamente nehmen.
Könnt ihr mir mit euren Erfahrungen weiterhelfen?
Liebe Grüße

07.07.2020 12:21 • x 2 #1


gruenic
Hallo Sonnenschein,

ich bin vor zwei Wochen aus einer psychosomatischen Reha zurück gekommen und wenn ich an die verschiedenen Menschen denke, die ich dort kennengelernt habe, denke ich, jeder würde das anders beantworten.
Ob man hinterher findet, dass es was gebracht hat, hängt davon ab, was genau man sich davon versprochen hat. Das finde ich im Vorfeld sehr wichtig, zu schauen, was genau Du Dir erhoffst. Nur dann weißt Du, ob das auch erfüllbar ist. Und der zweite Punkt ist, ob Du es schaffst, wirklich etwas zu ändern. Denn normal landet man ja in der Reha, weil es so, wie es läuft, nicht gut ist.

Als ich in die Reha kam, wusste ich, dass ich in meinen alten Job nicht mehr zurück kann. Hatte keine Ahnung, wie ich da rauskommen soll und wie es danach weiter geht. Ich hatte mir erhofft, dass die Reha mir Klarheit über meine Frage bringt, ob ich meinen Job kündigen sollte, und dass ich ermutigt wieder heim komme. Für mich hat sich beides eingelöst. Besonders der Austausch in den Therapie-Gruppen hat mich total überrascht, weil er so so hilfreich war.
Ich merke aber auch, dass es schwer ist, wieder nach Hause zu kommen. In der gewohnten Umgebung nicht auch in die gewohnten Verhaltensweisen zurück zu fallen, ist echt nicht einfach.

Am Ende ist es also die Frage, was Du Dir erhoffst, und wie gut Du selbst das umsetzt, was Du aus der Reha mitnimmst. Je besser Du Deine Ziele vorher kennst, desto besser kannst Du auch dafür sorgen, dass sie erreicht werden.

Ich für mich finde es eine wirklich wertvolle Erfahrung, obwohl es kein Urlaub ist und man wirklich gefordert ist. Aber in einer guten Klinik wird man gut begleitet und lernt auch, besser auf sich aufzupassen. Alles in allem fand ich es eine echt gute Erfahrung.

Liebe Grüße und alles Gute!

07.07.2020 13:12 • x 4 #2


A


Hallo Sonnenschein-,

Psychosomatische Reha Erfahrungen?

x 3#3


Bilbo
Hallo Sonnenschein,

Danke für deine Fragen, die kreisen nämlich zur Zeit ebenfalls in meinem Kopf. Vor gut 3 Monaten hat mich meine Körpertherapeutin auf den Gedanken gebracht, dass für mich ein Reha-Aufenthalt wohl das beste für mich wäre, um wieder klar zu kommen. Hauptsächlich weil ich Hilfe über Einzel- und Gruppentherapien und einen Tapetenwechsel dringend benötige, so ihre Worte.

Mir ist der Gedanke erstmal negativ im Kopf hängen geblieben, es hat mich einfach erschreckt, dass ich es wohl alleine nicht mehr schaffe, bzw. dass es so schlimm ist. Ich brauchte weitere 2 Monate, um das zu akzeptieren und bin nun seit einem Monat krank zu Hause und auch tatsächlich immer noch dran, den Reha-Antrag für die Rentenkasse zu vervollständigen. Das ist nicht leicht, aber ich mache es... für mich. Nicht für die Arbeit, nicht für meinen Partner, nur für mein Leben, was ich aktuell überhaupt nicht auf die Reihe bekomme. Vielleicht hilft dir dieser Gedanke bei deiner Entscheidung ein bisschen weiter.

Erfahrungen und Empfehlungen habe ich leider noch keine und bedanke mich deshalb auch bei gruenics wegen ihrer Antwort.
Zitat von gruenic:
Ich merke aber auch, dass es schwer ist, wieder nach Hause zu kommen. In der gewohnten Umgebung nicht auch in die gewohnten Verhaltensweisen zurück zu fallen, ist echt nicht einfach.

Genau das ist auch meine größte Angst, wenn ich an Reha denke.
Darf ich dich fragen, wie lange du auf den Reha-Platz gewartet hast, nachdem der Antrag genehmigt wurde? Und hattest du eine Wunsch-Klinik, die dir ebenfalls genehmigt wurde oder wurde dir eine Klinik zugewiesen?
Ich habe Angst, dass mein Antrag erstmal abgelehnt wird und sich dadurch alles nur weiter in die Länge zieht. Vermutlich würde mich das erstmal wieder ein paar Tage zurück werfen, aber dann widerspreche ich, weil ich weiß, dass ich jetzt an dem Punkt bin, für mich zu kämpfen.

