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Das ist doch kein normales Verhalten?

n8schatten
Hallo liebe community!

Aus jüngsten Geschehnissen bzw aufgrund eines Veränderungswunsches und auch um mich mit betroffenen Menschen auszutauschen, habe ich mich hier im forum angemeldet und freue mich über regen Austausch

Nun zu mir. Ich habe seit langem angststörungen hauptsächlich betreffend Verlust und Tod von geliebten Menschen. Diese Gedanken-abwärts-Spirale war letztendlich so heftig, dass ich 100mg sertralin bekam (nehme diese immer noch).

Es verfolgt mich die ständige Angst, es könnte was passieren, keine Zeit sich zu verabschieden, jeder Besuch könnte der letzte sein etc, das kann ich einfach nicht akzeptieren. Sertralin hilft hier leider nur bedingt.

Auch in gewissen Bereichen im Leben, vor allem das Miteinander mit anderen Menschen bereitet mir MASSIVE Schwierigkeiten. Gedanken wie zb
Ist das jetzt richtig was ich mache? Darf ich mir das erlauben (Arbeit oder einfach in diversen Konversationen zb Beschwerde etc)
Oft verdrehte Wahrnehmung, bzw eigene - ängstliche und oftmals inkorrekte - Sicht wird als Realität wahrgenommen.

Sobald ich zB kritisiert werde oder anderweitig unzufrieden bin, etc. Bin ich anfälliger für Diskussionen. Ich reagiere bei Kritik oft impulsiv, werde laut und/oder breche in Tränen aus. Ich bin nichts, kann nichts und kann es niemandem recht machen. Wie ein beleidigtes Kind knalle ich die Türen zu und schmolle vor mich hin, rede dann kein Wort mehr weil ich mich ungerecht behandelt fühle. Ich sehe in der Tat den Fehler in diesem Moment definitiv nicht bei mir! Auch habe ich mir oft dann selbst weh getan oder Sachen rumgeschmissen und kaputt gemacht. (anmerken möchte ich aber, dass dies immer nur leichte Verletzungen waren die vermutlich dem stressabbau dienen und ich auch niemals Suizid in Betracht ziehen würde!) Je länger ich aber vor mich hin schmolle bzw. wüte, desto unwohler fühle ich mich dann und werde zum Teil sogar zornig auf mich selbst. Ich komme mir lächerlich vor und entschuldige mich letztendlich dann für mein Verhalten bei der Person, mit der ich die Diskussion hatte und fühle mich dann natürlich noch kleiner und verfallen wieder in die opferrolle (habe das von meiner Mutter so vorgelebt bekommen) mein Vater war früher sehr streng und habe ich heute noch Schwierigkeiten, Autorität-ausstrahlenden Personen gegenuberzutreten, da ich ohnehin zu minderwertig bin. Ich weiss nicht was mit mir los ist.

Ich schlafe auch sehr viel, bin oft sehr erschöpft auch von der Interaktion mit Menschen, das ist für mich immer sehr anstrengend.

Oft bin ich auch perspektivenlos, habe keinen Biss oder Motivation. Ich lasse mich leicht ablenken bzw hänge sehr oft meinen Gedanken nach und vergesse oft Dinge.

Sorry für den langen text. Vielleicht kann mir ja jemand von euch Denkanstöße geben (mir ist natürlich klar, dass keine Diagnose erfolgen kann).
Danke fürs Lesen.

LG eure
N8schatten

14.09.2022 23:54 • x 3 #1


aurora333
Liebe @n8schatten es tut mir leid, dass Du im Moment ein schweres Leben hast. Ich denke, dass da einiges zusammen kommt , dass Dich manchmal zum Ausrasten ( Verzweiflung) sowie zu Tränen bringt. Die extreme Angst vor Verlusten hat sicher ihren Ursprung, den Du noch nicht verarbeiten konntest. Auch die Opferrolle die Dir Deine Mutter als Modell ( sind Mütter leider immer besonders bei Töchtern) vorlebte, sowie die einschüchternde Autorität Deines Vater müssen Spuren bei Dir hinterlassen haben. Klar können Psychopharmaka alleine diese tiefen Probleme nicht wegzaubern. Deshalb empfehle ich Dir dringend eine Psychotherapie, wo diese Dinge angegangen und somit grösstenteils geheilt werden können. Und nimm nicht den erst besten Therapeuten/in, sondern schau darauf, dass Du diesem Gegenüber theoretisch vertrauen könntest. Nirgends ist die Chemie wichtiger als bei Psychotherapien. Ich wünsche Dir baldiges Glück, baldige Besserung.

