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Partner über den Verlauf der Therapie informieren?

B
Hallo in die Runde,
ich habe mich gerade hier registriert, da ich dringend Hilfe suche. Mein Partner leidet wahrscheinlich schon sein ganzes Leben an Depressionen. Wir sind jetzt über 5 Jahre zusammen und leben auch gemeinsam. Seit letztem Jahr macht mein Partner nun eine Therapie, leider noch mit wenig bis keinem Erfolg.
Mein Problem ist nun vor allem, dass er mir so gut wie gar nichts aus der Therapie erzählt. Er ist auch sonst ein sehr verschlossener Mensch, dem es sehr schwerfällt über Gefühle zu sprechen. Ich denke allerdings, dass der Partner über die Therapieinhalte Bescheid wissen sollte, oder mit einbezogen werden sollte - zumindest nicht komplett ausgeschlossen.
Ich bin ja ein wichtiger Bestandteil seines Lebens und mein Leben leidet auch sehr unter den Depressionen.
Natürlich möchte ich ihn auch unterstützen und Verständnis aufbringen. Das ist aber leider nicht so einfach, wenn man aus allem ausgeschlossen wird (Gefühle, Gedanken, Ängste, Wünsche, Fort- oder Rückschritte der Therapie. ).
Wie seht ihr das?
Ich hoffe, dass ich hier ein wenig Hilfe bekommen kann (die habe ich mittlerweile auch dringend nötig).
Lieben Dank für eure Meinungen

16.10.2018 10:58 • #1


robbi
Hallo,

wenn er selbst nichts erzählen möchte, was zwingend notwendig für die Partnerschaft ist, könntest du ihn mal fragen, ob er etwas dagegen hätte, wenn du einen Arzt fragst. Natürlich mit seiner Vollmacht oder seinem Einverständnis.
Frage ihn bitte, ob dir die Partnerschaft zu Dir wichtig ist. Falls ja, dann muss er auch dazu bereit sein, deine Unterstützung zu honorieren. Mache ihm bitte klar, dass Du unter diesem Zustand leidest und diesen Zustand nicht dauerhaft so führen möchtest und wirst. Er muss deine Ernsthaftigkeit spüren.

LG

17.10.2018 07:50 • #2


A


Hallo Bechen81,

Partner über den Verlauf der Therapie informieren?

x 3#3


Cleofee
Bei allem Verständnis für deinen Wunsch in die Therapie mit einbezogen zu werden, liegt es allein bei deinem Partner, was er dir mitteilen möchte und was nicht. Die Therapie ist eine sehr persönlich Angelegenheit und man bespricht Themen, die man eben nicht mit seinen nächsten Angehörigen bespricht. Du kannst ihm nur versichern, dass du ihn unterstützt und z.B. für Paargespräche zur Verfügung stehst. Und sich mit seinem Arzt, bzw. Therapeuten in Verbindung zu setzen, ob mit oder ohne Einverständnis, empfinde ich als ziemlich übergriffig.

17.10.2018 21:24 • #3


Wave77
Zitat von Cleofee:
ob mit oder ohne Einverständnis, empfinde ich als ziemlich übergriffig.


Das sehe ich überhaupt nicht so. Es ist ja nicht so, dass die Themenerstellerin dies direkt gefordert hätte. Ihr Ehemann sagt nichts, sie ist besorgt und unglücklich mit ihrer Partnerschaft.

Klar, man kann den Standpunkt vertreten, dass dies alles den Partner nichts angeht, da private Themen. Dann muss man sich aber auch nicht wundern, wenn der Partner irgendwann die Beziehung beendet. Auch als Angehöriger eines depressiven Menschen leidet man und fühlt sich hilflos. Wenn sich der depressive Partner überhaupt nicht öffnet, nichts kommt und man selbst zum Verlauf der Therapie nichts aus ihm rausbekommt, man also keinen Lichtblick verspürt, warum hat man dann überhaupt eine Partnerschaft?

Ich sehe nicht, dass der Mann der Themenerstellerin zu ihr steht. Es ist ein geben und nehmen und wenn man glaubt, ein Partner macht immer alles mit, dann täuscht man sich gewaltig. Er sollte wissen, dass man trotz Depression auf seine Liebsten achten muss, denn die könnte es sicherlich leichter haben mit einem Partner ohne diese Krankheiten.

