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Gehe ich richtig mit meinem depressiven Partner um?

S
Guten morgen, ich habe mir auch grade Luft gemacht und ihm geschrieben das ich es vollkommen daneben finde das ich wieder gar nichts von ihm höre. Weinen kann ich nur noch ganz ganz selten. Wenn es vorbei ist dann ist es vorbei. Aber ich erhoffe mir diesbezüglich wenigstens eine Antwort von ihm. Wir werden sehen was Die Zeit bringt, aber so langsam fühle ich mich einfach nur noch ungerecht behandelt.

04.11.2019 10:47 • x 3 #271


A
So fühle ich mich auch oft. Einfach nur ungerecht und schlecht behandelt. Nur der Gedanke das er das nicht mit Absicht tut, tröstet mich - macht es aber nicht besser.
Ich hoffe sehr, dass wir alle nicht umsonst warten und diese Zeit durchmachen

04.11.2019 12:12 • x 3 #272


A


Hallo Sandra-k,

Gehe ich richtig mit meinem depressiven Partner um?

x 3#3


Y
Hallo zusammen,
ich schreibe mal so in die Runde, ohne auf jeden Beitrag direkt einzugehen. Das ist ok, hoffe ich.
Eine Distanz zu schaffen, sich abzugrenzen ist absolut notwendig, um nicht selbst krank zu werden. Es lebt ja nicht nur der Betroffene weiter, irgendwie, auch das Leben des Angehörigen geht weiter. Soll und muss es, mit allem was dazu gehört.
Aus eigener Erfahrung weiss ich , das Masketragen beim Leben ist so anstrengend und Wohlfühlen geht ganz anders. Auch wenn es nach Aussen ganz anders wirkt und rüberkommt. Ich kann mir vorstellen, dass es bei euren Partnern auch so ist.
Dieses Abgrenzen soll doch nicht heissen, dass man aufgibt. Es ist notwendiger Selbstschutz. Die Gefühle bleiben ansich davon unbeschadet. Es sei denn, man entscheidet anders, was ich durchaus legitim finde.
Ich kann nur von mir mit Sicherheit sagen, die Gefühle kommen wieder, wenn die Depression locker lässt. Ich bin immernoch ich selbst. Ich wertschätze manches mehr als früher, finde manches unwichtiger, reisse mir für mein Kind immer noch ein Bein aus und ich bin diskussionsfreudig, wie eh und je. Ein Wort, das für mich absolut an Bedeutung gewonnen hat . . . . Gelassenheit. Ich muss mein Leben anders gestalten, das Familienleben ist ein wenig anders organisiert. All das wäre vielleicht auch mit ein paar Jehren mehr an Lebenserfahrung so passiert.
Ich liebe diesen Satz . . . Aufstehen, Kopf hoch, Krönchen richten! Eigentlich ganz einfache Worte, banal . . . , das lasse ich mal so stehen.
VG

04.11.2019 12:42 • x 7 #273


Juli1
Hallo Ihr Lieben,
ich habe mich auch länger nicht mehr gemeldet. Habe gedacht, es würde sich so langsam wieder alles zum besseren wenden, doch leider ist es momentan wieder richtig schlimm.
Ich hatte mir ja auch Hilfe gesucht, da ich mit der ganzen Situation nicht mehr so ganz klar komme, mit dieser kalten Art behandelt zu werden. Jetzt am Sonntag hat er mir gesagt, dass er spätestens nach seiner Kur ausziehen wird, da er auf eigenen Beinen stehen muss, ich hätte was besseres verdient, weil er mich nicht mehr so lieben würde, wie ich es verdient habe. Bäm, da war wieder ein Schlag mitten ins Gesicht. Er sagt, er fühlt momentan gar nichts, da ist nur diese endlose Leere in ihm.
Ich habe ihm dann gesagt, dass ich das weiss, dass das depressionsbedingt ist und ich ihm die Chance geben möchte, in der Kur nachzudenken. Sollte es nicht besser werden oder seine Gefühle nicht zurückkehren, könne er ja immer noch gehen. Das war dann ok, nur er meinte, ich solle mir keine großen Chancen ausrechnen.
Manchmal denke ich, es ist besser aufzugeben als zu kämpfen, aber eigentlich möchte ich es versuchen.
Meine Therapeutin sagt, dass ich mich ablenken soll und viele Sachen machen soll, Dir mir gut tun. Das klappt manchmal besser, manchmal schlechter.
Also alles nicht so leicht, aber wem sage ich das.
Wie (er)geht es euch so?

