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Soll ich mir Antidepressiva verschreiben lassen?

Ritzl
Hallo liebe Menschen,

So ich werde nun versuchen mich kurz zu halten..
Ich bin 20 Jahre alt und bin mir manchmal sehr sicher Depressionen zu haben, andererseits denke ich an manchen Tagen wie lächerlich ich mich verhalte, das es mir eh gut geht etc..

Dieser Zustand zieht sich jetzt bereits über drei Jahre und kommt immer Schubweise. Habe 2 Jahre nach Schulabschluss so gut wie nichts sinnvolles gemacht und war mir sehr sicher das ich mich deshalb wertlos und niedergeschlagen fühle, doch jetzt bin ich an einer Schule für Grafik Design aufgenommen (was immer mein Traum war) und entgegen meiner Erwartungen (das alles besser wird) falle ich nun wieder in ein Loch. Ich bin antriebslos, schlafe ständig ein, bin aus heiterem Himmel den Tränen nahe und kann letztendlich doch nicht weinen.

Ich habe kein Interesse daran meine Kollegen kennenzulernen, was laut meiner Mitbewohnerin wahnsinnig komisch ist..
Während ich diesen Absatz schreibe fällt mir auf wie viel schlechter und wirrer ich mittlerweile Texte schreibe, also entschuldige ich mich an dieser Stelle, hoffe jedoch das trotzdem einige diesen Text lesen und ihn kommentieren werden.

Worauf ich eigentlich hinaus möchte.. Ich habe wahnsinnige Angst das meine Antriebslosigkeit und mein Desinteresse mir meine Zukunft verhauen und ich diese Ausbildung wieder abbreche, obwohl es eigentlich genau das ist was ich machen will, und ich wieder weiter versinke weil ich nutzlos herumsitze und nicht weiß was ich will / was ich mit meinem Leben machen soll.

Insofern wollte ich allgemein fragen, ob es jemand für sinnvoll hält wenn ich mir antidepressiva verschreiben lasse? Ich will nur die Antriebslosigkeit loswerden, ich will mein Diplom machen und die Ausbildung bestmöglich abschließen. Ich habe wirklich Angst das ich mich wieder zu tief fallen lasse und morgens wieder nicht aufstehen kann.

Freue mich über alle Antworten, und nochmals - es fällt mir gerade unendlich schwer einen Text zu schreiben, ich hoffe halt das die grundaussage verständlich ist

25.09.2016 22:39 • #1


Cleofee
Hallo Ritzl,

ich würde dir raten erstmal zu einem Neurologen oder Psychiater zu gehen, um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine Depression handelt und wie schwer sie ist. Und dann kann man über Tabletten nachdenken. Medikamente sind nicht das Allheilmittel schlechthin. Pille einwerfen und alles ist wieder gut - schön wärs.
Ich denke es wäre wirklich am sinnvollsten sich mit einem Fachmann/frau zu beraten.
Ich kenne diese Antriebslosigkeit und Lustlosigkeit nur zu gut. Gerade jetzt stecke ich wieder in einer tiefen depressiven Phase. Ich habe aber in den vielen Jahren gelernt, dass ich mir Hilfe holen muss, weil ich es allein nicht aus der Krise schaffe. Ich nehme auch Medikamente, aber ich musste verdammt viele Medikamente ausprobieren bis das passende gefunden wurde. Zusätzlich mache ich auch noch eine Psychotherapie.
Hoffe ich konnte dir ein wenig helfen. Scheu dich nicht weiter Fragen zu stellen.

L.G.

Cleofee

26.09.2016 17:41 • #2


A


Hallo Ritzl,

Soll ich mir Antidepressiva verschreiben lassen?

x 3#3


Ritzl
Danke für die Antwort!

Wollte so oder so zuerst einen psychiater fragen, das mir die Tabletten alleine nicht helfen war mir leider klar.. Aber nachdem du Erfahrung mit den Medikamenten hast.. Ist es dir zumindest leichter gefallen deinen Alltag zu meistern? Kann mich nämlich derzeit zu nichts motivieren, schaffe es seit Wochen nicht die einfachsten Sachen im Haushalt zu erledigen geschweige denn meine Arbeiten für die schule fertigzustellen.
Abgesehen davon habe ich Angst meine Mitbewohnerin auf die Dauer zu belasten.

