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Wie soll ich mich als Partnerin verhalten ?

L
Hallo Zusammen, ich wende mich an euch, in der Hoffnung, dass mir selbst von Burnout betroffene Menschen helfen und mir sagen können, wie ich mich richtig verhalten soll um nicht alles restlos kaputt zu machen. Die entsprechenden Beiträge für/von Angehörigen habe ich durchgelesen, dennoch ist jeder Fall doch irgendwie auf seine eigene Art anders. Ich hoffe, ihr habt Verständnis. Ich erzähle einfach mal und versuche, nicht allzu weit auszuholen.

Ich und mein Freund sind mittlerweile 11 Jahre zusammen. Wir haben bis Corona kam in meiner kleinen Wohnung zusammen gelebt, das war toll. Dann hat er ein Haus gekauft (wollten natürlich beide zusammen unsere Zukunft so angehen, er hat es erstmal allein gekauft, weil ich finanziell und beruflich erst besser bzw sicherer da stehen wollte), wir haben 1 Jahr lang zusammen renoviert, dann ist vieles in meinem Leben passiert, so dass es gut war, dass wir dann die Möglichkeit hatten, dass jeder sich mal zurückziehen konnten. Ich bin in ein sehr tiefes Loch gefallen als mein Seelenhund gestorben ist und ich dann noch meinen Job verloren habe. Er hat mich immer aufgebaut, aufgefangen und war mein ein und alles. Rückwirkend sehe ich, dass soviel Last auf seinen Schultern war. Er hat alles für mich gemacht.
So ging es dann die letzte Zeit weiter, er hatte mich aufgebaut, wir haben wie immer eigentlich jeden Tag von morgens bis Abends zusammen verbracht. Haben wir uns mal kurz nicht gesehen, haben wir mehrfach stündlich telefoniert, meist per Facetime. Das ging auch alles von ihm aus. Ich war wirklich so glücklich mit ihm und ich glaube er war es auch. Doch dann wurde es für ihn beruflich sehr herausfordernd und ich fing an, ihn dann auch noch zu bedrängen. Was ist mit zusammen ziehen ? Kind ? Hochzeit ? Die Zeit drängt. (Ich bin 38, er 35). Auf Nachfrage, hat er immer gesagt, er will das auch. Ich wollte aber immer, dass er von selbst ankommt, mir sagt, dass er das will, mir einen Antrag und das alles macht. Ich war sehr anstrengend und hab immer mehr Druck aufgebaut und nachgefragt und alles von ihm abhängig gemacht. Es kamen immer kleine Schritte von ihm- zusammen ein Bett kaufen und so. Mir war das leider nie genug. Er sagte mir mal, dass er mir sogar einen Heiratsantrag machen wollte im Urlaub, aber er wollte es perfekt haben, und es ergab sich kein perfekter Zeitpunkt. Er ist auch ein Mensch, der nicht wirklich über seine Gefühle spricht. Er hatte eine sehr schwierige Kindheit. Darüber spricht er nicht, das habe ich so akzeptiert und nicht weiter nachgefragt, weil ich gemerkt habe, dass er sonst sauer wird und verletzt ist. Merkte aber natürlich, dass er im Inneren selbst viele eigene Konflikte mit sich selbst hat, die jetzt auch wieder aufgeflammt sind.
Er hat sich dann daraufhin mehr zurückgezogen. Wollte seine Ruhe, nicht reden. Ich bin leider selbst so verkorkst, dass ich daraufhin Panik und Verlustängste bekam. Hab immer mehr nachgefragt was los ist. Dass ich damit, das Gegenteil erreiche, war mir da nicht bewusst. Ich wollte ihn nicht verlieren und habe den Kampfmodus angeschaltet. Er meinte dann, ich soll ihn mal in Ruhe lassen, er sagte auch einmal dass es nicht an mir liegen würde. Er kann gerade nichtmehr, ist nurnoch müde, leer, antriebslos. Ich habe versucht ihn aufzuheitern, ihn eher bedrängt und hab ständig Unternehmungen vorgeschlagen und ihm