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Leere, Hoffnungslosigkeit und Sinnfragen

Rain_83
Hallo zusammen,

ich habe mich hier gerade ganz frisch angemeldet – was für mich definitiv ein großer Schritt war. Ich wünsche mir einen Austausch mit euch und hoffe, dass vielleicht auch nur eine einzige Person sich ein Stück weit in mich hineinversetzen kann und mir beim Sortieren und Bewerten meiner Gedanken und Gefühle hilft. Sehr gerne versuche auch ich, euch Impulse oder Ideen zu geben, sodass wir uns gegenseitig unterstützen können.

Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Text posten soll. Es fällt mir nicht leicht, mich so offen zu zeigen. Aber vielleicht hilft es mir – und vielleicht auch jemand anderem, der sich darin wiederfindet.

Ich fürchte, der Beitrag wird etwas länger – und vor allem sehr persönlich. Aber auch ehrlich. Ich freue mich, wenn sich jemand die Zeit nimmt, mir zuzuhören. Danke schon mal dafür.

Zu meiner Person
Ich bin 42 Jahre alt, weiblich und lebe allein. Ich bin eine introvertierte und sehr reflektierte Frau und habe vor etwa anderthalb Jahren mit Persönlichkeitsentwicklung begonnen – ganz für mich allein. Es fing harmlos an mit der Frage: „Warum fällt es mir eigentlich so schwer, Hilfe anzunehmen?“
Im Laufe der Monate bin ich rückwärts durch mein Leben gereist, bis ich in meiner Kindheit ankam. Dabei wurden mir viele Situationen bewusst, die vielleicht erklären, wie ich zu dem Menschen geworden bin, der ich heute bin.

Ein kleiner Einblick in meine Geschichte
Bitte versteht mich nicht falsch – ich möchte kein Mitleid erwecken. Mir ist es einfach wichtig, dass ihr nachvollziehen könnt, wer ich bin und womit ich zu kämpfen habe:

In der Schulzeit wurde ich gemobbt. Meine Ärztin sprach von „Psychoterror“. Schon in der Grundschule wurde ich ausgegrenzt.
Lehrer sahen das und haben teilweise mitgemacht – durch Entwertungen und ständiges Drangenommen werden, obwohl ich die Antwort nicht wusste.
Zuhause wurde nie über Gefühle gesprochen. Es war laut, es wurde viel geschrien, und es gab auch mal einen Klaps.
In der Ausbildung wurde ich von meinem Chef entwertet. Am Ende meinte er, ich sei unfähig und werde nicht übernommen.
Später im Job erlebte ich S. Belästigung – es blieb bei Mimiken und Gestiken, aber es hat Spuren hinterlassen.
Mit 22 bekam ich Neurodermitis und musste lange Kortison nehmen. In zwei Jahren nahm ich 40 kg zu. Erst nach 15 Jahren begann ich abzunehmen – leider viel zu schnell und ungesund. Durch das Gewicht habe ich mich isoliert und konnte keine Nähe mehr zulassen. Noch heute fällt mir das schwer – Vertrauen fehlt.

Als ich all das vor Augen hatte, kamen viele Gefühle und Gedanken hoch – gleichzeitig und überwältigend. Der Kern dieser Gedanken ist immer wieder derselbe:

- Ich kann nichts.
- Ich habe keinen Wert.
- Niemand sieht mich oder will mich sehen.

Ich fühle Wut, Enttäuschung, absolute Traurigkeit, Sinnlosigkeit und Hoffnungslosigkeit. Seit etwa acht Monaten setze ich mich intensiv mit diesen Gedanken auseinander – und analysiere sie regelrecht zu Tode. Ich drehe mich in Gedankenschleifen und verliere mich in diesem Karussell.

Ich bin emotional so ausgelaugt, dass ich meinen eigenen Gedanken und Gefühlen nicht mehr traue. Ich frage mich, ob sie überhaupt berechtigt sind. Ob das, was ich fühle, überhaupt wahr ist. Ich analysiere mein Verhalten so intensiv, dass ich selbst das in Frage stelle, was ich damit eigentlich bezwecke.

Wenn ich mit dem Analysieren aufhöre, fühle ich eine extreme Leere und Unruhe – bei gleichzeitig intensiven Gefühlen. Letztlich lande ich immer wieder beim Analysieren, weil es das Einzige ist, was mir gerade noch Halt gibt.

