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Entwicklungstrauma, Urvertrauen in die Menschen ?

Alexandra2
Lieber Frederick,
Alles was Du schreibt, sehe ich genauso.
Ich habe mir bei meinem Zwerg drei Jahre Elternzeit genommen. Es war bitter nötig wegen der Therapien, Schlafstörungen. Leider konnten wir die Geborgenheit selten genießen, durch die Gleichgewichtsstörungen war das Kind in 'Dauerbetrieb' und es war nicht möglich, zur Ruhe zu kommen. Mit Humor und Raffinesse habe ich es manchmal erreicht. Geschichten erfinden zum Wimmelbilderbuch, hat uns oft zum Lachen gebracht.
Oder Fußball (Schaumstoff) in der Wohnung spielen. Die Nähe, Gemeinsamkeit, Nestwärme habe ich, so gut es ging, vermittelt. Mein Sohn hat auf seinen Wunsch hin sehr lange bei mir geschlafen, er brauchte die Nähe und Wärme. Und habe mich gefreut, etwas zu geben, das ich selbst nicht kenne.
Und Deine Nachrichten machen mir Mut, auch mein inneres Kind emotional zu erreichen. Zweimal habe ich es versucht, noch herrscht Funkstille. Ich bleibe am Ball. Die Pflanze ist in der Vorstufe eines Keimlings, das ist doch was.
Liebe Grüße

03.03.2019 23:19 • x 4 #676


Alexandra2
Lieber Bernhard,
Die Ablehnung gegen mich bestand schon vor meiner Geburt, das hat sie mir oft gesagt. Das erste Mal war ich ca. 6 Jahre alt.
Und sie erzählte mir von den Makeln nach meiner Geburt (zerkratzt im Mutterleib) und wie häßlich ich war und wie sie zur Hebamme sagte Nehmen sie sie wieder mit. Sie ist so hässlich, ich will sie nicht haben. Sagt man so etwas zu einem Kind? Wenn Du da die Ablehnung, den Hass und die Aggressionen jeden Tag spürst, gezeigt und gesagt bekommst, dann macht das ein Kind sehr schnell kaputt. Es war niemand da außer ihr und mir, ich war schutzlos.
Mit dem Rest der Familie ging sie auch sehr hart um, nur mein Bruder ist älter, ging zur Schule und war Wunschkind. Ihr Liebling.
Ich wollte weg von zu Hause, weg von ihr, in den Kindergarten, nein war die Antwort, ins Internat nein war die Antwort, ins Heim, nein! Neinneinnein, immer war es diese Antwort, bis ich nicht mehr fragte. Bedürfnis Zugehörigkeit absichtlich unerfüllt. Ich fragte nie mehr.
Ich war oft krank und wurde beschimpft, weil ich krank war und Arbeit machte (welche?) und alleingelassen ins Bett gesteckt wurde. Spielen, fragen, kuscheln, trösten habe ich dann auch nicht erlebt. Es gab Medizin und Essen. Kein freundliches Wort oder besorgtes 'über die Stirn streichen'. Ich wollte oft sterben, Einzelhaft ist besser, als angegriffen zu werden. Heilsam ist beides nicht.
Meine Therapeutin hält meine Mutter für eine schwer gestörte Frau, eine Psychopathin. Da musste ich schlucken.
Aus diesen ganzen Ablehnungen entwickelte ich diesen starken Trotz und Willen, mich nicht demütigen, beirren und verwirren zu lassen. Das half mir zwar nach außen, aber innen war ich sehr einsam, erschöpft und traurig. Heute weiß ich, die Depression habe ich mein ganzes Leben, und bin nur froh, daß es Behandlung gibt, viele einfühlsame kluge Menschen hier und woanders , daß ich in meinem 'Sosein' gesehen werde- und nicht bekämpft. Allein daß sich jemand Mühe mit mir gibt, Du Bernhard und all die anderen lieben Menschen hier, ist unfassbar und eine große Freude.
Liebe Grüße

