Mein Bruder wurde vom Vater misshandelt

L
Zwei Jahre war ich nicht mehr hier
Warum jetzt?
Wegen meinem Bruder, meiner restlichen Familie, den Dro. und vielem mehr.

Da ich lange nicht mehr da war, werden mich die meisten hier wohl nicht mehr kennen. Deswegen ist es wohl das Beste ich hole etwas aus (ich versuche auch mich kurz zu fassen).

Mein Bruder und ich wurden von meinem Vater (wir haben unterschiedliche Väter) über viele Jahre hinweg Misshandelt, auf jede Art die man sich nicht vorstellen möchte.
Am Anfang machte ich den Fehler meiner Mutter davon zu erzählen, die ihm natürlich deswegen die Hölle heiß gemacht hat. Ich kürze mal ab und sage einfach nur: an dem Abend, nach dem meine Mutter zum Nachtdienst gefahren ist, habe ich gelernt, dass es gesünder ist die Klappe zu halten. Was mein Bruder und ich bis heute tuen.
Als ich 16 Jahre alt war, haben sich meine Eltern getrennt und ich bin mit meiner Mutter ausgezogen. Somit fanden wenigstens die körperlichen Misshandlungen ein Ende, seine anderen Spielchen hat er aber weiterhin betrieben.
Mein Bruder konnte leider nicht mit uns ausziehen da er in dem Dorf, in dem wir wohnten, in der Ausbildung war und noch keinen Führerschein besaß.
In der Zeit wurde die eh schon immer sehr angestrengte Beziehung zwischen meinem Bruder und mir noch schwieriger. Er war sauer, weil ich fliehen konnte und er bei einem Tyrannen bleiben musste. Misshandelt wurde mein Bruder zwar nicht mehr, aber mein Vater hat ihn emotional erpresst. Er hat ihm gedroht, wenn er jetzt auch noch ausziehen würde, würde er seinem Leben ein ende setzen (darf ich das hier überhaupt so schreiben?).
Später sind die beiden aus unserem alten Haus ausgezogen weil es verkauft wurde. Erst da hat mein Bruder es geschafft, sich von meinem Vater zu distanzieren.
So viel zu dem Damals.

Jetzt zu den Dro..
Irgendwie waren sie immer eines der wenigen Dinge die meinen Bruder und mich verbunden haben. Er hat mich in diese Welt geführt, in seine! Mit ihm habe ich das erste mal geraucht, getrunken, gekif, geschnupft Dro. genommen die uns aus dieser sch. rausgeholt, betäubt und glücklich gemacht haben. Wir haben vergessen und genossen. Das war unsere besondere Bruder-Schwester-Beziehung. In den Stunden waren wir uns nahe und waren eine Stütze für den anderen, so nah waren wir uns nie wieder. Das alles fing sehr früh an. Ich war ungefähr 12 und mein Bruder 14 Jahre alt als ich das erste Mal mit ihm gekif. habe. Der Unterschied ist, das ich irgendwann bemerkt habe dass ich ohne Dro. besser dran bin. Mein Bruder leider nicht.
Er hat lange Zeit, nach dem ich die schon die Finger vom Speed lies, weiter gemacht.
Zur der Zeit ging es das erste Mal Bergab mit ihm. Er wurde aus seiner Wohnung geworfen, beging nach einem Unfall Fahrerflucht, wurde wegen Verdacht auf Überfall mit Körperverletzung festgenommen und saß in U-Haft (später stellte sich heraus, das er es nicht war) usw.
Danach bekam er die Kurve weil er bei seinen Arbeitgebern einziehen konnte (die beiden sind Freunde der Familie seit nun mehr 25 Jahren und für uns zur Familie und wichtigen Menschen geworden). Zu der Zeit lernte er auch seine Freundin kennen. Es ging ihm besser und es ging bergauf! Zwar hat er weiter gekif, aber viel (falls man das überhaupt sagen kann) kontrollierter und weniger.