Aktuelle Situation
Vor vier Wochen begannen Panikattacken. An einem Arbeitstag war es so schlimm, dass ich früher nach Hause ging. Mein Arzt schrieb mich für eine Woche krank. In dieser Woche hatte ich viel Zeit zum Grübeln. Am Ende entschied ich mich, wieder arbeiten zu gehen – um etwas Struktur zu haben. Das hilft grundsätzlich, aber auch im Arbeitsalltag gibt es immer wieder Momente, in denen ich mich zurückgewiesen, ausgeschlossen oder nicht beachtet fühle. Mittlerweile kommen mir sogar auf der Arbeit die Tränen – zum Glück hat das bisher niemand bemerkt.

Ich habe mich überwunden, therapeutische Termine zu vereinbaren und bereits einige Erstgespräche geführt. Leider konnte mir bisher niemand einen Platz anbieten. Ich stehe auf etlichen Wartelisten, aber es scheint aussichtslos, zeitnah Hilfe zu bekommen.

Vor einem Klinikaufenthalt habe ich Bedenken – auch, weil der Arbeitgeber dann wüsste, welcher Arzt mich krank schreibt. Einer der Therapeuten hat mir den PTV11-Bogen mitgegeben und eine mittelgradige Depression bestätigt. Er riet mir zu einer Psychotherapie und einem Termin beim Psychiater, um ggf. Medikamente zu bekommen. Dieser Termin steht immerhin schon in drei Wochen an.

Was mir aktuell fehlt
Nichts macht mir wirklich Spaß. Ich kann mich schlecht konzentrieren. Alles, was ich ausprobiere – Spazierengehen, frühere Hobbys, Computerspiele, kreative Tätigkeiten – breche ich nach wenigen Minuten ab, weil es mir nichts bringt. Das Einzige, was bleibt, ist das Schreiben und Nachdenken. Das hält mich gerade über Wasser.

Philosophische Fragen
Zusätzlich beschäftigen mich Fragen, die über die Depression hinausgehen. Ich frage mich seit über 20 Jahren: Was ist eigentlich der Sinn des Lebens?

Für viele ist es: Familie gründen, einen Partner finden, Freude erleben. Das sind alles Dinge, die mir bisher verwehrt blieben.

Meine Fragen an euch
- Was treibt euch an?
- Welche Ziele habt ihr im Leben?
- Was bedeutet es für euch, „wirklich gelebt zu haben“?

Für mich fühlt sich alles, was ich tue, nur wie ein sinnloser Zeitvertreib an. Die Stunden vergehen, bis ich wieder schlafen kann – und am nächsten Tag beginnt alles von vorn. Es fühlt sich an, als würde ich einfach nur die Stunden füllen, bis irgendwann der Tag X kommt. Kennt ihr dieses Gefühl?

Danke fürs Lesen.

03.08.2025 13:10 • x 3 #1


LittleWing
Hallo Rain_83

Du leidest unter Angst und Depressionen und ich möchte Dir als Erstes sagen,dass es vielen Menschen so geht und Du nicht alleine bist,wahrlich nicht.

UND: Es gibt Hilfe in Form von Therapie und Medikamenten und wenn die Depression abgeklungen ist,kann man auch wieder klarere u.v.a. positivere Gedanken fassen und fühlt sich wieder besser.
Auch die Angste reduzieren sich dann (weil Angst und Depression sich gegenseitig anschieben).

Da die man lange auf Therapiepätze warten muss,ist es sinnvoll ,als erstes einen Psychiater anulaufen,der Dir schonmal was zur Beruhigung und gegen die Depressionen geben kann um schonmal ein Stück weit den Leidensdruck zu vermindern.

Des Weiteren kommen mir Selbsthilfegruppen in den Sinn,vielleicht kannst Du da Anschluss finden - zuviel alleine sein und alles mit sich selbst ausmachen,tut nicht gut.

