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Seid ihr gläubig?

Phinchen
Hallo
Heute habe ich mal eine komische Frage: Seid ihr gläubig? Wenn ja hilft euch euer Glaube oder behindert er euch?
Ich war bis vor ungefähr 10 Jahren sehr gläubig und war auch sehr aktiv in christlichen Gemeinden.
Heute ist das nicht mehr so, ich denke das hat auch was mit meiner Depression zu tun.
Viele Grüße Phinchen

22.05.2019 15:47 • x 2 #1


MelodieSyren
Ich war früher gläubig.
Als Teenie hab ich jeden Abend gebetet und mich danach meist in den Schlaf geheult. Mir ging es so schlecht damals. Und ich hab so oft gefleht dass Gott mir helfen soll, so oft.

Aber es kam niemals eine Hilfe. Ich wurde nie erhört. Und alles wurde immer schlimmer.
Dann hab ich diesen Religions sch. irgendwann abgeschworen. Ich glaube nicht mehr daran, ich will damit nichts zutun haben.

Für mich gibt es keinen Gott - und wenn doch - dann ist dieser ein verschissenes A..


Tut mir leid an die jenigen die Glauben, aber ich halte nun mal nichts davon.

22.05.2019 15:52 • x 3 #2


A


Hallo Phinchen,

Seid ihr gläubig?

x 3#3


Jedi
Zitat von MelodieSyren:
Tut mir leid an die jenigen die Glauben, aber ich halte nun mal nichts davon.

auch wenn ich mich als gläubig bezeichnen würde, aber ohne ein mitglied der kirche zu sein, kann ich es absolut verstehen,
dass du nichts davon hälst.
Zitat von MelodieSyren:
Aber es kam niemals eine Hilfe.

und darin sehe ich das eigentliche thema, das eigentliche problem, nähmlich die Gaubensvermittlung !
uns wird noch heute ein eher kindlicher Glaube vermittelt, wir beten zum himmel u. stellen uns vor, dass da irgendetwas ist,
evtl. ein alter weißhaariger Mann mit bart oder sonst etwas, was unsere geschicke lenkt.
wir brauchen nur zum himmel beten oder eine madonna anbeten u. hoffen auf hilfe, die oft uns nicht erreicht.
bei all dem schrecklichen, was wir Menschen uns gegenseitig antun, den tieren, der natur, ist es unmöglich an einen Gott zu glauben, der das alles zulässt.
auch die Angst- u. Schuldmacherei, evtl. in eine imaginäre Hölle zu kommen, find ich fragwürdig.

wenn es uns ganz schlecht geht, wir mit unserer Depression wieder in dem tiefen schwarzen loch sitzen, wir großen kummer haben, wir gequält werden, wenn wir in unserem leben, einmal tief abstürzen (in die schuldenfalle geraten, verlassen werden, schwer erkranken) u. dann unsere gebete zum himmel schicken, so meine persönliche meinung, führen wir ein Selbstgespräch mit uns u. dies aktiviert unsere gedanken, gefühle u. emotionen.
die hilfe, die wir von einem Gott uns erhoffen, geben wir uns oft selbst !

natürlich nicht immer, so wie hier zu lesen ist,
Zitat von MelodieSyren:
Und alles wurde immer schlimmer.

sondern nur in den fällen, wo wir aktiv einfluss nehmen können.
kinder die gequält werden u. missbrauch erleben, können sich nicht selber helfen !

aushalten, annehmen, nach lösungen u. hilfe suchen, sind reale möglichkeiten unseres denkens, um in der krise sich selbst zu helfen u. ein gefühl des beistand zu haben.
in der bibel steht viel schreckliches, aber auch sinngebendes.
manche geschichten aus der bibel können mut machen u. hoffnung geben.
die furchtbaren geschichten solte man für sich streichen.
so könnte ein von vernunft getragener Glaube möglich sein.

extremer umgang mit dem glauben, egal von woher er kommt, wird von menschen instrumentalisiert u. führt nur zu hass, gewalt u. krieg.

auf sich selbst vertrauen, auf die kraft unserer gedanken vertrauen, kann einen sinnerfüllten glauben an etwas, was wir nicht mit dem verstand erfassen können möglich machen.
jeder soll seinen Glauben haben u. leben.
soll daran glauben, was ihm hilft u. nützt, aber missionieren finde ich übel oder anders denkende u. lebende auszugrenzen,
halte ich für nicht mehr Zeitgemäß.
sie verbreiten damit auch nicht mehr die gute Botschaft, des christlichen Glaubens.