* es ist leider mehr Text geworden,als ich dachte. Damit es aber noch lesbar ist und nicht zu anstrengend wird, teile ich den Post mal in kleinere auf. Ich hoffe das ist okay so!?*

04.08.2014 01:46 • #1


L
Und nun folgt das Jetzt.
Der Betrieb in dem er gelernt und gearbeitet hat, musste vor 4 Jahren schließen. Meinem Bruder und seiner Freundin wurde angeboten dass sie den Betrieb übernehmen könnten, er wollte aber nicht. Die Arbeit in diesem Betrieb und das zusammenleben mit den beiden Besitzern war sein Halt. Nachdem dieser Halt wegbrach ist er ziellos von einem Betrieb zum nächsten getingelt, hat sich nirgends wirklich wohl gefühlt, hatte immer Ärger mit den Kollegen und Chefs. Seit der Zeit hat er wieder mehr gekif., vor der Arbeit, nach der Arbeit und, es würde mich nicht wundern, wenn er auch während der Arbeit geraucht hätte.
Jedesmal wenn ich ihn sah, sah er immer gestresst und fertig aus. Er selber sagte auch, dass er absolut unglücklich mit seiner Arbeit wäre. Eine Alternative hat er sich aber nie gesucht.

Jetzt haben sich mein Bruder und seine Freundin vor 2 Monaten nach 10 Jahren Beziehung getrennt. Und das auch nicht besonders schön. Seine Freundin war während der ganzen Jahre und all der sch. die passiert ist, immer seine Stütze. Sie hat zu ihm gehalten, egal was war.

Und jetzt geht es stetig Bergab mit meinem Bruder. Ich glaube nicht mehr, dass er nur kif. Ich weiß nicht was er nimmt, aber es macht ihn kaputt. Seinen Job hat er auch verloren. Keiner kommt an ihn ran, er redet mit keinem. Wenn man ihn fragt, kommen oberflächliche Antworten, wir sollten uns keine Sorgen machen, es ginge ihm gut.
Meine Oma gibt sich ganz ihrer Fantasie hin. In jedem Zeitungsartikel in dem es um Dro. oder sonstiges geht, entdeckt sie Ihn. Sie ist überzeugt und lässt sich davon nicht abbringen. Ich versuche schon immer ihr zu erklären, dass es auch ein Zufall sein kann, dass es sich nicht immer um meinen Bruder handelt. Und wenn es nicht die Zeitungsartikel sind, sind es die Vorwürfe die sie uns macht. Überwiegend mir, weil ich mich nicht um meinen Bruder kümmere. Dabei bräuchte er gerade jetzt meinen Beistand, meine Unterstützung. Über Wochen habe ich ihr erklärt, dass ich ihm gerne helfen möchte. Wenn er aber keine Hilfe will und so tut als wäre alles in Ordnung, kann ich ihm nun mal leider nicht helfen. Über Wochen habe ich diese Diskussionen geführt, meinen Bruder in Schutz genommen, ihn gerechtfertigt. Nie hat sie es eingesehen.
Bis mal irgendwann ein Nachbar ihr genau das gleiche gesagt hat wie ich es wochenlang getan habe. Seit dem weiß sie, dass wir nichts machen können. Ich könnte ausrasten!

Irgendwann kam dann der Punkt an dem ich mein Bruder nur noch verteidigt habe, ihn vor ihren Lästereien (sie erzählt es sehr offenherzig jedem, ob er es hören will oder nicht) schützen wollte. Ich habe ihr versucht zu erklären, warum er angefangen hat zu kif., habe sie daran erinnert wie wir aufgewachsen sind. Das zählt für sie alles nicht. Schließlich wurde sie von ihrer Mutter auch verlassen als sie 14 Jahre alt war usw.
Mein Bruder wäre jetzt 30 Jahre alt und man könnte doch wohl meinen, dass ein Mann in dem Alter in der Lage wäre sein Leben in den Griff zu bekommen. Ich hätte es schließlich auch geschafft (sie weiß allerdings nicht welch eine Hölle dieser Weg war).