Der Sinn des Lebens ist aus meiner Sicht,einfach zu sein,das ist zumindest meine Ansicht,also keine Zielerfüllung sondern wir tragen in jedem Moment bereits alles in uns.
Ich denke da grundsätzlich so in die Richtung Wu Wei:

https://www.amazon.de/Wu-wei-Die-Lebens...3499619806

03.08.2025 13:40 • x 2 #2


A


Hallo Rain_83,

Leere, Hoffnungslosigkeit und Sinnfragen

x 3#3


O
Willkommen @Rain_83 !

Was Du hier schilderst, ist vielen von uns hier nicht fremd und Du darfst Dich auf jeden Fall verstanden fühlen.

Du beschreibst Dich als sehr reflektiert, was eine gute Vorraussetzung für eine Psychotherapie darstellt, die Du ja nun auch in Agriff nehmen willst.

Zitat von Rain_83:
Ich fühle Wut, Enttäuschung, absolute Traurigkeit, Sinnlosigkeit und Hoffnungslosigkeit. Seit etwa acht Monaten setze ich mich intensiv mit diesen Gedanken auseinander – und analysiere sie regelrecht zu Tode. Ich drehe mich in Gedankenschleifen und verliere mich in diesem Karussell.

Bei aller Selbstreflexion spielt uns die Depression leider oft einen Streich: Wir kommen aus dem (oft kranken) Denken nicht mehr raus und sind darin gefangen. Das beschreibst Du hier sehr gut.

Zitat von Rain_83:
Für mich fühlt sich alles, was ich tue, nur wie ein sinnloser Zeitvertreib an. Die Stunden vergehen, bis ich wieder schlafen kann – und am nächsten Tag beginnt alles von vorn. Es fühlt sich an, als würde ich einfach nur die Stunden füllen, bis irgendwann der Tag X kommt. Kennt ihr dieses Gefühl?

Auch was Du hier schilderst, lässt sich wohl als ein Klassiker der Depression beschreiben.

Es tut mir leid, dass Du gerade durch diese schwere Zeit gehen musst und ich wünsche Dir, dass Du bald einen guten Therapieplatz bekommst.

Mit der Genesung verändern sich auch die Gedanken und es ist wohl berechtigt, dass Du einige davon in Frage stellst. Großteils sind dies depressive Gedanken, mit denen wir uns leider oft stark identifizieren und die uns nochmals tiefer nach unten reißen.

Ich wünsche Dir außerdem viel Geduld und Achtsamkeit auf Deinem Weg.

Sehr gut wäre, wenn es Dir gelingt, nicht nur alleine zu sein. Der Austausch und das Zusammensein mit anderen Menschen kann sehr gut tun und ist auch wichtig, um sich nicht nur in seinem eigenen Kopf zu bewegen. Ebenfalls tut körperliche Aktivität gut, auch wenn wir's in dem Moment nicht spüren. Das kann einfach nur ein täglicher Spaziergang sein...

Jedenfalls alles Gute für Dich!

03.08.2025 14:02 • x 5 #3


Ell
@Rain_83 Willkommen hier im Forum.
Zitat von Rain_83:
Für mich fühlt sich alles, was ich tue, nur wie ein sinnloser Zeitvertreib an. Die Stunden vergehen, bis ich wieder schlafen kann – und am nächsten Tag beginnt alles von vorn. Es fühlt sich an, als würde ich einfach nur die Stunden füllen, bis irgendwann der Tag X kommt. Kennt ihr dieses Gefühl?

Dieses Gefühl kenne ich auch sehr gut und schon sehr lange in meinem Leben.
Viele Jahre lebe ich damit , mal mehr mal weniger stark, aber begonnen hat das mit 17
Irgendwann habe ich gelernt, dass es ein Symptom meiner Depression ist. Sozusagen wenn sie laut wird und Beachtung braucht .
Es ist ein übles Gefühl und ich bin froh wenn es mich nicht im Griff hat. ich hoffe du hast bald eine unterstützende Therapie .
Zitat von ohneFunktion:
Sehr gut wäre, wenn es Dir gelingt, nicht nur alleine zu sein. Der Austausch und das Zusammensein mit anderen Menschen kann sehr gut tun und ist auch wichtig, um sich nicht nur in seinem eigenen Kopf zu bewegen. Ebenfalls tut körperliche Aktivität gut, auch wenn wir's in dem Moment nicht spüren. Das kann einfach nur ein täglicher Spaziergang sein...



