Guten Morgen an alle und hallo @sonnenbarke,
deine Symptome, die du hier erzählt hast, kenne ich tatsächlich auch sehr gut. Vor allem das Thema Vergesslichkeit. Ich habe es eher unter der Rubrik Reizüberflutung verbucht. Ich starre etwas an, kann es aber nicht zuordnen, weil mein Kopf einfach dicht macht. Es hat schon Momente gegeben, da musste ich einen Laden (z.B. Aldi, wenn es ganz viele neue Ware gab) verlassen, weil ich es einfach nicht mehr ertragen habe. Zu viele Reize, zu bunt, zu hell.....nach dem 2. Regal bin ich wieder gegangen. Was ich kaufen wollte, habe ich nicht gekauft. Einfach raus!
Diese Vergesslichkeit kenne ich auch. Schlimm wurde und wird es immer, wenn ich mit meinem Partner etwas plane und wir reden kurz danach über weitere Alternativen. Dann mischt sich plötzlich alles, was wir besprochen und geplant haben und ich bekomme den zeitlichen Ablauf und die einzelnen Punkte nicht mehr auf die Reihe. Ich habe das ausführlich mit meinem Partner besprochen, wie sich das anfühlt, dass er nicht denken soll, ich hätte kein Interesse an dem, was er gesagt hat, sondern dass es mich verwirrt, wenn ich in diesen Phasen viele verschiedene Gedanken zeitlich und logisch auf die Reihe bringen soll. Auch für meinen Partner und meine Umwelt ein Problem, denn ich komme dann total durcheinander, bin frustriert und muss mich oft erst mal wieder sammeln.
Das ist aber nicht immer so und vielleicht ist gerade DAS das Schlimmste. Es gibt auch gute Phasen und die machen natürlich Hoffnung, nur um dann plötzlich wieder in sich zusammen zu fallen.
Außerdem neigt man (ich) dazu, wenn es wieder besser wird, sich tatsächlich viiiiiel zu viel zuzumuten, Pläne zu machen, die einen hinterher einfach nur ermüden, weil man irgendwann wieder an den Punkt kommt, wo einem alles zuviel wird. Man will, ganz verzweifelt WILL man. Aber man weiß, dass man es nicht schafft. Und das mit dem schlechten Gewissen ist mir auch nur zu sehr bekannt. Aber es nutzt nichts. Wenn sich der Kopf erholen soll, muss man sich Ruhe gönnen. Allein, dass einem der Kopf schon Signale gibt, ist ein wichtiges Zeichen, auf das man unbedingt hören soll.
Gleichzeitig ist die Betreuung und Begleitung eines guten Arztes sehr sehr wichtig. Gut, wenn du eine/n gefunden hast. Und wie ich hier schon gelesen habe, ist die Unterstützung durch einen Hausarzt nicht immer befriedigend. Das sind meist Allgemeinmediziner und die erkennen weder die Dringlichkeit noch haben sie genug Zeit (oder nehmen sich die gar nicht erst). Und da man sowieso in diesen Phasen oft schwach und angreifbar ist, wehrt man sich nicht, nickt das, was er sagt, einfach so ab, bekommt oft nur die Hälfte mit......und geht genauso ratlos nach Hause.....
Du bist auf einem guten Weg. Hast dir Hilfe gesucht, sie auch scheinbar im Ansatz gefunden, kannst dich hier austauschen (was ich auch sehr wichtig finde), solltest dir alle Ruhe antun, die du brauchst und ausprobieren, was dir gut tut. Und wenn du dazu mal nicht in der Lage bist: dann sei´s drum. Dann machst du mal NIX! Aufpassen musst du nur, wenn aus diesem Nix-Tun eine Phase wird, wo du zu gar nichts mehr in der Lage bist. Dann wird es Zeit, dass du auch in der Familie/im Freundeskreis um Hilfe anfragst, bevor du nicht mehr hoch kommst. Diese Phase fand ich, für mich, die Schlimmste und ich bin froh, dass mein Partner so toll reagiert hat und mir die Entscheidung (Klinik oder nicht) abgenommen hat. Ich wünsche dir alles Gute und ich lese weiter mit, wie es dir geht, falls du das hier schreibst.
09.09.2020 09:37 •
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