gesagt, wie sehr ich ihn liebe und ich mich auf die Zukunft mit ihm freue. Zu dem Zeitpunkt dachte ich noch, dass ihm solche Bestärkungen doch gut tun würden. Dass genau das immer mehr Druck aufbaut, war mir zu der Zeit nicht bewusst. Die Arbeit war da ja auch noch.Dann knallte es natürlich und er wollte, dass ich mich nichtmehr melde. Ich hab die Welt nichtmehr verstanden. Mit meinem aber ich liebe dich doch, du bist mein Leben und meine Zukunft. habe ich nur weiter Druck aufgebaut. Er war dann sehr abweisend. Habs auf mich bezogen und war dadurch so verzweifelt, dass ich das immer klären wollte. Das war nicht möglich. Er sagte mal in einem der letzten Telefonate, dass es nicht an mir liege.
Jetzt ist es so, dass wir ausschließlich per WhatsApp Kontakt haben. Morgens Guten Morgen, Abends Gute Nacht Ich habs wirklich verstanden, dass ich ihm Zeit und Raum geben muss, schreibe keine Romane mehr, frage nichtmehr nach gemeinsamen Unternehmungen oder sonst was. Ich lasse ihn einfach. Habe mich viel belesen, da ich den Eindruck habe, dass er ein Burnout haben könnte. Auf Fragen kam bisher immernur, er fühlt nichtsmehr, nurnoch leere, will allein sein, er ist müde und erschöpft. Er bleibt auch wirklich nur zuhause, ausser er muss arbeiten. Pflegt keine Kontakte mehr, hat aber seinen Hund, mit dem er rausgeht und sich um ihn kümmert. der Hund gibt ihm den Antrieb, nicht suizidal zu werden.
Jetzt rückwirkend, denke ich natürlich: Hätte ich das direkt mal verstanden, so angenommen und nicht so unglaublich viel geredet. Leider kann ich die Zeit nicht zurück drehen. Es geht jetzt seit 2 Wochen so mit dem Guten Morgen und dem Guten Abend per WhatsApp. Gestern fragte ich nur zusätzlich, was Weihnachten ist. Das wollten wir mit unseren Familien gemeinsam verbringen, bei meinen Eltern. Seine Antwort war daraufhin nur: Ist mir egal, ich will alleine sein, ich fahre nirgendwo hin.
Habe geantwortet, dass es mir leid tut, dass es ihm so schlecht geht, dass er sich jederzeit bei mir melden kann. Weiter gehts nur mit Guten morgen und Gute Nacht . Bzw. bei ihm nurnoch Morgen und Nacht.
Jetzt denke ich, dass es doch wichtig ist, dass ich ihn weiterhin allein und in Ruhe lasse, ohne Erwartungen etc. Hoffe natürlich, dass irgendwann dann doch nochmal was von ihm kommt und es ihm bald besser geht.
Ich grübel viel und frage mich, ob es richtig wäre, ihm einen Brief zu schreiben, den ich auch ganz distanziert per Post zu ihm schicke, in dem ich schreibe, dass ich jetzt verstanden habe, dass einfach jede Kommunikation für ihn anstrengend ist und er nurnoch müde ist. Dass ich jetzt weiss, dass ich mit meinem Verhalten nur das Gegenteil erreicht habe und es jetzt anders machen würde. Ich würde ihm schreiben, dass ich weiterhin morgens und abends schreibe, damit ich ein Lebenszeichen von ihm bekomme und damit er weiß, dass er weiter in meinem Leben ist er weiß, dass ich da bin und auch bleibe. Dass ich nichts erwarte, jederzeit da bin für ihn, weil ich ihn liebe. Als Partner und auch als Mensch.
Gleichzeitig denke ich: Ist das dann jetzt auch wieder zuviel ? Oder tut es ihm gut, zu wissen, dass er jetzt von mir verstanden wird ?
Ich mach mir selbst so viele Vorwürfe, weil ich zu Beginn, wo ich noch die Chance hatte alles richtig zu machen, alles falsch gemacht habe. Ich darf nicht nochmehr kaputt machen und ihn verlieren. Ich würde wirklich alles für ihn tun.
Ich hoffe ihr könnt mir irgendwie helfen, Sorry, für den langen Text.