03.03.2019 23:57 • x 3 #677


A


Hallo Liselotte,

Entwicklungstrauma, Urvertrauen in die Menschen ?

x 3#3


Liselotte
@alexandra
Du gibst hier so viel input,danke.
Hoffe, Du hattest ein gutes Wochenende und wuensch Dir mal einen relaxten Wochenstart.
Freitag neuer Feiertag fuer uns

04.03.2019 00:23 • x 2 #678


Acon
Liebe Alexandra,

Ja Du liegst vollkommen richtig damit, dass Du das Gefühl hast dazuzugehören. Ja Du bist ein kleiner Baustein im Mosaik, das da Forum heisst. Uns fehlt etwas, wenn Du nicht mehr da wärst. Du gibst viel, spendest Trost und setzt Dich mit meinen und den Problemen anderer auseinander. Drum bitte ich Dich nimm von mir und anderen was wir mit Dir ehrlichen Herzens teilen. Du bist dabei langsam die Decke über Deinen guten Gefühlen wegzuziehen. Es ist nicht leicht, zu akzeptieren, dass Du Dir auch gute Gefühle zulassen darfst.
Ich habe in meinem Leben mich sehr oft als nicht liebenswert empfunden. Für meine Mutter war ich nur ein Mädchen und nicht der erwünscht Junge. Zu meinem Bruder hat sie eine ganz andere Bindung aufgebaut, als zu mir. Ich bin ein Mädchen und diese müssen Haushalt und Kinder und Mann versorgen und auch noch arbeiten gehen. Das war meine Pflicht und wenn ich das nicht so wollte, dann werde ich auch nicht geliebt. Nachdem ich mich Ende 2014 von meinem Mann getrennt hatte, traf ich einen Freund aus meiner Jugendzeit wieder. Er hat sich sehr um mich bemüht, doch erst nach 2 Jahren fing ich an zu begreifen, dass dieser Mann mich liebt. Kann es manchmal immer noch nicht glauben, dass er mich liebt und keine Versorgungsmaschine wollte, sondern mich. Alexandra ich weiss genau was Du jetzt empfindest. Auf der einen Seite bist Du gefühlskalt erzogen worden und weisst und willst , dass Du endlich Deine Gefühle spüren und rauslassen kannst. Bitte werde nicht ungeduldig, Du schaffst das. Mit jedem Mal immer besser .

Ganz liebe Grüße und eine Umarmung
Andrea

04.03.2019 00:51 • x 4 #679


Pilsum
Hallo Alexandra,

Zitat:
Die Ablehnung gegen mich bestand schon vor meiner Geburt, das hat sie mir oft gesagt.


Es tut mir sehr leid, weil Deine Mutter offensichtlich selbst sehr starke seelische Probleme
hatte.
Dies hast Du vermutlich schon vor Deiner Geburt gespürt und natürlich hat Dich das in
Deiner persönlichen Entwicklung stark belastet.

Zitat:
Wenn Du da die Ablehnung, den Hass und die Aggressionen jeden Tag spürst, gezeigt und gesagt bekommst,
dann macht das ein Kind sehr schnell kaputt.


Das ist so. Aber, ich sehe es wie Frederick. Dein Ich, also Deine Seele hat Deine Mutter weder erreicht noch zerstört.
Dies glaube ich aus Deinen Beiträgen heraus lesen zu können.

Zitat:
Aus diesen ganzen Ablehnungen entwickelte ich diesen starken Trotz und Willen, mich nicht demütigen, beirren und
verwirren zu lassen. Das half mir zwar nach außen, aber innen war ich sehr einsam, erschöpft und traurig.


Dies kann ich nachvollziehen und glaube es ein wenig verstehen zu können.
Jahrelang hatte ich eine Freundin, die ähnliches mit ihrer Mutter erlebt hat.
Zitat:
Heute weiß ich, die Depression habe ich mein ganzes Leben, und bin nur froh, daß es Behandlung gibt, viele
einfühlsame kluge Menschen hier und woanders, daß ich in meinem 'Sosein' gesehen werde- und nicht bekämpft.


