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Nervosität bis zur kopflosen Angst ohne Grund

S
Hallo zusammen,
ich Versuche Mal meine Gedanken zu sortieren und hoffe ihr könnt mir helfen?

Ich bin auf der Arbeit sehr oft nervös und habe Angst, manchmal Panik.
Und das ohne ersichtlichen Grund!? Ich habe nur nette Kollegen, werde von meinen Vorgesetzten sehr geschätzt und gelobt. Kritik kommt wenn überhaupt nur auf sachlicher Ebene und in angenehmer Atmosphäre.

Es gibt da diese Phasen in denen ich morgens 2 Stunden vor dem Wecker aufwache und nervös und verängstigt auf das Klingeln warte.

Bei meinem vorherigen Arbeitgeber war die Stimmung nicht ganz so gut, aber trotzdem durchweg positiv und ohne große Zwischenfälle. Und dennoch gab es Wochen am denen ich jeden Morgen erbrochen habe, was mich für 1, 2 oder 3 Minuten sehr beruhigt hat.
Diese Stelle gab ich dann auf, weil ich meine jetzige gefunden habe und darüber sehr froh war und immernoch bin!

Ich habe diese Ängste immer wieder und kann noch nichtmal sagen, wovor ich Angst habe! Ich sitze in meiner Position fest im Sattel, habe familiär eine solide finanzielle Grundlage, tolle Eltern und eine liebevolle Partnerin.

Und dennoch habe ich immer wieder diese perfiden Gefühle, sobald die kleinste Herausforderung auf mich zukommt. Ich falle teils in ein riesen Loch, wenn ein von mir erstelltes Angebot nochmal überarbeiten muss, obwohl ich nichtmal Schuld an den Änderungsgründen trage, sondern der Kunde, Chef etc.
Aber dennoch ist es mein Angebot, mein Kunde,. Und sofort beziehe ich das auf mich und die Brust zieht sich zusammen.
In diesen Momenten wird mir schlecht.

Das führt dazu, dass ich mit positiven Gedanken, dass in meinem Leben ja eigentlich alles gut ist, zu extremen Zweifeln komme. Warum habe ich diese Probleme, wenn alles gut ist? Warum kann ich keinen Urlaub und keinen Feierabend genießen und habe immer Angst, dass die Arbeit danach wieder losgeht. Freizeit scheint nur einen Zeit zu sein, in der ich die Arbeit erwarte.

Warum habe ich das? Warum bin ich so und was kann ich tun? Die Rahmenbedingungen sind optimal, aber meine Emotionen (meistens montags und nach Urlauben) sind ALLES andere als das.

Kennt ihr das?

Ich hoffe, dass man meinen wirren Gedanken folgen konnte, ich schreibe zum ersten Mal in einem Forum und bin (noch) nicht in Therapie, daher fällt mir die Formulierung so schwer.

Seb

07.01.2021 19:07 • x 2 #1


A
Zitat von Sebastian27:
Es gibt da diese Phasen in denen ich morgens 2 Stunden vor dem Wecker aufwache und nervös und verängstigt auf das Klingeln warte.

Hallo Seb,
was du beschreibst, kenne ich nur zu gut, auch wenn ich nicht mehr im Berufsleben stehe. Da aber war die Nervosität besonders hoch. Beim vorzeitigen Aufwachen zu erkennen, dass der ganze Tag mit allen Unabwägbarkeiten noch vor einem liegt, bin ich immer aus dem Gleichgewicht geraten. Erst, wenn einige Stunden vergangen sind und ich erlebe, dass der Tag ganz normal verläuft, werde ich ruhiger.

Zitat von Sebastian27:
Warum kann ich keinen Urlaub und keinen Feierabend genießen und habe immer Angst, dass die Arbeit danach wieder losgeht. Freizeit scheint nur einen Zeit zu sein, in der ich die Arbeit erwarte.

Auch diese Zeilen könnten von mir sein. Es gab nur wenige Zeiten in einem Urlaub, die ich genießen konnte, weil ich wusste, in absehbarer Zeit wird es wieder schwieriger. Ich erhole mich in der Freizeit auch nicht. Immer schwebt das Kommende wie eine Bedrohung über mir.
Bei mir ist es eine Mischung aus großer Unsicherheit und Angst vor Erwartungen an mich. In den Ferien hatte ich den Anspruch, wieder völlig fit zu werden. Aber das sind viel zu weit gesteckte Ziele gewesen. In ganz kleinen Einheiten zu denken hat den Fokus in die Gegenwart gelenkt: Das Eis, das so gut schmeckte. Der Blumenduft im Frühling, der mir um die Nase wehte. Das Beobachten zweier sich jagender Feldhasen auf dem Acker. In diesen kurzen Minuten erholt sich der Mensch.

Wenn dich dein Zustand sehr quält, hole dir Hilfe. Ich bin anfangs mit meinen Hausärzten sehr gut gefahren.
Lieber Gruß von Mayke

07.01.2021 19:24 • x 3 #2


A


Hallo Sebastian27,

Nervosität bis zur kopflosen Angst ohne Grund

x 3#3


S
Zitat von Mayke1:
Beim vorzeitigen Aufwachen zu erkennen, dass der ganze Tag mit allen Unabwägbarkeiten noch vor einem liegt, bin ich immer aus dem Gleichgewicht geraten. Erst, wenn einige Stunden vergangen sind und ich erlebe, dass der Tag ganz normal verläuft, werde ich ruhiger.


