Kontaktschwierigkeiten / Sozialphobie - weiß nicht weiter

T
Hi,
ich bin Tobi. Hier stand bis eben ein etwa dreiseitiger Beitrag, wo ich schon während des Schreibens müde wurde. Also, zweiter Anlauf:
Ich bin 18 Jahre alt, irgendwie funktioniert gefühlt gar nichts in meinem Leben, was von mir kommt: Ich wohne bei meinen Eltern, um Geld und Grundversorgung muss ich mir also keine Sorgen machen. Alles, wo ich das tun sollte, funktioniert gar nicht: Ich kann zwar sowas aufbauen, was andere Leute scheinbar schon Freundschaft nennen, aber mir fehlt da immer die Freude. Ich mag die Leute, aber hab die ganze Zeit das Gefühl, dass sie mit mir unzufrieden sind. Ergebnis: Ich kriege es nicht hin, Freundschaften aufzubauen für länger als ein paar Monate.
Dann sind da die Zukunftsaussichten: Ich habe schillernde Träume, jeden Tag neue Extra-Klasse-Ideen usw. Ich habe gefühlt hunderte Newsletter abonniert, zu Themen wie Produktivität, Marketing, Selbstbewusstsein oder Finanzen. Es gibt nur ein Problem: Ich komm nicht von der Stelle. Alle meine Projekte scheitern daran, dass ich nicht weiter als ein paar Meter komme. Ich habe Ideen, die rein theoretisch richtig viel Geld umsetzen könnten. Woran scheitert es? Ich lasse mich ablenken von Musik, Büchern, usw
Meine ganze Kindheit und Jugend war von Ausgrenzung, Ausnutzung, Angst, Zurückgezogenheit und gelegentlich heftigen Winterdepressionen bis in den späten Frühling geprägt und ich kriege es nicht hin, stabile Kontakte zu Personen unter 50 aufzubauen.
Nun ist mein Problem, dass ich kurz vorm Abi steh und mich danach eigentlich ein Jahr testweise -statt Auslandsjahr oder so- mit Internetprojekten selbstständig machen wollte. Erste Schritte sind wie immer unternommen. Und ich trete wieder auf der Stelle.
Seit Jahren suche ich jetzt sowohl nach einer Lösung, als auch einer Erklärung für meine Probleme. Inzwischen habe ich mir glaube ich schon alles diagnostiziert, von Narzissmus bis Hochsensibilität.
Aber ich glaube langsam, dass mein eigentliches Problem ein anderes ist: Ich habe kein Selbstwertgefühl. Wenn ich nach Hamburg (etwa eine halbe Stunde Bahnfahrt) fahre, bin ich schon bei der Ankunft fix und fertig, weil ich mich die ganze Zeit frage, ob ich gerade unhöflich war, ob die da hinten meinetwegen gelacht haben, usw.
Das ist ein ernsthaftes Problem und ich muss es irgendwie lösen, nur komme ich mit dem gängigen Tipp probier dich aus, lern dich kennen nicht mehr weiter, weil ich gar nicht so schlecht über mich denke, wenn ich nicht in einer Stresssituation bin und wenn ich dann in einer sozialen Situation bin, bin ich nach spätestens zwei Stunden überfordert, was auf mein Selbstbewusstsein drückt.
Zuhause ist es aber so, dass ich zwar nicht dauerhaft im Stress bin, aber eben nicht vorankomm, was auch frustrierend ist und außerdem frage ich mich inzwischen, ob die Ursache meines Problems nicht direkt in derselben Wohnung wohnt: Ich weiss, dass das eine harte Theorie ist, aber ich habe festgestellt, dass ich zu meiner Mutter(mein Vater lebt woanders) keine emotionale Bindung habe. Und habe dann mal darüber nachgedacht, woran das liegt: Soweit ich mich erinnern kann, wurde ich von ihr immer nur für Erfolge gelobt, nicht dafür, meinen Interessen nachzugehen. An sich werde ich sowieso viel mehr kritisiert und zwischen den Zeilen habe ich immer das Gefühl, dass sie mir in Gesprächen eigentlich sagt, dass ich sie ausnutze und ein Riesenarschloch bin.