Ich finde, Du siehst das sehr gut. Allerdings, alles was Du beschreibst, ist das, was war. Jeden Tag hast
Du die neue Chance, ein ganz kleines bisschen an Deiner persönlichen Befreiung und Zufriedenheit zu arbeiten.
Mir macht es häufig sogar Spass, mich selbst auszuprobieren und zu verbessern.
Das kann aber auch einen kleinen Nachteil haben. Je mehr Du weißt, wie Du selbst funktionierst und wie Du Dich
zufrieden machst, umso mehr siehst Du, wie viele Probleme andere Mitmenschen mit sich herum tragen.

Zitat:
Allein daß sich jemand Mühe mit mir gibt, Du Bernhard und all die anderen lieben Menschen hier, ist unfassbar
und eine große Freude.


Dies solltest Du zukünftig anders sehen.
Es ist kein Zufall und auch kein Mitleid, das ich mit Dir schreibe.
Ich sehe Dich hier als wichtiges Mitglied dieses Forums, das sehr viel positive Gedanken
in die Themen hineinträgt.
Folglich ist es zum großen Teil Dein eigener Verdienst, wenn Dir diese Gespräche etwas bringen. Du verfolgst
die Gedanken meiner Ansicht nach sehr gezielt.

Gehe Deinen Weg weiter und dann wirst Du noch viele schöne Tage und Erlebnisse haben.

Bernhard

04.03.2019 01:04 • x 3 #680


F
liebe Alexandra,

es ist so toll, wenn du dich mit deinem Leben, deinem inneren Kind immer mehr versöhnen kannst. Manchmal sagen Menschen, sie haben nie richtig gelebt, sie haben sich nur angepasst. Es ist alles so kleinherzig, vor lauter Angst traut man sich nicht mehr an seine Lebensträume. Man gibt sich zufrieden, einfach nur noch zu funktionieren. Doch liebe Alexandra. es ist nie zu spät, das du dich mit deinem Leben versöhnen kannst.

Betrauere das in deinem Leben was nicht so gut war, aber sei auch dankbar dafür, was du alles dennoch in deinem Leben verwirklichen durftest. Wenn du dich mit deiner Lebensgeschichte mehr und mehr aussöhnen kannst, dann kannst du deine Lebensspur ganz neu und ganz tief eingraben. Dann kannst du auch anderern Menschen diese Hoffnung vermitteln.

Das du bewusster und achtsamer mit dir und deiner Lebensgeschichte leben kannst. Gerade weil du noch nicht satt mit deinem Leben bist, sondern das Gespür hast, noch nie richtig gelebt zu haben, das kannst und darfst du alles noch nachholen.

Du musst nicht stecken bleiben in deinem versäumten und ungelebten Leben. Du musst nicht für alle Zeit über deine Vergangenheit klagen.

Andere Menschen, viele Frauen haben das Gefühl, dass sie sich nur für ihre Kinder eingesetzt haben. Die aber nicht dankbar sind für ihren Einsatz, sondern voller Undankbarkeit immer nur noch Forderungen stellen.

Wenn Menschen das erkennen, reagieren wir mit Trauer und Schmerz. Und es ist wichtig, den Schmerz auch zuzulassen. Denn nur wenn du in deinen Schmerz hinein gehst, liebe Alexandra, wenn du dein ungelebtes Leben betrauerst, kann es sich in Leben verwandeln. Und du kannst und darfst dich da aussöhnen mit deiner Vergangenheit.

Im Betrauern gehst du in deinen Schmerz hinein. Aber du musst nicht in deinem Schmerz stecken bleiben. Du gehst auf den Grund deines innersten Wesens, dort wo dein inneres Kind wohnt. Und da wünsche ich dir, das du Frieden mit dir und deinem Leben finden darfst.

Oft hatte ich auch nicht den Mut, durch meinen Schmerz hindurch zu gehen. Ich habe meinen Schmerz an meine Umgebung weiter gegeben, indem ich viel jammerte und in meinem Selbstmitleid aufging, andere anklagte, die sind schuld, das ich nicht leben konnte.