27.09.2016 11:13 • #3


Cleofee
Die meiste Zeit schaffe ich es tatsächlich meinen Alltag zu bewältigen, aber es gibt leider auch Phasen, wo ich trotz Medikamente auch nur herumhänge und Löcher in die Wände starre. Manchmal hilft es sich ganz kleine Aufgaben vorzunehmen, also statt ein ganzes Zimmer aufzuräumen, nur eine Schublade oder den Papierstapel mit unerledigten Dingen in kleine Stapel aufzuteilen und einen kleinen zu bearbeiten.
Was für mich sehr wichtig ist, ist den Tag wenigstens anzufangen. Ich bleibe nicht im Bett liegen, sondern stehe konsequent jeden Morgen (außer Sonntags) spätestens um 8:00 auf, wasche mich, putze die Zähne, ziehe irgendetwas an, dass nicht Schlafanzug ist und koche einen Tee. Manchmal passiert es, dass ich mich dann wieder ins Bett lege, bzw. auf das Sofa und nichts mehr mache, aber immer häufiger bin ich motivierter etwas zu machen. Schließlich bin ich ja aufgestanden und habe Zeit.
Medikamente können auch den Antrieb steigern. Da gibt es einige. Aber es ist auch wichtig aus sich selbst heraus ganz kleine Schritte zu gehen. Setze dich selbst nicht unter Druck. Der Schuss geht garantiert nach hinten los. Da habe ich so meine eigenen Erfahrungen gemacht. Du bist krank, also schone dich auch. Mit einer Grippe würdest du ja auch nicht durch die Gegend wirbeln.
Ein Psychiater kann dir auch jede Menge Tipps geben. Vielleicht wäre ja auch eine Therapie sinnvoll. Das kann ich natürlich so aus der Ferne nicht beurteilen.

L.G.
Cleofee

27.09.2016 17:35 • #4


B
Ich hole den Thread mal wieder hoch, weil ich mir die Frage momentan auch noch stelle.

Da ich extreme Schlaf- und Einschlafstörungen habe, und mein Tagesablauf dann alles andere als förderlich bei Depressionen ist, haben mir sowohl Hausärztin als auch Psychologin schon angeboten, ob ich Antidepressiva nehmen möchte. Meine Frau hat zu ihrer Burn-Out-Zeit Citalopram genommen und eigentlich gut vertragen. Ich bin allerdings eher der Typ, der sich derlei Chemie erst reinpfeift, wenn es wirklich nicht mehr anders geht. Deswegen bin ich nach wie vor unentschlossen, zumal man über die Wirksamkeit solcher Mittel viele gegenteilige Meinungen liest.

Vielleicht kann ja jemand noch was dazu sagen und/oder aus eigener Erfahrung berichten.

03.01.2018 19:12 • x 1 #5


bones
Du hast es richtig ausgedrückt mit den Medikamenten. Man sollte gut überlegen,ob es Sinn macht Antidepressiva zu sich zunehmen.
Aber auf deine Frage zurück zukommen. Citalopram rate eher ab. Ist nicht sedierend, eher ein stimmungsaufhellendes Medi. Da du von Schlafstörung schriebst, würde ich eher Mirtazapin nehmen. Ist sedierend und auch ein stimmungsaufhellendes Medi.

04.01.2018 02:59 • x 1 #6


B
Hallo bones,

danke schon mal für die Info!

Was es so an Mitteln gibt und was für mich adäquat wäre, habe ich bisher weder bei Hausärztin noch bei Psychologin erfragt. Wie gesagt, habe es bis dato immer abgelehnt. Aber du hast schon recht: Da es bei mir in erster Linie um den mangelnden Schlaf geht, wäre nur ein Stimmungsaufheller sicherlich nicht die richtige Wahl.

Momentan versuche ich noch, meinen Schlaf selbst wieder in den Griff zu kriegen, was aber eher mäßig klappt. Spätestens nächste Woche möchte ich aber wieder mit dem Joggen anfangen und hoffe mir, dass ich dann körperlich so ausgepowert bin, dass ich abends richtig platt bin. Will es eben doch erst mal mit Hausmitteln probieren, bevor ich meinem Körper Chemie antue.

