Mein Mann ist schwer depressiv - ich brauche Hilfe

David Spritz
Ok, da habe ich wohl zu sehr verallgemeinert. Ich war selbst in meinen depressiven Episoden sehr ich-bezogen und habe in der Zeit viele Depressive kennengelernt, die es auch waren. Es gab aber in der Tat auch andere Fälle.

23.07.2013 17:13 • #31


Knoten
Zitat von David Spritz:
Ok, da habe ich wohl zu sehr verallgemeinert. Ich war selbst in meinen depressiven Episoden sehr ich-bezogen und habe in der Zeit viele Depressive kennengelernt, die es auch waren. Es gab aber in der Tat auch andere Fälle.


Verallgemeinerungen bei menschlichem Verhalten sind immer sehr fehlbar
Schließlich ist jeder von uns ein Individuum

23.07.2013 22:25 • #32


A


Hallo fiasko,

Mein Mann ist schwer depressiv - ich brauche Hilfe

x 3#3


F
Das ist allerdings wahr ^^

Also verleugnen tut er mich nicht, aber er stellt unsere Beziehung halt so dar als wäre ich nicht mehr an ihn interessiert.Wenn ich ihn darauf anspreche kommt als Antwort das das alles nur ein Spiel ist ....... und er wird halt zwischendurch immer mal wieder etwas launisch und macht mich dann halt in einem unangenehmen Ton an.

Über Gefühle reden geht so gut wie gar nicht Bettina :( er will auch gar nicht über seine reden und wenn ich über meine Gefühle rede meint er, es würde dann seine Schuldgefühle steigern und auch weil er meine Bedürfnisse nicht immer stillen kann, also mal kuscheln oder einfach mal in den Arm nehmen. Wenn es dann wirklich mal passiert geht es meistens auch von mir aus. Ich habe in dem Buch Wenn der Mensch den man liebt depressiv ist gelesen, dass man sich nicht von der Ablehnung/Zurückweisung des Partners einschüchtern lassen soll, sondern immer wieder auf ihn zugehen und ihm zeigen das er einem wichtig ist. Ich versuche mich daran zu halten und gleichzeitig nicht zuviel Druck damit auf ihn auszuüben, aber im Grunde genommen weiß ich gar nicht mehr woran ich an diesem Mensch eigentlich bin. Manchmal habe ich das Gefühl es sind 2 verschiedene Personen und der Wechsel geht sehr schnell und manchmal ist er mir vollkommen fremd :(

Auch wenn ich ihn auf einen Termin für die Psychosomatische Klinik anspreche wird er ungehalten. Ich weiß ja das ich mich nicht einmischen soll, aber irgendwie müssen wir da ja auch mal vorankommen. Er kann das doch nicht auf ewig hinausschieben und nicht wirklich so weiterleben wollen wie wir es jetzt tun. Auch das Gutachten was er von der Klinik erhalten hat muss revidiert werden. Die haben da Tatsachen verdreht und ihn als gefährlichen Menschen hingestellt. Das kann ja nicht so stehen bleiben, aber auch hier findet er nicht den Willen. Er sagt zwar ja machen wir am Wochenende, aber passieren tut dann wieder nichts :( Und ich mag ihn nicht immer wieder antreiben, schon allein wegen seiner häufigen Panikattacken nicht, weil ich Angst auch hier immer wieder der Auslöser zu sein.

23.07.2013 23:15 • #33


Knoten
Hallo fiasko,

Wie lange ist die letzte Therapie bei deinem Mann her? Wann kam er aus der Klinik?
Vielleicht ist die Zwischenzeit einfach noch zu gering.

Nach meinem letzten Klinikaufenthalt ging es mir deutlich schlechter als vorher, ich arbeite noch immer daran mich wieder zu fangen.
Der Aufenthalt ist 1 Jahr her! Mir fehlt die Kraft ein Gutachten, dass wie das deines Mannes, voller schriftlich nachweisbarer Fehler steckt, anzufechten.

Ich kann dich sehr gut verstehen, den ich kenne beide Seiten. Mein Partner hat auch eine depressive Episode hinter sich. Allerdings ohne Klinikaufenthalt, nur Medikamente, Ruhe und viel Geduld meinerseits. Kuscheln und Co gab es zu der Zeit auch wenig, aber ich wusste, dass das auch durch die Medikamente kommt.
Viele davon gehen auf die Libido. Das Verlangen nach S. wird ziemlich unterdrückt.

Falls dein Mann Medikamente nimmt, schau mal in den Beipackzettel. Vielleicht erklärt sich dadurch auch ein bisschen sein Verhalten.

Es kostet viel Kraft, dass weiß ich. Möglicher Weise steht er auch unter den Einfluss der Damen, mit denen er in der Klinik war. Daran zu rütteln könnte extrem nach Hinten los gehen, da du nicht einschätzen kannst, wie tief dieser Einfluss geht und worüber die Gespräche gehen. Das kannst du vermutlich nur aussitzen.

Ich persönlich würde es so empfinden:
Auf jeden Fall nicht dagegen angehen. Die Bindung die in einer Klinik entstehen kann, ist durch die intensiven Gespräche in der Gruppentherapie sehr tief. Mit der Zeit, wenn alle wieder in ihrem Alltag zurück gekehrt sind, löst sich diese Bindung langsam wieder. Es sei den, es wird ständig dagegen geredet. Das löst das Verlangen nach dem Verständnis des Gruppenmitglieds aus.

Ob es sich bei deinem Mann so verhält, könntest du ja ganz vorsichtig antesten, oder vielleicht liegt die Antwort bereits beim lesen auf der Hand.

Viel Kraft weiterhin,

Knoten

24.07.2013 09:31 • #34


F
Ich danke Dir für die Antwort.

Die letzte Therapie war im Januar diesen Jahres und in der Klinik war er im März/April. Gegen das simsen mit seinen Gruppen-Mädels sage ich ja auch nichts, weil es ihm ja auch gut tut. War ja nur am Anfang eifersüchtig darauf, weil er ihnen alles erzählt hat und mir nicht, fühlte mich ausgeschlossen. Er erzählt mir nun fast alles was sie sich schreiben, von sich aus. Mich hat leider nur keiner darauf vorbereitet wie es sein wird, wenn er wieder aus der Klinik kommt. Ich konnte einfach nicht anders handeln als ich es getan habe. Als er nach den 9 Wochen zurück kam, war er sehr lieb und auch ein wenig anhänglich, aber das hat sich nach und nach gelegt. Hat natürlich auch was mit meinem Verhalten zu tun gehabt, davon gehe ich zumindest aus. Jetzt ist er wieder fast auf dem Stand wie vor der Klinik :(

Er mag irgendwie nicht von sich aus kuscheln, keine Umarmungen - es sei denn, ich gehe damit auf ihn zu, dann lässt er sich drauf ein, genau wie auch auf S.. Nur von sich aus ist es halt selten, er meint auch das es nicht an den Tabletten liegt, sondern einfach an seiner Depression. Er hat mir ja auch schon gesagt das er manchmal nicht weiß was er fühlt und ob das was er fühlt richtig ist. Wenn er eine schöne Rose sieht und dabei etwas verspürt weiß er nicht, ob das Gefühl richtig ist was er dann gerade hat. Und er versucht sich ständig unter Kontrolle zu halten, damit die Gefühle nicht durchkommen, weil er Angst hat dann die Kontrolle über sich zu verlieren.