Ich kann mich nicht mehr erinnern, irgendwann mal richtige Nähe von ihr erfahren zu haben-weder körperlich, noch emotional. Wenn sie meinen Namen ausspricht, zucke ich innerlich zusammen, weil ich dann schon weiss, dass sie mir sagen wird, was ich muss oder falsch gemacht habe. Sie selbst kriegt ihr Leben nicht auf die Reihe seit der Trennung von meinem Vater(aber auch vorher war es schon so, dass sie mich überwiegend kategorisiert hat und wenig bedingungslose Liebe gezeigt). Ich könnte noch einiges nennen, aber ich glaube es reicht.
Mit ihr geredet habe ich darüber, was dazu führte, dass sie an irgendeiner Stelle plötzlich behauptet hat, dass ich gesagt hätte, dass sie mich nicht lieb hat(was ich nichtmal denke).
Letztes Jahr habe ich mich mal wieder unerwidert verliebt, woraus eine sehr kurze, tiefe Freundschaft zu einer Borderlinerin wurde, die es auf jeden Fall wert war, auch wenn sie mich sehr verletzt hat. Dabei habe ich einmal körperliche Nähe erfahren, als sie ihren Kopf an meine Schulter gelegt hat. Seitdem fehlt mir dieses Gefühl: Einfach nah sein, ohne Bewertung, von mir aus auch ohne Liebe. In meiner Familie und meinem Freundeskreis finde ich niemanden, der mich auf diese Weise mag. Aber ich weiss, dass es mir einen enormen Antrieb geben würde, wenn ich mit jemandem reden könnte, der meine Träume nicht belächelt und mich so mag, wie ich bin. Und ich würde mir auch sosehr Nähe wünschen, aber ich weiss, dass ich sie nicht vermitteln kann, weil ich sie nicht in mir habe. Das heisst, ich könnte mein Wissen geben, mein Versprechen, an mir zu arbeiten oder sowas, um etwas anderes zu erhalten. Das gibt es wohl nicht, oder?
Meine Frage ist: Wie kann ich in diesem Gefängnis auch nur eine Gitterstange durchbiegen, um dann ein Erfolgserlebnis zu haben, das die anderen sprengt?
Also entweder:
-mein Selbstvertrauen steigern, trotz Sozialphobie, oder
-endlich meine Projekte zuende bringen, trotz Prokrastination and friends, oder
-echte Nähe erleben, trotz ganz geringer Sozialkompetenz(das würde glaube ich die grösste Wirkung auslösen und die anderen automatisch nach vorn pushen, nur ich hab halt keinen Schimmer, wie )
Zum dritten: Ich kenne so Tipps natürlich wie du musst einfach solange unter Leute, bis jemand passt, aber das geht bei mir gerade mit Jugendlichen nicht, weil ich schon Schweissausbrüche habe, wenn ich Fremden Jugendlichen in Gruppen nur nahe komme... Ich weiss nicht, gibts da vielleicht irgendeine Möglichkeit, jemanden übers Internet zu finden, ohne dass jeder das lesen kann oder so? Es geht mir ja nichtmal um die grosse Liebe, nur um Nähe, wenn möglich auch körperlich, z.B. durch Umarmungen. Wenn irgendjemand wüsste, wie bescheuert ich mir gerade vorkommm...
Ich freue mich über jede Antwort und danke für alle, die sich ernsthaft den Text durchgelesen haben. Das war ne Leistung :P