Oder ich verstecke mich hinter vielen Aktivitäten, das ich mich nicht aussöhnen muss.

Andere vergraben sich in ihrer Einsamkeit, gehen nicht mehr aus dem Haus, erwarten das andere sie besuchen.

Weil sie selbst nicht mehr leben, erwarten sie von anderen Menschen Leben. Oder sie gehen von Arzt zu Arzt, um dort Zuwendung zu bekommen.

Doch wenn ich in meinen Frieden hinein gehe, wird meine Sehnsucht nach Anerkennung und Zuwendung weniger.

Ich wende mich zu mir selbst, versuche mich selbst anzuerkennen.

Meine Depression ist auch oft mein Ausdruck für mein versäumtes, ungelebtes Leben. Ich flüchte mich in meine Depression, verschließe meine Augen vor meinem versäumten Leben.

Darum liebe Alexandra, wünsche ich dir ganz viel Leben für dich. Wir sind noch nicht an der Endstation unseres Lebens.

Wir können noch manches verändern.


in guten Gedanken zum Leben für dich,
ganz viele liebe Grüße,


Frederick

05.03.2019 17:36 • x 3 #681


F
oh da fällt mir eine alte Geschichte von den Indianern ein,


zwei alte Frauen werden von ihrem Indianerstamm während eines bitterkalten Winters einfach zurück gelassen. Weil sie nur noch klagen und unnütze Esser sind.Doch die beiden Frauen sind tief verletzt.

Sagt die eine, ja wir beklagen uns, wir sind nie zufrieden, wir reden davon das es nichts zu essen gibt, und davon, wie früher alles besser war, obwohl es in echt nicht besser war. Wir meinen, dass wir schon brutalst alt sind.

Und jetzt, wo wir die letzten Jahre nur geklagt haben, wie alt und hilflos wir sind, meinen die, wie nutzlos wir sind.

Doch die Frauen geben nicht auf, sie kämpfen um ihr Dasein, um ihr Überleben. Und so werden sie plötzlich zu Retterinnen für ihren Stamm. Sie finden genügend Fische, Kaninchen, legen einen großen Vorrat an getrockneten Fischen an.

Ihr Stamm gerät in Hungersnot, bittet die Frauen zu helfen. Doch die Frauen sind zutiefst verletzt, wollen nicht helfen.

Erst nach und nach beginnen sie zu helfen. Sie helfen nicht nur mit ihren Vorräten zum Überleben, sondern machen sogar noch Mut zum Durchhalten, und zu einem neuen Umgang mit alten und schwachen Menschen.

Die beiden Frauen, die zuvor noch wehleidig waren und jammerten, haben plötzlich ungeahnte Kräfte und Fähigkeiten.

So kann Versöhnung, los lassen, helfen.


liebe Grüße,

Frederick

05.03.2019 18:07 • x 3 #682


Liselotte
@Frederick1
Mensch Frederick, an Dir ist ein Schriftsteller verloren gegangen.

05.03.2019 20:55 • x 1 #683


Alexandra2
Ihr Lieben Liselotte, Andrea, Bernhard und Frederick,
Ich danke Euch von Herzen für Euren Zuspruch und Trost.
Mein unbändiger Wille hat mich sehr früh in die Unabhängigkeit gebracht. D.h. es ist mir egal,was andere von mir halten und ich ging meinen Interessen nach. Wenn ich spüre, daß ich im positiven Sinn gemeint bin, öffne ich mich.
Ich ahne, daß meine schlechten Kindheitserfahrungen eine so große Verzweiflung, Entsetzen und Todesangst verursacht haben, daß ich da nicht allein weiter komme. Jede Gefühlsäußerung wurde sofort bestraft. Also habe ich sie versteckt.
Ich erinnere mich mental an den Schrei, der mir im Halse stecken blieb. Immer wieder.
Das wird der Grund sein, warum ich diesen Schmerz emotional nicht spüre, sondern an den 'Gedankenschmerz'. Ich brauche noch einen anderen Zugang.
Ich habe mir in meinem Leben Wünsche erfüllt, wenn ich dazu in der Lage war und habe schon das Gefühl, auch etwas gehabt zu haben. Nur diese Schwere, Einsamkeit und Anstrengungen machen mich traurig. Alles war unglaublich Kräfte zehrend. Mit einem Schatten befleckt.
Ich wünsche Euch einen schönen Tag mit Glücksmomenten.
Liebe Grüße