Das Thema flirten und nicht ganz ehrlich sein spielt sich übrigens im Internet ab. Dort Pokern wir beide und man lernt dort natürlich Leute kennen und unterhält sich und mein Mann chattet dann auch gerne, privat natürlich .......

Ich fühle mich hin- und hergerissen zwischen Wut, Verzweiflung und Traurigkeit. Ich weiß manchmal einfach nicht wie meine Geduld aussehen soll. Ich versuche mich ruhig zu verhalten, mal klappt es mal klappt es weniger, aber irgendwie habe ich auch das Vetrauen zu ihm verloren und dann seine Zurückhaltung dazu, da kommt man dann schon mal auf dumme Gedanken.

24.07.2013 23:39 • #35


Knoten
Seit seinem Klinikaufenthalt ist noch nicht viel Zeit vergangen. Nach 9 Wochen Klinik ist es gar nicht so leicht sich wieder auf das Leben außerhalb einzulassen.
9 Wochen im geschützten Rahmen, wie unter einer Käseglocke, immer mit Menschen die verstehen.
Dann nach Hause, die Freude ist riesig und doch ist es ein Sprung ins kalte Wasser. Der Tagesablauf ändert sich von Heute auf Morgen.

Ich kann dir nicht sagen, wie dein Mann dies empfindet, doch ich weiß von mir und einigen mit denen ich 2009 bis zu 3 Monate in der Klinik war, dass wir alle sehr lange gebraucht haben um uns wieder in unserem Leben zurechtzufinden.
Wir waren eine 4er Gruppe.
Eine ältere von uns ging in Altersteilzeit, eine in den 40igern in EU-Rente, unser Küken brauchte ein knappes Jahr um sich zu fangen und ging dann für 9 Monate nach Australien als Backpacker. Ja und ich habe mehrere Versuche zur Wiedereingliederung gestartet und bin nun doch EU-Rentnerin.

Die Gefühle Wut, Verzweifelung und Traurigkeit sind schwer zu leben.

Sag mir doch bitte mal genau und jedes für sich warum Wut, warum Verzweifelung, warum Traurigkeit. Versuch deine Gefühle etwas greifbarerem zuzuordnen. Vielleicht gelingt es so, ein wenig Ordnung in das Chaos zu bringen.

25.07.2013 00:12 • #36


David Spritz
Ich würde auch sagen, dass Du da viel zu ungeduldig bist. Das Leben eines Depressiven läuft in einem anderen Tempo, das seiner Umwelt manchmal sehr, sehr langsam vorkommt. Mir ging es in der Depression auch so, allerdings hatte ich selbst zusätzlich diesen ungeduldigen Außenblick auf mich selbst. Ich habe mitgekriegt, dass ich das Tempo der Menschen in meinem Umfeld nicht mitgehen kann, hatte aber gleichzeitig das Gefühl, dass ich das trotz Depression schaffen müsste - eine absolute Zwickmühle! Die Lösung war am Ende, den Kampf aufzugeben und die Tatsache zu akzeptieren, dass ich momentan schwächer und langsamer bin als manche es von mir erwarten, dass ich mich dafür aber nicht schämen muss und auch mein Wert als Mensch dadurch nicht in Frage steht. Du musst aufpassen, dass Du nicht irgendwann für ihn zu dieser bösen, unmögliche Dinge verlangenden Außenwelt gehörst. Je mehr Druck Du ausübst, sei er auch gar nicht von Dir absichtlich gewollt, desto mehr wird er sich seinen Depri-Kumpels zuwenden, denn die verlangen nicht diese unmöglichen Dinge von ihm, sondern lassen ihn einfach so sein, wie er jetzt gerade ist. Das hilft ihm, dass er auch sich selbst mehr so akzeptieren kann, wie er jetzt gerade ist, und das ist dann auch der Beginn seiner Heilung. Wenn Du kannst, dann sende also auch Du ihm diese Botschaft. Du musst Deine innere Abwehrhaltung gegen seine Depression ablegen und aufhören, etwas an seiner momentanen Situation ändern zu wollen. Es gilt die gleiche Regel wie bei Allem im Leben: Erst wenn Du es akzeptierst, kann es sich auch irgendwann ändern.

Das mit der Frage, ob meine Gefühle richtig oder falsch sind, hatte ich auch. Ich nahm damals Mirtazapin, die massiv ins Gefühlsleben eingreifen, das kam noch erschwerend hinzu. Aber auch ohne Medikamente hatte ich oft Selbstzweifel und hatte die gleichen Gedanken wie Dein Mann: Ich bin schon depressiv, und wenn ich jetzt auch noch meinen Gefühlen freien Lauf lasse, dann werden sie mich verschlingen, und ich komm da erst recht nicht mehr raus. Später habe ich dann herausgefunden, dass es in Wahrheit genau umgekehrt ist. Depression heißt ja wörtlich aus dem Lateinischen übersetzt Unterdrückung. Es sind letztendlich die unterdrückten Gefühle, die sich da verselbstständigt haben, in erster Linie aggressive Gefühle, aber auch Scham, Schuld und Minderwertigkeitsgefühle. Ich habe lange gebraucht, um zu erkennen, dass Gefühle gar nicht falsch sein können, denn die Tatsache, dass sie da sind, beweist schon allein, dass sie auch da sein dürfen. Es braucht aber viel, viel Mut, sie auch zuzulassen, und Mut ist ja gerade das, was dem Depressiven fehlt. Als meine Kinder noch kleiner waren und ich ihnen gegenüber das Wort Depression noch nicht benutzen wollte, hieß es bei uns immer: die Krankheit, bei der man seinen Mut verliert. Aber jetzt bin ich mir sicher, wenn ich meinen neu gewonnenen Mut behalte, auf mein Herz zu hören und meine Gefühle zuzulassen, dann ist das für mich der perfekte Schutz vor einer erneuten depressiven Episode. Ich mag nicht beschwören, dass das für jeden Menschen gilt, aber ich glaube schon, dass dies der zwar oft schwierigste und schmerzhafteste aber beste und nachhaltigste Weg aus der Depression heraus ist. Ich fühle mich jetzt jedenfalls sogar besser als vor der Depression, eigentlich so gut wie noch nie in meinem Leben.