Zitat von LittleWing:
Des Weiteren kommen mir Selbsthilfegruppen in den Sinn,vielleicht kannst Du da Anschluss finden - zuviel alleine sein und alles mit sich selbst ausmachen,tut nicht gut.

Das beides denke ich auch

Komm einfach gut hier an und vielleicht magst du ja auch ein Tagebuch zum Austausch eröffnen. Liebe Grüße

03.08.2025 14:30 • x 5 #4


Rain_83
Lieben Dank für eure Worte.

Ich verstehe, dass ihr Sinnfrage als Teil der Depression anseht – aber bei mir ist sie schon viel länger da. Sie ist eher wie ein Grundton meines Denkens. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nicht einfach verschwinden würde, wenn die Depression weg wäre. Vielleicht ist das schwer nachzuvollziehen – aber genau das macht es für mich auch so einsam.

Ich sehne mich nach echten Austausch, aber Menschen überfordern mich leider sehr häufig. Ich wünsche mir jemanden, der mich nicht als schwierig sieht.

Die Idee hier ein Tagebuch zu führen finde ich schön, vielleicht mache ich das. Danke für den Tipp.

03.08.2025 14:50 • x 4 #5


O
Hallo nochmal!

Die Sinnfrage selbst ist nicht Teil der Depression. Sie ist Teil des Lebens.

Die Frage nach dem Sinn befällt mich auch seit jeher. Aber die Antwort, die ich mir in der Depression gebe, fällt vernichtend aus und das Gefühl, das mich in dieser Zeit befällt, fühlt sich unerträglich an. Das macht einen großen Unterschied aus.

Wenn es uns gut geht, fühlen wir uns weniger verloren in dieser Frage, denn dann leben wir unser Leben. Und dieses Leben ist dann sehr wohl real und sinnhaft. Erst zurückgeworfen in die Einsamkeit der Depression, nehmen wir dieser positiven Zeit wieder ihre Berechtigung und glauben, dass uns nichts jemals eine Freude gemacht hat.

Der erste und wichtigste Mensch, der Dich annehmen kann, wie Du bist, bist Du selbst.

03.08.2025 15:20 • x 3 #6


Ell
Zitat von ohneFunktion:
Die Sinnfrage selbst ist nicht Teil der Depression. Sie ist Teil des Lebens.

Hmmm, ich hab mich glaube ich missverständlich ausgedrückt. Die Sinnfrage selbst ist natürlich kein Teil der Depression, aber wenn ich in einer depressiven Episode stecke , dann sehe ich keinen Sinn mehr, in garnichts…

03.08.2025 16:20 • x 1 #7


LittleWing
Zitat von Ell:
Komm einfach gut hier an und vielleicht magst du ja auch ein Tagebuch zum Austausch eröffnen. Liebe Grüße

03.08.2025 16:47 • #8


LittleWing
Zitat von Ell:
Das beides denke ich auch

Sorry,ich hatte vorhin oben das falsche Zitat und dann nicht wieder weg bekommen...

Auf jeden Fall tut es gut,sich auszutauschen und sich alles von der Seele zu schreiben.
Das entlastet...

03.08.2025 16:50 • x 3 #9


J
Zitat von Rain_83:
Aber vielleicht hilft es mir – und vielleicht auch jemand anderem, der sich darin wiederfindet.

Mir hat es definitiv geholfen, und ich hab mich in einigen Punkten wiedergefunden.

Zitat von Rain_83:
In der Schulzeit wurde ich gemobbt. Meine Ärztin sprach von „Psychoterror“. Schon in der Grundschule wurde ich ausgegrenzt.
Lehrer sahen das und haben teilweise mitgemacht – durch Entwertungen und ständiges Drangenommen werden, obwohl ich die Antwort nicht wusste.

Das war bei mir auch so. Ich habe in meiner Schulzeit fast durchgehend Mobbing erfahren, sowohl psychisch als auch körperlich. Auf drei verschiedenen Schulen, war es jedes mal wieder das selbe.

Zitat von Rain_83:
Der Kern dieser Gedanken ist immer wieder derselbe:

- Ich kann nichts.
- Ich habe keinen Wert.
- Niemand sieht mich oder will mich sehen.

Ich denke, dass ist eine relativ normale Reaktion wenn man solche Erfahrungen über Jahre gemacht hat.
Irgendwann fängt man dann logischerweise an sich zu fragen, was hab ich an mir, dass die Leute immer genau mich als Ziel aussuchen.