Liebe Grüße
Juli

04.11.2019 15:15 • x 4 #274


maya60
Hallo Sandra-k, als selber von Depression Betroffene, aber auch Angehörige depressiver naher Verwandter von Kindheit an, habe ich in diesem wunderbaren Forum dein Thema hier gefunden und berührt und voller Interesse viel darin gelesen. Es tut mir leid, was du und auch die anderen Schreiber und Schreiberinnen erleben. Ich weiß, wie das ist, bin darin aufgewachsen. Danke, dass ihr euer Erleben mit uns teilt, das hilft uns wie euch.

Ylvi, deine vielen Beschreibungen aus unserer Betroffenenwarte bewundere ich sehr und du hast die depressive Einkapselung und Gefühlstaubheit wirklich wirklich gut beschrieben und auch die Kraft, die alles kostet und wie man erst langsam wieder hinausfindet mit Schritten vorwärts und rückwärts. Danke, dass du das so wundervoll und berührend den Angehörigen nahebringst, ich finde das fantastisch.

Ich möchte noch einen Gedanken hinzufügen. Und zwar ist es ja so, dass ca ein Drittel aller Depressionen von den Betroffenen einmal erlebt und erlitten werden und danach niemals wieder. Das bedeutet auch für die Angehörigen: Nach dem Leid, dem tiefen entsetzlichen Leid und der schrecklichen Einsamkeit und Dürrezeit ohne Liebe und Emotionen (für Beide!) kommt das alte Leben zurück!

Ein weiteres Drittel der von Depression Betroffenen bekommt wiederholt Depressionen. Und dann muss man wirklich sagen: Von Depression Betroffene sind der Depressive und die Angehörigen, denn es gibt sowas wie Himmel und Hölle abwechselnd einige Male oder sogar immer wieder. Das bedeutet, dass ein normales Leben unrealistisch ist, sondern die Leidenszeiten gehören fest dazu.

Und ein weiteres Drittel, wozu ich gehöre, hat chronische Depressionen, also einige depressive Symptome immer und dann schlimmere Zeiten und bessere Zeiten, aber immer depressive Beeinträchtigungen, die die Angehörigen natürlich auch mit betreffen.

Da ich in einer depressiven Athmosphäre aufwuchs, stand ich nicht vor dem Vorher und Nachher als Angehörige wie ihr und wusste auch gar nicht, dass ich selber praktisch lebenslang auch depressiv war.

Wenn es aber dieses Vorher und Nachher gibt, dann macht es sicherlich schon einen Riesenunterschied, ob der depressive Partner erzählt, dass er immer wieder oder häufiger Depressionen bekommt. Das bedeutet für eure Beziehung ein anderes Leben.

Ich war seit dem Jugendalter immer in Partnerschaften und bin schon lange verheiratet und auch Mutter, denn auch wir Depressiven lernen viel dazu wie Ylvi schon schreibt.
Ich habe aber auch das große Glück, dass mein Mann und mein Sohn Eigenbrötler wie ich sind, die viel Zeit für sich brauchen. Und wie in allen Familien kommt in der Familienphase mit Kind und Beruf die Partnerschaft oft eh jahrelang zu kurz.

Ich konnte und kann Liebe geben und zeigen und dadurch, dass ich es bewusst mache, wenn ich gerade emotional flach fühle, sogar mehr als andere, denke ich.
Aber ich brauche auch viel Zeit für mich, weil ich wenig Kraft habe. Weil wir zusammenwohnen, treffen wir viel kurz und intensiv aufeinander, viel achtsamer von meiner Seite, das spielt sich ein. Beide Seiten schätzen sehr alles, was wir haben.

Aber wozu ich ermutigen möchte, ist: Lebt das, was ihr braucht! Wartet nicht auf euren depressiven Partner. Seid fürsorglich für euch selbst und erspürt, wenn ihr nicht mehr in einer auch depressiven Beziehung leben könnt und wollt.