16.09.2022 10:17 • x 3 #2


A


Hallo n8schatten,

Das ist doch kein normales Verhalten?

x 3#3


n8schatten
@aurora333 vielen lieben dank für deinen langen beitrag. Rührt mich sehr, dass ich gleich zu Beginn so eine liebe nachricht bekomme und danke auch, dass ihr meinen beitrag gelesen habt @missesschmutz @Ziva
Therapie hatte ich schon al ca 2 jahre, allerdings wurde dieses thema nicht in erster Linie behandelt bzw haben sich die Gespräche dann eher in richtung Kindheit entwickelt und das problem, dass sich daraus ergab (verlustangst) wurde eher so am Rande behandelt. Meine Therapeutin hätte eh noch weitergemacht, aber ich fühlte mich damals richtig gut und habs dann selbst abgebrochen (das nur am Rande).
Jedenfalls habe ich momentan nicht die Zeit für eine Therapie (ich weiss, die muss man sich nehmen, aber momentan einfach nicht möglich) und wäre aber irgendwie neugierig, wie ihr das so seht, was das bei mir hier eventuell sein Könnte (personlichkeitsstorung, Depression oder überhaupt Borderline, wie auch immer) bzw bin ich auch schon mal froh wenn ich einiges ausschließen kann.. Wie gesagt, ist klar dass das dann keine Diagnose wäre, aber da hier nunmal psychologische Themen diskutiert werden, denke ich doch, dass hier aufgrund der Anonymität auch Ehrlichkeit vorherrscht

Gerne könnt ihr auch eure Erfahrungen (evtl. auch ähnliche) auch berichten bzw können wir uns austauschen. Ich denke das würde auch ungemein helfen

Alles Liebe!

16.09.2022 18:12 • x 1 #3


aurora333
Liebe@n8schatten, ich weiss nicht was es Dir helfen könnte, wenn Du eine spzifische Diagnose hättest. Aber aus Deinem Text geht für mich keine Diagnose hervor, und mit Gewissheit auch niemand anderem. Dazu müsste man mit Dir life sprechen, alles andere wäre vermessen.

Es ist bedauerlich, dass Du im Moment keine Zeit für eine therapeutische Hilfe aufbringen kannst...deshalb kann ich Dir nur raten, dass Du das sobald es Dir möglich ist, das tust. Und bis dann viel Kraft wünsch ich Dir !

16.09.2022 23:17 • x 2 #4


W
Hallo, dein Text ist sehr offen und ich fühle die Worte ..mir geht es aktuell auch so, bin gerade in einer Klinik, kann nicht pennen wegen Gedankenkreisen..bei deiner Diagnose kann ich auch kaum was sagen, ausser das ich dieses Gefühl kenne, ich frage mich schon Jahre was ich habe aber komme dann vom Weg. Hoffe dieses Mal klappt es Und wünsche dir auch viel Erfolg auf deinen Weg. Muss ehrlich sagen, wollte jetzt auch einfach was dazu schreiben, da ich down bin

Alles Liebe

17.09.2022 01:39 • x 2 #5


Lost111
Hallo @n8schatten ,

die Frage ist: was ist normal? Wobei ich deine Probleme keinesfalls runterspielen möchte, bitte nicht falsch verstehen!

Zitat von n8schatten:
Auch in gewissen Bereichen im Leben, vor allem das Miteinander mit anderen Menschen bereitet mir MASSIVE Schwierigkeiten. Gedanken wie zb
Ist das jetzt richtig was ich mache? Darf ich mir das erlauben (Arbeit oder einfach in diversen Konversationen zb Beschwerde etc)
Oft verdrehte Wahrnehmung, bzw eigene - ängstliche und oftmals inkorrekte - Sicht wird als Realität wahrgenommen.

Das verstehe ich. Auch ich habe im sozialen Bereich meine Defizite. Es ist oft schwer, einzuschätzen, was angebracht ist oder nicht. Es ist einfach ein Gefühl der Unsicherheit.
Zitat von n8schatten:
Ich schlafe auch sehr viel, bin oft sehr erschöpft auch von der Interaktion mit Menschen, das ist für mich immer sehr anstrengend.

Oft bin ich auch perspektivenlos, habe keinen Biss oder Motivation. Ich lasse mich leicht ablenken bzw hänge sehr oft meinen Gedanken nach und vergesse oft Dinge.

Das kenne ich auch von mir.
Zitat von n8schatten:
Jedenfalls habe ich momentan nicht die Zeit für eine Therapie (ich weiss, die muss man sich nehmen, aber momentan einfach nicht möglich) und wäre aber irgendwie neugierig, wie ihr das so seht, was das bei mir hier eventuell sein Könnte (personlichkeitsstorung, Depression oder überhaupt Borderline, wie auch immer) bzw bin ich auch schon mal froh wenn ich einiges ausschließen kann..

Schade, dass du keine Zeit für eine weitere Therapie aufbringen kannst - vielleicht würde dir das weiter helfen.
Eine Diagnose kann dir hier im Forum wohl niemand stellen - wie du bereits erkannt hast.

Ich hoffe, dass dir bald wieder besser geht.

LG Lost111

17.09.2022 02:10 • x 1 #6


M
Eine Diagnose kann ich Dir nicht geben. Das liegt nicht in meiner Fachkompetenz. Die Frage ist, was ändert eine Diagnose für Dich? Bei mir ist es so, das es ein Muster gibt, das mich daran hindert, bestimmte Sachen anders zu machen. Es ist mir wichtiger zu erkennen, was es für ein Muster ist und daran anzusetzen, als eine Diagnose.

