Vom Opa geschlagen worden - Leben bei den Großeltern

T
Hallo zusammen,

es gibt Dinge, die möchte ich nicht in meinem Tagebuch haben.
Ich habe lange überlegt, ob dass hier der richtige Ort wäre.Passt es hier rein?ein Teil sagt ja, der andere will dieses Wort Misshandlung nicht hören.

Ich fang einfach mal an aus meinem Leben zu erzählen.

Aufgewachsen bin ich bei meinen Großeltern. Meine Mutter hatte keine Zeit für mich, sie war bzw. ist berufstätig. Früh um 06:00 Uhr musste sie gehen. Sie war auch viel auf Fortbildungen...
ab und zu war ich schon bei ihr, aber dann mussten wir um 05:30 zu Oma fahren.

Mein Opa hat mich ständig verprügelt. Gründe gab es immer. Am meisten geschah dass bei den Mathehausaufgaben. Die musste ich immer mit ihm machen. Wenn ich etwas nicht verstanden habe, wurde er wütend. Er hat mich angebrüllt. Er hat mich verprügelt. Er hielt mich so dolle fest und schlug dann immer wieder auf mich ein.
Manchmal bin ich vorher schon heulend ins Bad gerannt um mich zu verstecken, aber er konnte die Tür von aussen öffnen und hat mich dann verprügelt und wieder vor die Hausaufgaben gezerrt. egal ob ich Rotz und Wasser geheult habe, ich musste weiter machen. Er brüllte mich oft an, dass ich aufhören soll mit der heulerei,das machte ihn noch wütender, ich würde wieder geschlagen.
Meine Oma saß nur daneben und hat zum Fernseher gestarrt.

Sonst hat auch keiner etwas mit mir gemacht. Meine Mutter nicht, die hatte ja keine Zeit und meine Großeltern schonmal gar nicht.

Ich saß am liebsten zu Hause, hab mir eine Höhle gebaut oder Bibi gehört, mich von der Realität abgekapselt und gemalt...
Ich war zwar auch mit Freunden draussen, aber Lust hatte ich nicht wirklich.
Fahrradtouren oder so, hab ich auf dem Campingplatz immer nur mit anderen heilen' Familien gemacht. Mit mir ging sonst keiner los.

Geredet hat man auch nicht viel mir mit, so dass ich heute extreme Probleme habe mich (vorallem was Gefühle betrifft) auszudrücken...

Das war jetzt erst einmal der Anfang. Ich schreibe nach und nach weiter.

Meine Familie sagt, sie haben mir nie etwas getan, deswegen habe ich zweifel. Ich frage mich, ob ich zu empfindlich bin und das alles gar nicht so schlimm war/ist.

Es fällt mir schwer, das jetzt zu senden. Ich habe Angst davor zu hören, dass da doch gar nichts ist. Das es kein Problem gibt. Das es nicht so schlimm ist. Das ich einfach nur völlig übertreibe und kaputt bin im Kopf und der Thread geschlossen wird, weil dass völlig übertrieben ist von mir.
ein anderer Teil sagt, dass das völliger Quatsch ist was ich mir da denke..

Ich hoffe es ist okay wenn ich schreibe was in meinem Kopf vorgeht....

08.07.2010 15:32 • #1


G
Ich kann dich gut verstehen. Mir ging/geht es in der Therapie ähnlich. Als meine Therapeutin mich darauf aufmerksam machte, dass ich ein Trauma erlitten hatte, durch die vielen Ortswechsel und dass die Schläge meines Vaters (die ich immer nur als Klapps angesehen habe), schlimmer sind, als ich annahm, war ich erst total verdattert und dachte die übertreibt. Inzwischen glaube ich ihr, dass es nicht normal ist, wenn man vor seinem Vater wegrennt aus Angst und die rollenden Augen vor seinem inneren Auge hat, wenn man angebrüllt wird.

Was ich damit sagen will, nein du übertreibst nicht. Für mich liest sich dein Erlebtes furchtbar und du musst es dringend verarbeiten. Ich meine eines ist klar, man kann die Zeit nicht zurückdrehen und man muss damit lernen zu leben. Ich mache gerade meinen inneren Frieden mit meinen Eltern. Zugegeben bei meiner Mutter fällt mir es noch schwer (sie war die psychische Mißhandlung, z.B. Tagelang nicht mit mir sprechen). Ich glaube bei meinem Vater habe ich es geschafft. Er ist jetzt einer meiner engsten Vertrauten, hat sich tausendmal bei mir entschuldigt für sein Versagen und ich weiß heute, er kannte es nicht anders. Er hat es selber nur so erlebt, bzw. noch viel viel schlimmer (Kleiderbügel gehörten bei seinen Eltern zur Grundauststattung). Das ist keine Entschuldigung, aber eine Erklärung. Er hatte es nicht geschafft den Kreis zu durchbrechen, und ich hoffe ich kann es schaffen. Daran arbeite ich.

Hast du mit deinem Opa mal als erwachsene Frau gesprochen? Manchmal hilft es die andere Sichtweise kennen zu lernen, das Unvermögen des anderen und vor allem seine eigenen Mißhandlungen.

08.07.2010 17:14 • #2


A


Hallo TräneausKristall,

Vom Opa geschlagen worden - Leben bei den Großeltern

x 3#3


S
Hi TräneausKristall,

Ich weiß nicht so recht, wie ich es formulieren soll, aber ich versuche es mal:

Ich glaube bei dir sind ambivalente Prozesse im Gange.

Einerseits willst du das Thema der Misshandlung nicht in deinem biographischen Lebenslauf integrieren bzw. als Teil deiner Lebensgeschichte verstehen (das ergibt sich für mich aus der Verbannung dieses Themas aus deinem Tagebuch (=Verdrängung), andererseits bist du trotzdem daran bemüht es in deine Lebensgeschichte zu integrieren (ergibt sich aus dem Thread hier, der zeigt, dass du dich ja damit auseinandersetzen willst (=bearbeitung/verarbeitung des Traumas/nicht-verdrängung).

