Vom Opa geschlagen worden - Leben bei den Großeltern

S
Das Frustessen könnte man deuten, als einen Versuch den erlebten emotionalen Mangel zu sättigen/beseitigen.

Für mich hängt das sehr nah bei einander. Ob du nun Frustessen betreibst, als eventuellen Versuch einen Mangel auszugleichen, oder ob nur der Mangel z.B. in der Magersucht sichtbar ist.

Es ist ja Ausdruck des gleichen Problems, nämlich der Hinweis auf deinen Bedürfnismangel.

Da müsstest in dich hineinhorchen, ob das stimmen könnte.

Warum du aber jetzt wieder abnehmen willst, könnte natürlich auch mit deinen Lernerfahrungen, die du in der Magersucht gemacht hast, zusammenhängen (z.B. weil man sich leichter fühlt).

Wichtig ist nur, dass man die Möglichkeiten im Kopf hat, warum man etwas tun könnte oder getan hat.
Es ist wie ein Puzzle, dass man zusammensetzen muss.

09.07.2010 11:53 • #16


S
Ich habe noch eine sehr wichtige Sache vergessen.

Die Magersucht könnte zusätzlich neben den Bedürfnismängeln, noch so gedeutet werden: Schaut her, über meinen Körper habt ihr keine Kontrolle. Mit dem kann ICH machen, was ich will.

In der Magersucht könnte also auch zusätzlich noch der Versuch einer gewissen Autonomie/oder rebellion deiner Persönlichkeit gefunden werden. Ein Versuch der Abgrenzung.

09.07.2010 12:00 • #17


A


Hallo TräneausKristall,

Vom Opa geschlagen worden - Leben bei den Großeltern

x 3#3


T
da hab ich jetzt ja ganz schön was zum nachdenken...nun bin ich erstmal sprachlos..es passiert viel in meinem Kopf...
vorallem der letzte Teil mit der Kontrolle. Die ist mir ja wichtig. und nun hab ich ja nicht mal mehr über meinen Körper die Kontrolle.

Oh mann, wenn ich mich manchmal so höre, hab ich das Gefühl 200 kg zu wiegen. Dabei sind es nur 55. Trotzdem fühl ich mich, wie so´n auseinander gehender Hefeteig...

Jetzt muss ich erstmal nachdenken...

09.07.2010 13:52 • #18


T
irgendwann wollte ich mit einer Klassenkameradin abhauen.
Wir kamen nicht weit. Wir verbrachten eine Nacht bei einem Kumpel von ihr.
Am morgen wollte ich weiter, aber ich kam nicht weit.
Als ich unten an der Bushalte stand, kam mein Opa vorbei. Ich wollte weglaufen, aber er war schneller mit dem Auto.
Er war sauer, hat mich angebrüllt. Geschlagen hat er mich in dem alter nicht mehr. Er hat nur gesagt, dass man mich verprügeln müsste.

ZurSchule ging ich eigentlich gar nicht mehr. Das Schulamt erlaubte mir, trotzdem die 9. Klasse zu machen...als ansporn sozusagen.Ich wechselte noch zweimal die Schule. Zu der einen Schule bin ich nur einmal gegangen. Auf der anderen war ich öfter.Hab sie aber nicht beendet. Ich kam und ging wie ich wollte...

Mit 14 zog ich zu meinem Freund, meiner Mutter war das egal. Ich fing mit dem Ritzen an. Das erste Mal musste dass genäht werden, heute mach ich das sanfte r und ich verstecke es immer. Ich möchte nicht dass das jemand sieht und mir noch unterstellt, dass ich damit nur Aufmerksamkeit suche.

Mit 17 bekam ich mein erstes Kind mit 18 hab ich geheiratet,( aber nur weil ich angst hatte keinen anderen zu finden.Wer sollte mich schon lieben? Ich hab ihn jedenfalls nicht mehr geliebt) und bekam dass zweite Kind.Zu der Zeit wog ich nur 40 kg, ich hab das nicht gesehen, fand mich normal so.
Ein Jahr später hab ich ihn rausgeworfen.Was für eine Erleichterung!