Mittlerweile gibt sie meiner Mutter die Schuld, sie müsste sich jetzt mal um ihren Sohn kümmern. Er bräuchte medizinische Hilfe und schließlich ist sie ja Krankenschwester. Und ich sitze zu Hause, höre mir diese sch. an die sie absondert und will nur noch schreien. Als würden wir nichts tun. Als wäre es meiner Mutter total egal. Sie kann nur leider nichts machen wenn ihr Sohn ihre Hilfe nicht will, weder auf ihre Anrufe reagiert noch auf ihre Nachrichten.
Von seiner Exfreundin weiß ich mittlerweile das er tiefer in der sch. steckt als es mir lieb ist. Welches seiner Pulverfässer gerade kurz vorm explodieren ist, weiß leider keiner.

04.08.2014 01:48 • #2


A


Hallo Lizzy,

Mein Bruder wurde vom Vater misshandelt

x 3#3


L
Ich weiß nicht, was ich noch machen soll.
Meine Oma benutzt mich als Seelenmülleimer (und ich lasse es leider zu, warum auch immer!?) ladet ihre Vorwürfe ab und macht sich dann wieder auf irgendeine Art zum Opfer all dessen. Meine Mutter ist verzweifelt. Ich weiß viele Dinge, die sie nicht weiß. Die ich ihr nicht erzählen will/kann. Im Moment bin ich die einzige bei der er sich gelegentlich mal meldet, wenn auch nur über Whats App. Auf meine Anrufe reagiert er auch nicht, aber er schreibt wenigstens.
Ich stelle vorsichtige Fragen, will ihn nicht „verjagen“, will ihm zeigen dass ich für ihn da bin, jeder Zeit bereit bin ihm zu helfen, zuzuhören, was auch immer. Ich habe das Gefühl ich tanze in einer Schüssel mit Eiern. Jedes Wort kann falsch sein und er zieht sich zurück.

Diese Ohnmacht, nichts machen zu können, zusehen zu müssen. Die Sorgen, die mich nachts wach halten, mir seit Wochen den Schlaf rauben. Der unbequeme Stuhl zwischen den Vorwürfen meiner Oma und meinem Bedürfnis meinen Bruder zu rechtfertigen und schützen, ihn zu erklären. Zwischen den Sorgen meiner Mutter, den Infos die ich habe, den Versuch ihr nur die Infos zu geben, die sie nicht noch kränker vor Sorgen machen. Und letzten Endes, mein Bedürfnis ihn zu schnappen und ihn so lange anzuschreien bis er wach wird! Ihn aber auch nicht verschrecken oder gar verjagen dass er sich nicht mehr meldet.
Ein Patentrezept wird es nicht geben, aber hat vielleicht doch jemand einen Tipp was ich noch machen kann um mich ihm etwas zu nähern? Sein Vertrauen zu gewinnen? Irgendwas? Ich bin wirklich am verzweifeln!

Ich weiß es ist viel Text (ich habe es schon sehr gekürzt), es tut mir leid. Aber ich hoffe so kann hier jemand ansatzweise mein Problem verstehen.

Vielen Dank fürs Lesen

04.08.2014 01:50 • #3


achtsamkeit
Hallo Lizzy,

die Leidensgeschichte von euch ist wirklich heftig und hinterlässt natürlich nicht nur Narben sondern auch offene Wunden.
Du kannst meiner Meinung nach nicht mehr für deinen Bruder tun, als das was du bereits tust. Solange er an seinem Zustand nichts verändern will/kann
hast du keine Chance. Vielleicht muss er noch tiefer rutschen um aufzuwachen.
Du könntest evtl. mit der Dro. Kontakt aufnehmen. Vielleicht haben die dort Möglichkeiten zu helfen.

So wie ich das verstanden habe wohnst du mit deiner Mutter und deiner Oma zusammen? Wo war deine Oma übrigens als ihr Kinder ward?
Hast du die Möglichkeit dort auszuziehen? Mir scheint du bracuhst Abstand und darfst dich auch nicht für das Leben deiner Mutter oder Oma verantwortklich fühlen und meinen sie zu schützen. Du hast auch dir selbst gegenüber eine Verantwortung. Was du bisher geschaffen hast ist enorm, darauf baue auf. Du brauchst Kraft für dich selber damit du nicht kaputt gehst. Deine Mutter und deine Oma müssen alleine klar kommen so hart sich das anhören mag.

LG Achtsamkeit

04.08.2014 13:30 • #4


L
Hallo achtsamkeit,

vielen Dank für deine Antwort.

