Steuerfreibeträge für Behinderte - Neues ab 01 01 2021

24.07.2021 12:18 • x 6 #1

Nach mehr als 20 Jahren hat sich der Gesetzgeber dazu aufgerafft, die Steuerfreibeträge für behinderte Menschen gem. § 33b EStG zu erhöhen und die Tatbestände für einen Freibetrag auszuweiten.

Im Einzelnen ist folgendes passiert:

GdB 30 - 100:

Die Steuerfreibeträge wurden nahezu verdoppelt. Wer bereits im Rahmen der Einkommenssteuererklärung einen Freibetrag geltend gemacht hat, muß nichts besonderes machen, wenn sich der GdB nicht 2021 verändert hat. Die erhöhten Freibeträge werden ab dem Jahr 2021 automatisch berücksichtigt, wenn eine Steuererklärung gemacht wird.

GdB 30 - 40 ohne Einschränkung der körperlichen Beweglichkeit

Diese Voraussetzung der Einschränkung der körperlichen Beweglichkeit für einen Freibetrag bei GdB 30 - 40 ist ersatzlos weggefallen.
Ab 01.01.21 haben alle Menschen mit einem Behinderungsgrad von 30 oder 40 einen Anspruch auf einen Steuerfreibetrag. Davon profitieren insbesondere psychisch kranke Menschen, die ansonsten keine (körperliche) Einschränkung haben.
Dieser muß in der Steuererklärung für 2021 geltend gemacht werden unter Vorlage einer Bescheidkopie.

GdB 20

Auch für alle Menschen mit einem GdB 20, der ansonsten keinerlei Ansprüche begründet, gibt es ab 2021 einen pauschalen Steuerfreibetrag ohne jede weitere Voraussetzung.

Die aktuelle Fassung des § 33b EStG findet Ihr hier:
https://www.gesetze-im-internet.de/estg/__33b.html

Wenn Ihr professionelle Beratung in Anspruch nehmt, sollte der/die Steuerberater*in wissen, ob und wenn ja was zu tun ist, um den Anspruch geltend zu machen.

Und bitte nicht vergessen:
Rentner sind verpflichtet, eine Einkommenssteuererklärung abzugeben.

24.07.2021 13:04 • #2

Danke, Wolfgang, für diese Infos! Die sind sowohl wichtig für unseren Sohn mit seinem SBA als es auch zum ersten Mal für mich selber interessant werden könnte, einen SBA zu beantragen. Weil ich schon seit vielen Jahren nicht mehr berufstätig bin, ergab sich bisjetzt nichts für mich theoretisch daraus, einen GdB zu beantragen. (Emotional und psychisch aber hätte ich gerne schon lange einen, um mir und andern was zum Vorzeigen zu haben für meine unsichtbaren Leiden.)

Jetzt aber würde es mir doch schon möglicherweise einiges an Steuerrückzahlung bei der Einkommenssteuer zusammen mit meinem Mann bringen!

Was mich auch bisjetzt noch immer zurückschrecken ließ, mich mal an diesen Formularkrampf zu machen, war (außer dem Forumular- und Behördenkrampf) die Befürchtung, ein GdB aufgrund psychischer Erkrankungen, (bei mir chronische Depression und ADHS bei Erwachsenen im Vollbild,) könnte mir Schwierigkeiten bereiten, weiterhin die gesetzliche Betreuerin und die Pflegende meines Sohnes sein zu dürfen. Ist das so, weißt du das?

(R e a l bin ich sicherlich weit besser als viele andere BetreuerInnen und Pflegende, die Dienst nach Vorschrift machen oder keine Ahnung haben von dem, was sie da tun, aber das zählt ja hier offiziell möglicherweise nicht.)

Liebe Grüße! maya60

x 3#3

Hallo Albarracin,

Steuerfreibeträge für Behinderte - Neues ab 01 01 2021

25.07.2021 17:42 • x 1 #3

Hallo,

ein GdB an sich führt nicht zu einem Widerruf einer Betreuung. Ein derartiger Automatismus wäre eine völlig rechtswidrige Diskriminierung. Deine Eignung als Betreuerin wird völlig unabhängig davon geprüft. Du bist auch nicht verpflichtet, als Betreuerin einen GdB dem Gericht mitzuteilen. Solange Dein Sohn einverstanden ist und Du Deine Jahresberichte pünktlich und korrekt machst, interessiert sich das Betreuungsgericht erst mal nicht für Deine persönlichen Angelegenheiten.

27.07.2021 11:49 • #4

Lieber @Albarracin , herzlichen Dank für die Info. Die Steuererklärung liegt hier seit Wochen und wird in Minidosen abgearbeitet, ich hasse das. Es ist so schwer, ohne Konzentration und Gedächtnis, das Ding fertig zu stellen. Einziger Trost sind die wirklichen freundlichen Finanzbeamten, die eine unglaubliche Geduld mit mir haben.
Liebe Grüße Alexandra

27.07.2021 15:19 • #5

Zitat von Albarracin:
ein GdB an sich führt nicht zu einem Widerruf einer Betreuung.

Danke für die Info!

Und wie schaut das bei der Pflegekasse aus? Ich bin ja auch die Pflegende meines behinderten Sohnes und bekomme da so ein paar Rentenpunkte.
In der Realität schert sich ja niemand drum, wie es den privat Pflegenden mit ihren Belastungen geht, aber wie ist das mit der Pflegekasse wenn ich selber dann auch einen GdB hätte? Die fragen zwar nicht danach, aber arbeiten nicht alle Behörden mittlerweile miteinander und informieren sich untereinander in Sachen Teilhabe, Betreuung und Pflege von Behinderten?

27.07.2021 15:32 • x 2 #6

Hallo,

das Versorgungsamt ist datentechnisch komplett abgeschottet. Auskünfte darf idR nur das Integrationsamt verlangen, wenn es darum geht, ob jemand tatsächlich schwerbehindert ist. Alle anderen Behörden haben keine Auskunftsrechte.

27.07.2021 16:02 • x 1 #7

Zitat von Albarracin:
Hallo, das Versorgungsamt ist datentechnisch komplett abgeschottet. Auskünfte darf idR nur das Integrationsamt verlangen, wenn es darum geht, ob jemand tatsächlich schwerbehindert ist. Alle anderen Behörden haben keine Auskunftsrechte.

Das ist gut zu wissen, vielen Dank!

Steuerfreibeträge für Behinderte - Neues ab 01 01 2021

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