Zu sagen gebe es da noch, dass die Erziehung zu Hitlers Zeiten größtenteils darauf gerichtet war, vor allen bei Männern in Bezug auf deinen Opa -so wie es sich auch heute noch in dämlichen Sprichwörtern aufrecht erhält, wie Männer kennen keinen Schmerz, Männer weinen nicht, Männer sind hart usw. dein Opa sich zu einem emotional-kühlen Menschen entwickelt hat durch Unterdrückung seiner eigenen Gefühle (somit auch nicht zur Empathie fähig ist und keine Ahnung hatte, wie du dich eigentlich gefühl hast).

Deinem Opa wurden die Gefühle durch Erziehung wegerzogen. Deshalb interessierte ihn dann auch nicht in welcher Gefühlsverfassung du denn nun warst. Dadurch, dass du geweint hast, musste dein Opa auch alles daran setzen, dass du damit aufhörst, weil du eigentlich deinem Opa damit gezeigt hast, was er selber unterdrücken muss.

Die wegschauende Oma, die das nicht interessiert hat, was er mit dir gemacht hat, zeigt das gleiche Muster. Es ist kein Anhaltspunkt von Gefühl vorhanden.

Die Artikulation bzw. der Ausdruck der Gefühle ist sowohl bei deiner Oma deinem Opa und letztendlich auch bei dir gestört, da es dir schwerfällt über Gefühle zu reden (also sie zu artikulieren).

Der Unterschied zwischen dir und deiner Opa/oma ist der, dass du in der Lage bist zu fühlen, während dein oma/opa den Kontakt zu ihrer Gefühlswelt ein stückweit (vielleicht ganz?) verloren haben (vielleicht spielt der Krieg auch noch eine Rolle dabei, neben der Erziehung, aber das wirst du besser wissen, als ich).

Ein Buch, welches ich dir gerne empfehlen würde, welches ich selber gelesen habe:
http://www.amazon.de/sollst-nicht-merke ... 3518374524

Die Antwort auf die Frage, ob du denn zu empfindlich seist, erklärt sich wohl aus dem Umstande, dass du das Bild deiner Großeltern im Kopfe hast, wenn es darum geht, was normale Empfindlichkeit sei. Sie werden dir wohl folgends eingeflößt haben:

Deine Gefühle sind übertrieben. (also heul nicht) Du hast überhaupt kein Problem. (also heul nicht) Du siehst das alles viel zu schlimm (also heul nicht) Du bist doch nicht normal (also reiss dich zusammen und heul nicht).

Mit anderen worten: Du sollst nicht merken/fühlen ist die Devise deiner Großeltern.

Deine Großeltern waren aber nicht normal empfindlich und waren/sind in ihrer Gefühlswelt gestört und haben dir das weitergegeben.

Deine Persönlichkeit oder zumidnest irgendetwas in dir, weiß aber, dass das totaler *beep* ist, dass du nicht fühlen/merken sollst.

Und es ist auch in der Tat großer *beep*.
Es sind deine Gefühle deine Bedürfnisse, deine Neigungen. Sie machen dich u.a. aus. Sie gehören unwiderrufbar zu dir.
Sie zu unterdrücken bedeutet nichts anderes als Selbstzerstörung oder Verleugnung deiner eigenen Gefühle.

Ich denke nicht, dass das vernünftig ist.

So far.

08.07.2010 17:53 • #3


T
Hey ,

darum beneide ich dich, dein Vater hat sich entschuldigt, dazu ist er jetzt einer deiner engsten Vertrauten. Ich könnte so etwas nicht...
Meine Therapeutin hat mir oft gesagt, dass es eine Erleichterung ist, wenn man eine Entschuldigung bekommt.

Ich denke nicht, dass das noch was an unserem Verhältnis ändern würde, aber es würde etwas abfallen von mir. Leider wird dass nicht passieren und das muss ich (irgendwann) akzeptieren.

Ich habe es vor ein paar Monaten versucht. Ich bin zu meiner Oma gefahren. Ich wollte einen Schlussstrich ziehen.Ich wollte nicht mehr an Geburtstagen oder allen anderen Feiertagen dort sein, Kaffee trinken und einen auf heile Familie machen. Es hat mich doch eh niemand wahrgenommen.
Naja, ich hab ihr gesagt das ich krank bin. Ich hab gesagt wie ich meine Kindheit empfunden habe.
Was habe ich zu hören bekommen?

Man muss doch mal was machen, wenn ein Kind laut ist. Ich hab gefragt ob man ein Kind verprügeln muss, wenn es etwas nicht versteht. Darauf kam keine Antwort.
Ach..., ich weiß nicht, was du dir da zu Herzen nimmst.
Wir wollten doch immer nur das Beste.
Du hast doch immer im Garten gespielt.
Kann es nicht sein, dass du das einfach von deinem Vater geerbt hast? (Er war viele Jahre depressiv, ich kenne ihn aber nicht. Habe nur mal sein Buch gelesen dass er über Depressionen geschrieben hat. Und wenn´s mal nur depressionen wären bei mir...)

Ich hab gesagt, dass ich den Kontakt nicht mehr möchte. Dass ich jetzt mein Leben leben muss. Sie hat es nicht verstanden.Ach komm, gib dir´n Ruck und komm zum Kaffee..Komm doch vorbei

Und meine Mutter dreht völlig am Rad. Ich bin die kranke, völlig gestört. Sie hat nichts falsch gemacht.
Meinem Sohn redet sie ein, dass er es nicht gut haben wird bei mir.
Die drehen völlig am Rad, weil ich mein Leben grad verbessern möchte und in den (schöneren) Nachbarbezirk ziehe.
Ihr Lover droht mir mit dem Jugendamt. Ich hätte die Kinder vor 2 Jahren aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen. Er meint, das Jugendamt wird gegen mich entscheiden...
Ich muss dazu sagen, ich habe bis vor zwei Jahren noch in dem selben Mietshaus gelebt habe mit meinen Kindern.
Ich war direkt unter meinen Großeltern und neben mir noch meine Tante.Ich habe mich nie getraut auszuziehen. Mir ging es so dreckig dort. Ich fand es so ekelig in der Nähe von meinem Opa zu sein.
Immer wenn ich einen Umzug erwähnt habe, wurden sie sauer und es kamen blöde Kommentare.
Mein Ex hat mir damals geholfen und ich habe dann erst den Mietvertrag unterschrieben und es dann mitgeteilt. Mein Opa hat mich angemacht, was das soll, wie ich das den Kindern nur antun kann..blabla..
Ich habe mich gar nichts getraut zu machen, hab mich einschüchtern lassen.Jahrelang hab ich einen auf heile Familie gemacht und mich so geekelt.