06.03.2019 09:15 • x 4 #684


Acon
Liebe Alexandra,

Danke Dir für die lieben Zeilen. Dir wünsche ich auch so einen superschönen Tag, welcher Dir das Glück ins Herz zaubert.

Liebe Grüße und eine Umarmung Andrea

06.03.2019 09:29 • x 3 #685


F
liebe Alexandra,

ich würde es dir so von Herzen wünschen, das du einen Zugang der Liebe und Annahme zu dir finden darfst. Woraus und wovon leben wir denn als Menschen, aus der Liebe und Annahme. Manches Mal denke ich, ein Leben gelingt nur, wenn der Mensch geliebt wird und lieben darf. Ohne Liebe kann unser Leben so leer und so kalt werden.

Heute stehe ich als Mensch vor der Frage, ob ich aus der Liebe leben möchte, zu mir selbst, zu anderen Menschen.

Oder möchte ich groß raus kommen, groß da stehen, mein Leben nur noch über meine Leistung definiere, oder über die Ehre, den Ruhm den ich erfahre. Besser meine ich ist es, in meinem Haus der Liebe zu wohnen, die Liebe, die mein Leben lebenswert macht.

Selbst glaube ich, die Liebe hat die Kraft meine Verletzungen zu heilen. Nicht die Liebe des Therapeuten, sondern die Liebe die ich zu mir selbst habe. Ich bin mir aber bewusst liebe Alexandra, dass das alles andere als einfach ist.

Die Sehnsucht, von einem Menschen bedingungslos angenommen zu sei, damit ich mich selbst lieben und annehmen kann. Ich werde geliebt, also bin ich, bin ich wertvoll. Wenn ich als Kind schon diese Liebe erfahren habe, dann kann ich in mir selber ruhen, zur Ruhe kommen, wie ein Baby, das gestillt wurde.

Wenn ich aber schon als Kind in meiner Sehnsucht nach Liebe und Annahme enttäuscht wurde, kreise ich immer wieder um die Frage, bin ich nicht wertvoll, bin ich nicht geliebt. Und es ist schwer zur Ruhe zu finden, wenn mich diese Frage immer wieder umtreibt.

Schon als Kind werde ich eifersüchtig, wenn die Eltern anscheinend meine Geschwister mehr mögen wie mich. Das geht weiter in der Schule, über das erste verliebt sein usw.

Da hast du als Kind deine ganze Energie eingesetzt, das du endlich einmal beachtet und geliebt wirst. Und immer wieder bist du leider enttäuscht worden. Und diese Sehnsucht möchte uns das ganze Leben lang begleiten.

Und wir haben ja in unserer Sehnsucht nach Liebe noch mehr Wünsche, der Wunsch nicht allein bleiben zu müssen, eine Beziehung/Partnerschaft.

Ohne Liebe fühle ich mich allein, habe Angst vor meiner Zukunft, vor dem älter werden. Und es geht auch immer wieder um meinen eigenen Wert, meinen Selbstwert. Bin ich es wert, von einem anderen Menschen geliebt zu werden?

Darum, dass ein einziger Mensch mich ganz feste liebt, nicht nur an Tagen mit Sonenschein, nein auch wen meine Tage dunkler werden.

So sehr ich mich als Mensch nach Liebe und Annahme sehne, so mache ich doch auch die Erfahrung, dass Liebe so schnell umschlagen kann in in Hass und Eifersucht. Auch wenn die Liebe noch so stark ist, denke ich auch manchmal, hoffentlich hat meine Frau keinen Freund den sie irgendwo und irgendwie versteckt. Und es ist nicht immer leicht, diese Gedanken einfach so abzuwehren. Sie kommen in mein Herz und wollen es verdunkeln.