25.07.2013 08:47 • #37


Pyxidis
Hallo Fiasko,

Zitat von David:
sondern lassen ihn einfach so sein, wie er jetzt gerade ist. Das hilft ihm, dass er auch sich selbst mehr so akzeptieren kann, wie er jetzt gerade ist, und das ist dann auch der Beginn seiner Heilung. Wenn Du kannst, dann sende also auch Du ihm diese Botschaft. Du musst Deine innere Abwehrhaltung gegen seine Depression ablegen und aufhören, etwas an seiner momentanen Situation ändern zu wollen. Es gilt die gleiche Regel wie bei Allem im Leben: Erst wenn Du es akzeptierst, kann es sich auch irgendwann ändern.


Das möchte ich hier asudrücklich unterstreichen, was David sagt. Besser hätte er es nicht schreiben können.

Er kann Dir im Moment nicht das geben, was Du möchtest, aber je mehr Du ihn dazu drängst und er es versucht, obwohl er depressiv ist, deto weniger kommt er aus der Depression raus.

Akzeptiere es, lerne damit zu leben und höre auf seinen Zustand ändern zu wollen. Alles andere ist kontraproduktiv.

Grüße Pyxidis

25.07.2013 09:48 • #38


M
Liebe fiasko,

ich stimme David und Pyxidis da voll und ganz zu.

Das ist ein hartes Stück Arbeit und wird dir viel Geduld abverlangen, es geht aber leider nicht anders. Dein Mann will dich nicht ärgern, er kann nicht anders.

25.07.2013 10:26 • #39


F
Also sie waren eine größere Gruppe, aber letztendlich hat es sich auf eine 4er-Gruppe eingependelt, die sich jetzt auf 3 (inkl. ihm) reduziert hat, weil die eine (ebenfalls verheiratet) jetzt gestanden hat sich schwer in ihn verliebt zu haben, er hat den Kontakt sofort abgebrochen und will ihn auch nicht wieder aufleben lassen. In naher Zukunft wird sich das dann auch nur noch auf das Küken (seine Klinik/Gruppen-Tochter) und ihn beschränken, weil die andere gerade dabei ist sich von allen zu verabschieden, sie kann und will einfach nicht mehr leben :( Aber mit dem allem kommt er bestens klar.

Wut = Ich bin so wütend, weil sich nichts bewegt. Er bewegt sich in keine Richtung von wegen Klinik, Therapie, Gutachten angehen oder auch nur mal eine Kleinigkeit im Haushalt für mich zu erledigen. Ich gebe und er nimmt, aber umgekehrt läuft nichts. Ich weiß das liegt an der Depression, aber es macht mich halt wütend.

Verzweiflung = Weil ich einfach nichts machen kann und mein Leben aus dem Ruder läuft. Jeden Tag die schwere Arbeit in der Baumschule, der psychische Stress mit meinem Chef, weil er ein Choleriker ist und man ihm nie was recht machen kann und er dich wie ein Schulmädchen behandelt. Dann kommt man nach Hause und dort sieht es auch nicht wirklich besser aus, obwohl mein Mann sich ja Mühe gibt, die ich mit meinen Emotionen wieder vernichte, keine Freundin mehr, Freundeskreis hat sich auch erledigt, somit stehe ich ganz allein auf weiter Flur mit meinem Selbstmitleid, meinen Problemen, dem ganzen Haushalt, dem großen Garten und dann überfährt mich teilweise die Angst das alles auf Dauer nicht mehr zu schaffen. Es erdrückt mich manchmal so sehr das ich einfach schreien und vor das nächste Auto laufen möchte.

Traurigkeit = Ich habe Angst um mein Leben, meine Zukunft und das sich das mit meinem Mann einfach nicht mehr ändert und ich ihn irgendwann verlieren werde und dann kann ich nur noch weinen. Ich kann meine Gedanken einfach nicht stoppen, sie rennen und rennen und rennen. Sehe alles nur noch schwarz :( und ich habe inzwischen Probleme ihm zu vertrauen, weil er sich emotional so zurückgezogen hat und ich denke Geht er heute oder morgen fremd, weil du ihn ständig nervst ......... Inzwischen gibt es mehr negative als positive Gedanken.

Zu den Medikamenten: Am Anfang hatter er Sertralin bekommen, hat unwahrscheinlich gut angeschlagen, aber nach einigen Wochen kam leider eine unangenehme Nebenerscheinung: Schluckbeschwerden, er konnte selbst nach absetzen 6 Wochen nicht wirklich schlucken. Nun bekommt er Opipramol, gemäß seiner Ärztin darf er täglich bis zu 300 mg nehmen, er dosiert sich zur Zeit auf 200. Kann zu Potenzstörungen führen, aber da steht nichts von Gefühlsbeinträchtigungen oder dergleichen.

Zitat von David Spritz:
Du musst Deine innere Abwehrhaltung gegen seine Depression ablegen und aufhören, etwas an seiner momentanen Situation ändern zu wollen. Es gilt die gleiche Regel wie bei Allem im Leben: Erst wenn Du es akzeptierst, kann es sich auch irgendwann ändern.


Sag mir bitte wie :( Ich finde einfach keinen Weg dahin, weil meine eigenen Emotionen mir immer wieder im Wege stehen. Ich will ja, kann aber nicht
:( ich verhalte mich im Moment dermaßen kindisch das ich mich selbst die ganze Zeit ohrfeigen könnte.

Das Du Dich jetzt besser als vor der Depression fühlst David freut mich sehr und es ist schön das Du einen Weg gefunden hast um dich selbst zu schützen. Ich denke, mein Mann will seinen Gefühlen einfach keinen freien lauf lassen, weil wenn zum Beispiel die Wut durchkommt, er Angst hat Dummheiten zu begehen, sprich er unberechenbar wird. In einer Klinik könnte man das wahrscheinlich angehen, weil er dann auch unter Beobachtung steht. Aber er meint, wenn er jetzt nochmal in die Klinik kommt, würde er nur eine 10-Tage-Intensiv-Behandlung bekommen und keinen längeren Aufenthalt, weil er ja die Rente beantragen wollte, was er ja jetzt aber nicht mehr kann, weil das Gutachten nicht korrekt ist und dafür negativ ausfällt.

Ich habe jetzt auf jedenfall die Caritas rausgesucht wegen einer Eheberatung und hoffe, dass diese wirklich kostenfrei ist, denn das liegt absolut nicht in unserem finaniellen Rahmen und mein Mann ist damit auch einverstanden. Morgen werde ich einen Beratungstermin vereinbaren. Vielleicht hilft mir dieser Weg weiter um mich innerlich von meinem Mann zu befreien. Wenn nicht, dann hilft mir wahrscheinlich wirklich nur noch der Weg zu einem eigenen Therapeuten weiter :( Obwohl ich da ein wenig Angst vor habe.

Angst = inzwischen das Hauptwort in meinem Leben

25.07.2013 19:25 • #40


M
Ich kann deine Gefühle sehr gut verstehen. Man ist ziemlich hilflos.

Zitat von fiasko:
Ich habe jetzt auf jedenfall die Caritas rausgesucht wegen einer Eheberatung


Das ist sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung und vielleicht gewinnst du für dich etwas mehr Sicherheit und Klarheit. Ich wünsche es dir auf jeden Fall.