Langsam verstehe ich, dass ICH über mein Leben bestimmen kann.

So, vor zwei Jahren hab ich die erste Wohnung genommen die ich gefunden habe, hauptsache raus aus der alten, egal wohin.
Bin im absoluten Dreck gelandet. Wenn ich auf dem Balkon stehe, blicke ich auf ein wunderschönes Obdachlosenheim. Ständig wird man von denen blöd angemacht.
Überall sitzen die Leute und saufen. Im Hausflur liegt immer noch Kotze von vor drei Monaten,die Hunde pinkeln in den Fahrstuhl, es wird alles kaputt geschlagen.
Im Nebenhaus wohnte übrigens dieser eine schwerverbrecher, dieser S. über den im Winter in den Medien berichtet wurde.
klasse Gegend also.
das macht mich psychisch auch fertig, also hab ich mir jetzt eine Wohnung in einer schöneren Gegend gesucht, nur 5 Minuten von einem schönen See entfernt.

Jetzt drehen die völlig durch.

Meiner Mutter hab ich ne böse Mail geschickt, dass sie es nicht zu weit treiben soll. Immerhin redet die auf meinem Sohn ein, dass er es schlecht bei haben wird und er soll sich das überlegen ob er mit mir zieht.
Ich hab sie beleidigt, ihr gesagt dass sie manipuliert...und das sie es lassen soll. Ich hab gesagt, dass sie verrecken soll und das mein ich auch so. Am Besten gleich alle.

Jetzt bin ich die Böse, weil ich weg ziehe und durchdrehe Ich halte meine Kinder von ihnen fern, dabei sind sie es, die die Kinder vergraueln. Im Gegensatz zu mir, haben die Kinder jemanden der zuhört und sie schützt.Sie merken nämlich selber wie es dort ist.
Mein Sohn leidet, meine Tochter geht seit 2 Monaten nicht mehr dort hin.

08.07.2010 19:18 • #4


T
Mein Sohn kam zu mir und fragte, ob er dann auch den Verein wechseln darf, er möchte in dem jetzigen nicht bleiben. (Der Lover meiner Mutter ist auch noch sein Trainer)
Sie haben ihn Tagelang belabert und nun bleibt er dort und fährt ne Std mit der Bahn zum Training.
Glückwunsch.
Er kam zu mir, es war sein Wunsch. Da hab ich nichts mit zu tun.
Er möchte auch ganz weg von den Leuten, traut sich aber nicht, aus Angst, dass sie sauer werden.

Vorgestern sagte er zu seiner Schwester, dass das Leben keinen Sinn mehr macht, weil die alle so sind zu ihm.
Er möchte gar nicht mehr hin und das ziehen wir jetzt langsam durch...

Mit meinem Opa hab ich nicht geredet, aber der Freund meiner Mutter war so nett, meine kranke mail, an ALLE Familienmitglieder weiterzuleiten, so dss jetzt jeder weiß, wie krank ich doch bin.
Mein Opa hat mir einen brief geschrieben und gefragt, warum jetzt dieser Hass da ist und was sie mir getan hätten, das ICH SIE jetzt so behandel.

Ich bin dabei einen Brief zu schreiben, dann bekommt er seine Antwort. aber auch er wird denken, das ich einfach gestört bin und damals nichts passiert ist.

Sorry, so lang sollte dass nicht werden. Es kam jetzt einfach so...

08.07.2010 19:19 • #5


T
Hey salamander,

danke, ich kann nun etwas besser verstehen. Dass konnte ich vorher nicht.
Meine Thera hat zwar gesagt, dass sie es in der Kindheit bestimmt auch nicht leicht hatten, aber mehr auch nicht.

Deine Erklärung kann ich gut nachvollziehen. Ich werd noch weiter über deine Antwort nachdenken...

Das Buch werde ich mir bestimmt bestellen, danke für den Tipp. Hört sich interessant an...

Ja, solche Sachen hab ich auch gehört...Vorallem der schöne Satz Ach, dass war doch nur ein Klaps...das tut nicht weh

08.07.2010 19:26 • #6


S
Zitat:
Ich bin dabei einen Brief zu schreiben, dann bekommt er seine Antwort. aber auch er wird denken, das ich einfach gestört bin und damals nichts passiert ist.


Da wirst du wohl recht mit haben. Und deshalb ist eine Sache für dich auch sehr wichtig.
Daraus folgt nämlich, dass dich dein Opa vermutlich niemals verstehen wird. Solange er nicht zur Empathie fähig ist, ist jedes verstanden werden auf der Seites deines Opa, was dir wegen ihm widerfahren ist, sinnlos. Denn, wie soll er dich ohne Empathie verstehen? Das geht nicht.

Die Gefahr, die dabei besteht, wenn du die Erwartung hast, dass dich dein Opa versteht, er es aber letztedlich nicht tut, dass dadurch ein erneutes Trauma erfolgen kann und das sollte auf jedenfall vermieden werden.

Dadurch, dass du aber den Brief schreibst, eröffnet sich einmal mehr die Möglichkeit dich deinen Gefühlen zu öffnen in Kontakt zu kommen/treten bzw. zu artikulieren und ihnen freien Lauf zu lassen (ihn aber mit der Intention zu schreiben, dass dein Opa das verstehen wird, ist gefährlich).

08.07.2010 20:16 • #7


T
ja, du hast recht. Ohne Empathie versteht er es nicht.

Hm, ich werd jetzt etwas unsicher wegen dem Brief.Es gibt einen Teil in mir, der freut sich, der hofft,der denkt dass ER es verstehen wir. Nicht im ersten Moment, aber er wird drüber nachdenken und dann ein paar Tage später wird er es einsehen UND sich sogar entschuldigen.

Aber es gibt auch den anderen Teil, der weiß, dass das blödsinn ist.
dann meldet sich wieder der erste Teil, der mich fragt, woher ich dass denn wissen will. Ich hab ja noch nie mit ihm geredet. Vielleicht macht der Brief ja etwas mit ihm.