18.10.2018 07:24 • #4


B
Danke für euren Antworten!
Timeless77 du sprichst mir aus der Seele. Ich möchte ja keine Details über die Therapie erfahren. Nur, wenn man so gar nicht weiß, wie ist der Stand der Dinge, was meint die Therapeutin, wie fühlt sich der Partner inzwischen - geht es ihm insgesamt besser oder schlechter? Dann macht man sich eben selbst einen Kopf. Und was weiß schlimmer ist, man hat keinen Grund durchzuhalten.
Leider fühlt es sich immer mehr so an, als wenn es gar keine guten Phasen mehr bei ihm gibt. Ich denke zumindest, dass so Depressionen ablaufen. In den paar guten Stunden kommt leider auch wenig Liebe von meinem Mann. Ich neige dazu ihm alles abzunehmen und auch den Haushalt fast komplett alleine zu schmeißen. Dann erwarte ich, dass auch er etwas macht, wenn er mal wieder zu Hause ist und nicht arbeitet geht. Wenn es dann nichts macht, werde ich sauer. Aber warum versteht er denn nicht, dass er auch etwas tun muss.... Wenn er alleine wäre müsste er ja auch.
Vielleicht hat diese Problematik ja auch gar nichts mit den Depressionen zu tun?
Auf jeden Fall müsste es mehr Unterstützung für Angehörige geben. Es heißt immer, dass man für seinen Partner da sein soll und ihn unterstützen, nicht über- nicht unterfordern. Keine Vorwürfe machen, die Therapie ist etwas privates und geht nur den Patienten etwas an... Was ist mit mir? Ich bin doch auch nur ein Mensch mit beschränkten Kräften.
Das alles führ dann nur dazu, dass der gesunde Partner entweder auch krank oder unglücklich wird oder sich trennt.
Wenn mein Partner an Krebs erkranken würde, würde ich doch auch in die Behandlung mit einbezogen werden und Gespräche mit den Ärzten gemeinsam führen.
Bitte sagt mir, wenn ich das falsch oder zu egoistisch sehe.

19.10.2018 09:08 • x 1 #5


Wave77
Hallo,

ich würde dir raten, dass Du dich solange er noch in Therapie ist, etwas zurückhältst. Du kannst ihn natürlich bitten, dir mehr Informationen zu geben. Wenn dann trotzdem nichts kommt, warte einfach ab, bis die Therapie zu Ende ist. Sobald er dann zu Hause ist und du keine spürbare Verbesserung bemerkst, würde ich Tacheles reden. Eine Depression ist eine Sache aber den Partner links liegen lassen und das vor allem dauerhaft, ist etwas ganz anderes. Klar, es gibt Phasen, wo man vielleicht keine Kraft aufbringen kann. Bei deinem Mann ist das allerdings dauerhaft so und so wie du die Sachlage beschreibst, könnte es gut sein, dass Du auch noch in 10 Jahren so unglücklich bist du wie jetzt.

Deswegen musst Du mit ihm reden, sobald er wieder zu Hause ist. Du kannst ihm ruhig sagen, dass dein Maß an Verständnis nun voll ist. Wenn er dann beleidigt ist, dich kritisiert und in keinster Weise Verständnis oder Hilfe kommt, würde ich persönlich mich wohl trennen. Vielleicht wacht er dann auf. Man darf wie gesagt als depressiver Partner nicht glauben, alles machen zu können. Man muss sich darüber bewusst sein, dass es auch eine Belastung für die Angehörigen und den Menschen an seiner Seite ist. Man muss immer schauen, den Menschen den man liebt glücklich zu wissen. Ist er dies nicht, ist es nur eine Frage der Zeit bis eine Trennung folgt. Jeder hat eine andere Schwelle ab wann er nicht mehr kann. Wie gesagt, du könntest es mit einem anderen Mann viel einfacher haben. Wenn er dies nicht berücksichtigt, ist dies reichlich naiv. Ich hoffe er öffnet sich.