(dazu gehört für mich, dass auch Gleichgeschlechtliche Paare, wenn sie es gerne möchten, auch kirchlich heiraten dürften u. das auch Geschiedene, weiter das Sakrament erhalten sollten)
ist meine ganz persönliche ansicht u. meinung zu diesem thema hier !

22.05.2019 17:01 • x 5 #3


A
Ihr Lieben alle,
als Kind habe ich nur den Glauben an einen strafenden Gott vermittelt bekommen. Als ich älter wurde, ging man zur Kirche, weil man das eben so tut und um der lieben Nachbarn wegen, damit nicht schlecht geredet würde. Eine Richtlinie, ein Anleitung, ein Vorleben der Eltern bekam ich nicht.
Hochzeit, später Taufe der Kinder, alles unter dem Aspekt der Feierlichkeit, mehr nicht.
Der Durchbruch zu einem gewissen Glauben kam, als ich meinen Schulkindern die Geschichte von Josef und seinen Brüdern vorlas.
Die für mich schönste Passage ist immer noch, wo Josef seinen Vater fragt, wer oder wie Gott eigentlich ist. Der Junge bekommt die Antwort, dass man sich Gott nicht als Mensch, Baum, Wolke etc. vorstellen soll. .sondern Gott ist eine Kraft und die kannst du in dir spüren. Nicht immer ganz groß, manchmal winzig klein, aber sie ist da.
An diese Kraft mag ich gern glauben. Sie bekommt bei meinen geliebten tröstlichen Kalendersprüchen ebenso Sinn wie nach einer Diagnose beim Arzt. Ich habe Kraft.
Es fällt mir auch überhaupt nicht schwer, über solch ganz persönliche Dinge zu schreiben.

22.05.2019 17:16 • x 4 #4


Edelle
Was jemand vom Glauben hält, ist doch dessen Sache, im Guten ebenso wie im Schlechten.

Ich wurde erst mit ca. 40 gläubig, bin ev. Christin (vorher agnostisch), und mir hat es damals einfach psychisch bzw. iim Umgang mit dem Leben sehr geholfen, mich einer Macht anzuvertrauen, die ich für größer als meine eigene halte.

Was ich gelernt habe: Über Glauben nicht zu diskutieren. Ich lasse jedem seinen Unglauben, missioniere nicht, möchte allerdings auch selbst nicht belehrt werden, was Glaube doch für ein Quatsch ist. Glaube und Kirche sind übrigens (für mich) nicht synonym.

22.05.2019 17:19 • x 6 #5


O
Hallo!

Mir wurde in der Kindheit auch der strafende Gott vermittelt.
In meiner Familie wurde die Religion sehr sadistisch genutzt.
Meine Assoziationen heute: kalt, böse, körperfeindlich, lieblos.

22.05.2019 17:44 • x 3 #6


Phinchen
Ich danke euch allen,
Ich wollte hier keinen Glaubenskrieg anfachen und auch keine Diskusion über für und wider.
Mich hat es einfach interessiert.
Ich habe zu glauben begonnen als 13 jährige. Ich war damals auch in einer (meiner ersten) depressiven Phase. Damals hat mir eine junge Diakonisse und der Kontakt zu einer Gemeinde sehr geholfen. Ich habe mich dann dort auch 25 Jahre sehr stark angagiert.
Vor 10 Jahren hab ich meinen Glauben nach einigen schweren persönlichen Schicksalsschlägen und massiven Enttäuschungen von Christen und Gott verloren.
Das hat irgendwie zu einem Loch oder Vakuum in meinen Leben geführt und hat denke ich auch einiges mit meiner Depression zu tun
Viele Grüße Phinchen

22.05.2019 17:50 • x 3 #7


O
Ich, für mich, kann sagen, dass eine beträchtliche Ursache für Schuldgefühle und überzogene Moralvorstellungen aus dem katholischen Glauben resultieren und innerhalb meiner Familie sehr strenge Wertvorstellungen weitergegeben wurden.
Damit ist es unmöglich in der Realität ohne psychische Beschwerden zurecht zu kommen.

22.05.2019 20:14 • x 4 #8


F
liebes Phinchen,

als Kind wurde ich brutalst streng im evangelischen Glauben erzogen. Auch mit der Rute, mit vielen brutalen Schlägen. Es war immer nur Druck und Zwang. Danach wollte ich von der Kirche usw. nichts mehr wissen.

Bei der Aufarbeitung meines Lebens habe ich mich auch mit dem Glauben auseinandergesetzt. Da habe ich gemerkt, im Prinzip ist der Glaube an Gott ja etwas Gutes.