Ich hab in der ersten Schwangerschaft mit einer Fernschule begonnen. Wollte einen Abschluss machen, hatte aber kein Geld um in eine andere Stadt zu fahren um die Prüfung abzulegen.
Nach dem Rauswurf hab ich oft versucht diese Fremdenprüfung zu machen. Erst hab ich den Haupt versucht. Ich fuhr drei Tage lang jeden morgen nach Hamburg und Abends zurück um die schriftliche abzulegen. Hab sie auch bestanden. Zur mündlichen konnte ich nicht gehen. Panik! Das ganze hab ich in Hamburg dreimal gemacht. Mehr ging nicht.
Das Ganze versuchte ich dann mit dem Real. Genau das Gleiche. Das Ganze versuchte ich dreimal.
Dann versuchte ich das hier in Berlin. Zweimal. Genau das selbe wie in Hamburg. Hier ging es leider nur zweimal. Mit dem Real versuchte ich es dann auch.
VERSAGT.
Ich war auch hier in meinem Bezirk, zweimal auf einer Abendschule.Einmal lief es sogar gut, hatte nur noch 6 Monate, aber es ging mit mobbing los.Das war´s. In anderen Bezirken versuchte ich es dreimal. Aber dort war ich auch nur ein paar Tage.

Ich habe nie jemanden von diesen Versuchen erzählt. Ich wollte zu meinen Großeltern kommen und sie überraschen.Ich wollte das mal jemand stolz ist und sagt super, das hast du toll gemacht
aber ich bin halt die, die nichts kann...

später mehr...

09.07.2010 19:38 • #19


T
Dieser Brief überfordert mich.Ihn direkt Anzuklagen ist echt heftig.

Mir kam grad die Idee, mich an den Freund meiner Tante zu wenden. Ich könnte ihm ne Mail schicken.Meine Tochter hat die Adresse.Vielleicht versteht er dass. Vielleicht...

aber bestimmt muss dass nur mal jemand meinem Opa sagen. Wenn er drüber nachdenkt, wird er es einsehen.

09.07.2010 21:50 • #20


dragon
Hallo TräneausKristall,
zu deiner Frage nach den Akten.
Er erhält mit Sicherheit keine Akten.

Zu deinem Opa wollte ich noch sagen, dass du dir vergebliche Hoffnungen machst.
Er WILL das gar nicht verstehen, sieht sich sowieso als schuldlos an und wird sich NIEMALS entschuldigen.
Er hat doch-in seinen Augen-nichts falsch gemacht.

Ich denke du solltest den Kontakt zu deiner komischen Familie abbrechen und dein Leben zusammen mit deinen Kindern leben.
Was hast du denn zu verlieren, wenn du nicht mehr mit ihnen sprichst?
LG
dragon

09.07.2010 23:28 • #21


S
Ja heftig schon, aber nichts, was du nicht überleben würdest.

Ich habe z.B. meine eigene Mutter angeklagt. Face 2 Face. Das war auch sehr heftig.
Wie zu erwarten, hat sie mich nicht verstanden, obwohl ich natürlich die Hoffnung hatte, dass sie es verstehen würde. Vor allem war es ja so offensichtlich, was sie mir angetan hat (jahrelange seelische Misshandlung durch ihren Alk. bis zur Androhung das ihr Freund mich verprügele), aber sie hat nix gerallt.

Zu dem Zeitpunkt erlebte ich dann meine Re-Traumatisierung.

Ich rede mit ihr nun seit Monaten im Grunde kein einziges Wort mehr und das ist gut so.

09.07.2010 23:32 • #22


T
ja, ihr habt recht.
Ich schick den Brief nachher ab.
Ab und zu ist es einfach der Wunsch nach einer Familie und ich hab einfach das Gefühl alles kaputt zu machen. Mit dem Brief hab ich das Gefühl etwas schlimmes zu tun.

Ich kümmer mich jetzt um meinen Umzug der am 20. ist und dann leben wir unser Leben.

10.07.2010 08:20 • #23


M
Hallo TräneausKristall,
Zitat von TräneausKristall:
aber bestimmt muss dass nur mal jemand meinem Opa sagen. Wenn er drüber nachdenkt, wird er es einsehen.
Ich glaube auch, dass du dir diesbezüglich vergebliche Hoffnung machst. Dein Opa ist beim besten Willen garnicht in der Lage, Fehlverhalten zu erkennen, da er meint, doch nichts falsch gemacht zu haben. Er hat diese damaligen Erziehungsmethoden so verinnerlicht, dass sie für ihn wahr und richtig sind. Und ohne Empathievermögen kann er auch nicht nachempfinden, wie es dir damit ergangen ist ...

