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Tochter wollte sich umbringen - sie einweisen lassen?

O
Liebe Glasscherbe,

ja, ich kann deine Erklärung nachvollziehen. Ich finde sie auch völlig in Ordnung. Gerade in dem Abnabelungsprozess von den Eltern möchte man natürlich eigenständig sein. Jetzt, wo ich deinen Bericht so lese, ist mir wieder eingefallen, dass meine Tochter auch mal von einem peinlichen Ereignis sprach. Wir haben eigentlich ein sehr gutes Verhältnis zueinander (außer bei diesem Thema). Ich habe ihr erklärt, dass ich nichts zu peinlich fände; schließlich will ich nur helfen; oder auch einfach nur zuhören. Sie müsste es auch nicht unbedingt mir erzählen, aber ich fände es schon enorm wichtig, wenn sie überhaupt darüber reden würde; egal mit wem. Erst wenn man darüber spricht, kann man mit der Verarbeitung anfangen; so hat es mir meine Vergangenheit gezeigt. Auch einen Fachmann fände ich nicht ungeschickt; weil er es eben beruflich macht und somit Ahnung hat und sich außerdem kein persönliches Urteil leisten wird, weil er einfach ständig mit solchen Dingen zu tun hat.

Ansonsten hat mich deine Erklärung zum Nachdenken angeregt. Ich danke dir herzlich dafür! Meinst du, ich sollte sie einfach mal völlig in Ruhe lassen?? Vielleicht dränge ich mich zu sehr auf. Es tut nur einfach so unglaublich weh, wann man sieht, wie sich das eigene Kind, dass man wirklich ganz besonders liebt, zerstört, aber das ergänzt sich dann ja wieder mit deiner Aussage über die Schuldgefühle. Ist schon ein richtiger Teufelskreis. Ich versuche eigentlich sehr oft, mein Verhalten zu reflektieren und solche Verhaltensmuster wie dein erwähntes siehste zu ändern. Auch die Eltern müssen mit den Kindern mitwachsen; Stillstand in Verhaltensmustern ist sicherlich einfacher, aber trotzdem falsch!

Viele Grüße Odie

05.05.2011 13:28 • #31


O
Hallo Martina,

ja, genau das hatten wir jetzt auch. Ich habe ihr eine Therapie für die Ferien vorgeschlagen und sie war auch einverstanden. Es kam zu einem Aufnahmegespräch in der Klinik, bei dem ich natürlich nicht dabei war und sie mir im Nachhinein durch die Blume erklärt hat, dass sie die Ärztin wohl oft belogen hätte. Und da meine Tochter generell nicht mit Fremden telefoniert, hat Muttern das gerade gerückt. Da wurde dann auch die Ärztin hellhörig und erwartet nun eine mündlich Bestätigung von meiner Tochter. Aber ich muss auch ganz ehrlich sagen, dass ich das verstehen kann. Na ja, und somit ist das Thema Therapie erst mal vom Tisch; es sei denn, meine Tochter bekommt doch noch den Dreh und ruft dort an.

Ich habe auch schon versucht, mir Hilfe zu holen; habe aber bislang noch keinen Therapeuten gefunden, der mir einen Termin geben konnte (völlig überfüllt). Ich versuche aber, mein Leben weiter zu leben und gehe meinen Hobbies so gut es geht weiterhin nach.

Gut, ich nehme mir vor, ihr Luft zu lassen; so schwer es fällt. Blöderweise kommt bei uns noch erschwerend hinzu, dass ich zwei Mädels habe (eineiige Zwillinge) und die Schwester leidet unter Bulimie. Das ist eine Kombination, wo man manchmal gar kein Licht mehr sieht und am liebsten einfach nur weglaufen möchte. Aber ich muss da wohl durch.....

Danke für deinen Rat!

Liebe Grüße
Odie

05.05.2011 13:44 • #32


A


Hallo Odie,

Tochter wollte sich umbringen - sie einweisen lassen?