Es ist nicht selbstverständlich, das uns immer ein Leben in der Liebe gelingt.

Und meine Liebe wird auch mitbestimmt, von unseren frühen nicht guten Elebnissen als Kind. Wir wurden allein gelassen, als wir Mutter oder Vater gebraucht haben. Wir mussten uns vielleicht auch die Liebe der Eltern erkaufen, immer ganz brav sein, uns allen Wünschen der Eltern fügen.

Ich lebte ständig in der Angst, meine Eltern zu verlieren, fast jeden Tag Streit, verklopfen usw.

Nur, das alles konnten wir nicht bestimmen, die Liebe unserer Eltern. Aber die Liebe für mich selbst, die Beziehung zu mir selbst, die kann ich bestimmen. Und ich merke es, je besser und ehrlicher Liebe und Annahme zu mir selbst ist, bin ich nicht mehr so darauf angewiesen, das die Liebe anderer Menschen zu mir perfekt ist. Selbst meine ich, das es die perfekte Liebe gar nicht gibt. Eine Tochter von mir ist gerade schwer verliebt, die sieht das alles viel anders.


in guten Gedanken für dich liebe Alexandra,

ganz viele liebe Grüße,


Frederick

06.03.2019 18:54 • x 1 #686


Alexandra2
Lieber Frederick,
Ja wo ist meine Liebe hin? Habe ich sie überhaupt mir gegenüber?
Gestern fand ich im Internet eine Bedürfniskarte, um zu testen, was und wieviel ich fühle. Ich überlege, sie zu kaufen. Mir fehlen immer wieder die Worte dafür, wie ich mich fühle. eine Fremdsprache, immer noch.
Es geht um zweierlei: das Betrauern was ich nie bekam und das Distanzieren von dieser kranken Frau, die meist Zugriff nur auf mich hatte. Sie handelte an mir stellvertretend für ihren eigenen Lebensschmerz, Haß, der ihr Leben vergiftete.
Betrauern, wie geht das? Ich brauchte Annahme, Willkommensein, Freundlichkeit, Zärtlichkeit, Schutz, Nestwärme, Sanftmut, Gelassenheit und bekam Haß, Angriffe, Todesangst, Streß, Ablehnung, Kälte, Härte, Lieblosigkeit, Lärm Erschöpfung, Schmerzen
Wie trauert man emotional um die vorenthaltene Sicherheit? Ich weiß es wirklich nicht.
Irgendwie habe ich beschlossen, mir von niemandem etwas sagen zu lassen und versuchte, was mich interessierte, zu erreichen. Die sich einstellenden Erfolge habe ich genossen, weil Wünsche wahr wurden. Da begann die Annahme schon, weil die Erfolge mich bestätigten.
Leider hatte ich viel mit Menschen zu tun, die mich kritisierten. Das hat Kraft gekostet, die meine Selbstannahme immer wieder ins Stocken brachte.
Also wenn Du mir erklären könntest, lieber Frederick, wie ich einen Zugang zum Betrauern finde, wäre das großartig.
Ganz liebe Grüße
Alexandra2

06.03.2019 20:31 • x 2 #687


F
liebe Alexandra,

ja DU darfst dir selbst von Herzen nahe sein. Du darfst von Herzen dich selber lieben. Und du musst dich nicht abhängig machen von der Liebe anderer Mensche zu dir. Das habe ich selbst so jahrelang gemacht. Ich hatte das Gefühl, dass ich nur noch dann am Leben bin, wenn ich die Liebe anderer Menschen erfahre. Natürlich ist das schön, aber wie schnell bist du auch wieder enttäuscht, weil es die vollkommene Liebe unter Menschen gar nicht gibt, meine ich.