Und so wurde ich ein glaubender Mensch. Denn im Prinzip ist Gott Liebe. Eine bestimmte wohlwollende Haltung, ein JA zum Leben, die Liebe zu mir selbst, und die Liebe zu anderen Menschen. Das ist die Grundaussage der Bibel. Wir Menschen haben das etwas verdreht.Der Mensch möchte Macht, und so wurde manche Kirche auch als Machtinstrument benutzt.

Glaube an Gott ist Güte, Versöhnung, Friedfertigkeit, Wohlwollen, Ehrlichkeit, Echtheit, Offenheit, Hoffnung, Lebensmut, Vertrauen, Geduld, Demut, Gerechtigkeit, Klarheit, Weisheit, Verständnis, Gelassenheit, Heiterkeit, Lachen, Freude usw.

Von mir selbst weiß ich, wer nicht liebt, sich und andere, fühlt sich nichts wert, fühlt keinen Sinn für sich und die Welt in der er lebt. Selbst war ich zweimal in einer christlichen Therapie, mein Therapeut, ein ganz toller Mensch ist auch Christ.

Heute hilft mir mein Glaube an Gott, er tut mir gut, schenkt mir Hoffnung. Ich gehe in eine evangelische Freikirche, dort ist aber auch nicht alles perfekt. Wo Menschen sich begegnen, da gibt es auch Streit, Neid, Ungerechtigkeit usw., auch in der Kirche. Aber es gibt die Möglichkeit der Vergebung.

Bei uns in der Kirche beten wir auch füreinander, und das finde ich persönlich etwas Tolles. Es gibt Kirchen, da wirst du in deiner Depression angenommen und geliebt, andere können damit gar nicht umgehen.

Die Bibel sagt, Gott ist Liebe und Annahme. Eine bedingungslose Liebe, eine Annahme von Gott. Gott hat ein ganzes Ja zum Menschen.

Gott die Liebe. Das ist mehr als nur ein schönes warmes Gefühl. Ein tiefes JA zum Leben.

Jetzt könnte ich noch ganz viel dazu schreiben. Da gibt es so viele Fragern, so viele Antworten, so viele Missverständnisse. Ich meine persönlich, Gottes Herz und Sinn überschreiten das Maß meines Begreifens. Alle was von mir verlangt wird, ist Vertrauen.

Und gerade dieses Vertrauen zu Gott hilft mir echt in meiner Depression. Das ich darin einen Sinn sehen kann. Auch in meiner Kirche leiden Menschen an dieser Depression, aber wenn man sich da gegenseitig helfen kann, das ist schon sehr viel.

Und an schlimmen Tagen habe ich die Hoffnung, das mit meinem Tod nicht alles aus ist. Heute habe ich echt keine Angst mehr vor dem Tod, vor meinem Sterben. Ich glaube, hoffe auf ein ewiges Leben bei Gott. Und zu diesem Gott kann und darf ich beten.

Christen können dich enttäuschen, aber alle Menschen können dich enttäuschen liebes Phinchen.

Wichtig finde ich da, das wir unabhängig von Menschen zu einem persönlichen Glauben an Gott finden. Oft fühlst du dich auch von Gott enttäuscht, weil der anders reagiert wie du es möchtest. Vieles verstehen wir nicht. Gott hat aber oft bessere Gedanken als wir Menschen. Das erkenne ich auch nicht sofort. Aber einige Zeit später merke ich doch, es ist gut wie Gott gehandelt hat.

Vielleicht gehst du einmal wieder kleine Schritte auf Gott zu, wagst wieder Schritte im Glauben. Das du wieder merkst, spürst, DU bist geliebt und angenommen bei IHM.

Glaube ist kein Zwang, kein Druck, keine Zwangsbekehrungen Jeder Mensch darf glauben, kein Mensch muss glauben.


in guten Gedanken für dich,

viele liebe Grüße,

Frederick

22.05.2019 21:05 • x 6 #9


F



liebes Phinchen,


ich habe ein schönes Lied für dich gefunden, was mir auch immer wieder Trost und Hilfe schenkt wenn ich nicht mehr weiter weiß.


Befiehl du deine Wege, und was dein Herze kränkt,

der allertreusten Pflege, des der den Himmel lenkt,

der Wolken Luft und Himmel, gibt Wege Lauf und Bahn,

der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.


Ja und das wünsche ich dir liebes Phinchen von ganzem Herzen, das DU einen guten Weg für dich finden darfst in deinem Leben. Einen Weg wo du wieder zu dir findest, zu Deinem Herzen, einen Weg zu Gott, einen Weg zu anderen Menschen. Das du wieder Liebe und Freude spüren und erleben darfst. Mögest Du wieder ein erfülltes Leben für dich finden dürfen. Frieden für DICH, in allem was DU tust.