Zitat von TräneausKristall:
Wie lange hat dass denn bei dir gedauert mit der Therapie un dem trennen von der Familie?
Oje, schwierig zu beantworten. Aber ich denke, von der Erkenntnis, wie meine Familie tickt und wie unabänderlich ihr Denken und Verhalten ist und bis zur tatsächlichen innerlichen Ablösung sind gut 1 1/2 Jahre vergangen. Das ganze jedoch mit therapeutischer Begleitung und ein paar Rückschlägen. Jedesmal wenn sich meine Familie in irgendeiner Weise bei mir gemeldet hat, hat mich das förmlich umgehauen. Aber meine Therapeutin hat mir sehr dabei geholfen, Wunsch und Wirklichkeit zu entschlüsseln und so eine Entscheidung zu finden.

Und selbst heute weiß ich nicht, wie stabil ich diesbezüglich wirklich bin. Ich weiß nicht, was passiert, sollte meine Mutter eines Tages hier anrufen oder plötzlich vor der Tür stehen. Ich weiß zwar theoretisch, was ich will, aber noch hoffe ich, dass ich auch praktisch in der Lage bin, dies durchzusetzen. Aber mein Wille ist stark und wird mit jeder Auseinandersetzung mit diesem Thema stärker.

Zu deinem Wunsch, eine Familie zu haben, fallen mir noch einige Fragen aus meiner Therapie ein, die du dir vielleicht selbst stellen solltest:
Was wünscht du dir von einer Familie? Wie soll sie sein? Was muss sie tun, damit du dich wohl fühlst?
Und was von deinen Wünschen können sie tatsächlich erfüllen? Ist es realistisch, zu hoffen, sie würden dich so annehmen, wie du bist? Ohne wenn und aber dich lieben, weil du bist, was du bist, wie du bist, wo du bist?

Oder kannst du erkennen, was sie sind und immer bleiben werden und kannst du das tatsächlich annehmen? Kannst du sie so annehmen, wie sie sind?

10.07.2010 22:35 • #24


T
Hallo missi,

danke für deine Antwort. Diese Hoffnung kommt leider ab und zu mal durch, aber wenn ich realistisch bin, weiß ich was kommt...ich frag mich dann nur grad, wozu ich überhaupt den Brief geschrieben habe.
Wenn er es auch nicht versteht was soll das also? Ich steh dann wahrscheinlich noch schlimmer dar.
Gestern hab ich noch überlegt den Brief an sämtliche Familienmitglieder zu schicken, damit mal JEDER bescheid weiß.Aber dann bin ich auch nur die Irre. Die werden den anderen erzählen,dass ich krank bin und durchdrehe...was auch immer.

super, dass du es schon so weit geschaffrt hast. Ich wünsch dir, dass du es im Fall der Fälle durchhalten kannst

Zu den Fragen.
Wenn ich diese Familie nicht hätte und komplett neu anfangen könnte, dann hätte ich gerne eine Familie die sehr liebevoll mit mir umgeht. Sie sollten viel mit mir reden, damit ich die Gefühle auch verstehe, sie sollten auch mal was mit mir unternehmen, toben, Quatsch machen,mir in allen Lebenslagen zur Seite stehen, mir helfen, mich unterstützen. Sie sollten für mich da sein, so dass ich immer zu ihnen kommen könnte um zu reden, sie sollten mir zu hören und mich verstehen...Und kuscheln nicht zu vergessen. In den Arm nehmen. Mir etwas vorlesen...Diese ganzen Dinge halt...

Das waren jetzt Kinderwünsche. Komischweise weiß ich nicht, wie ich mir dass im Erwachsenenalter vorstellen würde. Es kommen immer Bilder wie es jetzt aussieht, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie es als Erwachsener Mensch sein sollte...

Erfüllen könnten diese Leute gar nichts. Selbst wenn es jetzt klick machen würde und die würden sich total ändern, könnte ich dass heute nicht annehmen. Es wäre mir unangenehm.

Mich lieben...ich frag mich grad ob meine Mutter mich mal geliebt hat? Als ich geboren wurde? Oder war ich ein Unfall und sie wollte mich gar nicht...hat sie irgendwann erst angefangen mich zu hassen? Hasst sie mich überhaupt?

Fragen über Fragen, auf die ich auch nie eine Antwort erhalte. Ich denk mal weiter über deine Fragen nach und leg mich jetzt hin...