Aber du darfst dir selbst immer liebevolle Nähe schenken, dir nahe sein. Ich habe von einer Frau gehört, die mit ihren Puppen heile Familie gespielt hat. Dadurch hat sie sich selbst eine eine liebende und heilende Liebe geschenkt. Sie wusste schon als Kind, das sie auch liebevoll zu sich selbst sein, auch wenn die das von ihren eigenen Eltern nicht genügend erfahren hat.

Du ich glaube, meine , in jedem Menschen steckt eine Ahnung von Liebe. Aber ich darf mich nicht nur fixieren auf die Liebe von anderern Menschen zu mir, sonst mache ich mich abhängig. Du selbst bist zu der Liebe zu dir selbst fähig liebe Alexandra. Es braucht aber eine Entscheidung von dir, das du beginnst, dich selbst von Herzen lieb zu haben. Das du bedingungslos JA zu DIR sagst, zärtlich und liebevoll mit dir umgehst.

Das darf ich auch in der Beziehung zu meiner lieben Frau tun. Wir sind beide nicht so perfekt und vollkommen. Und bei einem Streit kannst du dich eher versöhnen, wenn du dich selbst lieben kannst.

Ja liebe Alexandra es ist ein ganz ein großes Leid, wenn wir uns als Kinder nicht so geliebt fühlten. Aber wir müssen nicht beim Klagen und Jammern stehen bleiben, sondern wir dürfen es lernen, uns anzunehmen und zu lieben. Auch gute Gefühle für uns selbst zu haben. (Wie du mit 15 Jahren aussiehst, das kannst du nicht selbst bestimmen, aber wie du mit 60 Jahren schon. ) Dieser Satz hat mich mal sehr nachdenklich gemacht.

Natürlich kann diese Mangelerfahrung an Liebe dazu führen, das ich mich sehr schwer tue, Beziehungen mit anderen Menschen aufzunehmen, die Liebe eines anderen Menschen an mich heranzulassen. Denn als Kind haben wir Nähe eher als bedrohlich erfahren. Selbst wollte ich auch keine tiefere Beziehung eingehen, und schon gar nicht heiraten, du meine Güte.

Oft bin ich geneigt, den anderen Menschen ganz für mich zu besitzen. Und ich erwarte absolute Liebe und Geborgenheit

Mit meiner zu großen Erwartung überfordere ich den anderen Menschen, werden immer wieder enttäuscht.

Als Mensch kommst du immer wieder an deine Grenzen, trotz aller Nähe spürst du auch eine gewisse Distanz.

Manche richten dann ihre zu großen Erwartungen an einen anderen Menschen, aber auch da kommst du als Mensch an deine Grenzen.

Denn Abhängigkeit kann mich auch aggressiv werden lassen. Jede Kreatur ist sterblich, wie auch jetzt mein so geliebter Hund.Alle sind wir sterblich, werden alt, vielleicht krank. Dann ist der menschliche Halt schnell weg, leider.

Deshalb muss ich meine Beziehung lieben, aber auch mich selbst. Und ich muss immer mit menschlicher Enttäuschung rechnen.

Deshalb können meine Frau und ich nur von der Vergebung leben.

Einen Weg zum Betrauern deines Lebens findest du meiner Ansicht nur dann, wenn du bereit bist, dich mit deinem ganzen Leben zu versöhnen.

Deine Verletzungen die du nicht aufarbeitest verdammen dich dazu,entweder dich selbst, oder andere Menschen zu verletzen. Wenn wir nicht andere verletzen, dann verletzen wir uns selbst, indem ich mich selbst entwerte, selbst bestrafe, ja sogar selbst verstümmele.

Ich weiß es von mir, einige meiner Krankheiten waren eine Selbstbestrafung für mich, da habe ich die Ablehnung, die ich als Kind erfahren habe, in Selbsthass verwandelt.

Oder ich suche mir selbst Lebenssituationen heraus, wo sich die Verletzungen meiner Kindheit wiederholen.

Aber als Mensch habe ich Freiheit. Es darf und kann kein Mensch dich verletzen, wenn du es nicht zulässt. Denn wenn ein Mensch ganz er selbst ist, wenn er in seiner eigenen Mitte ruht, dann kann kein anderer Mensch Macht über ihn bekommen.