Hi!
Ja genau das habe ich noch vergessen zu erwähnen. So fühlt es sich dann oft an!
Das kann bei mir allerdings auch Mal gerne bis 1 Stunde vor Feierabend dauern. Dann kommt immer wieder die Gewissheit, dass ja alles gar nicht so schlimm war, im Gegenteil.
Das hindert allerdings nicht, dass es wieder von neuem losgeht...

07.01.2021 19:33 • x 1 #3


Lost111
Zitat:
Da aber war die Nervosität besonders hoch. Beim vorzeitigen Aufwachen zu erkennen, dass der ganze Tag mit allen Unabwägbarkeiten noch vor einem liegt, bin ich immer aus dem Gleichgewicht geraten. Erst, wenn einige Stunden vergangen sind und ich erlebe, dass der Tag ganz normal verläuft, werde ich ruhiger.


Hallo Mayke1, hallo Seb,

auch das kenne ich von mir nur zu gut! Diese Woche habe ich Urlaub, aber ich denke jetzt schon daran, was mich nächste Woche wieder erwarten wird... Diese Gedanken sind schwer abzustellen.
Auch mir geht es so: wenn ich erstmal bei der Arbeit bin und die Lage gecheckt habe, komme ich langsam wieder runter. Aber das kann dauern. Eine innere Grundanspannung ist bei mir immer vorhanden. Das kann man nicht willentlich beeinflussen. Wenn ich dann Feierabend habe, bin ich total müde und kaputt. Und ich frage mich: was war denn jetzt so schlimm an diesem Arbeitstag?! Denn eigentlich mache ich meine Arbeit gerne.
Wie man da raus kommen kann, wüsste ich auch gerne. Jeder neue Arbeitstag hängt wie ein Damoklesschwert über mir.

LG Lost111

07.01.2021 19:52 • x 3 #4


S
Hallo

Vielen Dank für die ganzen Antworten! Man ist scheinbar wirklich nie allein und es gibt Menschen, die nachempfinden können.

Hat jemand irgendwelche Möglichkeiten zur Hand, die einen das Rationale etwas mehr in das Emotionale übertragen lassen?

07.01.2021 21:35 • #5


Albarracin
Experte

08.01.2021 08:19 • x 2 #6


LeLion
Hört sich als Ursache stark nach einem mangelnden Selbstwertgefühl an.
Da kann ich dir ein Lied von singen, egal wie gut man seine Arbeit macht und auch die Bestätigung von anderen ändern da nichts dran, immer hat man das Gefühl man würde etwas falsch oder nicht gut genug machen (meist ist das Gefühl natürlich auch im privaten Bereich vorhanden evtl. etwas weniger ausgeprägt) und das obwohl alle Parteien meist mehr als zufrieden sind.
Man selber kann, nein will das nicht glauben und grübelt ununterbrochen über das getane nach.
Eigentlich ein Teufelskreis aus dem man auch selten alleine rauskommt, wie auch, man glaubt ja eh nicht was andere sagen.
Wie @Albarracin schon schreibt irgendwann wird daraus dann Angst und somit eine Angststörung hier geht der Spaß dann leider auch richtig los. Die Symptome sind dann meist Psychosomatisch und es wird schwer das ganze selbst noch rational betrachten zu können.

Zum Glück wie schon geschrieben wurde gibt es dafür professionelle Hilfe und die Chancen der Heilung sind dabei sehr gut und natürlich kann, sollte und muss man dabei selbst an seinem Problem mitarbeiten.

08.01.2021 20:36 • x 1 #7


S
Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure Hilfe! Wie schon gesagt, ist es auch sehr beruhigend, dass andere diese Gefühle nachempfinden können!

Ich habe heute einen Termin zu einem Kennenlernen bei einer Therapeutin vereinbart.

Diese hat mir vorab (sehr unterstützend) bei einem 30 Minuten(!) Telefonat, um den Termin auszumachen schon einige Dinge an die Hand gegeben.

Zum einen können Atemübungen helfen, um den Körper zu beruhigen, wenn die Nervosität sich in schnellerem Herzschlag etc zeigt.
Ich werde eine Lampe Dodow testen. Diese ist zwar als Einschlaghilfe konzipiert, hat aber vielleicht genau dafür die richtigen Einstellungen.
Hierzu werde ich mich melden, wenn ich Ergebnisse berichten kann!

Zum anderen soll ich ein einfaches Tagebuch führen, indem ich im Kalender kleine Notizen mache, ob und in welchem Ausmaß ich Probleme hatte. Das hilft zusätzlich zur Anamnese bei der Therapie.
Empfohlen wurde mir auch (wenn man der Typ dafür ist) eine kleine Biografie zu schreiben seit wann es die Probleme gibt, wann sie ausgelöst wurden, wie intensiv es war etc. Also nicht nur eine Doku AB heute, sondern eben BIS heute.
Auch hier werde ich mich natürlich bei euch melden!

Es ist wirklich so schade, dass es Probleme in der Psyche gibt, die ein ansonsten tolles, erfüllendes Leben hinterfragen. Und mich Zweifeln lassen, ob mein Leben nicht vielleicht doch ein Kartenhaus ist und es nur eine Frage der Zeit ist, bis alles sinnlos und unüberwindbar wird.
Aber das ist es nicht und rational wird es das auch nicht sein. Bei vielen von euch ist es bestimmt auch so!

Ich hoffe, dass ich bald Neuigkeiten zu meinen Anregungen vermelden kann!
Bis dahin freue ich mich, wenn wir hier weiter diskutieren und uns austauschen können. Allein die Überwindung mich hier anzumelden und dann direkt so empathische Antworten zu bekommen, war schon ein schönes Erlebnis!

Seb

08.01.2021 23:47 • x 3 #8

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