Da Depression eine so schwere Erkrankung ist für alle, die zum Umfeld gehören, würde ich es ganz und gar nicht akzeptieren, wenn der Kranke seine Krankheit nicht so gut wie möglich behandeln lässt medikamentös, psychotherapeutisch und in der Lebensanpassung an seine Erkrankung. Das nicht zu behandeln ist unverantwortlich gegenüber sich und der Partnerschaft.
Für mich wäre das ein Trennungsgrund, denn das ist fahrlässig vom Kranken. Und ich halte mich selber auch in meiner Herkunftsfamilie von Kranken fern, die sich nicht behandeln lassen, aber ihren Angehörigen sich zumuten, denn in dem Moment nenne ich es Zumutung.

Liebe Grüße! maya

04.11.2019 16:17 • x 9 #275


A
Zitat von Sandra-k:
Guten morgen, ich habe mir auch grade Luft gemacht und ihm geschrieben das ich es vollkommen daneben finde das ich wieder gar nichts von ihm höre. Weinen kann ich nur noch ganz ganz selten. Wenn es vorbei ist dann ist es vorbei. Aber ich erhoffe mir diesbezüglich wenigstens eine Antwort von ihm. Wir werden sehen was Die Zeit bringt, aber so langsam fühle ich mich einfach nur noch ungerecht behandelt.


Kam den was zurück von deinem Partner?

05.11.2019 19:42 • x 1 #276


S
Hallo
Und danke euch allen. Sorry bin etwas angeschlagen, deshalb erst jetzt eine Rückmeldung.
Er hat sich gestern kurz gemeldet und gesagt er hatte sein Handy verlegt, was nicht untypisch für ihn ist. Vor etwa 24 Stunden schrieb er das er sich vor lauter Nachrichten von mir erst mal Sorgen gemacht habe, so auf den ersten Blick. Er hätte grade Besuch von einem Kumpel und er meldet sich wenn er weg ist. Ja genau das war vor 24 ! Stunden. Ich merke wie ich mich immer weiter von ihm entferne und immer weniger enttäuscht bin keine Antwort zu bekommen. Ich will hier niemand entmutigen, aber mein Körper und meine Seele erholen sich grade wirklich richtig. Und das scheinbar mit dem Aufbau an Distanz zu ihm. Ich habe mich auch seit der Nachrichten gestern nicht mehr bei ihm gemeldet, auch dieses Bedürfnis was ich immer hatte verblasst immer mehr. In manchen Momenten tut es zwar kurz weh, aber das weinen geht kaum mehr. Wir werden sehen was die Zukunft bringt, Die Zeit wird es zeigen.

LG

05.11.2019 19:54 • x 3 #277


A
Hallo!
Das kann ich mir gut vorstellen, dass du dich gerade von den Strapazen erholst. Es ist ja auch eine Riesen Belastung und du bist dabei ihn loszulassen. Was aber keine schlechte Ausgangslage ist. Egal was kommen wird, du hast dich jetzt abgegrenzt. Das ist super wichtig. Ich glaube das man loslassen muss und auch viele Schritte zurück machen muss, damit der Betroffene wieder Raum hat nachzurücken. Ich habe auch gemerkt, je weniger ich schreibe (manchmal tagelang), um so eher erhalte ich mal ein Lebenszeichen von ihm. Leider noch nichts liebevolles. Nur sachlich und distanziert, aber immerhin hat er das Bedürfnis mir zu schreiben und ich sehe es als kleine Fortschritte.
Zu deiner Situation: es würd mit genauso gehen. Du bekommst ja von ihm nichts mehr. Also verblasst es automatisch und du grenzt dich immer mehr ab. Das ist wichtig für dich. So kannst du dein Leben weiterleben. Und ich kann dich verstehen, irgendwann gibt man auf.
Ich finde es super wie du mit der ganzen Situation umgehst. Du kannst stolz auf dich sein und ich zieh meinen Hut vor dir. Du bist ein toller Mensch. Und dein Partner weiß das.
Liebe Grüße

05.11.2019 20:12 • x 4 #278


S
@Anonym9999
Zitat von Anonym9999:
Ich finde es super wie du mit der ganzen Situation umgehst. Du kannst stolz auf dich sein und ich zieh meinen Hut vor dir. Du bist ein toller Mensch. Und dein Partner weiß das.

Danke.
jetzt kullern Tränen, danke das hab ich schon lange nicht mehr gehört.
Ob er das wirklich weiß, ich hab keine Ahnung mehr.