25.07.2013 19:49 • #41


David Spritz
Also bevor ich wieder mit meinen klugen Ratschlägen anfange (Sag Bescheid, wenn ich zu doll mache!), erstmal !

Du darfst ja auch wütend sein. Und Du darfst Deine Wut auch rausschreien. Nur vor ein Auto laufen würde ich nicht empfehlen! Aber es ist *Deine* Wut, und als solche musste Du sie auch behandeln. Sie hat nur mit Dir zu tun, nicht mit Deinem Mann oder Deinem Chef, die können nichts für Deine Wut.

Was Deine Verzweiflung angeht, so scheint es doch genug Dinge in Deinem Leben zu geben, um die Du Dich kümmern solltest: Unzufriedenheit im Beruf, Durchsetzungsvermögen gegenüber Autoritätspersonen, Selbstmitleid, und ich höre bei Dir auch immer so ein gewisses Opferbewusstsein raus. Nimm Dein Leben in die Hand, kümmere Dich um Dein Leben, nicht um das Deines Mannes. Das muss er selbst tun, oder eben nicht, aber das muss er selbst entscheiden. Du musst nur entscheiden, ob Du das mitgehen kannst, aber Du kannst es nicht ändern. Aber *Dein* Leben kannst Du ändern. Kennst Du Robert Betz? Der erzählt in seinem YouTube-Kanal BETZ BEWEGT viel zu solchen Dingen, z.B. in seinen 5 Schritten der Verwandlung. Alles kostenlos!

Psychotherapie und Eheberatung würde ich Dir trotzdem dringend ans Herz legen. Du musst das nicht alles alleine schaffen! Es gibt Hilfe, also nimm sie in Anspruch!

Was Deine Ängste angeht, so entspringen sie wahrscheinlich Deinen negativen Gedanken-Spiralen, würde ich sagen. Die kannst Du zum Beispiel in einer kognitiven Verhaltenstherapie auf den Prüfstand stellen und wirst dann erkennen, dass viele davon übertrieben oder sogar vollkommen unberechtigt sind. Die einzige wirkliche Gefahr kommt aus Deinen Ängsten selbst: Wenn Du immer wieder denkst, dass Du Deinen Mann verlieren könntest, dann wird das am Ende dazu führen, dass es tatsächlich passiert, während es ohne die Ängste überhaupt nicht passiert wäre. Durchbrich Deine Gedanken-Spiralen, sonst machen sie Dich kaputt und zerstören Dein Leben!

Wenn es Dir noch mehr Angst macht, was ich hier schreibe, dann tut es mir leid. Aber Du solltest aufhören zu zögern und endlich etwas tun. Probier alles aus, was es gibt! Geh Risiken ein! Nutze alle Ressourcen, die sich Dir bieten! Trau Dich! Schlimmer als jetzt kann es doch eh kaum noch werden!

26.07.2013 10:22 • #42


F
David Du hast ja Recht und ich finde es sehr gut das Du Dich immer wieder mit mir auseinandersetzt Ich weiß das ich fürchterlich bin und ich versuche jeden Tag dagegen etwas zu unternehmen - manchmal klappt es. Mein Humor schaut auf jedenfall immer mal wieder vorbei. Ich bin so auf meinen Mann fixiert, weil es in den letzten Jahren einfach nichts anderes gab als uns beide. Ich muss mich erstmal wieder daran gewöhnen eigene Wege zu gehen und das braucht Zeit und vor allem Geld .......

Die Eheberatung wird anlaufen und ich warte diesen Termin mal ab. Sie oder er wird ja sicherlich etwas dazu zu sagen haben, wenn wir von uns erzählt haben.

27.07.2013 17:48 • #43


M
Liebe fiasko,

Zitat von fiasko:
Ich weiß das ich fürchterlich bin und ich versuche jeden Tag dagegen etwas zu unternehmen - manchmal klappt es.


Du bist doch nicht fürchterlich, also ne! Du bist in Sorge um deinen Mann und möchtest, dass das Leben mal so weitergeht, wie es mal war. Das ist doch normal. Du mußt dich halt darauf einstellen, dass du einen langen Atem brauchst, wenn sich etwas verändern soll. Und viele haben diesen langen Atem nicht. Etliche Beziehungen sind daran schon zerbrochen.

Ich will dir jetzt aber keine Angst machen.

In meiner Beziehung hat es nämlich funktioniert. Mein Mann begann sich irgendwann unmerklich zu verändern. Er wurde ungeduldig und aggressiv. Nun haben wir Gott sei Dank von Anfang an viel Wert auf intensive Gespräche gelegt. Ich habe ihm dann bald mitgeteilt, dass ich gerne den Mann wieder hätte, den ich mal kennengelernt habe, wenn unsere Ehe weiter Bestand haben soll.

Wir kamen dann sehr schnell dahinter, dass er wohl Burnout hat. Da ich selber mit Depressionen zu tun hatte (und hier im Forum sehr aktiv war ) kannte ich mich etwas damit aus. Er hat sich sofort in therapeutische Behandlung begeben. Später hat er sich von seinem Job verabschiedet. Die Ausbildung war lang und teuer aber er konnte so nicht mehr weiter arbeiten. Heute haben wir viel weniger Geld aber wir sind glücklich und vor allem geht es uns beiden gut.

Zitat von fiasko:
Die Eheberatung wird anlaufen und ich warte diesen Termin mal ab. Sie oder er wird ja sicherlich etwas dazu zu sagen haben, wenn wir von uns erzählt haben.


Ist dein Mann dazu bereit, da mitzumachen?

27.07.2013 18:17 • #44


F
Liebe Martina,

ja, er ist dazu bereit und natürlich möchte ich den Mann wiederhaben in dem ich mich vor Jahren unsterblich verliebt habe Auch versuche ich immer wieder Gespräche mit ihm über meine Gefühle zu führen. Ist auch nicht immer einfach für mich, weil ich es nie gelernt habe :( und wenn er gut drauf ist können wir uns tatsächlich über unsere Situation unterhalten. Er bemerkt ja auch meine Bemühungen ^^

Es ist mir auch bewusst das es ein langer Weg sein wird und ich dazu einen langen Atem benötige, aber das ist es mir wert auch wenn ich dabei für eine gewisse Zeit auf der Strecke bleibe. Ich werde auf jedenfall für diese Beziehung kämpfen, so eine große Liebe gibt es kein zweitesmal.

Es ist schön zu lesen das es bei Euch funktioniert hat und Du mir damit ja auch Hoffnung machst. Ich sage mir immer wenn 2 zusammengehören, dann kann passieren was will ......

LG

27.07.2013 22:15 • #45


M
Ich wünsche euch beiden wirklich viel Glück und alles Gute.

Wäre schön, wenn du hier weiter schreibst, es interessiert mich, wie es weiter geht.