Aber ich muss ihm nun antworten, da komm ich nicht mehr raus. Ich hab damit angefangen, ich hab das Thema angerissen, bzw. spüren sie jetzt meine Abneigung.
Jetzt muss ich das komplett durchziehen und die Anklage schreiben und, was ne echte Hürde ist, ihm das auch geben. Schade, dass ich es nicht persönlich kann, aber dazu hab ich zu viel Angst vor ihm...Ich glaub, ich würde auch nur dort sitzen und heulen.

Ich weiß nicht wie und ob ne Reaktion kommt. Bei meiner Oma konnte ich es einschätzen, bei meiner Mutter auch. Bei ihm, bin ich mir unsicher...keine Ahnung wieso.

08.07.2010 21:12 • #8


dragon
Zitat von TräneausKristall:
Zitat:
Ihr Lover droht mir mit dem Jugendamt. Ich hätte die Kinder vor 2 Jahren aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen. Er meint, das Jugendamt wird gegen mich entscheiden...


Hallo TräneausKristall,
ich habe 20 Jahre mit dem Jugendamt zusammen gearbeitet und du brauchst diesbezüglich keinerlei Angst zu haben.
Diese Drohung ist völliger Quatsch.
Das JA greift nur dann ein, wenn Vernachlässigung oder Mißhandlung vorliegt.
Beides ist bei dir nicht der Fall.
Die wollen dir nur Angst machen.
LG
dragon

09.07.2010 03:35 • #9


T
Hallo dragon,

danke für deine Antwort. Ja, ich hab das inzwischen auch begriffen, dass die mir nichts können..und die mich einschüchtern wollen. Hätte vor einem halben Jahr auch noch geklappt...

Er hat mir auch damit gedroht, Akten von früher vom Jugendamt anzufordern. Dass kann er doch auch nicht einfach so, oder?

09.07.2010 06:17 • #10


T
mit 12 bin ich zu meiner Mutter gezogen.Wie es dazu kam, weiß ich nicht mehr.
Sie ging weiterhin morgens zur arbeit.Ich war froh mal ganz allein zu sein.
Ich fing an die Schule zu schwänzen. Freunde hatte ich keine, die Schule hat mir Angst gemacht. So eingeengt zwischen den anderen zu sitzen, war nicht schön. Ich hab kaum getraut mich zu bewegen.

Eines morgens stand mein Vater unten vor der Tür.Morgens, als ich auf dem Weg zur Schule war.

Er kam auf mich zu, zeigte mir ein Foto von mir und sagte,dass er mein Vater ist.
Nach aussen hin hab ich versucht cool zu wirken,innerlich war ich fertig.
Er erzählte mir, dass er mich jahrelang beobachtet hat. Er sagte, er hat sich stundenlang in den Büschen versteckt um mich zu sehen. Er konnte mir sogar sagen mit wem ich so unterwegs war.Er kam mir sogar hinterher.Ab und zu hab ich ihn auch mal gesehen, als ich einkaufen gegangen bin. Manchmal hat er Hallo gesagt oder gefragt wie es mir geht.
Kontakt wollte ich keinen.

Ich ging immer weniger zur Schule.Das Gefühl, beobachtet und verfolgt zu werden, war auch nicht unbedingt so prickelnd.Irgendwann fehlte ich drei Monate am Stück. Ich dunkelte mein Fenster mit Wolldecken ab, hörte traurige Lieder und weinte viel.Raus ging ich nicht.
Der Kontakt zu meiner Mutter war auch nicht so gut. Das ich nicht zur Schule ging, bekam sie nicht mit. Der Lehrer meldete sich erst nach Wochen...

Naja, meine Mutter verließ jeden morgen um 06:00 die Wohnung. Sie konnte nicht viel machen. Ach,mir wurden sogar Dro. unterstellt. Das hätte sie an meinen Augen gesehen. So ein blödsinn, ich hab nie Dro. genommen. Obwohl ich wirklich sagen muss, dass ich auf den Fotos wirklich wie ein Junkie aussah. Total erschreckend, aber ich habe nie etwas genommen.

Es folgten viele telefonate mit der Lehrerin. Ja, ich habe auch oft mit ihr telefoniert. Sie hat mir auch von ihrer Kindheit erzählt, dass sie nicht gut behandelt wurde. Sie hat mir sogar versprochen, dass ich ihr Tagebuch lesen darf, wenn ich zur Schule komme.Sie wollte mich sogar morgens abholen.Ihr TB hat mich sehr interessiert. Aber ich hatte Angst vor den anderen, ich konnte nicht gehen...
Ob sie was geahnt hat, was mit mir sein könnte? Warum sonst hätte sie das erzählen sollen?
Aber ich ging nicht zur Schule. Ich hab sie unten warten lassen.

Meine Mutter und ich verstanden uns immer weniger. Meine Tür war zu, ihre Tür war zu. Gekocht hat sie für mich auch nicht mehr.Ich hab mich auch nicht an den Kühlschrank getraut, es war ja ihr einkauf.
Ich hatte 80 DM Taschengeld, ab und zu hab ich mir mal ne Pizza geholt. Ich wurde Magersüchtig.

später mehr...

09.07.2010 08:36 • #11


M
Hallo TräneausKristall,
ich habe lange Zeit ähnlich gefühlt wie du. Ich habe gelitten unter einem prügelnden und saufenden Stiefvater. Ich habe beobachten müssen, wie mein Bruder von ihm schwer misshandelt wurde. Habe selbst hin und wieder was abbekommen, fand das aber im Vergleich zu meinem Bruder, der zeitweise sogar mit einem Lederstriemen bearbeitet wurde, nicht so schlimm. Deshalb habe ich auch Jahre lang geglaubt, dass alles in Ordnung wäre, bis auf die Geschichte mit meinem Bruder.

Erst später wurde mir klar, dass ich allein durch die Beobachtungen stark traumatisiert wurde. Außerdem lebte ich in dieser ständiger Angst, auch eines Tages Opfer seiner Peitsche zu werden. Keine gute Basis für Vertrauen und Geborgenheit. Den Respekt zu meinem Stiefvater hatte ich schon früh verloren. Ich sah in ihm nichts anderes als einen emotionsfreien Menschen, der statt Worte lieber seine Fäuste spielen ließ. Ich fand ihn nur noch erbärmlich und haben von ihm niemals ein Einsehen seiner Fehler erwartet.