Deine Liebe zu dir ist ganz tief in dir drin, es lohnt sich immer wieder danach zu graben und zu suchen.

Natürlich hat uns unsere Kindheit geprägt liebe Alexandra, aber es liegt an dir und an mir, wie mir damit umgehen.

Vielleicht finden wir diese Liebe nur in der Versöhnung.


in guten Gedanken für dich,

ganz viele liebe Grüße,


Frederick

07.03.2019 18:22 • x 1 #688


Alexandra2
Lieber Frederick, herzlichen Dank für Deine Offenheit und Sensibilität.
Einiges trifft auf mich zu, das Graben und Suchen hat mich besonders berührt.
Aber auch meine Ungeduld braucht etwas Pflege, Besänftigung. Das kleine Mädchen hat ein ganz zartes Stimmchen, da muss ich lauschen.
Und obwohl ich Zielscheibe war, galt das Gift meiner Mutter allem, das schön, friedlich, freundlich und positiv war. Sie muss ihr Leben lang diesen wahnsinnigen Hass in sich gehabt haben. Ich bekam ihn ab und bezog alles auf mich. Was soll ein Kind auch anderes tun?
Jetzt versuche ich die Gefühle hinter der Todesangst zu finden. Ich habe Zeit.
Ich fühle mit Dir, daß Dein vierbeiniger Kumpel fort ist. Es tut mir so leid. Die erste Zeit ist schlimm, deshalb hoffe ich, daß zwischen den Tränen die Sonne scheint. Und mit etwas Glück gibt es einen Regenbogen und zaubert Farben in das Grau.
Liebe Grüße

07.03.2019 19:13 • x 2 #689


A


Hallo Liselotte,

x 4#15


F
liebe Alexandra,

danke für das mit fühlen, für mich und meinen hund. Ja es wird ein Trauerprozess, und ich möchte mich dem auch stellen, so gut ich es kann.

So liebe Alexandra dürfen wir auch unsere nicht so gute Kindheit betrauern. Das wir uns den Gefühlen stellen die in uns hochkommen, der Wut, den Schmerzen, der Traurigkeit, meiner Ohnmacht. Ich muss alle die Verletzungen und Kränkungen nochmals anschauen, auch die Schmerzen zulassen, die immer wieder hochkommen.

Oft liebe Alexandra sind diese Schmerzen im nachhinein größer, als zum Zeitpunkt unserer Verletzung. Damals konnten wir es nicht so einordnen wie heute, wie brutalst unfair man dich behandelt hat.

Da werden unsere Gefühle immer wieder wechseln. Tage, an denen wir so eine tiefe Traurigkeit spüren, eine Traurigkeit, die uns fast lähmt. Doch da müssen wir so gut es geht durch liebe Alexandra.

Aber auch unser Zorn, die Wut, die uns immer wieder packt. Und wir müssen nicht so schnell entschuldigen. Du liebe Alexandra darfst alles raus lassen was in dir ist.

Es braucht seine Zeit, nach dem Tal tiefer Tränen wieder Lust und Freude am Leben, doch dann will deine Trauer immer wieder hoch kommen.

Im Nachdenken kommen wieder so tiefe verletzende Bilder in dir hoch. Da wird dir bewusst, wie so tief deine Schmerzen sind, diese ganzen Nadelstiche.

Du reagierst wieder empfindlicher auf Kritik, du hörst selbst aus guten Worten für dich die Ablehnung deiner Mutter heraus.

Du es dauert seine Zeit, bis wir wieder einen guten Weg für uns finden.

Und diesen guten und besten Weg für dich wünsche ich dir von ganzem Herzen.

Ob die Zeit alle Wunden heilen kann, viele ja, aber nicht perfekt. Aber damit du für dich am Besten für dich leben kannst.


in guten Gedanken für dich,

ganz viele liebe Grüße,


Frederick

07.03.2019 19:49 • x 2 #690

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