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Glasscherbe
Liebe Odie,

wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht, ob es ein guter Rat ist, sie ganz in Ruhe zu lassen. Ich wüsst ja selbst so gern, wie ich es meinen Eltern leichter machen könnt mit mir - nur kann ich nicht definieren, was ich eigentlich erwarte. Zudem hab ich selbst Angst, dass meine Kinder mal so sind wie ich ... ich denke auch oft darüber nach. Es ist sicher nicht leicht für meine Eltern. Auch das weiß ich.
Ich hab mich oft einfach gefangen gefühlt in mir selbst. Zum einen wollte ich, dass sie mich in Ruhe lassen, zum anderen aber auch, dass sie doch da sind für mich. Es ist so schwer. Vielleicht geht das Zueinander finden ja auch über Umwege - gemeinsame Unternehmungen, die einfach nur Spaß machen und gar nicht direkt in irgendeinem Zusammenhang mit dem derzeitigen Problem stehen.
Wenn sie einfach abschalten kann und ihre Gedanken mal auf ne andere Schiene kriegt und merkt, dass solche Unternehmungen zum festen Bestandteil werden - vielleicht öffnet sie sich dann über die Zeit mehr?

Ach Odie, ich weiß so wenig ... Ich hab auch Angst, dir falsche Tipps zu geben ...

05.05.2011 13:57 • #33


O
Liebe Glasscherbe,

du hilfst mir mit deinen Beiträgen mehr als du ahnst. Du kannst immerhin in Worte fassen, was du fühlst und das ist doch viel. Wenn meine Tochter das so verbalisieren würde, würde ich mich damit zufrieden geben und ihr sagen, dass ich immer für sie da wäre, wenn sie Hilfe bräuchte. Ich finde, du zeigst sehr deutlich, in welcher Zwickmühle du steckst. Ich hoffe, dass es dir aber inzwischen besser geht und du deine persönlichen Erlebnisse verarbeiten konntest. Da du wohl nicht mehr zu Hause wohnst, hast du ja schon etwas Distanz zu deinen Eltern gewonnen. Manchmal muss man auch einfach einen Strich ziehen und Dinge ruhen lassen, wenn der andere nicht erzählen will (damit meine ich uns Eltern). Akzeptiere, was du nicht ändern kannst, so sagt man doch so schön.

Liebe Grüße
Odie

05.05.2011 15:00 • #34


Glasscherbe
Eigentlich würde ich diesem eigenartigen Verhältnis gern auf den Grund gehen - nur derzeit habe ich null Aussicht auf Therapie (steht in meinem TB, falls du näheres wissen möchtest). Schade eigentlich. Manchmal erscheint alles so greifbar nah. Und wenn ich dann danach fassen will ist es, als würde ich nach Rauchschwaden greifen. Sie lösen sich einfach auf, ich kann sie nicht festhalten. Es macht mich traurig.

Ich weiß, dass es viele Dinge gab, wo ich mich als Kind schon schwer getan habe - wie sie mit mir sprachen etc. Wobei ich sagen muss, dass ich eigentlich nicht nachvollziehen kann, ob derartiges das Verhältnis beeinflusst. Ich steh vor einer Mauer.

Zu deiner Tochter: Gib ihr die Zeit, aber zieh dich nicht komplett zurück. Ich denke, wenn der Eindruck entsteht, dass es dir gleich ist, wie es ihr geht, dann ist es auch nicht gut. Schwierig, gell? Es braucht wie so oft im Leben die nötige Balance. Und die ist manchmal so schwer zu finden.

05.05.2011 15:36 • #35


T
Ich bin zwar schon lange aus dem Teenager-Alter raus (Ich könnte selber Elternteil von einem Teenager sein), aber ich möchte trotzdem meine Erfahrungen schildern.

Depressionen bekommen nur andere
Dieses habe ich mir selber sehr lange vorgegaukelt, obwohl die Anzeichen nicht mehr zu übersehen waren und ich auf meine Depressionen bereits angesprochen wurde. Es war für mich sehr schwer und es hat lange gedauert mir selber einzugestehen, dass ich Hilfe benötige. Es ist eine Krankheit, die mir ein Stück weit peinlich ist. ich selber fühle mich mit dem Makel geistig krank behaftet, auch wenn mir mein Verstand sagt, dem ist nicht so, also weder ist es ein Makel noch bin ich geistig krank.
Gegenüber ebenfalls Betroffenen habe ich keine Probleme darüber zu reden, ich weiß, dass ich verstanden werde. Gegenüber gesunden Freunden fällt mir das schon schwerer. Gegenüber Verwandten ist es mir fast nicht möglich. Hilfe von meiner Mutter anzunehmen fällt mir noch immer sehr schwer, da ich sie nicht belasten möchte.

Hätte mein Partner nicht auch ein SVV, hätte ich meiner Mutter mein SVV nie gebeichtet. Es fiel mir sehr schwer, ich weiß auch nicht, ob sie es wirklich verstanden hat. Sie weiß zudem nicht die ganze Wahrheit, denn wer sagt schon seiner Mutter, die es immer nur gut gemeint hat, dass sie ein Teil der Ursachen ist?