Liebe Grüße

10.07.2010 23:17 • #25


M
Hallo TräneausKristall,
Zitat von TräneausKristall:
Diese Hoffnung kommt leider ab und zu mal durch
Auch ich habe immer wieder diese Hoffnung, bzw. Sehnsucht nach einer Familie/ einer Mutter, die so ist, wie ich sie mir wünsche. Die Sehnsucht nach einer glücklichen erfüllten Kindheit wird niemals vergehen und nichts davon kann je nachgeholt werden. Niemand kann diese bedingungslose Liebe von Eltern ersetzen, die wir als Kind nicht erleben durften. Diese Erkenntnis hat mich damals schwer getroffen und vorübergehend sogar meine Suizidalität erhöht.

Heute arbeite ich mit dem sog. Über-ICH und dem Realitäts-ICH. Mein Über-ICH ist das, was mir immer wieder ein schlechtes Gewissen einreden will, das von mir Perfektionismus und Anpassung einfordert, das die Kindheit bagatellisiert. Mein Über-ICH verstärkt die Sehnsucht nach dieser Mutter ...
Doch mein Realitäts-ICH ist da hilfreicher. Es beleuchtet die Situation eben realistisch. Stellt den Hoffnungen die tatsächlichen Erwartungen entgegen und holt mich wieder runter von meinen unrealistischen Vorstellungen. Mein Realitäts-ICH hält das Über-ICH in Schach, schon eine ganz lange Zeit ziemlich gut sogar.

Und wenn mein Realitäts-ICH nicht ganz funktionieren will, hole ich mir Feedback von außen. Ich frage Menschen um mich herum, die mich gut begleiten. Noch ist mein Hauptansprechpartner meine Therapeutin. Doch die Therapie läuft im Herbst aus und ich bin aktiv dabei, andere Vertraute zu schaffen. Und ich bin sehr optimistisch, das mir das gelingen wird.

11.07.2010 10:35 • #26


M
Ich hab noch was vergessen ...

Ich habe übrigens auch einen Brief an meine Mutter geschrieben. Einzig und allein zu dem Zweck, meine Wut endlich einmal an die Person zu richten, wo sie hingehört. Ich habe mir alles von der Seele geschrieben und mir war egal, wie sie darauf reagieren würde. Als ich den Brief in den Briefkasten fallen ließ, war es auch, als ob riesige Brocken von mir abfallen würden. Ich fühlte mich so viel leichter, weil ich die Wut nicht mehr mit mir rumschleppen musste.

Natürlich habe ich auch einige Wochen lang gehofft, meine Mutter würde Stellung beziehen, sich entschuldigen, mich in den Arm nehmen und wir würden alles nachholen können, was Mutter und Tochter so tun ... Sie hat bis heute überhaupt nicht darauf reagiert. Auch eine Aussage, wie ich finde ... Aber ich bin nicht verbittert deshalb. Es ist das, was zu erwarten war, das was realistisch ist. Und jedesmal, wenn ich diese komischen Wünsche habe, rufe ich mir genau diese Reaktion auf meinen Brief ins Gedächtnis. Und alles schiebt sich wieder in realistische Vorstellungen.

11.07.2010 11:02 • #27


T
ich habe den Brief heute eingeworfen.

Im Gegensatz zu dir, fühl ich mich extrem schlecht dabei. Bei meiner Mutter war es vor einem Jahr auch erleichterung, aber bei ihm hab ich das Gefühl etwas schlechtes getan zu haben und ich habe Angst.

12.07.2010 15:21 • #28


M
Hast du dich gefragt, warum du dich schlecht dabei fühlst? Denkst du, du tust ihm unrecht? Oder ist es die Angst vor seiner Reaktion, vor allem einer negativen?

12.07.2010 15:32 • #29


A


Hallo TräneausKristall,

x 4#15


T
mir gehen einfach ihre Sätze durch den Kopf. Das nie was war, sie nicht wissen was ich mir zu Herzen nehme, dass das Qutsch ist....

Und dann frag ich mich einfach wieder ob ich einfach zu empfindlich bin und alles halb so schlimm war und deswegen hab ich Angst vor der Reaktion...

Ich stell mir vor wie die alle zu Hause sitzen, jeder diesen Brief liest und die sich denken, dass ich völlig einen an der Klatsche hab und deswegen so einen Aufstand mache...

12.07.2010 15:58 • #30

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