05.11.2019 20:22 • x 1 #279


A
Oh doch das weiß er. Tief in ihm drin auf jeden Fall! Und wenn er irgendwann wieder aus seinem Loch kommt, merkt er entweder das er das wundervollste verloren hat oder er ist überglücklich das das wundervollste immer noch da ist. Du leistet wahnsinnig viel. Du bist eine richtig starke Frau! Egal was kommt, du gehst deinen Weg - und das finde ich wahnsinnig toll!
Mal ganz ehrlich?! Die meisten sind doch gleich bei jedem Pups-Problem über alle Berge! Aber das macht eine Beziehung ja aus, auch in schweren Zeiten zueinander zu stehen.
Die Krankheit fordert nur leider zu viel schwere Zeit. Und man kann halt einfach nicht steuern ob es die Beziehung schafft.

05.11.2019 20:43 • x 4 #280


Juli1
Mädels, Ihr seid wirklich stark, bleibt so und vergesst euch selber nicht dabei.
Hier ist gerade ein absolutes up and down, absolute Achterbahnfahrt. Er nimmt seine Tabletten nicht mehr, und versucht krampfhaft sein Leben zu ändern. Die Liste mit den ganzen Psychologen liegt hier unangetastet, ach braucht man ja nicht, er kann selber was ändern. Ab Mitte Dezember muss er für 5 Wochen in die Reha, ich ertappe mich langsam dabei, dass ich froh bin, wenn er dann weg ist und ich durchatmen kann, so hart wie es auch werden wird. Aber auf Dauer ist das nicht auszuhalten. Ich habe keine Tränen mehr und so langsam kann und will ich auch nicht mehr. Wenn ich nicht wüsste, dass er krank ist, hätte ich dieses eiskalte Wesen schon längst verlassen. Aber da ich weiß wie er ohne Krankheit ist, bleibe ich und hoffe, dass diese Fratze irgendwann verschwinden wird.
Bin froh, dass ich mir selber auch Hilfe gesucht habe, das baut unwahrscheinlich auf.

05.11.2019 20:58 • x 6 #281


A
Hallo Juli1,
So verständlich
Diese Achterbahnfahrt ist wirklich schlimm. Und ich kann verstehen wenn du froh bist, wenn er auf Reha ist. Dann kannst du dich erholen. Es ist ein wahnsinniger Druck, der gerade auf dir lastet. Und wenn du ihn immer siehst, macht es das ganze nicht besser! Krampfhaft klappt eh nie. Aber er scheint genauso hoffnungslos zu sein wie du. Es tut mir sehr leid für dich. aber tu dir was gutes. Fahr mal über Nacht zu einer Freundin und Lenk dich ab! Auch du musst Kraft tanken!
Du schaffst das!

05.11.2019 21:14 • x 2 #282


S
Wir sind alle Stark, aber irgendwann kann und will man vielleicht einfach nicht mehr stark sein. Ganz ehrlich wenn er jetzt kommen würde und mir meine Sachen vor die Tür stellen würde, wäre das ein Statement für mich und ich würde aufhören noch irgendwas zu schreiben oder tun. Aber selbst das kann er nicht. Ich komm mir heute vor als würde er mich versuchen an der langen Leine zu halten und nicht gehen lassen zu können. Und diese Achterbahnfahrt und das Momentane Gefühl will ich nicht mehr. Meiner hat auch gesagt er habe gelernt wie er mit seinem Loch um geht. Und bei der letzten kleinen Aussprache vor 2/3 Wochen sagte er das er mir niemals weh tun wollte. Aber jetzt bin ich ja schon oder immernoch da. Wie soll man das aushalten ?

05.11.2019 21:33 • x 3 #283


Juli1
Manchmal wünsche ich mir, es würde jemand anderes um die Ecke kommen, mit dem das Leben wieder schön wäre.Aber, das würde letztendlich natürlich im Gefühlschaos enden. Das schlimme ist ja, sie merken alle nicht wie wir uns fühlen bzw. wie kalt sie sind. Aber wie können sie das auch mit der Depressionsfratze auf der Seele.

05.11.2019 22:11 • x 4 #284


A


Hallo Sandra-k,

x 4#15


S
Tja, aber mit Freunden und auf der Arbeit funktionieren sie auch. Meiner hat gesagt das es anstrengend ist das das funktioniert, aber es geht. Und so langsam kann ich es nicht mehr verstehen warum er mich immer wieder ignoriert, er hat gesagt weil er sich bei mir nicht verstellen will und muss. Aber dafür werde ich ignoriert. Ist das jetzt besser ?

05.11.2019 22:17 • x 2 #285

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