19.10.2018 09:30 • x 1 #6


B
Hi,
mein Mann ist ja immer zu Hause. Er macht eine Gesprächstherapie, einmal die Woche für 1 Stunde bei seiner Psychologin.
Ich hoffe sehr, dass er sich öffnen kann. Ab und zu erzählt er mir ja auch was, aber es kommt mir sehr oberflächlich vor.
Vielleicht liegt es auch daran, dass ich oft meinen Senf dazugeben muss, wenn er etwas erzählt. Oder ich mache gleich Vorschläge, wie man etwas ändern könnte. Ich bin nun mal eine Kämpferin und versuche alles schlechte abzuwehren und den Kampf aufzunehmen. Ein unlösbares Problem gibt es bei mir nicht.
Er möchte das dann aber nicht hören, oder nicht von mir hören. Ich kann mir gut vorstellen, dass ihn das nervt und er deswegen nicht so viel erzählt.
Was wäre ich denn aber für eine Partnerin, wenn ich nichts unternehme, damit es ihm irgendwann wieder besser geht. Seine Therapeutin scheint ja nicht so viel bewirken zu können. Einfach mit ansehen, wie schlecht es ihm geht und wie dieser Zustand unser Leben runterzieht, das kann ich eben nicht.

19.10.2018 12:42 • #7


B
Ich verstehe auch nicht, warum eine Therapeutin keine Lösungsansätze bietet. Wie soll denn bloß durch reden etwas geändert werden, was sich schon seit fast 50 Jahren manifestiert hat?

19.10.2018 12:43 • #8


Sonne1121
Schwierige Sache das, Bechen.
Erstmal: Er kann nicht. Er kann nicht was im Haushalt machen. Er sieht keine Lösungsansätze. Das ist die Depression, nicht er. Wie Meret bereits im anderen Thread geschrieben hat, die Depression macht ihn zu einem anderen Menschen.

Aber du sagst, er arbeitet nicht. Ist er krankgeschrieben? So wie du ihn schilderst frage ich mich, warum er in einer ambulanten Therapie und nicht in einer Klinik ist? Wenn einer sein Leben nicht mehr bewältigen kann gehört er in stationäre oder teilstationäre Behandlung, aber sicher nicht nur einmal die Woche in die Psychotherapie.

Sag ihm ganz klar wie's dir geht und das du bei einem der nächsten Gespräche dabei sein möchtest um das weitere Vorgehen zu besprechen. Weil du es nicht mehr aushältst. Geht er darauf nicht ein, würd ich bei seiner Therapeutin anrufen und ihr schildern wie's dir geht und auch sagen, dass du nicht mehr weiter weisst. Nein, das ist nicht übergriffig.

19.10.2018 15:26 • x 1 #9


Wave77
Zitat von Timeless77:
würde ich persönlich mich wohl trennen


Ich möchte nochmal etwas zu meiner eigenen Aussage ergänzen. Ich war hier wohl etwas zu vorschnell. Die Trennung sollte wirklich das letzte Mittel sein. Natürlich würde das Beziehungsende seine Depression nur noch verstärken. Man muss als Angehöriger aber auch mal an sich denken.

21.10.2018 09:36 • #10


B
Danke euch für eure Antworten, euer Verständnis hilft mir sehr!
Mein Problem ist auch, dass ich nicht weiß, ob oder wann es die Depression ist, die ihn so sein lässt, oder ob wir in unserer Beziehung grundlegende Probleme haben, die wir auch hätten, wenn er gesund wäre. Ob er nur faul ist und deshalb nicht viel im Haushalt macht, ob er mich nicht richtig liebt und deshalb nichts nettes zu mir sagt. Kein ich liebe dich, kein ich brauche dich oder ähnliches, was ein Partner gerne mal hört. Unser Liebesleben ist auch fast komplett auf der Strecke geblieben.
Ich sage ihm auch oft, was mir fehlt und mit welch kleinen Mitteln er mir gut tun könnte, aber es kommt nichts. er sagt nur, dass das ständige Beschweren meinerseits es auch nicht besser machen würde.
Ich zweifel echt an seiner Liebe und weiß deshalb nicht mehr, ob sich ein Durchhalten überhaupt noch lohnen würde.
Oft genug habe ich ihm gesagt, dass es so nicht weiter gehen kann, aber es geht weiter. Ich lasse ja auch zu, könnte mich auch trennen... Aber insgeheim hoffe ich immer noch auf einen lauten Knall und der ganze Spuk ist vorbei und wir können wieder glücklich sein. Die Depression alleine ist schon schwer genug durchzustehen, aber dann noch das ganze drum herum ist einfach zu viel für mich, bzw. zu wenig für unsere Beziehung.
Vielleicht ist er auch gerade so mit sich selbst beschäftigt, dass ich zu viel verlange, wenn ich über unsere Beziehung reden möchte, was alles fehlt oder schief läuft. Ich versuche ihn immer zu rechtfertigen und mache mir Gedanken, was ich falsch mache.
Einfach zu viel!