04.01.2018 09:17 • x 1 #7


Lara80
@Bordeli

mir geht es manchmal auch so. Habe vorhin was dazu geschrieben:

einschlafphobie-ueberwinden-t23740.html#p281921

27.03.2018 17:14 • #8


B
Ich habe es mittlerweile tatsächlich geschafft, meinen Schlaf wieder auf ein normales Level zu bringen - und das ganz ohne Antidepressiva!

Ich gehe jeden Tag ein bis zwei Stunden wandern oder spazieren, was für mein allgemeines Wohlbefinden absolut förderlich ist. Diese extremen Einschlafstörungen hatte ich schon lange nicht mehr, dafür haben sich meine Bettzeiten aber arg nach hinten verschoben. Aber auch das ist etwas, das ich relativ schnell in den Griff kriegen sollte. Entscheidend ist, dass ich mir - da muss ich meiner Psychotherapeutin danken - keine endlosen Gedanken mehr mache, wenn ich abends ins Bett gehe.

27.03.2018 17:45 • x 1 #9


robbi
Zitat von Bordeli:
Ich gehe jeden Tag ein bis zwei Stunden wandern oder spazieren, was für mein allgemeines Wohlbefinden absolut förderlich ist


das sagt meine Frau auch immer zu mir. Gehe raus! Frische Luft hilft beim einschlafen. So wirklich glauben konnte ich es bisher nicht.

Zitat von Bordeli:
Bettzeiten aber arg nach hinten verschoben


Hast du sie nach hinten verschoben, weil es deinem Naturell eher entspricht später ins bett zu gehen oder hat es andere Gründe? Wartest Du einfach ab, bis Du von alleine müde wirst ohne Zwang?

27.03.2018 17:55 • #10


B
Zitat:
Hast du sie nach hinten verschoben, weil es deinem Naturell eher entspricht später ins bett zu gehen oder hat es andere Gründe? Wartest Du einfach ab, bis Du von alleine müde wirst ohne Zwang?


Ich bin selbstständig und habe nicht so regelmäßige Arbeitszeiten. Manchmal arbeite ich auch nachts, und dann kann sich der Schlafrhythmus schon mal verschieben, so wie aktuell. Aber ich arbeite jetzt daran, nicht mehr nachts zu arbeiten, sondern alles nach Möglichkeit über den Tag zu erledigen. Hatte vor ein paar Wochen sogar einen so guten Schlaf, dass ich morgens sehr früh aufstehen und abends entsprechend früh ins Bett gehen konnte - und dabei sogar sehr schnell einschlafen konnte. Da will ich auch wieder hin.

Das mit dem Rausgehen ist aber tatsächlich so und war auch ein Ratschlag meiner Therapeutin. Mir hilft es jedenfalls sehr. Und selbst wenn ich abends mal nicht einschlafen kann, dann war ich wenigstens an der frischen Luft, habe mich bewegt und war nicht den ganzen Tag über mit meinen Gedanken eingeschlossen. Habe nämlich auch festgestellt, dass ich draußen die Gedanken wesentlich besser fliegen lassen kann. Man kann schon sagen, dass sich die Grübelei von der Bettzeit auf die Zeit draußen verlagert hat. Das war bei mir eigentlich der wichtigste Schritt.

28.03.2018 01:12 • x 1 #11


J
hey,
die Symptome die du schilderst kenne ich zu gut.
Ich nehme jetzt seit ungefähr 3 Monaten Antidepressiva ( Escitalopram) und es hilft mir definitv . Ich treffe mich endlich mal wieder mit Freunden ( vor paar Wochen noch unvorstellbar) und kann mich generell wieder ein wenig mehr für Aktivitäten begeistern...
Aber zu viel solltest du von Antidepressiva auch nicht erwarten also Glückspillen sind es leider nicht.

Hoffe ich konnte dir ein wenig weiterhelfen

Lg Jan

28.03.2018 07:40 • #12


Lara80
Zitat von Jan1912:
Ich nehme jetzt seit ungefähr 3 Monaten Antidepressiva ( Escitalopram) und es hilft mir definitv


wie lange hat es bei Dir gedauert, bis die Wirkung eingetreten ist?

28.03.2018 16:17 • #13


A


Hallo Ritzl,

x 4#14


J
Lara80,
das waren so ca 2 Wochen bis ich eine deutliche Veränderung gespürt habe.

28.03.2018 16:29 • #14

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