Zitat von Rain_83:
Es fing harmlos an mit der Frage: „Warum fällt es mir eigentlich so schwer, Hilfe anzunehmen?“

Bei mir ist es so, dass ich Hilfe nur dann annehme, wenn ich sie auch als hilfreich erachte. Möglich dass einem dadurch ab und zu etwas nützliches durch die Lappen geht, aber meistens wenn ich etwas ablehne bin ich mir ziemlich sicher dass es eh unbrauchbar ist.

Zitat von Rain_83:
Was ist eigentlich der Sinn des Lebens?

Für viele ist es: Familie gründen, einen Partner finden, Freude erleben. Das sind alles Dinge, die mir bisher verwehrt blieben.

Dass du in dem Alter noch keinen Partner hattest etwas unüblich, jedoch ansich nichts schlimmes. Aber dass du in deinem ganzen Leben bisher noch nie Freude erlebt hast, bist du dir da sicher? Irgendwie fällt es mir ziemlich schwer das zu glauben.

Zitat von Rain_83:
- Was treibt euch an?

Ehrlich gesagt nicht viel.

Zitat von Rain_83:
- Welche Ziele habt ihr im Leben?

Momentan nur eines: So lange überleben, bis es besser wird.

Zitat von Rain_83:
- Was bedeutet es für euch, „wirklich gelebt zu haben“?

Bedingungslose Liebe gegeben und empfangen zu haben.

Zitat von Rain_83:
Für mich fühlt sich alles, was ich tue, nur wie ein sinnloser Zeitvertreib an. Die Stunden vergehen, bis ich wieder schlafen kann – und am nächsten Tag beginnt alles von vorn. Es fühlt sich an, als würde ich einfach nur die Stunden füllen, bis irgendwann der Tag X kommt. Kennt ihr dieses Gefühl?

Ja das kenne ich, ist bei mir genauso. Ich hoffe halt, dass Tag X nicht der Tag des Todes ist, sondern der an dem alles besser wird.

03.08.2025 18:00 • x 1 #10


Rain_83
@Jace

Danke für deine Antwort.

Hast du deine Mobbing-Erfahrungen verarbeiten können? oder leidest du noch heute unter ihnen?

Das spannende ist, dass ich in den letzten 30 Jahren offensichtlich eine Meisterin der Verdrängung war. Ich habe zwar immer gewusst, dass irgendetwas nicht stimmt aber ich konnte es nie wirklich greifen. Ich war quasi in einem Keller mit wenig Licht, habe mir ab und zu den Fuß oder Kopf angestoßen, was weh tat, aber ich wusste nicht warum.
Jetzt ist der Keller hell erleuchtet und es stehen etliche Kisten dort, die ich mittlerweile alle geöffnet habe, welches ein Chaos auf dem Boden hinterlassen hat.

Doch ich hatte sehr wohl Partner in meinem Leben. Was ich eigentlich sagen wollte, dass ich den Partner fürs Leben noch nicht gefunden habe. und ja ich hatte Freude erlebt, das war leider ein Tippfehler, es sollte Freunde heißen. Denn aktuell stehe ich leider ohne welche da. Klar es gibt oberflächliche Bekanntschaften, aber niemanden mit dem ich wirklich reden kann.

03.08.2025 19:25 • #11


LittleWing
Zitat von Rain_83:
Ich verstehe, dass ihr Sinnfrage als Teil der Depression anseht – aber bei mir ist sie schon viel länger da. Sie ist eher wie ein Grundton meines Denkens.

Ich würde gerne nochmal auf das Thema Sinn zurück kommen,weil ich glaube,dass das wirklich zentral ist.

Etwas sinngebendes ist nicht für jede(n) das Gleiche,für mich ist es Liebe.
Liebe zu Menschen oder einem Tier,es kann auch die Liebe zu Tätigkeiten sein.
Manche lieben die Kunst/Kreativität,die Natur oder sie gehen auf in ihrem Glauben,manche lieben es,anderen zu helfen u.s.w.