27.07.2013 22:22 • #46


David Spritz
Zitat von fiasko:
David Du hast ja Recht und ich finde es sehr gut das Du Dich immer wieder mit mir auseinandersetzt Ich weiß das ich fürchterlich bin und ich versuche jeden Tag dagegen etwas zu unternehmen - manchmal klappt es. Mein Humor schaut auf jedenfall immer mal wieder vorbei. Ich bin so auf meinen Mann fixiert, weil es in den letzten Jahren einfach nichts anderes gab als uns beide. Ich muss mich erstmal wieder daran gewöhnen eigene Wege zu gehen und das braucht Zeit und vor allem Geld .......

Die Eheberatung wird anlaufen und ich warte diesen Termin mal ab. Sie oder er wird ja sicherlich etwas dazu zu sagen haben, wenn wir von uns erzählt haben.

Dass Martina und ich uns mit Dir auseinandersetzen, soll Dir aber nur als Anregung dienen, dass Du selbst auch beginnst, Dich mit Dir auseinanderzusetzen. Überlass es nicht dem Forum, dem Eheberater, dem Therapeuten, jedenfalls nicht nur! Es steckt alles in Dir selbst, Du selbst bist der Schlüssel zu Deiner eigenen Heilung. Und Heilung meine ich jetzt nicht in dem Sinne, dass eine psychische Erkrankung bei Dir geheilt werden müsste, da hast Du wie gesagt glaub ich eine wesenlich bessere Resilienz als Du Dir selbst zutraust. Ich meine Heilung eher im spirituellen Sinne, dass Du Dir Deine Verletzungen und Wunden anschaust, die Du (wie jeder von uns, auch ich!) seit Deiner Kindheit mit Dir herumträgst. Zeit heilt keine Wunden, das musst Du schon selbst tun! Nur so kannst Du selbstbestimmt leben und Dich nicht mehr in den Strudel der Depression Deines Mannes einsaugen lassen. Allein schon wenn Du Dich auf diesen Weg begibst, der Dich und Dein Wohlbefinden ins Zentrum stellt, wird einen positiven Effekt auf Dich haben und Dich vor depressiven Einbrüchen schützen. Und wer weiß, vielleicht wirst Du für Deinen Mann dadurch zur Inspiration für seine eigene Selbstheilung. Eine positive Veränderung bei Dir kann auch ihm aus seinem Loch raushelfen. Zumindest aber wird es seine Schuldgefühle lindern, wenn er sieht, dass Du Dein Leben nicht mehr komplett auf ihn zentrierst, sondern etwas für Dich tust.

Du brauchst dazu nur etwas Mut!

29.07.2013 14:07 • #47


F
Mag alles sein David, aber irgendwie schaffe ich es nicht über meinen Schatten zu springen und mir ein schönes Leben aufzubauen ....... Wo soll ich denn auch auf die schnelle neue Freunde herbekommen? Wenn ich das Auto mal für mich bewegen möchte bekomme ich nur als Antwort warum ich denn jetzt Sprit verschwenden muss. Es ist ja was anderes ob ich mich nun bewege oder mein Mann, so stellt er es da, weil er hat die Panikattacken und muss sich bewegen, ich brauche das ja nicht. Bei uns ist alles eine Frage des Geldes...... Ich verdiene es und sehe nichts davon, weil mein Mann alles für sich beansprucht :( ich bekomme von meinem eigenen Geld das Haushaltsgeld und wenn ich Extra Wünsche habe, dann muss ich das irgendwie von dem Geld absparen was eigentlich gar nicht möglich ist :(

Aber .... wir haben jetzt am 12.8. einen Termin bei einer Eheberatung. Ich hoffe, die ist wirklich kostenlos ....... Habe mit Psychologen ja auch null Erfahrung und ich weiß nicht wie es da abläuft, aber wenn ich mir da den ganzen Frust von der Seele reden kann, dann werde ich es auch tun ohne Rücksicht auf Verluste, schonungslos, weil da muss er mir dann zuhören. Es kann ja nicht angehen das er für alle da ist und Spaß hat und mich am ausgestrecktem Arm verhungern lässt. Manchmal habe ich auch das Gefühl das die Depression nur vorgeschoben ist um sich nicht mit mir auseinandersetzen zu müssen.........Ich fühle mich größtenteils einsam neben ihm und mehr als Fußabtreter als die Frau an seiner Seite. Ich erwarte ja auch kein großes Danke schön, aber doch hätte ich gern mal ab und an eine kleine Anerkennung. Verlange ich denn wirklich zu viel? Es ist ja nicht so das er schlecht gelaunt durch den Tag geht oder niedergeschlagen ist, ganz im Gegenteil (liegt an seiner Therapieerfahrung), er benimmt sich ja nur mir gegenüber so merkwürdig. Wie gesagt flirtet er durchs Internet, macht seine Spiele etc., lebt halt sein Leben und das häufiger ohne mich was mich dann doch öfters mal annervt. Ich glaube, ich bin sowas von selbstverständlich für ihn das er überhaupt nicht wahr nimmt was ich überhaupt leiste........

Ja ich weiß das hier das Selbstmitleid wieder durchschimmert, aber ich muss und darf doch auch mal jammern oder?

03.08.2013 23:28 • #48


David Spritz
Dein Beitrag enthält 5x das Wörtchen aber. Du bist wie mein 9-jähriger Sohn: Wenn ich ihm etwas sage, um ihm Mut zu machen, antwortet er immer mit Aber.... Ich sage ihm dann immer: Sätze mit 'aber' sind dummes Gelaber. Dann muss er lachen, weil ich ihn schon wieder beim Aber-Sagen erwischt habe und er es selber gar nicht gemerkt hat.

Selbstmitleid ist schlecht, aber Mitgefühl für sich selbst zu empfinden ist etwas Positives. Trotzdem muss ich hier jetzt aber mal den mitleidlosen Drill Instructor raushängen lassen und Dir sagen: Es gibt kein Aber. Hab mal ein bisschen Selbstvertrauen! Du kannst das. Pack den Stier bei den Hörnern!

03.08.2013 23:39 • #49


F
Es ist entzückend mit einem 9-jährigen verglichen zu werden - ABER Du hast ja Recht

Da ist doch mein Problem .... das fehlende Selbstvertrauen, es ist in den letzten Monaten verschwunden. Ich weiß das ich Schwächen habe, aber ich habe auch immer meine Stärken gesehen und die sehe ich einfach nicht mehr. Problem erkannt - nun muss die Lösung her. Wie bekomme ich mein Selbstvertrauen zurück ..... Ich weiß wie gesagt auch nicht wie es bei dem Eheberater ablaufen wird und irgendwie habe ich sogar ein wenig Angst davor. Was will er von uns wissen bzw. müssen mein Mann und ich uns dort in aller Öffentlichkeit hauen ......

Jetzt habe ich erst einmal Urlaub und hoffe, dass wir diese 3 Wochen gut überstehen .......