17.12.2023 12:43 • x 1 #1


HDD
Zitat von LeTi:
Ich wollte aber immer, dass er von selbst ankommt, mir sagt, dass er das will, mir einen Antrag und das alles macht. Ich war sehr anstrengend und hab immer mehr Druck aufgebaut und nachgefragt und alles von ihm abhängig gemacht.

Großer Fehler. Aber das weißt du inzwischen ja selbst.
Zitat von LeTi:
aber er wollte es perfekt haben

D.h. er ist noch nicht so weit. Und ich schätze, er wird es auch nicht werden, solange er mit sich selbst nicht ins Reine kommt.
Zitat von LeTi:
Er ist auch ein Mensch, der nicht wirklich über seine Gefühle spricht. Er hatte eine sehr schwierige Kindheit.

... wie du anscheinend auch.
Zitat von LeTi:
Darüber spricht er nicht, das habe ich so akzeptiert und nicht weiter nachgefragt, weil ich gemerkt habe, dass er sonst sauer wird und verletzt ist.

Irgendwann werdet ihr das aufarbeiten müssen. Jeder für sich alleine und dann zusammen.
Zitat von LeTi:
Oder tut es ihm gut, zu wissen, dass er jetzt von mir verstanden wird ?

Das auf jeden Fall. Vielleicht solltest du folgendes Buch lesen, und, wenn du ihn da wiedererkennst, ihm anschließend schenken: Robert A. Glover: Nie mehr Mr. Nice Guy

17.12.2023 17:22 • x 3 #2


A


Hallo LeTi,

Wie soll ich mich als Partnerin verhalten ?

x 3#3


L
@HDD Danke für deine Antwort. Und ja, die Fehler sehe ich mittlerweile selber und ich bereue sie so sehr und entwickeln dadurch auch immer mehr Selbsthass. Wenn ich es nur alles rückgängig machen könnte. Auch deine Einschätzung zu mir stimmt. Ich bin eigentlich die, die die Kindheit nie verarbeitet hat, Probleme mit sich selbst hat wie Borderline oder Depressionen. Er war halt immer der Starke, der mir Halt gegeben hat, mein Fels in der Brandung. Als es ihm dann immer schlechter ging, dachte ich, ich könnte ihn durch Unternehmungen ablenken, durch bestärken unserer Liebe und Zukunft Stärke vermitteln- das würde mir bei sowas gut tun. Aber er bzw. Burnout tickt da anders. Dass ich damit das Gegenteil erreicht habe, verstehe ich erst, seit ich mich über Burnout informiert habe. Ich hab alles nur gut gemeint, wollte alles richtig machen, aus Liebe. Ich hoffe so sehr, dass er das irgendwann sehen kann und sich wieder langsam anfängt bei mir zu melden. Danke für den Buchtipp. Werd ich mir nachher mal bei Amazon ansehen. Er hat wirklich was gelesen, ich denke jetzt erst recht nicht. Aber falsch kann es vielleicht garnicht sein. Danke für den Tipp!

17.12.2023 20:22 • x 2 #3


Oli
Hallo @LeTi !

Zunächst einmal Herzlich Willkommen im Forum hier.

Wie Du merkst, gehst es gleich zur Sache. Ich denke schon, dass Du hier ein paar Hinweise für Deine Probleme bekommen kannst.

Du hast hier sehr viele Gedanken gemacht und die Situation ausführlich geschildert. Vielen Dank fürs Teilen!

Ich kann mir vorstellen, dass es für Dich eine schwere Zeit ist, Deinen Freund leiden zu sehen, zu denken, dass Du das Leid mitverursacht hast und dann auch noch die Erfahrung machen musst, dass das, was Du machst, das Gegenteil von dem Beabsichtigten bewirkt.

Vielleicht dazu ein Hinweis: der „Danke-Button“ wird hier unterschiedlich benutzt. Manche bestätigen damit, dass sie der gleichen Meinung sind wie das Mitglied, das den Beitrag geschrieben hat. Andere drücken den Button, um zu signalisieren, dass Dein Beitrag von ihnen registriert wurde.

Dein Freund weist einige Anzeichen auf von dem, was viele hier schon bei sich selbst erlebt haben.

Ich kann mir vorstellen, dass Du also hier einige Anregungen bekommen kannst.

17.12.2023 20:27 • x 2 #4


buddl1
... ich denke, du hast nichts falsch gemacht, du liebst ihn und diese Liebe wurde zunächst auch erwidert,
jedoch Zeiten und auch Gefühle zueinander ändern sich...
er, er hat in vielen Dingen abgeschlossen, will nicht mehr - die Hilfe die er brauch muss er sich selber suchen,
du als Partner, als liebender Mensch, wirst als nicht mehr notwendig, ja als störend empfunden.
lass ihn da wo er selbst herausfinden muss, was wichtig für ihn ist.
beende jeglichen Kontakt, keine Guten... Wünsche, es ist nur ein verlängern des Abschiedes den er vollzogen hat.
nimm die weihnachtliche Zeit für deine Lieben, ohne ihn, lass dich nicht mit herabziehen, es tut nur noch mehr weh...
du kannst für ihn die Tür offen halten, aber nicht für immer oder wenn es zu kalt wird, mach auch für dich zu, beende was er nicht mehr will.
du hast Pläne, die auch andere mitgestalten können, sei darin egoistisch wie er, der nur sich noch sehen kann,
sei wieder du, du selbst!
buddl1,

18.12.2023 09:39 • x 1 #5

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