Aber mit meiner Mutter war das anders. Ich habe gehofft, sie würde sich entschuldigen für die Zeit. Nach so vielen Jahren und der längst überfälligen Trennung von diesem brutalen Menschen wäre es doch eine gute Gelegenheit. Doch sie tut es nicht, sie bagatellisiert, negiert. Sie sagt auch Dinge wie na aus dir ist doch trotzdem was geworden, oder eben auch diesen berühmten Satz mit dem kleinen Klaps ... Auch ihr fehlt die Empathie für uns Kinder in jener Zeit.

Seit ich die alten Geschichten rausgeholt habe, bin ich der Buhmann in unserer Familie, verstoßen und verachtet. Ich klagte vor allem unsere Mutter an, die das alles tatenlos mit angesehen hat. Und nun beschmutzte ich sie mit solch Aussagen, dass wir Kinder von ihr hätten erwarten können, dass sie uns beschützt. Sogar meine Geschwister gehen auf mich los (bis auf meinen Bruder, der zu allem bis heute schweigt ...). Ich sei so undankbar für das was unsere Mutter alles für mich getan hätte ...

Ich habe mich ganz und gar von meiner Familie gelöst, eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie gemacht und lebe heute endlich ein frei bestimmtes Leben, mein Leben. Und meine Kinder halte ich fern von einer Oma, die nicht verstehen will, das jeder Schlag ins Gesicht einer zuviel ist ...

Mit meinen Zeilen möchte ich dir Mut machen, dich von dieser empathielosen Familie zu lösen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Nichts von dem was du scheibst, hört sich für mich übertrieben oder gar unangemessen an. Was in Gottes Namen soll schlimm daran sein, wenn man in eine Gegend ziehen möchte, die sozial stabiler ist!? Eigentlich könnte sich deine Familie nur darüber freuen, stattdessen reagieren sie wütend und auch mit Neid. Neid darüber, dass du die Kraft aufbringst, dein Leben selbst zu bestimmen. Wut darüber, dass sie die Macht über dich verlieren ...

Und übrigens, allein der zweite Teil ist schon Grund genung, depressiv zu werden. Als Kind und Jugendlicher ständig alleine zu sein, das ist kein wünschenswertes Leben. Wem hast du dich denn anvertrauen können, wenn du Probleme hattest? Drei Monate von der Mutter unbemerkt nicht in die Schule zu gehen, zeugt schon von großem Desinteresse. Dass sie schon morgens früh aus dem Haus gehen musste, ist da keine Entschuldigung. Schließlich kann man sich ja auch am Abend über die Geschehnisse eines Tages unterhalten, und eine aufmerksame Mutter bekommt mit, wenn mit dem Kind was nicht stimmt.

Lass dir von niemandem einreden, dass du zu empfindlich bist. Du hast Schlimmes durchlitten

09.07.2010 10:34 • #12


S
Ich kann mich nicht dazu erwehren, darauf hinzuweisen, das deine Magersucht zum Teil der Ausdruck des erlebten Emotions- bzw. Bedürfnismangemangels ist.

DIe Magersucht zeigt physisch sehr eindeutig, dass deine Bedürfnisse nicht befriedigt wurden.
Die Magersucht sollte deine Familie darauf hinweisen: Hier schaut her Ich habe einen Bedürfnismangel TUT ETWAS DAGEGEN.

Verstanden haben sie das allerdings bis heute wohl nicht.

Du wirst als Kind/Jugendliche wohl nie darüber geredet haben, dass du auch eigene Bedürfnisse hast, die du erfüllt haben willst. Da du das nicht kommunizieren konntest, ging das dann nun auf die körperliche Ebene hinüber. Der letzte Schritt der möglichen Kommunikation, um es auf körperlicher Ebene mitzuteilen:

Die Magersucht.

09.07.2010 11:10 • #13


T
Hallo missi,

puh, harte Geschichte.Du hast es geschafft wegzukommen, wow das macht mir ein wenig Hoffnung.Vielleicht ist es irgendwann vorbei.
Wie lange hat dass denn bei dir gedauert mit der Therapie un dem trennen von der Familie?

Meine Thera sagt, dass kann ein paar Jahre dauern,aber ich will dass es ganz schnell gut wird. Ich hab so viele Jahre verschwendet, nur in meinem Zimmer gehockt. Ich möchte auch normal sein und vorallem arbeiten!
Ich möchte auch früh das Haus verlassen, eine Aufgabe haben...aber noch trau ich mir gar nichts zu...

ich verstehe diese Machtspielchen einfach nicht.Warum darf ich mein Leben nicht leben? Warum muss ich auch mein Lebenlang in diesem Haus verrecken?
Meine Tante hat erwähnt (mein Sohn erzählt mir ja alles) das ich alles zerstöre.ICH? Weil ich jetzt den Mund auf mache und es mir nicht mehr bieten lassen möchte?
Ich versteh so vieles nicht...ich muss nach meinem Vater kommen (zum Glück, sonst wär ich auch noch so)Ich kenn ihn zwar nicht, aber ich habe ihn vor 2,5 Jahren beim einkaufen das letzte Mal getroffen.Er sagte einen Satz und zwar Ich werde dich immer lieben, du bist meine Tochter. Wir beide sind was ganz besonderes Er muss anders sein, als diese Leute.

Ich hatte niemanden dem ich mich hätte anvertrauen können. Meine Mutter kam von arbeit, machte ihre Tür zu, das war´s.
Es viel kaum ein Wort zwischen uns.Ich hatte keinerlei Hilfe oder unterstützung.War einfach auf mich gestellt und ich hatte doch allein keine Ahnung was man so machen muss, wie es so weiter geht...Also saß ich jahrelang nur in meinem Zimmer und hab mich verkrochen.

09.07.2010 11:15 • #14


T
Zitat von salamander:
Ich kann mich nicht dazu erwehren, als darauf hinzuweisen, als das deine Magersucht zum Teil der Ausdruck des erlebten Emotions- bzw. Bedürfnismangemangels ist.

DIe Magersucht zeigt physisch ser eindeutig, dass deine Bedürfnisse nicht befriedigt wurden.
Die Magersucht sollte deine Familie darauf hinweisen: Hier schaut her Ich habe einen Bedürfnismangel TUT ETWAS DAGEGEN.

Verstanden haben sie das allerdings bis heute wohl nicht.