06.08.2013 22:24 • #50


David Spritz
Wie bekommt man sein Selbstvertrauen zurück? Ich war 8 Jahre mit einer Borderlinerin verheiratet und war am Ende depressiv und hatte mein komplettes Selbstvertrauen verloren. Jetzt habe ich es wieder zurück, aber wie habe ich das eigentlich geschafft? Ich glaube, es kam letztendlich dadurch, dass ich meine selbstzerstörerischen Grundannahmen aufgedeckt hatte, die ich mir als Kind zugelegt und dann nie hinterfragt hatte. Da kamen solche Dinge ans Tageslicht wie:
- Du musst Dich verstellen, damit keiner merkt, dass Du in Wahrheit wertlos und nicht liebenswert bist.
- Wenn Du Dich zu weit aus dem Fenster lehnst, kann Dir jederzeit aus heiterem Himmel eine Strafe drohen.
- Du hast es verdient, wie ein Fußabtreter behandelt zu werden.
- Mit Dir stimmt etwas nicht.

Das war und ist ein schmerzhafter Prozess, sich diesen Dingen zu stellen, aber er ist auch sehr nachhaltig. Wenn man noch zu viele Leichen im Keller hat, ist man im ewigen Kampf mit sich selbst, und das kostet ohne Ende Kraft.

Gleichzeitig habe ich versucht, immer wieder Dinge zu tun, die nur für mich sind und die keinem anderen Zweck dienen außer dem einen: dass es mir gut geht. Ich habe kochen gelernt, bin selbstständiger geworden, habe auf Arbeit mehr Verantwortung übernommen, bin mutiger geworden und habe gelernt, mit meinen Ängsten umzugehen. Ich versuche auch immer wieder, in Meditationen und Entspannungsübung in Kontakt mit meiner inneren Mitte zu kommen. Ich habe gelernt, mehr innere Distanz zu meinen Emotionen und Gedanken zu halten, damit keins von beiden mich verschlingt, was mir früher öfter passiert ist. Gleichzeitig versuche ich aber, sie nicht zu verdrängen, was ich früher auch häufig getan habe, sondern sie einfach da sein zu lassen. Ich habe nach der Trennung und meiner anschließenden Genesung auch wieder mehr Verantwortung für meine Kinder übernommen. Ich bin außerdem ehrlich zu mir selbst geworden und habe meine Angst vor der Wahrheit abgelegt. Und ich habe den Mut gefunden, meinem Herzen zu vertrauen und ihm alle wichtigen Entscheidungen zu überlassen. Ich habe mich gegen die Angst und für die Liebe entschieden. Ich habe das Rauchen aufgegeben und alle falschen Freunde aus meinem Leben entfernt, danach aber neue, bessere Freunde gewonnen, die es wirklich von Herzen gut mit mir meinen. Und ich habe vor 2 Jahren begonnen, in die Kirche zu gehen, obwohl ich gar nicht getauft bin. Und ich versuche, alles ganz in Ruhe zu tun, ohne Hektik oder Druck, jedenfalls so weit es der Alltag als Vollzeit Berufstätiger mit 2 Kindern zulässt.

All das hat mich Jahre harter Arbeit gekostet, und ich habe diesen Weg nicht mal annähernd hinter mich gebracht, sondern habe das meiste immer noch vor mir. Aber wozu sind wir denn auf dieser Welt, wenn nicht genau dafür, uns weiterzuentwickeln und immer weiter in den Frieden und den Einklang mit uns selbst zu kommen, damit wir eines Tages glücklich und mit erfüllten Herzen sterben können. Ich habe das zu meiner Haupt-Lebensaufgabe gemacht. Ich glaube, das hat mich letztendlich geheilt, und daraus beziehe ich auch mein Selbstvertrauen.

Das war mein Weg. Deiner könnte natürlich ein ganz anderer sein. Aber wäre es nicht spannend, das herauszufinden? Wäre das nicht gut investierte Zeit? Und in Deiner Situation um so mehr, da es wie gesagt momentan für Dich und auch für Eure Beziehung sehr wichtig ist, dass Du Dich mehr Dir selbst zuwendest und nicht ständig über ihn nachdenkst und damit alles nur schlimmer machst.

08.08.2013 22:04 • #51


F
Wow ..... das ist ein langer und schwerer Weg und es ist schön das Du damit aus der Depression herausgefunden hast..........

Ich kenne meinen Weg noch nicht und ich sehe ehrlich gesagt auch noch keinen Anfang :( Ich lege all meine Hoffnung auf den Termin am Montag bei der Eheberatung und auf die Erfahrung des Psychologen. Wie gesagt habe ich keine Freunde und ich weiß auch nicht wo ich die herzaubern soll :( Ich weiß nicht was mit mir los ist, mal bin ich voller Energie und lege richtig los und dann wieder fehlt mit völlig der Antrieb und ich fühle mich nur erschöpft und schaffe noch nicht einmal meinen Haushalt :(

Mein Mann und ich hatten eigentlich eine recht gute Woche hinter uns gebracht, er hat sogar das Bett/Zimmer mit mir geteilt. Habe ja im Moment Urlaub .... aber heute abend zum Beispiel war es dann wieder soweit. Sein Computer ging nicht und er sagt zu mir ich sei Schuld daran, weil ich vorher eine Reinigung bei ihm durchgeführt habe und nu ist alles sch....... Ich fühlte mich dann natürlich gleich angegriffen und bin wieder in die Rolle der Hysterischen geschlüpft wie er so schön sagt und er fühlte sich mal wieder vollkommen im Recht und meinte dann zu mir, in dieser Laune bräucht er ja nicht bei mir schlafen und ist wieder in sein kleines Reich gezogen. Das ist in meinen Augen mal wieder eine Bestrafung - nämlich Liebesentzug ..... Irgendwie werde ich immer wieder für meine nicht so gute Laune oder für meine Gegenwehr bestraft. Er macht nie Fehler, die machen nur die anderen. Ständig bekomme ich von ihm diese Dämpfer. Ich verdiene keinen festen Lohn, sondern werde nach Stunden bezahlt, dass heißt, der Lohn varriiert monatlich. Diesen Monat gab es etwas Urlaubsgeld (man mag es gar nicht so nennen) und als der Lohn aufs Konto eingegangen ist kam der Kommentar von ihm ich war ja ganz erschrocken wie wenig Lohn auf dem Konto eingegangen ist, mir geht es seit dem gar nicht gut und ich denke die erneuten Panikattacken kommen daher ...... was meinst du was er mir mit dieser Aussage angetan hat? Ich fühlte mich mies und depremiert, weil ich einen schlecht bezahlten Job habe und nicht genug nach Hause bringe, weil es ja nicht das erstemal war ....... nein, ich habe ihn nicht darauf angesprochen. Ich lasse es zu das jede Meckerei von ihm mich runterzieht und mir nach und nach mein Selbstvertrauen nimmt und ich mich in einem ständigen Wettkampf mit anderen sehe :( in jeglichem Bezug .....

