Es ist (erst recht von außen) immer leichter gesagt als getan, das wissen wir alle. Manchmal hilft es aber auch mal ehrlich gesagt zu bekommen, dass da mehr schief läuft als es sollte. Generell bringt diese Situation mit depressiven Partnern jeden in Schieflage und es fordert mehr von einem, als es einem gibt. Jeder von uns muss sich überlegen, was er bereit ist zu geben und zu (er-)tragen. Keiner von uns ist davon gefeit, hier nicht nur aus der Balance zu kommen sondern an der Sache zugrunde zu gehen und selbst in eine Co-Depression zu kommen oder auch einfach zu resignieren und völlig am Ende zu sein. Jeder erfährt hier seine Grenzen der Belastbarkeit. Und man lernt seine Grenzen nicht kennen, wenn man sie nicht mal auch überschreitet (erst recht am Anfang), insofern ist alles in Ordnung. Man sollte nur seine Grenzen auch erkennen und akzeptieren und vielleicht tut ein bisschen Hilfe hier gut? Einfach, weil man manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht, weil in dieser Situation als Angehöriger alles wehtut.
@Turry, ich hoffe, du weißt, das wir hier deine Situation alle verstehen und sogar nachvollziehen können. Für mich zumindest ist Fakt, dass du dich hier nicht darauf verlassen kannst, dass sie in der Lage ist, Rücksicht auf dich zu nehmen oder sich um dich und deine Bedürfnisse zu kümmern, was definitiv den Depressionen (mit) geschuldet ist. Das kann ich bei meinem Partner auch nicht. DU bist jetzt für dich verantwortlich und ich weiß, dass es unglaublich schwer ist! Auch wenn man immer sagt, dass man sein Glück nicht aus jemand anderem ziehen soll - wir tun das alle! Jetzt funktioniert das nicht mehr in der Konstellation und du bist leider in der Position dir genau über das alles Gedanken zu machen für dich. Damit DU gesund bleibst, damit DU weiter zufrieden leben kannst, damit DU weiterhin für deine Tochter da sein kannst und nicht an der Situation zerbrichst. Dass sie dir dabei nicht helfen kann - fair enough. Aber wie weit möchtest du dich in die Situation bringen, dass du ihr zugestehst es nicht nur nicht zu können, sondern auch aktiv dabei ist, dich klein zu machen?
Ich kann dir sagen (als ganz persönliche Einsicht): mein Partner ist glaube ich auch eher wie du, tendenziell ein wenig weicher, lässt sich sehr von anderen Meinungen beeinflussen oder ist einfach offen dafür seine eigene Meinung zu erweitern oder anzupassen. Es ist sehr selten, dass er mal richtig auf den Tisch haut. Und vielleicht bin ich ein wenig wie deine Partnerin insofern, dass ich recht dominant bin, meine Meinung sage (falls das hier noch nicht aufgefallen ist), und manchmal ziemlich hart sein kann - zu mir selbst als auch zu anderen. Würde ich ihn deswegen verurteilen, dass er so ist wie er ist? Nein! Weil seine Art mich ausgleicht und Fluch und Segen zugleich ist. Wenn jemand genauso dominant wäre wie ich in einer Beziehung...wir würden uns die Köppe einschlagen. Ich profitiere von ihm genauso wie er von mir und es würde mir im Leben nicht einfallen, ihn dafür dermaßen zu...ich weiß es nicht...mich nervt es auch, wenn er in Situation in denen er meiner Meinung nach härter sein sollte wieder mal weich und deeskalierend reagiert auch wenn ich weiß, dass er sich um des Friedens Willen ins eigene Fleisch schneidet und das bewusst. Aber dafür in Richtung Verurteilung, Abstrafung, Beleidigung zu gehen...? Das ist nicht fair.
18.09.2021 13:06 •
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