Du wirst als Kind/Jugendliche wohl nie darüber geredet haben, dass du auch eigene Bedürfnisse hast, die du erfüllt haben willst. Da du das nicht kommunizieren kommunizieren konntest, ging das dann nun auf die körperliche Ebene hinüber. Der letzte Schritt der möglichen Kommunikation, um es auf körperlicher Ebene mitzuteilen:

Die Magersucht.



Hallo salamander,

Es hat sich auch nie jemand für meine Bedürfnisse interessiert.Was sollte ich auch sagen? Es wurde ja nie geredet. Ich kannte es gar nicht sich mitzuteilen.
Selbst bei einer erkältung habe ich mich in einer Höhle versteckt, wollte es mir nicht anmerken lassen. Es war mir peinlich krank zu sein.

seit zwei Jahren ist die Magersucht weg. In meiner letzten Beziehung habe ich extrem zugenommen. Warum? Wenn ich jetzt so deinen Beitrag lese und drüber nachdenke vielleicht weil ich meine Bedürfnisse mitteilen konnte? Jemand hat sich sehr dafür interessiert...ich konnte mich jemanden anvertrauen.Es war jemand da, der wusste was mit los ist.

Ich hab das immer gehasst und gesagt seitdem wir zusammen sind werd ich immer fetter
Es ist einfach so, dass man sich so leicht fühlt wenn man nichts ißt. Und so fühlt man sich so schwer...ich hätte gerne wieder 5 kg runter, aber irgendwie schaffe ich es nicht. Jetzt kommt das Frustessen. Ohne Schokolade und Kekse würde ich gar nicht durch den Tag kommen...

09.07.2010 11:29 • #15


S
Das Frustessen könnte man deuten, als einen Versuch den erlebten emotionalen Mangel zu sättigen/beseitigen.

Für mich hängt das sehr nah bei einander. Ob du nun Frustessen betreibst, als eventuellen Versuch einen Mangel auszugleichen, oder ob nur der Mangel z.B. in der Magersucht sichtbar ist.

Es ist ja Ausdruck des gleichen Problems, nämlich der Hinweis auf deinen Bedürfnismangel.

Da müsstest in dich hineinhorchen, ob das stimmen könnte.

Warum du aber jetzt wieder abnehmen willst, könnte natürlich auch mit deinen Lernerfahrungen, die du in der Magersucht gemacht hast, zusammenhängen (z.B. weil man sich leichter fühlt).

Wichtig ist nur, dass man die Möglichkeiten im Kopf hat, warum man etwas tun könnte oder getan hat.
Es ist wie ein Puzzle, dass man zusammensetzen muss.

09.07.2010 11:53 • #16


S
Ich habe noch eine sehr wichtige Sache vergessen.

Die Magersucht könnte zusätzlich neben den Bedürfnismängeln, noch so gedeutet werden: Schaut her, über meinen Körper habt ihr keine Kontrolle. Mit dem kann ICH machen, was ich will.

In der Magersucht könnte also auch zusätzlich noch der Versuch einer gewissen Autonomie/oder rebellion deiner Persönlichkeit gefunden werden. Ein Versuch der Abgrenzung.

09.07.2010 12:00 • #17


T
da hab ich jetzt ja ganz schön was zum nachdenken...nun bin ich erstmal sprachlos..es passiert viel in meinem Kopf...
vorallem der letzte Teil mit der Kontrolle. Die ist mir ja wichtig. und nun hab ich ja nicht mal mehr über meinen Körper die Kontrolle.

Oh mann, wenn ich mich manchmal so höre, hab ich das Gefühl 200 kg zu wiegen. Dabei sind es nur 55. Trotzdem fühl ich mich, wie so´n auseinander gehender Hefeteig...

Jetzt muss ich erstmal nachdenken...

09.07.2010 13:52 • #18


T
irgendwann wollte ich mit einer Klassenkameradin abhauen.
Wir kamen nicht weit. Wir verbrachten eine Nacht bei einem Kumpel von ihr.
Am morgen wollte ich weiter, aber ich kam nicht weit.
Als ich unten an der Bushalte stand, kam mein Opa vorbei. Ich wollte weglaufen, aber er war schneller mit dem Auto.
Er war sauer, hat mich angebrüllt. Geschlagen hat er mich in dem alter nicht mehr. Er hat nur gesagt, dass man mich verprügeln müsste.

ZurSchule ging ich eigentlich gar nicht mehr. Das Schulamt erlaubte mir, trotzdem die 9. Klasse zu machen...als ansporn sozusagen.Ich wechselte noch zweimal die Schule. Zu der einen Schule bin ich nur einmal gegangen. Auf der anderen war ich öfter.Hab sie aber nicht beendet. Ich kam und ging wie ich wollte...

Mit 14 zog ich zu meinem Freund, meiner Mutter war das egal. Ich fing mit dem Ritzen an. Das erste Mal musste dass genäht werden, heute mach ich das sanfte r und ich verstecke es immer. Ich möchte nicht dass das jemand sieht und mir noch unterstellt, dass ich damit nur Aufmerksamkeit suche.

Mit 17 bekam ich mein erstes Kind mit 18 hab ich geheiratet,( aber nur weil ich angst hatte keinen anderen zu finden.Wer sollte mich schon lieben? Ich hab ihn jedenfalls nicht mehr geliebt) und bekam dass zweite Kind.Zu der Zeit wog ich nur 40 kg, ich hab das nicht gesehen, fand mich normal so.
Ein Jahr später hab ich ihn rausgeworfen.Was für eine Erleichterung!

Ich hab in der ersten Schwangerschaft mit einer Fernschule begonnen. Wollte einen Abschluss machen, hatte aber kein Geld um in eine andere Stadt zu fahren um die Prüfung abzulegen.
Nach dem Rauswurf hab ich oft versucht diese Fremdenprüfung zu machen. Erst hab ich den Haupt versucht. Ich fuhr drei Tage lang jeden morgen nach Hamburg und Abends zurück um die schriftliche abzulegen. Hab sie auch bestanden. Zur mündlichen konnte ich nicht gehen. Panik! Das ganze hab ich in Hamburg dreimal gemacht. Mehr ging nicht.
Das Ganze versuchte ich dann mit dem Real. Genau das Gleiche. Das Ganze versuchte ich dreimal.
Dann versuchte ich das hier in Berlin. Zweimal. Genau das selbe wie in Hamburg. Hier ging es leider nur zweimal. Mit dem Real versuchte ich es dann auch.
VERSAGT.
Ich war auch hier in meinem Bezirk, zweimal auf einer Abendschule.Einmal lief es sogar gut, hatte nur noch 6 Monate, aber es ging mit mobbing los.Das war´s. In anderen Bezirken versuchte ich es dreimal. Aber dort war ich auch nur ein paar Tage.