Diese Gefühl der Hilflosigkeit ist sehr beklemmend, ich merke es, da mein Partner zur Zeit stärker in die Depression abdriftet. Ich als selber von einer Depression Betroffener, der aus eigener Erfahrung weiß wie man in solchen Phasen denkt und handelt, schaffe es kaum meinen Partner zur Zeit zu erreichen und aus seiner Gedankenspirale zu befreien (ich weiß, ich muss aufpassen nicht selber in diese Spirale gezogen zu werden). Ich denke, für jemanden ohne diese Erfahrung bzw. einer entsprechenden Ausbildung dürfte es noch schwieriger sein.

05.05.2011 19:09 • #36


K
Huhu Odie...

Wir hatten uns schon damals ein bissche ausgetauscht, ich erinnere mich an die Situation mit deiner Tochter.

Es ist ein steiniger und langer Weg bei einigen bis sie einsehen dass sie Hilfe brauchen. Ich war mitten in der Pubertät
als ich Depressionen bekam und es vergingen 4 oder 5 Jahre bis ich eingesehen habe dass ich ohne Hilfe eines Therapeuten
kein Land mehr sehe. Alles gute zureden meiner Eltern hat nix geholfen, ich dachte damals dass die mich eh nicht verstehen.
Mein Partner hat mich dann solange bearbeitet bis ich zum Psychologen hin bin. Aber das hat ihn auch viel Geduld gekostet.

Wichtig ist hat dass sich deine Tochter helfen lassen WILL. Offensichtlich ist sie noch nicht dazu bereit.
Das kann die unterschiedlichsten Gründe haben: Vielleicht sieht sie das alles gar nicht so eng und hat sich schon an die Traurigkeit gewöhnt?
(Ja, das geht, denn es ist leichter etwas hinzunehmen als etwas zu ändern, weiß ich aus Erfahrung!). Oder sie hat Angst davor sich jemand
Fremden zu öffnen? Oder sie denkt dass du sie nur los werden willst? In einem depressiven Menschen geht so einiges vor und als Unbetroffener steckst
du da einfach nicht drin.
Du kannst nur immer wieder ganz vorsichtig mit ihr darüber reden und dich nach ihrem Befinden erkundigen. Sei für sie da wenn sie dich lässt
und zeig ihr deine Liebe, rede mit ihr aber auch Klartext und zeig ihr dass du verzweifelt bist und dir eine gesunde Tochter wünschst.
Versuch ihr die Vorteile aufzuzählen die sie hätte wenn sie gesund wäre.
Vielleicht hilft auch ein Anreiz dass du ihr etwas besonderes schenkst oder etwas Tolles mit ihr machst wenn sie nur endlich Hilfe annimmt?!
Was springt für deine Tochter dabei aus wenn sie sich öffnet? Hat sie Angst noch mehr verletzt zu werden? Oder dass ihr Vertrauen missbraucht wird?!
Mach sie wann immer du kannst auf alles Positive aufmerksam. Biete ihr an mit ihr gemeinsam etwas trinken zu gehen. (Hierbei geht es nicht darum
ihren Alk. zu unterstützen, sondern darum, dass du ihr zeigst dass du sie liebst, ob sie nun trinkt oder nicht, und so ist es doch oder? - Es
könnte helfen um dich ihr wieder anzunähern). Es ist wichtig dass sie das Gefühl hat keine Versagerin zu sein, dass du dich um sie sorgst, dich für
ihr Leben interessiert, selbst wenn es aus deiner Ansicht nur aus Ritzen und Trinken besteht. Sie ist nicht nur die Krankheit,
hinter all dem ist der Mensch verborgen den du liebst, dass du darfst du nie vergessen.
Hab ganz viel Geduld mit ihr und auch mit dir und besprich mit ihr was du tust und mach nichts gegen ihren Willen.
Meine Eltern haben damals hinter meinem Rücken einen ermin mit dem Psychologen gemacht. Ich war fuchsteufelswild!

Okay, ganz schön viel auf einmal...
Ich hoffe es hilft dir ein bisschen weiter?!
Ganz viel Kraft, Geduld und Durchhaltevermögen
wünscht euch

KiNjAl

05.05.2011 20:39 • #37


S
Hallo Odie,

ich habe Deinen neuen Thread mit dem bereits bestehenden zusammengeführt, da es sich ja immer noch um die Krankheit Deiner Tochtzer handelt. Im Angehörigenforum ist der Thread im übrigen auch besser aufgehoben.