Mein Traum war es immer,den passenden Partner zu finden,mit dem mal wirklich alt werden kann.
Ich habe viele Jahre dafür gebraucht und ich hatte einige Beziehungen,die wirklich nicht gut liefen,ausserdem bin ich mit meinen psychischen Problemen auch nicht einfach zu handeln aber ich habe diesen Traum trotzdem nie aufgegeben und jetzt bin ich schon 16 Jahre mit ihm zusammen und ich bin froh,dass ich diesen Traum nie aufgegeben habe.

03.08.2025 19:35 • x 2 #12


Pilsum
Hallo Rain,

Zitat von Rain_83:
Ich wünsche mir einen Austausch mit euch und hoffe, dass vielleicht auch nur eine einzige Person sich ein Stück weit in mich hineinversetzen kann und mir beim Sortieren und Bewerten meiner Gedanken und Gefühle hilft.

was Du schreibst kann ich glaube ich gut nachvollziehen.
Bestimmt können wir hier beim Sortieren von Gedanken helfen. Dabei kann aber auch etwas
Schwieriges auftauchen. Andere Menschen haben natürlich auch meistens andere Meinungen.
Und da hoffe ich, dass Du Deine Sichtweise möglichst gut verteidigen kannst.

Zitat von Rain_83:
Zuhause wurde nie über Gefühle gesprochen.

Das hat es Dir natürlich eher schwer gemacht.

Zitat von Rain_83:
Der Kern dieser Gedanken ist immer wieder derselbe:

Zitat von Rain_83:
- Ich kann nichts.
- Ich habe keinen Wert.
- Niemand sieht mich oder will mich sehen.


Nicht nur bei Dir scheint es so zu sein. Solche Zweifel, wie die, die Du hier beschreibst,
belasten auffallend viele Menschen. Auch wenn man das den Menschen nicht ansieht.

Und hier kann es schon beginnen mit einer anderen Meinung von mir.
Deine Bewertung, dass Du nichts kannst, kann nur falsch sein. Ohne Dich näher zu kennen,
bin ich davon überzeugt, dass Du sehr viel kannst.

Und zu Deinem Wert sage ich. Für mich persönlich hat jeder Mensch ungefähr den gleichen Wert.
Jeder ist Mensch. Wie kann es Dir gelingen, Deine eigene Bewertung auf das gleiche Niveau
anzuheben?

Das Dich niemand sieht oder niemand Dich sehen will, sehe ich völlig anders.
Du bist mit etwas anderen Voraussetzungen im Leben gestartet, als die Mehrheit.
Das scheint Dich dazu gebracht zu haben, in Teilbereichen eine andere gedankliche
Entwicklung zu nehmen.
Dadurch kann es sehr gut sein, dass Du Dir in einige Bereichen deutlich bessere Erkentnisse
angeeignet hast, als sie viele andere haben.
Allerdings, was macht man mit solchem Wissen? An wen kannst Du das weitergeben?
Das wird nicht für jeden Menschen interessant sein.

Zitat von Rain_83:
Seit etwa acht Monaten setze ich mich intensiv mit diesen Gedanken auseinander – und analysiere sie regelrecht zu Tode.

Das kann ich mir vorstellen. Analysieren finde ich meistens gut und hilfreich. Allerdings sollten am
Ende Teil- oder Zwischenergebnisse ein Daueranalysieren beenden.

Zitat von Rain_83:
Ich analysiere mein Verhalten so intensiv, dass ich selbst das in Frage stelle, was ich damit eigentlich bezwecke.

Analysierst Du denn gelegentlich auch mal das, wie andere Menschen sich Deiner Meinung nach
verhalten? Ob sie Deiner Ansicht nach Sinnvolles aus ihrem Leben machen?

Zitat von Rain_83:
Ich frage mich seit über 20 Jahren: Was ist eigentlich der Sinn des Lebens?

Das kann ich verstehen. Einen einheitliche Antwort wird es darauf aber eher nicht geben.

Einen Sinn solltest Du Deinem Leben nach und nach selbst immer besser geben.
Manchmal erscheint dies gar nicht einfach zu sein.
Denn letztlich wird es teilweise auch so sein.
Du verfügst über sehr spezielles Wissen und über große Lebenserfahrung.
Mit wem wirst Du Dein Wissen leicht teilen können.
Könnte es sein, dass Du den durchschnittlichen Menschen damit manchmal ein wenig
überforderst? Oder sehe ich das falsch?
Nicht jeder ist bereit und in der Lage bestimmte Gedankengänge mit Dir mitzugehen.