Gott sei mit DIR!








in guten Gedanken für DICH,

ganz viele liebe Grüße,


Frederick

23.05.2019 11:57 • x 2 #10


Jedi
Hallo !
Zitat von Phinchen:
Ich wollte hier keinen Glaubenskrieg anfachen und auch keine Diskusion über für und wider.

einen Glaubenskrieg hast du sicher hier nicht entfacht u. es geht auch nicht um ein für u. wider.
doch finde ich dieses thema nicht unwichtig, weil gerade Depressiv-erkrankte, oft nach einem halt , einer orientierung suchen.
da kann der Glaube eine stütze, eine orientierung u. halt vermitteln.
die therapeutische begleitung kann helfen, sicherlich.
was aber geschieht außerhalb der therapeutischen sitzung, bzw. zwischen zwei therapiesitzungen ?
sich hier einmal darüber auszutauschen, gerade in einem Depression-Forum, kann villt. dadurch der ein oder andere eine neue perspektive eröffnen, wie er, wenn es wieder einmal mehr grau u. schwarz um ihn herum ist, sich eine möglichkeit ergibt, beistand durch den Glauben für sich zu schaffen.
wenn ich die beiträge so lese, sind doch einige hier nicht gut mit dem Glauben in kontakt gekommen u. haben so unterschiedliche erfahrungen gemacht.
ich selbst habe mir einen Glauben entwickelt , der sehr weit weg ist, dass was die kirchenlehre uns bisher gelehrt hat.
ich lehne die Dogmen der kirche ab u. habe mir ein neues bild von gläubigkeit erschaffen.
dies konnte mir schon hilfreich sein, wenn die dunkelheit der Depression mich heimsuchte.
aber das ist auch nur ein teil, neben der therapie, um mit den Symptomen der Depression umgehen zu können.

so wie es Frederick in seinen beitrag beschreibt, dem könnte ich mich auch annähern.
ich finde ein sehr liberaler u. lebensnaher Glaube ! u. nicht so was abgehobenes !

villt. schreibt der ein oder andere ja noch mal etwas dazu, wie sein Glaube ihm, in der Depression oder einer anderen psychischen erkrankung schon hilfreich war ?

LG Jedi

23.05.2019 14:24 • x 2 #11


Flocon_de_Neige
Ich möchte hier nur eines zitieren und genau so stehen lassen:

Zitat von Edelle:
Was ich gelernt habe: Über Glauben nicht zu diskutieren.


-------------------------------

Und auch hier noch einmal - Leben und Leben lassen! - Und seinem Umfeld nichts aufdrücken, nein, nich einmal vorschlagen.

Punkt.

23.05.2019 14:32 • x 2 #12


Axel61
Ich halte mich da an S.Hawking.

https://de.wikipedia.org/wiki/Stephen_Hawking

23.05.2019 18:57 • x 2 #13


Jedi
Hallo Axel61 !

habe sein letztes buch gelesen u. seine antworten auf die fragen, wie das universum entstanden ist u. auch was er über die religion schreibt, dem kann ich sehr gut folgen.
ein tolles buch u. sehr zu empfehlen. Kurze Antworten auf grosse Fragen.

LG Jedi

23.05.2019 19:12 • x 1 #14


A


Hallo Phinchen,

x 4#15


F
hallo lieber Jedi,

selbst glaube ich noch ganz einfach, das ein guter Gott die Erde und den Himmel erschaffen hat. Er wollte uns in ein Paradies setzen, damit wir in Frieden mit uns Menschen und Tieren leben.

Doch wir Menschen wollten das nicht, wollten unser Leben selbst bestimmen, das ging meiner Meinung nach aber ziemlich schief. Und so kamen Krankheiten, Streit, Neid, Ängste, Misstrauen, Unsicherheit, Ego, Geiz, Eifersucht, Hass, geringe Toleranz, gestörte Körperbeziehung, Launen, emotionale Kälte usw.in unser Leben. Und daran leiden wir Menschen noch heute.

Trotzdem lohnt sich das Leben auf der Erde. Meine Hoffnung geht aber über das Leben auf der Erde hinaus.

Das es im Himmel wieder ein Paradies gibt. Ein Paradies für Menschen und Tiere.

Trotzdem ist mir die Erde und ihre Zukunft hier auch wichtig. Es sollen noch viele Menschen gut darauf leben.

Stephen Hawking ist jetzt tot. Jetzt weiß er es genau, ob es den Himmel gibt, oder nicht gibt.

Danke das wir uns hier austauschen können, auch wenn wir verschieden denken, das finde ich echt toll von dir, ehrlich.


viele liebe Grüße,

Frederick

23.05.2019 19:31 • x 2 #15

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