05.05.2011 22:43 • #38


O
Hallo KiNjAl87,

stimmt, wie hatten schon öfters Kontakt :-)). Schön, dass du dich gemeldet hast.

Ich finde eigentlich, dass der Kontakt zu meiner Tochter in dem letzten halben Jahr sehr eng geworden ist. Sie hat ihn von sich aus gesucht und wir haben seitdem viele schöne Stunden miteinander verbracht.

Als sie ihren Führerschein frisch hatte, habe ich sie immer fahren lassen und sie hat mir auch Komplimente gemacht, dass ich mich nicht in ihr Fahren einmische. Überhaupt hat sie letztens noch gesagt, dass ihre Familie die Beste der Welt ist und sie sich sehr wohl bei uns fühlt. Wenn sie gut drauf ist, kann man ganz toll mit ihr reden; sie ist zwar einsichtig, sagt aber auch ganz klar, was sie nicht will. Wenn es richtig gut läuft, erzählt sie, dass sie selber nicht weiß, warum sie manchmal so abrutscht. An guten Tagen ist sie entspannt und witzig; sie hilft mir ungefragt im Haushalt und kommt auch ganz viel, um mal in den Arm genommen zu werden oder mir ein Küsschen aufzudrücken.

Die Schule ist OK; es gibt Mitschüler, die kann sie nicht leiden; aber nicht so, dass es massive Probleme bereitet. Ein Problem ist wohl ihre mündliche Beteiligung, die ja auf dem Gymnasium hoch angesetzt wird. Da kann sie weder die Ansprüche der Lehrer, noch ihre eigenen erfüllen. Sie kann sich einfach nicht motivieren. Ich habe ihr auch geraten, das gar nicht so hoch aufzuhängen. Gut, dann drückt die mündliche Leistung eben die Note; ist ärgerlich, aber Hauptsache, sie kommt problemlos durch (ich bin auch ein ganz ruhiger Vertreter und ihr Papa noch viel mehr)! Sie möchte im nächsten Jahr gerne ein paar Monate nach Ghana, um zu helfen und überlegt, ob sie einen Beruf im Krankenwesen ergreifen möchte.

Tja und dann sind da die schlechten Tage (in der letzten Zeit wieder sehr häufig). Dann trinkt sie allein in ihrem Zimmer hochprozentigen Alk., bis er wieder hochkommt; drückt sich Zig. auf den Armen aus und ritzt sich. Dann ist sie überhaupt nicht ansprechbar, aggressiv und wirft mich aus ihrem Zimmer (was ich auch akzeptiere, weil sie mir mal gesagt hat, ich solle doch dann bitte nicht böse sein und einfach gehen; sie könne dann nicht anders).

Ich versuche jetzt einfach zu erklären, wie extrem die Situation ist. Als ob sie ihr pubertäres Verhalten anstauen würde, um es dann geballt herauszulassen. An ihren guten Tagen ist sie total zugänglich; bei Meinungsverschiedenheiten können wir uns immer einigen (eigentlich schon fast zu unkompliziert) und alles kommt dann an den schlechten Tagen doppelt und dreifach hoch. Dann kann nur ein falsches Wort zu einer Explosion führen.

Wir reden viel, aber irgendwie kommen wir nicht auf den Punkt. Ich weiß schon sehr viel mehr, als noch vor einem halben Jahr, aber das eigentliche Problem ist irgendwie nicht zu greifen. In der letzten Zeit denke ich oft darüber nach, ob es vielleicht ein Problem aus ihrem Zwillingsdasein sein kann. Sie muss sich nicht nur von den Eltern abnabeln, sondern auch von ihrer eineiigen Zwillingsschwester, die an Bulimie leidet. Ich habe immer so das Gefühl, als ob jede der beiden die andere versucht, mit der jeweiligen Krankheit an sich zu binden. Versteht ihr, wie ich meine? Sie können nicht miteinander aber auch nicht ohne. Die Schwester weist ja ganz ähnliche Verhaltensmuster auf.

Das war jetzt ein langer Text; sorry dafür. Aber vielleicht fällt jemandem noch spontan etwas ein..........

Viele Grüße von Odie

06.05.2011 08:42 • #39


A


Hallo Odie,

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S
@KiNjAl87
Lieben Dank für die Schilderung aus Deiner Sicht.

28.12.2021 16:00 • #40

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