Ich habe nie jemanden von diesen Versuchen erzählt. Ich wollte zu meinen Großeltern kommen und sie überraschen.Ich wollte das mal jemand stolz ist und sagt super, das hast du toll gemacht
aber ich bin halt die, die nichts kann...

später mehr...

09.07.2010 19:38 • #19


T
Dieser Brief überfordert mich.Ihn direkt Anzuklagen ist echt heftig.

Mir kam grad die Idee, mich an den Freund meiner Tante zu wenden. Ich könnte ihm ne Mail schicken.Meine Tochter hat die Adresse.Vielleicht versteht er dass. Vielleicht...

aber bestimmt muss dass nur mal jemand meinem Opa sagen. Wenn er drüber nachdenkt, wird er es einsehen.

09.07.2010 21:50 • #20


dragon
Hallo TräneausKristall,
zu deiner Frage nach den Akten.
Er erhält mit Sicherheit keine Akten.

Zu deinem Opa wollte ich noch sagen, dass du dir vergebliche Hoffnungen machst.
Er WILL das gar nicht verstehen, sieht sich sowieso als schuldlos an und wird sich NIEMALS entschuldigen.
Er hat doch-in seinen Augen-nichts falsch gemacht.

Ich denke du solltest den Kontakt zu deiner komischen Familie abbrechen und dein Leben zusammen mit deinen Kindern leben.
Was hast du denn zu verlieren, wenn du nicht mehr mit ihnen sprichst?
LG
dragon

09.07.2010 23:28 • #21


S
Ja heftig schon, aber nichts, was du nicht überleben würdest.

Ich habe z.B. meine eigene Mutter angeklagt. Face 2 Face. Das war auch sehr heftig.
Wie zu erwarten, hat sie mich nicht verstanden, obwohl ich natürlich die Hoffnung hatte, dass sie es verstehen würde. Vor allem war es ja so offensichtlich, was sie mir angetan hat (jahrelange seelische Misshandlung durch ihren Alk. bis zur Androhung das ihr Freund mich verprügele), aber sie hat nix gerallt.

Zu dem Zeitpunkt erlebte ich dann meine Re-Traumatisierung.

Ich rede mit ihr nun seit Monaten im Grunde kein einziges Wort mehr und das ist gut so.

09.07.2010 23:32 • #22


T
ja, ihr habt recht.
Ich schick den Brief nachher ab.
Ab und zu ist es einfach der Wunsch nach einer Familie und ich hab einfach das Gefühl alles kaputt zu machen. Mit dem Brief hab ich das Gefühl etwas schlimmes zu tun.

Ich kümmer mich jetzt um meinen Umzug der am 20. ist und dann leben wir unser Leben.

10.07.2010 08:20 • #23


M
Hallo TräneausKristall,
Zitat von TräneausKristall:
aber bestimmt muss dass nur mal jemand meinem Opa sagen. Wenn er drüber nachdenkt, wird er es einsehen.
Ich glaube auch, dass du dir diesbezüglich vergebliche Hoffnung machst. Dein Opa ist beim besten Willen garnicht in der Lage, Fehlverhalten zu erkennen, da er meint, doch nichts falsch gemacht zu haben. Er hat diese damaligen Erziehungsmethoden so verinnerlicht, dass sie für ihn wahr und richtig sind. Und ohne Empathievermögen kann er auch nicht nachempfinden, wie es dir damit ergangen ist ...

Zitat von TräneausKristall:
Wie lange hat dass denn bei dir gedauert mit der Therapie un dem trennen von der Familie?
Oje, schwierig zu beantworten. Aber ich denke, von der Erkenntnis, wie meine Familie tickt und wie unabänderlich ihr Denken und Verhalten ist und bis zur tatsächlichen innerlichen Ablösung sind gut 1 1/2 Jahre vergangen. Das ganze jedoch mit therapeutischer Begleitung und ein paar Rückschlägen. Jedesmal wenn sich meine Familie in irgendeiner Weise bei mir gemeldet hat, hat mich das förmlich umgehauen. Aber meine Therapeutin hat mir sehr dabei geholfen, Wunsch und Wirklichkeit zu entschlüsseln und so eine Entscheidung zu finden.

Und selbst heute weiß ich nicht, wie stabil ich diesbezüglich wirklich bin. Ich weiß nicht, was passiert, sollte meine Mutter eines Tages hier anrufen oder plötzlich vor der Tür stehen. Ich weiß zwar theoretisch, was ich will, aber noch hoffe ich, dass ich auch praktisch in der Lage bin, dies durchzusetzen. Aber mein Wille ist stark und wird mit jeder Auseinandersetzung mit diesem Thema stärker.

Zu deinem Wunsch, eine Familie zu haben, fallen mir noch einige Fragen aus meiner Therapie ein, die du dir vielleicht selbst stellen solltest:
Was wünscht du dir von einer Familie? Wie soll sie sein? Was muss sie tun, damit du dich wohl fühlst?
Und was von deinen Wünschen können sie tatsächlich erfüllen? Ist es realistisch, zu hoffen, sie würden dich so annehmen, wie du bist? Ohne wenn und aber dich lieben, weil du bist, was du bist, wie du bist, wo du bist?

Oder kannst du erkennen, was sie sind und immer bleiben werden und kannst du das tatsächlich annehmen? Kannst du sie so annehmen, wie sie sind?

