Schwerbehinderung und Anzeichen für Burn Out

S
Hallo ihr,
ich glaube, ich bin ziemlich am Ende.

Ich bin 25 und seit 1 1/2 Jahren als Sozialarbeiterin in der offenen Kinder- und Jugendhilfe tätig, anfangs 39 Stunden, dann 35. Ich habe eine Schwerbehinderung (60 GdB, G, Halbseitenlähmung und PTBS), Arbeitgeber weiß Bescheid, allerdings weiß er nichts dass im Mai von 50 auf 60 erhöht wurde und ein G dazu kam.

Es wurde ziemlich schnell klar, dass ich eine VZ Stelle nicht schaffe, weil es körperlich zu anstrengend ist und ich mehr Zeit zum Erholen brauche, weswegen ich schon nach drei Monaten auf 35 Stunden reduziert habe. Im Dezember letzten Jahres hatte ich eine OP und mir wurde im Krankenschein angeboten, den bis März befristeten Vertrag auf unbefristet zu verlängern, bei 35h. Meine Nachfrage, ob ich auch auf 30 reduzieren kann, wurde verneint (gesetzlich passend, weil zu wenig Angestellte). Ich nahm das Angebot an, um nicht im Krankenschein nach einer neuen Stelle suchen zu müssen, nahm mir aber vor zum Juni zu kündigen.

Dann kamen die Schulschließungen und wir hatten erstmal 8 Wochen zu. Bei voller Bezahlung. Ich hätte, um zum Ende Juni zu kündigen, Mitte Mai die Kündigung einreichen müssen. Aber aus Angst davor, bei einer 2. Welle in der Probezeit gekündigt zu bekommen, habe ich mich nicht getraut.

Und es lief auch ganz ok. Durch verschiedene Verordnungen hatten wir nur beschränkten Betrieb und ich habe von Mai bis August nur 20 Stunden in der Woche arbeiten müssen. Das tat sehr gut.

Seit zwei Wochen arbeite ich wieder 30 - 35 Stunden in der Woche und bin wieder total erschöpft. Ich habe bei meinem Arbeitgeber angefragt, dass ich aus gesundheitlichen Gründen auf 29 Stunden reduzieren möchte und mich auf mein Recht als Arbeitnehmerin mit Schwerbehinderung berufen. Es wurde abgelehnt: Die gesundheitliche Notwendigkeit wäre nicht gegeben (ich war in den Monaten, in denen nur 20 Stunden/Woche gearbeitet wurde, nicht krank) und eine Umstruktierung des Dientsplans wäre unzumutbar. Das war letzte Woche Mittwoch. Ich habe dann nichts mehr auf die Mail geantwortet, weil ich so niedergeschlagen war.

Ich merke erst jetzt so richtig, wie gut es mir tat, 20 Stunden/Woche zu arbeiten. Wie viel Energie mir diese zehn Stunden nehmen.

Ich kann erst wieder zum Dezember kündigen. Der Plan ist, morgen zu meiner Hausärztin zu gehen und mich erstmal krank schreiben zu lassen. Morgen habe ich auch endlich wieder Psychotherape nach der Sommerpause.

Ich habe in meinem Freundeskreis keine Menschen, die teilerwerbsgemindert sind. Entweder sie arbeiten voll oder sind arbeitsunfähig. Deswegen habe ich kaum Austausch dazu und dachte mir, vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen gemacht. ?

Es fällt mir echt schwer, die Bremse zu ziehen. Weil es ja irgendwie geht. Kennt ihr das? Wie geht ihr damit um? Habt ihr Tipps für mich?

Grüße,
Sam

26.08.2020 19:47 • #1


Alexandra2
Hallo Sam,
Immer weiter machen, obwohl die Alarmglocken klingeln, kenne ich auch. Das ist keine Lösung, zumindest nicht auf Dauer.
Bei mir führte das zum völligen Zusammenbruch. Daran habe ich noch zu knabbern, 6 Jahre danach.
Der Weg ging auch zur Reha, um feststellen zu lassen, ob ich noch arbeiten kann und für andere, wieviel sie arbeiten können. Das könnte ich mir für Dich vorstellen. Du hättest Zeit für Dich, kommst raus aus der Arbeit und vielleicht stellt sich eine Teilerwerbsminderung heraus, wer weiß? Und solange Du in der Reha bist, bekommst Du Lohnersatzleistungen.
Liebe Grüße Alexandra

26.08.2020 22:07 • #2

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