Liebe Grüße an euch beide

11.07.2020 10:11 • x 2 #3


gruenic
Hallo Bilbo,

Zitat von Bilbo:
bin [....] dran, den Reha-Antrag für die Rentenkasse zu vervollständigen. Das ist nicht leicht, aber ich mache es... für mich. Nicht für die Arbeit, nicht für meinen Partner, nur für mein Leben

Das finde ich das Allerwichtigste! Ich habe die Reha angetreten, weil ich von der KV dazu aufgefordert wurde, und die Reha hätte keine Chance auf Erfolg gehabt, wenn ich es nicht irgendwann zu meiner Entscheidung *gemacht* hätte. Ich habe mir eine Menge Gedanken gemacht im Vorfeld, was ich dort erreichen will, was mir wichtig ist, woran ich arbeiten will. Und das war gut so!

Dass die Übertragung der Reha-Erfahrungen ins richtige Leben schwierig ist, davor muss man keine Angst haben, finde ich. Aber es ist gut zu wissen. Sonst ist man hinterher enttäuscht oder frustiert, wenn die Schwierigkeiten anfangen, und man gibt vielleicht zu schnell die Erfolge verloren, die man hatte. Stattdessen sollte man wissen, dass diese Schwierigkeiten dazu gehören, dass sie normal sind. Dann kann man viel angemessener darauf reagieren.

Zu Genehmigungszeiten und Wunsch-Klinik kann ich wenig sagen, weil ich ja nicht freiwillig beantragt hatte, da hatte ich keinen Einfluss (mehr) auf das Verfahren. Aber ich habe in der Reha einige Leute getroffen, die sich die Klinik ausgesucht und dann auch bekommen hatten. Wenn man nicht einfach irgendwohin zugewiesen werden kann, macht es das Verfahren vermutlich ein wenig langsamer. Aber in Corona-Zeiten ist das eh alles ein bisschen unberechenbar. Vielleicht rufst Du einfach mal in der Klinik an, für die Du Dich interessierst. In meiner Klinik waren die Mitarbeiter jedenfalls super nett und hilfsbereit. Natürlich können die vieles auch nicht sagen, aber man kann ein bisschen ein Gespür für die Situation bekommen. Nur Mut!

Und: Bevor Du Dich in Kampfstimmung bringst, stellst Du vielleicht erst mal den Antrag

Liebe Grüße und viel Erfolg auf alle Fälle!

11.07.2020 19:25 • x 3 #4


Albarracin
Experte

11.07.2020 20:33 • x 3 #5


K
Hallo,

ich hatte eine psychosomatische Reha, ist allerdings ein bisserl her, das war 2010. Mitte 2009 hatte ich auf Anraten meiner Psychiaterin den Antrag losgeschickt inkl. Angabe einer Wunschklinik, die sie mir empfohlen hatte.

Ich bin mir nicht sicher, ob es mittlerweile leichter ist, aber worauf man sich sicherheitshalber einstellen sollte, ist eine Ablehnung. Bloß nicht kirre machen lassen davon! Ich bin mit Hilf meiner Ärzte in den Widerspruch gegangen, wurde zum Gutachter geschickt, und dann erst hat es geklappt. Der ganze Prozess hat ein Dreivierteljahr gedauert, und ich kam nicht in die Wunschklinik, sondern in irgendeine. Was mir aber schnuppe war, da ich froh war, überhaupt eine Reha zu bekommen.

Während der langen Wartezeit habe ich leider ein bisschen die Nerven verloren und meinen Job gekündigt. Ich erinnere mich noch gut an einen Mitarbeiter in der Klinik, der augenrollenderweise meinte, es könne doch nicht angehen, dass diese Verfahren immer so sehr in die Länge gezogen werden, dass die Leute in der Zwischenzeit ihre Jobs verlieren. Tja, aber da war das Kind schon in den Brunnen gefallen. Kann jedem nur raten, nicht den gleichen Fehler zu machen.

Ich wurde als arbeitsfähig entlassen, und das ist ja auch das Ziel einer solchen Maßnahme. Da kein Job mehr da war, musste ich also anschließend zur AA und bekam ALG I.

Mir hat die Reha inhaltlich schon viel gebracht. Ich hatte davor keinerlei Therapieerfahrung, und es tat ganz gut, den ganzen Murks mal aufzuarbeiten. Ich habe auch sehr von der Tagesstruktur profitiert; andernfalls hätte ich wahrscheinlich nur noch stumpf auf dem heimischen Sofa gesessen. Ich kann jedenfalls eine Reha nur empfehlen, insbesondere, wenn man mal einen Tapetenwechsel braucht. Wer sein Zuhause zu sehr vermisst, dem empfehle ich, alternativ über eine Tagesklinik nachzudenken.

16.07.2020 12:14 • x 2 #6

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