10.07.2010 22:35 • #24


T
Hallo missi,

danke für deine Antwort. Diese Hoffnung kommt leider ab und zu mal durch, aber wenn ich realistisch bin, weiß ich was kommt...ich frag mich dann nur grad, wozu ich überhaupt den Brief geschrieben habe.
Wenn er es auch nicht versteht was soll das also? Ich steh dann wahrscheinlich noch schlimmer dar.
Gestern hab ich noch überlegt den Brief an sämtliche Familienmitglieder zu schicken, damit mal JEDER bescheid weiß.Aber dann bin ich auch nur die Irre. Die werden den anderen erzählen,dass ich krank bin und durchdrehe...was auch immer.

super, dass du es schon so weit geschaffrt hast. Ich wünsch dir, dass du es im Fall der Fälle durchhalten kannst

Zu den Fragen.
Wenn ich diese Familie nicht hätte und komplett neu anfangen könnte, dann hätte ich gerne eine Familie die sehr liebevoll mit mir umgeht. Sie sollten viel mit mir reden, damit ich die Gefühle auch verstehe, sie sollten auch mal was mit mir unternehmen, toben, Quatsch machen,mir in allen Lebenslagen zur Seite stehen, mir helfen, mich unterstützen. Sie sollten für mich da sein, so dass ich immer zu ihnen kommen könnte um zu reden, sie sollten mir zu hören und mich verstehen...Und kuscheln nicht zu vergessen. In den Arm nehmen. Mir etwas vorlesen...Diese ganzen Dinge halt...

Das waren jetzt Kinderwünsche. Komischweise weiß ich nicht, wie ich mir dass im Erwachsenenalter vorstellen würde. Es kommen immer Bilder wie es jetzt aussieht, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie es als Erwachsener Mensch sein sollte...

Erfüllen könnten diese Leute gar nichts. Selbst wenn es jetzt klick machen würde und die würden sich total ändern, könnte ich dass heute nicht annehmen. Es wäre mir unangenehm.

Mich lieben...ich frag mich grad ob meine Mutter mich mal geliebt hat? Als ich geboren wurde? Oder war ich ein Unfall und sie wollte mich gar nicht...hat sie irgendwann erst angefangen mich zu hassen? Hasst sie mich überhaupt?

Fragen über Fragen, auf die ich auch nie eine Antwort erhalte. Ich denk mal weiter über deine Fragen nach und leg mich jetzt hin...

Liebe Grüße

10.07.2010 23:17 • #25


M
Hallo TräneausKristall,
Zitat von TräneausKristall:
Diese Hoffnung kommt leider ab und zu mal durch
Auch ich habe immer wieder diese Hoffnung, bzw. Sehnsucht nach einer Familie/ einer Mutter, die so ist, wie ich sie mir wünsche. Die Sehnsucht nach einer glücklichen erfüllten Kindheit wird niemals vergehen und nichts davon kann je nachgeholt werden. Niemand kann diese bedingungslose Liebe von Eltern ersetzen, die wir als Kind nicht erleben durften. Diese Erkenntnis hat mich damals schwer getroffen und vorübergehend sogar meine Suizidalität erhöht.

Heute arbeite ich mit dem sog. Über-ICH und dem Realitäts-ICH. Mein Über-ICH ist das, was mir immer wieder ein schlechtes Gewissen einreden will, das von mir Perfektionismus und Anpassung einfordert, das die Kindheit bagatellisiert. Mein Über-ICH verstärkt die Sehnsucht nach dieser Mutter ...
Doch mein Realitäts-ICH ist da hilfreicher. Es beleuchtet die Situation eben realistisch. Stellt den Hoffnungen die tatsächlichen Erwartungen entgegen und holt mich wieder runter von meinen unrealistischen Vorstellungen. Mein Realitäts-ICH hält das Über-ICH in Schach, schon eine ganz lange Zeit ziemlich gut sogar.

Und wenn mein Realitäts-ICH nicht ganz funktionieren will, hole ich mir Feedback von außen. Ich frage Menschen um mich herum, die mich gut begleiten. Noch ist mein Hauptansprechpartner meine Therapeutin. Doch die Therapie läuft im Herbst aus und ich bin aktiv dabei, andere Vertraute zu schaffen. Und ich bin sehr optimistisch, das mir das gelingen wird.

11.07.2010 10:35 • #26


M
Ich hab noch was vergessen ...

Ich habe übrigens auch einen Brief an meine Mutter geschrieben. Einzig und allein zu dem Zweck, meine Wut endlich einmal an die Person zu richten, wo sie hingehört. Ich habe mir alles von der Seele geschrieben und mir war egal, wie sie darauf reagieren würde. Als ich den Brief in den Briefkasten fallen ließ, war es auch, als ob riesige Brocken von mir abfallen würden. Ich fühlte mich so viel leichter, weil ich die Wut nicht mehr mit mir rumschleppen musste.

Natürlich habe ich auch einige Wochen lang gehofft, meine Mutter würde Stellung beziehen, sich entschuldigen, mich in den Arm nehmen und wir würden alles nachholen können, was Mutter und Tochter so tun ... Sie hat bis heute überhaupt nicht darauf reagiert. Auch eine Aussage, wie ich finde ... Aber ich bin nicht verbittert deshalb. Es ist das, was zu erwarten war, das was realistisch ist. Und jedesmal, wenn ich diese komischen Wünsche habe, rufe ich mir genau diese Reaktion auf meinen Brief ins Gedächtnis. Und alles schiebt sich wieder in realistische Vorstellungen.

11.07.2010 11:02 • #27


T
ich habe den Brief heute eingeworfen.

Im Gegensatz zu dir, fühl ich mich extrem schlecht dabei. Bei meiner Mutter war es vor einem Jahr auch erleichterung, aber bei ihm hab ich das Gefühl etwas schlechtes getan zu haben und ich habe Angst.

12.07.2010 15:21 • #28


M
Hast du dich gefragt, warum du dich schlecht dabei fühlst? Denkst du, du tust ihm unrecht? Oder ist es die Angst vor seiner Reaktion, vor allem einer negativen?

12.07.2010 15:32 • #29


A


Hallo TräneausKristall,

x 4#30


T
mir gehen einfach ihre Sätze durch den Kopf. Das nie was war, sie nicht wissen was ich mir zu Herzen nehme, dass das Qutsch ist....

Und dann frag ich mich einfach wieder ob ich einfach zu empfindlich bin und alles halb so schlimm war und deswegen hab ich Angst vor der Reaktion...

Ich stell mir vor wie die alle zu Hause sitzen, jeder diesen Brief liest und die sich denken, dass ich völlig einen an der Klatsche hab und deswegen so einen Aufstand mache...

12.07.2010 15:58 • #30

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