Wie gesagt hoffe ich am Montag auf ein gutes Gespräch mit dem Psychologen und das er wirklich neutral ist ^^

10.08.2013 22:54 • #52


David Spritz
Ich weiß nicht, wie ich Dir helfen soll. Wenn Du nur sehen könntest, was ich sehe!

Ich sehe ein verzagtes, mutloses Mädchen, das an die Hand genommen werden möchte, und ich sehe ein erwachsene Frau, der dieses schwache und hilflose Mädchen zuwider ist und die mit ihm nichts mehr zu tun haben will. Ich sehe eine arme, zerrissene Seele, die dafür ackert und schuftet, dass man sie liebenswert findet, ohne zu merken, dass sie schon lange liebenswert ist und dass sie dafür überhaupt nichts tun muss. Ich sehe ein verletztes Kind, das die Vorwürfe Deines Mannes nicht ertragen kann und es liebt, dann in die Rolle des armen, misshandelten Opfers zu schlüpfen, weil es sich so sicherer fühlt.

Ich sehe aber vor allem eine Frau mit viel Potential, sich zu entwickeln und wahrhaft auf eigenen Füßen zu stehen und eine wunderbare Beziehung mit ihrem depressiven Mann zu führen, die sich aber nicht traut und sich nicht zutraut, dieses Potential zu entfalten. Was für eine Verschwendung!!!

Ich habe oben Vorwürfe in Anführungszeichen gesetzt, denn die Äußerung ich war ja ganz erschrocken wie wenig Lohn auf dem Konto eingegangen ist, mir geht es seit dem gar nicht gut und ich denke die erneuten Panikattacken kommen daher ist nur eine Feststellung, ich entdecke dort keinen Vorwurf, auch wenn es natürlich ein wenig unsensibel von ihm ist, so etwas zu Dir zu sagen. Sensibilität ist aber auch nicht gerade eine Stärke von Depressiven, ist nunmal einfach so. Er hat aber nicht gesagt und wahrscheinlich auch nicht gemeint: Du solltest mehr Geld verdienen oder: Du bist Schuld an meinen Panikattacken. Das ist nur das, was Du da heraushörst. Aus welchem Grund ist das bei Dir so?

11.08.2013 01:15 • #53


F
Es ist sehr schade das Du nicht bei mir um die Ecke wohnst. Ich denke, Du wärst mein optimaler Therapeut Du kennst mich inzwischen besser als ich mich selbst. Du siehst in mir Dinge, die ich bei mir einfach nicht greifen kann. Ein Teil von dem was Du schreibst kann aber auch ich sehen .... ich mag das kleine jammernde Mädchen nicht mehr und ich möchte mich nicht immer als das in die ecke gedrängte opfer fühlen, denn ich möchte leben .....

...... und es hat mir seit Jahren keiner mehr gesagt und auch nicht fühlen lassen das ich ein liebenswerter Mensch bin.

Du meinst warum ich gleich ins negative abrutsche? Wahrscheinlich liegt es daran das ich seit Jahren nichts postivites von meinem Mann zu hören bekomme und wenn ich etwas von im wahrnehme sind es halt die negativen Dinge ..... wahrscheinlich bin ich schon darauf eingespielt. Vielleicht kommt das positive auch zwischen den Zeilen das ich es darum nicht erkennen kann ..... Ich möchte einfach nur mal in den Arm genommen werden und hören das es schön ist mich an seiner Seite zu wissen. Auch eine erwachsene Frau wünscht sich sowas.

Er gibt uns ja auch nicht wirklich die Chance miteinander zu reden. Klar haben wir hier und da mal einen Ansatz, aber nach ein paar Minuten meint er immer das das ja jetzt wohl reichen würde und dabei sind wir ja noch nicht mal wirklich angefangen ..... immer nur die Spitze des Eisberges :(

Im Moment kommt er auch einfach nicht zu potte. Seit über 2 Monaten hat er das Gutachten von der Klinik. Das hat ihn so aufgeregt das er 1 Woche darunter richtig gelitten hat. Seit 2 Monaten wollen wir das anfechten und jedesmal wenn ich ihn darauf anspreche das wir das heute ja mal machen könnten, sagt er ja, aber es passiert einfach nichts wenn ich ihn dann nochmal darauf hinweise. Seine neue Therapeutin ist seit 2 Wochen aus dem Urlaub zurück und er hat noch nicht einmal Kontakt zu ihr aufgenommen wegen eines Termines ..... Er wollte etwas basteln, wir haben die teuren dazu notwendigen Kugeln gekauft und sie liegen seit Wochen in der Ecke...... So geht es nur und ich mag einfach nicht mehr dabei zusehen das nichts passiert ...... Ich möchte doch nur das es voran geht und es auch ihm wieder besser geht, damit auch er wieder ein besseres Leben führen kann .......

Im übrigen habe ich mir jetzt mal die Zeit genommen und mir Deine Geschichte durchgelesen. Es ist schon heftig zu lesen was Du hinter Dir hast und es ist bewundernswert wie Du es geschafft hast daraus zu kommen. Du hattest einen starken Willen der Dir dabei geholfen hat, der Wille zu leben. Deine Geschichte zeigt mir aber auch das ich wirklich nur kleine Problemchen habe und nicht wirklich etwas ernsthaftes über das ich mir den Kopf zerbrechen müsste. Ich habe keine schlechte Kindheit hinter mir, aber auch nicht wirklich viel Nestwärme erlebt :( bei mir wurde viel mit Geld ausgeglichen, weil meine Eltern beide beruftstätig waren, da das Geld von Nöten war. Ich kann mich aber auch an keine Umarmung meiner Mutter erinnern als ich ein Kind war, nur ab und an mit meinem Vater. Irgendwie ist nicht wirklich viel an Kindheitserinnerungen bei mir vorhanden. Heute habe ich aber ein ausgesprochenes enges und inniges Verhältnis zu meiner Mutter und sie versucht mich heute auch finanziell so gut wie geht zu unterstützen. Vielleicht hängt doch einiges von meinem heutigen Verhalten von damals ab ....... Ich weiß es nicht, aber ich lebe auch mit einer ständigen Verlustangst, da kann es ja stimmen oder?

11.08.2013 10:59 • #54


F
Das ist es was ich nicht leiden kann ..... Mein Mann steht auf, kommt aus seinem Kämmerchen in die Küche und was passiert? Kein Guten Morgen oder sonstiges, sondern nur die Frage war der Hund noch gar nicht draußen? Und sitzt nun wieder ausgehfertig vor seinem PC um sein Onlinegame zu erledigen um dann danach das Haus zu verlassen. Ich sitze dann hier wieder mit dem Hund und ohne Auto .......

11.08.2013 11:49 • #55


David Spritz
Nicht Guten Morgen gesagt - wieder eine enttäuschte Erwartung von Dir! Erwartungen solltest Du aber momentan keine an ihn haben. Andererseits gibt es aber ja auch keinen Knopf, mit dem man Erwartungen einfach ausschalten kann. Ist echt schwierig mit Euch! Auch wenn Du mich gern als Therapeuten hättest, was mir natürlich sehr schmeichelt, fällt mir momentan kein Rat für Dich ein.