Deswegen stelle Dich nicht so häufig selbst in Frage.
Sondern überlege bitte mal, ob man das Verhalten anderer Menschen, nicht diese Menschen selbst,
häufig auch mal deutlich in Frage stellen sollte.

Viele Grüße
Bernhard

04.08.2025 11:04 • x 2 #13


Grenzgaenger
Hallo @Rain

und Herzlich Willkommen unter Gleichgesinnten und Freundlichen Mitmenschen

04.08.2025 14:01 • x 2 #14


A


Hallo Rain_83,

x 4#15


Rain_83
@Pilsum
Danke auch Dir für deine netten Worte.

Zitat von Pilsum:
Dabei kann aber auch etwas
Schwieriges auftauchen. Andere Menschen haben natürlich auch meistens andere Meinungen.
Und da hoffe ich, dass Du Deine Sichtweise möglichst gut verteidigen kannst.

da hast Du vollkommen Recht. Viele Menschen haben viele Meinungen, aber damit kann ich super umgehen. Durch mein intensives Analysieren und meine Empathie, kann ich mich sehr gut in andere Menschen hineinversetzen und mir verschiedene Sichtweisen vorstellen.


Zitat von Pilsum:
Deine Bewertung, dass Du nichts kannst, kann nur falsch sein. Ohne Dich näher zu kennen,
bin ich davon überzeugt, dass Du sehr viel kannst.

ich vergleiche mich natürlich immer mit den anderen Kollegen, die fachlich besser sind. Aber du hast vollkommen Recht, jeder hat seine Stärken und Schwächen.


Zitat von Pilsum:
Dadurch kann es sehr gut sein, dass Du Dir in einige Bereichen deutlich bessere Erkentnisse
angeeignet hast, als sie viele andere haben.
Allerdings, was macht man mit solchem Wissen? An wen kannst Du das weitergeben?
Das wird nicht für jeden Menschen interessant sein.

ja, ich glaube auch, ohne überheblich klingen zu wollen, dass ich zumindest meine Soft Skills sehr weit entwickelt habe. Das hilft zwar in einigen Situation enorm weiter, allerdings kommt es mir teilweise vor, als würde ich eine vollkommen andere Sprache sprechen, was einige Menschen immer wieder sehr irritiert.


Zitat von Pilsum:
Analysierst Du denn gelegentlich auch mal das, wie andere Menschen sich Deiner Meinung nach
verhalten? Ob sie Deiner Ansicht nach Sinnvolles aus ihrem Leben machen?

ja, zumindest in Teilen. ich analysiere wie sie sich mir gegenüber verhalten. Ich suche natürlich immer zuerst die Schuld bei mir und versuche ihr Verhalten dann später ausführlich für mich selbst zu reflektieren. Was könnte es bedeutet haben, war ich der Grund?. Schwierig ist natürlich, dass es nie eine wirkliche Antwort gibt, außer ich würde sie fragen. Aber zumindest erkenne ich, dass es immer mehrere Wahrheiten gibt, die nicht unbedingt etwas mit mir zu tun haben müssen.


Zitat von Pilsum:
Könnte es sein, dass Du den durchschnittlichen Menschen damit manchmal ein wenig
überforderst? Oder sehe ich das falsch?
Nicht jeder ist bereit und in der Lage bestimmte Gedankengänge mit Dir mitzugehen.

ja, das glaube ich mittlerweile auch, nicht alle Menschen sind bereit für authentische, tiefe Gespräche die über Smalltalk hinausgehen. aber ich will mich auch nicht verstellen müssen, was allerdings einsam macht. Ich merke es ja auch in Alltagssituationen. Hatte gerade in mein hier gestern eröffnetes Tagebuch geschrieben, dass ich sehr gerne Entscheidungen von meinen Chef, die mich betreffen hinterfrage. Wo andere nur nickend zustimmen, will ich wissen, warum er so entschieden hat und was die Entscheidung für mich bedeutet. und dazu möchte ich mir eigene Gedanken machen. finde das auch vollkommen legitim, denn es geht ja um meine Zukunft.

04.08.2025 17:21 • x 1 #15

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