Macht diese Beziehung noch Sinn?

H
Ich würde gerne mal eine Meinung zu dem Stand meiner Beziehung hören, da ich zur Zeit nicht weiß, ob ich sie weiter führen soll oder nicht.

Mein Mann und ich sind zusammen gekommen in einer Zeit in der es mir sehr schlecht ging. Ich hatte unter den Folgen Jahrelanger Häuslicher Gewalt und am Ende auch Vergewaltigung zu leiden. Er war damals absolut verständnisvoll, fürsorglich und ist auf mich voll und ganz eingegangen. Ich hatte zwei Jungs, die er absolut akzeptiert hat und die ihn direkt mochten. Leider habe ich bis vor kurzem nicht eingesehen, dass ich eine Therapie brauche und somit hat immer wieder mein unbewusstes Verhalten die Beziehung strapraziert. Er hatte bevor wir zusammen kamen akute Suchtprobleme, doch wir habe sie damals in den Griff bekommen durch Teamwork. Kurz nachdem unsere Tochter geboren wurde war die Verhandlung wegen der Vergewaltigung und ab da bin ich eigentlich nur noch gefallen. Er stürzte mit, zurück in die Abhängigkeit.

Anderthalb Jahre lang haben wir unsere Beziehung irgendwie immer wieder reanimiert, anstatt an unseren Problemen zu arbeiten und sie zu lösen. Dann ging er mir fremd und ich zeigte zum ersten mal seit Jahren Emotionen. Ein paar Wochen lang haben wir versucht doch noch die Kurve zu bekommen, aber er fuhr weiterhin Zweigleisig, also sind wir am Ende gescheitert.

Nach einem knappen halben Jahr Trennung habe ich mir eines Abends vor lauter Frust die Kante gegeben, was sonst nicht meine Art ist. Ich wollte einfach nur mal nicht an alles denken. Und genau da stand er vor der Tür und war total zugedröhnt. Komischerweise konnten wir aber auf einmal reden offen und ehrlich und merkten, dass der jeweils andere einen doch noch liebt. Die Wochen darauf näherten wir uns wieder an, Stück für Stück und schließlich endlich wieder zusammen.

Allerdings kamen auch wieder neue Probleme sein Suchtverhalten, daraus folgende Konsequenzen wie Verlust des Führerscheins und eine Bewährungsstrafe, dann wurde ich richtig depressiv, er verlor seine Arbeit und dann bekam er noch ein Burn-Out-Syndrom. Es wurde immer angespannter, wir zogen uns gegenseitig runter und schafften es nicht daraus. Irgendwann meinte er, dass er eine Therapie machen möchte um endlich clean zu werden, was ich voll und ganz unterstützte. Er unternahm dann allerdings über Monate hinweg keine Schritte in der Richtung, sondern ließ alles schleifen, kümmerte sich zB nicht um seine angeordneten Sozialstunden.

Es wurde mir irgendwann alles zuviel und ich hatte einen heftigen Nervenzusammenbruch, den ich nicht verheimlichen konnte. Mir war klar, es muss sich etwas ändern, also habe ich mich selbst eingewiesen, mit Warteliste. Vorher habe ich mit ihm lange darüber geredet, da er die Kinder in der Zeit versorgen muss und er befürwortete meinen Entschluss und wendete sich sogar an eine Beratungsstelle für sich. Mittlerweile rückt der Termin in der Klinik näher und er blafft mich öfter grundlos an, dann zeigt er wieder seine liebevolle Seite. Er versumpft immer wieder richtiggehend und reißt mich immer wieder runter. Es kommt immer wieder wegen Kleinigkeiten zum Streit.

Vor wenigen Wochen kam durch seine nicht geleisteten Sozialstunden eine Anhörung zum Widerruf der Bewährung, in der ihm mitgeteilt wurde, dass er innerhalb von 8 Wochen alle Stunden abzuleisten habe, sonst würde er inhaftiert. 4 Wochen sind rum und von den 150 Stunden hat er 9 geleistet. Sämtliche Gespräche in der Richtung blockt er ab und ich bin total verunsichert. Er weiß, dass er der einzige ist, der die Kinder versorgen kann, aus meiner Familie interesiert sich keiner für die 3. So wie es im Moment läuft gehe ich kaput, die Angst das die ihn verhaften während ich in der Klinik bin und die Kinder stehen hier alleine.... unbeschreiblich. Er lenkt nicht ein, lässt kein Gespräch zu und ist teilweise mehr als distanziert. Ich möchte ihm ja die Chance geben, nach beiden Therapien neu anzufangen, aber so ist es sinnlos, im vornherein.

Was würdet ihr machen?

17.04.2010 22:53 • #1


F
Liebe Harlekin82,

nun haben bereits mehrere User Deinen Beitrag gelesen und ich möchte nicht einfach so ohne eine Antwort hier wieder rausgehen.
Was mich an Deinem Beitrag aufhorchen ließ, war dieser Satz (vor allem das Wörtchen endlich und dann mit dem Smiley verbunden):

Stück für Stück und schließlich endlich wieder zusammen.