19.09.2022 08:09 • x 2 #7


Alexandra2
Liebe n8chtschatten
Ich freue mich, dass Du Dich austauschen möchtest. Herzlich willkommen.
Mir ging es ähnlich wie Dir: aufgewachsen mit dauerhafter Ablehnung, Hass und fortlaufende bösartige Kritik. Das wussten viele Therapeuten, aber erst die jetzige benannte diesen Zustand als Entwicklungs Trauma. Durch die stetige Drangsalierung fehlt Urvertrauen und vor allem Selbstwertgefühl. Das habe ich mir mühsam selbst zurecht gezimmert. Aber die Angst vor verbalen Angriffen, ausflippen wegen der Hilflosigkeit und Überforderung kenne ich sehr gut. Das ist normal, wenn man keinen Boden unter den Füßen hat! Gönne Dir Ruhe, Abstand (vor allem von Menschen, die Dir nicht gut tun) und oft schöne Kleinigkeiten.
Es gibt Wege da raus, aber es braucht Fachleute.
Du wirst sie aufsuchen, sobald Du dafür Energie freimachen kannst. Ich wünsche Dir, der dunklen Zeit bald ein Lichtchen entgegen zu setzen.
Liebe Grüße Alexandra

25.09.2022 18:25 • x 3 #8


Pilsum
Hallo N8schatten,

was normal ist und was weniger normal ist, kann man selten genau sagen.
Du fühlst Dich mit Deinem eigenen Verhalten manchmal nicht gut.

Zitat von n8schatten:
Ich habe seit langem angststörungen

Zitat von n8schatten:
Es verfolgt mich die ständige Angst, es könnte was passieren,

Vielen Menschen geht es sehr ähnlich. Bei Dir kann es so sein, dass Dir Deine Eltern etwas Falsches vorgelebt
haben. Sehr einfach bekommt man das nicht immer aus dem Kopf.
Dein Selbstbewusstsein ist daduch eventuell etwas schächer ausgebildet. Das kannst Du verbessern, wenn
Du das möchtest.

Zitat von n8schatten:
habe ich heute noch Schwierigkeiten, Autorität-ausstrahlenden Personen gegenuberzutreten, da ich ohnehin zu minderwertig bin. Ich weiss nicht was mit mir los ist.

Früher ging es mir sehr ähnlich. Heute habe ich da kaum noch Probleme.

Zitat von n8schatten:
vor allem das Miteinander mit anderen Menschen bereitet mir MASSIVE Schwierigkeiten.

Deine ständige Angst und das Miteinander mit anderen Menschen könnten der Grund dafür sein, dass Du
Dich manchmal nicht sehr wohl fühlst.

Viele Grüße

Bernhard

03.10.2022 12:05 • x 2 #9


n8schatten
@Pilsum @Alexandra2 ich danke auch euch für eure ehrlichen und lieben Kommentare. Es ist schön zu hören, dass es auch Menschen gibt, die diese verhaltensform /Probleme etc. auch kennen. Danke euch sehr für eure Anteilnahme.

Schwierig ist es nur, dies auch anderen Personen zu erklären, die damit nichts anfangen können. Also diejenigen, die vor ihrem wirklichen ich davonlaufen, die sich nicht wirklich mit sich selbst auseinandersetzen und demzufolge auch nur oberflächlich dahinvegetieren.
Ich denke mal, dass ich aufgrund der sertralin eigentlich immer schlafen könnte, wenn ich wollte und es auch oft mache, wenn ich mich zu nichts anderem aufraffen kann. Alles ist zu schwer, zu mühsam..

23.10.2022 23:14 • x 1 #10


A


Hallo n8schatten,

x 4#11


Pilsum
Zitat von n8schatten:
Schwierig ist es nur, dies auch anderen Personen zu erklären, die damit nichts anfangen können. Also diejenigen, die vor ihrem wirklichen ich davonlaufen, die sich nicht wirklich mit sich selbst auseinandersetzen und demzufolge auch nur oberflächlich dahinvegetieren.


Ich finde nicht, dass es schwierig ist, anderen etwas über die eigenen Gefühle zu erklären.
Wer allerdings damit nichts anfangen kann oder besser gesagt nichts anfangen will, dem kann man schlecht
etwas darüber erlären oder beschreiben.

Menschen, die sich wenig mit sich selbst beschäftigen, vegetieren nicht unbedingt dahin.
Menschen, die wenig Rücksicht auf andere nehmen leben teilweise ziemlich gut damit.
Zumindest solange, wie sie wenig eigene Probleme empfinden.
Und wenn sie bei Problemen zu jammern beginnen, findet sich fast immer jemand, der dann Verständnis
und Mitleid zeigt und der dann auch hilft.
Im Grunde doch gar nicht schlecht oder? Auch wenn ich selten Rücksicht auf andere genommen habe.
Ich muss nur laut und lange jammern. Fast immer hilft das.

27.10.2022 13:53 • x 1 #11

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