Wie wäre es stattdessen hiermit?

14.08.2013 14:07 • #56


F
Ja ich weiß es es nicht leicht mit uns :)

Wir waren ja nun am Montag bei einem Vorgespräch wegen der Paartherapie und wir haben schon eine gute Stunde mit dem Psychologen über uns gesprochen und wie erwartet musste dieser mir Taschentücher reichen Einen regelmäßigen Termin können wir leider erst in 2 bis 3 Monaten erwarten, aber auf das bißchen mehr oder weniger Zeit kommt es jetzt auch nicht mehr an. Aber allein dieses eine Gespräch war schon gut für mich und ich denke, die weiteren Gespräche werden uns wirklich weiterhelfen.

Gestern kam dann auch überraschenderweise ein Anruf aus der Akutklinik das sie für meinen Mann ein Bett frei haben ab dem 19.8. Musste er leider erstmal absagen, weil er am 28.8. eine 3-stündige Untersuchung über sich ergehen lass muss, weil ein Rentenantrag läuft und er auf arbeitsunfähig geprüft wird. Der kam auch auch heiterem Himmel ..... hatten wir gar nicht mit gerechnet. Im Moment überhäuft es sich ein wenig. Die Klinik meldet sich auf jedenfall sofort wenn ein Bett im September frei wird. Wir wissen noch nicht für wie lange, jedoch ist das schon mal eine gute Nachricht für uns, vor allem für mich, weil es jetzt weitergeht ^^

Es läuft alles irgendwie. Mal mehr mal weniger gut. Ich gebe mir viel Mühe ruhig zu bleiben und schlucke erstmal ein paar mal bevor ich etwas sage. Es schwillt natürlich hin und wieder ein wenig an der Oberfläche, aber es geht im Moment. Ich sehe ja doch einen kleinen Hoffnungsschimmer am Horizont.

Soviel erstmal für heute. Bin müde und muss jetzt ins Bett ^^

David ... es ist einfach schön das jemand für mich da ist und einfach mit mir schreibt. Ich brauche auch nicht immer eine Lösung, alleine das Du antwortest reicht schon. Danke

15.08.2013 23:40 • #57


David Spritz
Bin halt ein Kerl. Wir denken immer, Ihr wünscht Euch von uns Lösungen. Ich weiß natürlich, dass man manchmal auch einfach nur jemanden braucht, der einem zuhört. Aber ich freue mich, dass ich mich ein wenig um Dich kümmern kann. Ich scheine ja hier mit sehr wenig Aufwand sehr viel bewirken zu können! Und vielleicht hilft es ja auch noch Anderen, die stumm mitlesen!

Mal ein interessanter (hoffentlich!) Aspekt, über den Du nachdenken kannst, wenn Du magst: Du bist doch immer eifersüchtig, wenn Dein Mann mit seinen Depri-Kumpelinen unterwegs ist. Was würdest Du an seiner Stelle empfinden, wenn Du wüsstest, dass Deine Frau mit einem Typ namens David Spritz im Angehörigen-Forum intime Dinge austauscht?


Zwei Ratschläge noch:

1.) Paartherapie bringt nur was, wenn für beide die Chemie mit dem Therapeuten stimmt. Das kann man nicht beeinflussen. Also sei nicht sauer, wenn Dein Mann Deine Begeisterung nicht teilt und den Psychologen nicht mehr besuchen möchte. Dann sucht Euch einen anderen!

2.) Sich mit einem Gutachter auseinandersetzen zu müssen, ist sehr schwer und teilweise sogar erniedrigend, nicht nur für einen Depressiven. Besonders die Tage, in der die Gespräche mit dem Gutachter bereits gelaufen sind und man auf die Post wartet, sind sehr hart. Danach wird es aber schlagartig besser, selbst wenn das Gutachten zu Euren Ungunsten ausfällt. Wenn es ihm also demnächst noch schlechter geht als eh schon, dann weißt Du, warum.

16.08.2013 19:33 • #58


F
Ja David, so ist es. Deine Beiträge haben mir ungemein geholfen und natürlich auch die von den anderen, aber irgendwie hast Du den bestimmten Draht zu mir gefunden oder ich diesen zu Dir

Um Deine Frage bezüglich des intimen Austausches hier zu beantworten ..... mein Mann weiß das ich in dieses Forum schreibe und er merkt wie mir das gut tut. Ich habe ihm auch gesagt das ich hier ganz offen über uns und meine Gefühle schreibe und das ist völlig ok für ihn. Für ihn ist dieses Forum meine Selbsthilfegruppe das mir hilft mit der Situation umzugehen und Eifersucht kennt er nicht, hat er noch nie gekannt ^^

Da wir ja bei der Caritas/Diakonie zwecks Paartherapie waren können wir uns leider den Psychologen nicht aussuchen. Wir hatten bei unserem Erstgespräch einen sehr sympatischen männlichen Part, bei dem auch gleich der Funken übergesprungen ist. Er hat uns gefragt, ob wir gern einen männlichen oder weiblichen Psychologen hätten und mein Mann und ich haben beide durchblicken lassen, das wir gerne ihn hätten ...... Er will sein bestes versuchen, somit wäre die Chemie schon einmal vorhanden, ob es dann wirklich klappt ist eine andere Sache.

Ja das mit dem Gutachten macht mir tatsächlich etwas Angst. Ich weiß ja noch genau wie es ihm nach dem Gutachten der Klinik ging - das im übrigen immer noch nicht angegangen wurde. Wird aber langsam Zeit, denn das wollte er auch gern mit zu dem LVA-Gutachter mitnehmen. Er bekommt jetzt auch ein psychiatrisches Gutachten von seinem Hausarzt (der ist ganz nebenbei zertifizierter Psychiater und auch Gutachter). Es ist echt ärgerlich das man sowas selber bezahlen muss, das waren mal eben locker 120 Euro

Ansonsten läuft es im Moment soweit ganz gut, keine großen Streitereien trotz meines Urlaubes ^^ Ich versuche nach wie vor mich zurückzuhalten und nichts zu fordern. Er hat auch einige Nächte in unserem Ehebett verbracht, aber jetzt schläft er wieder in seinem eigenen kleinen Reich. Er sagt, er braucht einfach seinen Rückzug und die Ruhe für seine Selbstkontrolle.

Nun warten wir auf den 29.8. bzw. auch auf den Anruf aus der Klinik.

17.08.2013 18:35 • #59


A


Hallo fiasko,

x 4#30


F
Ich möchte mich an dieser Stelle nochmal bei allen die mir geholfen haben ganz herzlich bedanken. Ohne Euch hätte ich vieles nicht verstanden und mir würde es immer noch schlecht gegen.

Link entfernt

19.08.2013 10:44 • #60

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