(Hoffentlich haut das mit dem Zitat hin - ich weiß nicht genau, wie das geht).

Ich denke, dass Deine größte Not zur Zeit in der Versorgung Deiner Kinder besteht. Habe ich das richtig herausgelesen? Falls ja, ist meine Meinung die folgende:
Wenn Du die Beziehung beendest, hast Du leider immer noch keine Lösung für dieses Problem. Und wenn ich mir das Zitat von oben so betrachte.....Du hängst an diesem Mann.
Es gibt doch sicherlich Einrichtungen, die Deine Kinder (wie alt sind sie eigentlich?) auffangen könnten? Ich kenne mich da nicht so aus, aber vielleicht kann jemand anderes Dir hier einen Tipp geben.

Beziehung beenden...ja oder nein?
Vielleicht hilft Dir folgende Fragestellung, die Du Dir ganz spontan und ehrlich beantworten solltest:
Möchte ich mit diesem Mann mein restliches Leben verbringen?

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft!
freieheide

18.04.2010 09:56 • #2


S
Hallo harlekin82,

als erstes solltest Du Dich darum kümmern, wer Deine Kinder während des Klinikaufenthaltes versorgt.
Erster Ansprechpartner könnte die Krankenkasse sein oder der sozialpsychiatrische Dienst.Vielleicht bekommt ihr tagsüber eine Betreuungsperson zur Hilfe, die Deinen Mann unterstützen kann.
Unabhängig von einer evt. Inhaftierung Deines Mannes scheint es mir aber auch so, dass er wegen diesen immerwiederkehrenden Zuständen eh nicht in der LAge sein wird, die Kinder richtig zu versorgen.

Zitat von Harlekin82:
Er versumpft immer wieder richtiggehend und reißt mich immer wieder runter
.
Wie soll er so in der LAge sein, sich über eine längere Zeit hinweg gut und liebevoll um die Kinder zu kümmern?
Wenn er zwischendurch versumpft, was soll denn dann mit den Kindern werden?
Aus der Klinik heraus wird es schwer für Dich sein, dich in solche einer akuten Situation zu kümmern.
Wenn Du dies vorher abgeklärt hast, kannst Du beruhigt in die Klinik gehen.

Jetzt zu Eurer Beziehung:

Nur Du allein kannst wissen, was Du für Deinen Mann empfindest. Ob Du weiterhin die Geduld aufbringen möchtest, um die Partnerschaft zu halten.
Du könntest Dich fragen, welche Gefühle für Deinen Mann bei Dir noch vorhanden sind und wie Du Dir Eure gemeinsame Zukunft vorstellst bzw. was, außer den gemeinsamen Kindern, Euch noch verbindet und was Ihr in Zukunft noch miteinander vorhabt.

Allerdings beschreibst Du ja auch, dass er nichts oder nicht viel tut, damit es ihm und somit auch Euch besser geht.
Die Sozialstunden leistet er nicht ab, es scheint ihm egal zu sein, was mit ihm und somit auch mit Euch passiert.
Lieber geht er das Risiko einer Inhaftierung ein, als endlich Verantwortung für sich und sein Tun zu übernehmen.

Meine Mutter war auch lange Zeit während meiner Kindheit und Jugendzeit Alk.. Sie bestritt es, wollte es nicht wahrhaben und wollte auch keine Hilfe. Ein Arzt sagte zu mir mal: Sie müssen ihre Mutter zur Not fallen lassen, auch wenn es weh tut. Erst wenn der Patient am Boden ist, ist er evt. bereit, Hilfe anzunehmen, was vorher nie möglich war, weil wir ihr ja noch geholfen haben, ihren Zustand zu decken, weil wir alles entschuldigt haben.
Irgendwann packte mein Vater seine Koffer, er meinte es ernst und wollte sie verlassen. Daraufhin wollte sie sich umbringen, ich und meine Tante konnten es rechtzeitig verhindern. Aber dies hatte zum Anlass, dass sie endlich erkannte, in welchem Sumpf sie lebt und schließlich war sie bereit, in eine Klinik zu gehen. Seitdem ist sie trocken.

Ich wollte damit nur sagen, dass Du mit dem stillen Dulden, Deinen Mann nicht dazu bringen wirst, etwas zu verändern.
Auch wenn Alk. eine Krankheit ist, ist es nicht zu entschuldigen, dass die Familie dabei drauf geht.
Sprich mit ihm und kündige Konsequenzen an, wenn er sich keine adäquate Hilfe holt. Dann kann er entscheiden, ob er Dich verlieren möchte, oder ob er für die Beziehung kämpfen möchte.
Bei all den Problemen Deines Mannes solltest Du trotzdem auch für Dich sorgen und somit auch für Deine Kinder, die egal wie alt sie sind, totzdem vieles mitbekommen und unter der Situation leiden werden, auch wenn man es ihnen vielleicht nicht anmerkt. Ich schreibe das als Tochter einer Alk..

Alles Gute für Dich!

18.04.2010 20:32 • #3

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