21.10.2018 16:35 • #11


JuliaW
Hallo,

ob es an der Depression liegt oder grundlegend an der Beziehung, ist wahrscheinlich eine Frage, die kaum zu klären ist. Falls Du bereit bist, auch bei Dir zu schauen, könnte ich Dir ein Buch empfehlen, das mir in einer meiner Beziehungen sehr geholfen hat: Liebe Dich selbst und es ist egal, wen Du heiratest von Eva-Maria Zurhorst. Ich habe dadurch eine andere Perspektive auf Beziehungen gewonnen und bin eine neue (Liebes-)Beziehung mit mir eingegangen. Viel mehr vermag ich dazu im Detail nicht zu sagen, weil es schon über 10 Jahre her ist, dass ich das Buch gelesen habe. Woran ich mich erinnere: es hat eine nachhaltige Veränderung in meinem Denken bewirkt und es war ein Anstoß, so einiges in meinem Leben zu verändern. Es wird Dich in Bezug auf die Frage oben wahrscheinlich weniger weiterbringen, doch vielleicht ermöglicht es Dir mehr Klarheit über Deine Situation insgesamt und die Frage erübrigt sich?

Liebe Grüße,
Julia

21.10.2018 17:45 • x 1 #12


B
Hallo Julia,
danke für deinen Tipp.
Ich habe schon oft darüber nachgedacht, dass ich mich zu sehr von dieser Beziehung abhängig mache. Von daher wäre ein neuer Denkansatz gar nicht so verkehrt.
Ich schaue mir das Buch mal an.
Lieben Gruß

21.10.2018 18:31 • #13


Sonne1121
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Die Depression kann all das bewirken. Aber eben, dann gehört er in eine Klinik. Es gibt ein gutes Buch in Comic-Form, das ich dir empfehlen kann: Mit dem schwarzen Hund leben: Wie Angehörige und Freunde depressiven Menschen helfen können, ohne sich dabei selbst zu verlieren

Aber jetzt gilts für dich erstmal zu handeln: Sag ihm dass es so nicht weitergeht und bitte ihn, bei einem der nächsten Therapie-Gespräche dabei zu sein. Wenn er das nicht will, nimm Kontakt mit seiner Therapeutin auf und frage sie um Rat was du tun sollst. Mich interessiert wirklich, warum, falls er krank geschrieben sein sollte, nicht auf ne Warteliste für die Klinik kommt, sondern nur ambulant Therapie erhält.

21.10.2018 18:32 • x 1 #14


B
Hallo Sonne1121,
er hat sich über den Hausarzt krankschreiben lassen. Ich weiß ja nicht, wie genau er seine Therapeutin über seinen seelischen momentanen Zustand informiert.Vor ein paar Wochen hatte er Suizidgedanken. Die Therapeutin hat ihn trotzdem wieder nach Hause geschickt.... Das hatte ich damals auch in Frage gestellt. Ich kann damit ja nicht alleine umgehen. Hatte echt Angst ihn alleine zu lassen in dieser Zeit.
Jetzt geht er Widerwillen wieder arbeiten,es tut ihm aber nicht gut. Für ihn ist es die mangelnde Wertschätzung und die Eintönigkeit auf der Arbeit ein Grund für sein schlechtes Befinden.
Ich weiß bei ihm manchmal nicht, ob er es Ernst meint, oder ob es Aufmerksamkeit erregen soll. Wäre aber dann ziemlich krass.

21.10.2018 18:58 • #15


A


Hallo Bechen81,

x 4#16


Sonne1121
Ok, das ist schon sehr sehr heftig und ich weiss ehrlich gesagt nicht, was ich dir raten soll. Es ist eine verzwickte Situation. Vielleicht kann dir die Telefonseelsorge weiterhelfen?

Zitat:
Die Telefonseelsorge
Geschultes Personal Ein Anruf ist rund um die Uhr möglich.

Telefon:

0800 111 0 111 (24 Std. / keine Gebühren und anonym)
0800 111 0 222 (24 Std. / keine Gebühren und anonym)

26.10.2018 12:23 • #16

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