Zitat:
Vielleicht muss er noch tiefer rutschen um aufzuwachen.


Wie tief denn noch!? Es ist unglaublich, immer denken wir noch tiefer geht es nicht. Und kurz darauf werden wir eines besseren belehrt.
Aber, so weh es auch tut, du hast natürlich recht. Ich habe nur einfach große Angst, dass er nie aufwacht.

Zitat:
So wie ich das verstanden habe wohnst du mit deiner Mutter und deiner Oma zusammen?


Oh nein, das zum Glück nicht. Meine Mutter und ich wohnen in ein und dem gleichen Mehrfamilienhaus, allerdings jeder in einer Wohnung. Mit meiner Mutter verstehe ich mich sehr gut,sonst würde das nicht funktioniern. Es ist nicht so, dass sie mir ihre Sorgen und Nöten erzählt. Ich weiß das sie sich große Sorgen macht und selbst vor vielen Jahren schon aufgegeben hat. Aber wir reden nicht wirklich viel darüber. Vielmehr habe ich, und das war bei ihr schon immer so, das unendliche Bedürfnis zu vor irgendwas zu schützen. Es ist leider etwas, dass ich nie ablegen konnte. In vielen Therapiesitzungen war das oft Thema. Aber ich habe es nie geschafft.

Meine Oma wohnt, glückicherweise, knapp 50 Km weiter weg. Sie muss nicht mit mir in einem Haus wohnen um mir den letzten Nerv zu rauben, dafür gibt es Telefone, Brieftauben oder, im schlimmsten Fall, Rauchzeichen. Egal wie,sie findet einen Weg.
Wo sie damals war? Sie hat das alles schon mitbekommen, so ist es nicht. Sie dachte immer, mein Vater misshandelt nur meinen Bruder weil er nicht sein leiblicher Sohn ist. In ihren Augen wurde ich immer verschohnt. Hat mich dafür mit Beleidigungen bestraft, mich zum schwarzen Schaf gemacht. Irgendwann hatte sie dann das einsehen, dass ich unter meinem Vater genauso leide wie mein Bruder. Sie hat es aber auch nur deshalb eingesehen weil sie es irgendwann mal mitbekommen hat. Geholfen hat sie uns trotzdem nicht. Einer der Gründe, warum ich noch heute einen unendlichen Groll schiebe! Schützen will ich sie nicht,anschreien will ich sie. Ich will ihr am liebsten so lange die Wahrheit um die Ohren knallen bis sie nicht mehr weiß wie ihr geschieht. Aber damit erreiche ich ja auch nichts... auf diesem Ohr ist sie leider taub.

Heute habe ich ihn tatsächlich mal ans Telefon bekommen ein kleiner Erfolg. Er wirkte, von seiner Stimme her, recht klar was mich ja schon wieder minimal beruhigt. Auch wenn unser Gespräch nur sehr kurz war,hat es mich gefreut. Er hat gesagt das wir uns am Wochenende vielleicht mal sehen, ich glaub zwar nicht wirklich daran aber man kann ja mal hoffen
Allerdings habe ich heute wieder gemerkt, das er auf Hinweise wie meld dich doch mal bei Mutti überhaupt nicht gut reagiert. Danach hat er das Gespräch relativ schnell beendet. Er hat schon immer versucht ihr nur die guten Seiten zu zeigen, die Seiten, die sie glücklich machen. Die weniger schönen Dinge wollte er immer vor ihr verstecken. Wir haben wohl doch mehr gemeinsam als es mir manchmal bewusst ist ;-)

Die Idee mit der Beratungsstelle ist sehr gut. Ich werde mal eine hier in der Nähe raussuchen, vielleicht können die mir noch ein paar Tipps geben.
Ich wünsche euch allen eine gute Nacht.

04.08.2014 23:47 • #5


achtsamkeit
Hallo Lizzy,

du bist auf dem richtigen Weg. Dein Bruder weiß, dass er sich immer auf dich verlassen kann, das ist sehr wichtig. Du kannst ihm helfen indem du nach dem Prinzip von Maria Montessori vorgehst: Hilf mir es selbst zu tun!

Liebe Grüße Achtsamkeit

07.08.2014 09:38 • #6

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