Oli
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Gleichzeitig denke ich, dass genau da die Depression dazwischen funkt und diese Beziehung stört.
Es gibt meiner Erfahrung nach einen Unterschied zwischen der Überwindung des inneren Schweinehundes und der Überwindung von Antriebslosigkeit durch eine Depression.
Wenn Depression durch Disziplin zu überwinden wäre, dann ist es meines Erachtens nicht wirklich eine Depression, wie ich sie von mir kenne.
Deshalb muss man ja in Therapie oder braucht Medis. Meiner Erfahrung nach erzeugt Willenskraft gegen die Depression eine riesige Gegenkraft, die letztlich so stark wird, dass man sich an ihr erschöpft.
Wenn ich beispielsweise meinen inneren Schweinehund überwinde, weil ich eigentlich ins Kino will und Leute treffen, aber draußen ist es kalt und regnerisch, dann lohnt sich die Überwindung des Schweinehundes, weil ich danach einen guten Abend habe.
Ich kenne aber auch Situationen, in denen ich meine Disziplin die gesamte Zeit auf hohem Niveau halten muss, um den Abend zu überstehen - beispielsweise eine Chorprobe. Und während andere dann erfrischt aus der Probe kommen, bin ich vollkommen abgenutzt - nicht weil ich Probleme mit Text oder Gesang hatte, sondern weil ich ständig gegen diese Gegenkraft ankämpfen musste, die mich dazu zwingen will, einfach den Mund nicht zu öffnen und den Saal zu verlassen.
Ich kenne das auch vom Sport. Es gab Zeiten, da musste ich mich zum Joggen halt „ganz normal“ überwinden. Aber dann ging es auch. Jetzt ist es so, dass ich auf der gesamten Strecke meinem Körper aktiv befehlen muss, überhaupt einen Schritt nach dem anderen zu tun, nicht einfach stehen zu bleiben und sich auf der Stelle auf den Boden zu setzen. Das ist Anstrengung für den gesamten Tag. Das kann ich mir schlicht nicht leisten, wenn ich noch meine Tochter aus der Schule abholen muss.