15.05.2017 23:22 • #1


S
Das mir den Freundschaften kenn ich leider zu gut.ich hatte sehr oft das Gefühl das mich die Menschen für seltsam halten und hinterrucks Schei** über mich verbreiten, anstatt es mir persönlich zu sagen. Oft gab es Erzählungen die sowas von erfunden waren das ich mich oft fragte what the fu** was läuft da bitte falsch?
Bei mir sind alle versuchten Beziehungen zerbrochen. Ich kann auch gar keinen mehr an mich ranlassen. Dazu fehlt mir das Vertrauen. Ich kann dir leider grad keinen Hilfesuchende Tipp geben da ich selbst grad in einem Tief stecke. Es ist echt fürchterlich wenn man im Kopf hat man möchte wieder arbeiten aber der Körper und die Seele einem ein lautes Nein ins Gesicht schreien. Abgesehen davon hab ich nicht mal die Kraft mich zu bewerben, da ich nicht mal weiß wohin und was..
Sry wenn das grad nicht so hilfreich ist, du bist nicht allein mit dem anders sein..

16.05.2017 09:50 • #2


A


Hallo Tobi2,

Kontaktschwierigkeiten / Sozialphobie - weiß nicht weiter

x 3#3


T
Hi Sakura,
ja daran verzweifle ich oft auch. Mir haben schon Leute gesagt ich würde dir alles verzeihen. Zwei Monate später hiess es dann wir sind einfach zu verschieden. Und ich weiss, dass das Quatsch war, weil zwar unsere Interessen komplett unterschiedlich waren, aber unser Charakter überhaupt nicht... Ich frage mich bei diesem Forum ehrlich gesagt, warum nicht einfach die Leute hier mal versuchen, ob das anders laufen würde, wenn sie sich mal treffen(nein, ich versuche nicht, auf diese Weise mein nächstes Mordopfer zu finden oder so :P)-es scheint ja viele zu geben, die anders sind und nicht weiter wissen. So viele Planeten können das ja nun auch nicht sein, von denen wir kommen (; - und vielleicht würden wir uns ja tatsächlich besser verstehen.
Okay, vielleicht bin ich auch einfach zu naiv- ich bin schliesslich erst 18, meine Sozialkompetenz geht gegen null, was ich ja oben schon beschrieben habe. Ich weiss nicht, was ich in zehn Jahren brauche oder was dir gerade fehlt. Aber ich denke, dass das alles irgendwie lösbar ist. Ja, ich bin oft verzweifelt, aber wenn 20% der Bevölkerung Hochsensibel, Depressiv oder sonstwie anders sind, wäre das schon eine mächtige Minderheit... Und ich hoffe, du schaffst es irgendwie, wieder aufzustehen!
Wenn ich dir dabei helfen kann, Internetrecherche oder im Umland von Hamburg irgendwas machen, lass es mich wissen... Ja, ich klinge komplett anders als vor ein paar Tagen, das ist mir klar. Ich hatte jetzt zwei Tage, an denen ich in Hamburg war. Klar, das waren alles relativ oberflächliche Kontakte, aber die haben mich so Willkommen geheissen, wie ich bin. Und ich stelle fest, dass mich das total verändert hat. Ich muss wohl, so hart das klingt, weg von meiner Mutter :|
Momentan bin ich also wieder stabil und ich wünsche dir, dass du auch Leute findest, die dir helfen. Ich brauchte offensichtlich vor allem das Gefühl, gebraucht zu werden, nicht vordergründig körperliche Nähe. Und du solltest vielleicht mal was ganz neues probieren(ich weiss, das klingt jetzt wieder nach Psychologieküche, tut mir leid, ich weiss nur, dass es mir sehr geholfen hat, gestern und heute Menschen kennenzulernen, die mich mochten und irgendwie auch brauchten). Wenn du es nochmal probierst würde mich das sehr interessieren!

17.05.2017 22:40 • #3


S
Meine Angst war/ist das mich mir unbekannte Menschen nicht sofort verstehen oder mich auch gleich abstempeln wenn sie erfahren wie ich drauf bin. Ich glaub das man sich mit der Zeit auch ändert. (Bewusst wie Unbewusst).
Dieses Misstrauen gegenüber netten Menschen hab ich leider immer noch. Sofortiges Vertrauen ist bei mir momentan nicht möglich. Oft gibt mir mein Bauchgefühl eh Bescheid(aber darauf hör ich nicht immer, Vl bin ich teilweise (oder immer???) einfach zu Kopflastig eingestellt). Bei mir Verbinden sich halt all die Erfahrungen die ich bisher gemacht habe. Wenn dann wieder eine ähnliche Situation kommt reagier ich wieder so wie ich es vorher auch schon gemacht hab(obwohl es mir nicht wirklich was gebracht hat), irgendwie seh ich andere Möglichkeiten nicht sofort(oder auch gar nicht). Meine nicht so guten Erfahrungen mit Menschen haben mich sehr vorsichtig werden lassen was Beziehungen angeht. Sobald mir jemand zu nahe kommt bekomm ich den Reflex anzulocken und dicht zu machen. Was bis zum kompletten Kontaktabbruch geht. Ich weiß nicht ob es eine momentane Phase ist aber ich hab grad echt keine Lust mich mit wildfremden Leuten via Smalltalk zu unterhalten. Wenn ich keinen Nutzen daraus ziehen kann dann lass ich es lieber bleiben. Das klingt jetzt Vl sehr egoistisch oder eigenartig oder was auch immer aber ich find solche nichtssagenden Gespräche einfach sinnlos und nervig. Ich wäre lieber für Umsetzung statt die ganze Zeit nur zu reden und es ändert sich nichts. Leider tuts das bei mir nicht, weswegen ich mich oft über mich selbst ärgere und Frage: Wie kann man nur so unfähig sein?
Es gab schon Phasen wo ich es schaffte mich länger mit Menschen zu halten und auch Smalltalk zu führen aber das fühlte sich so falsch und extrem unangenehm an aber ich dachte warum nicht? Ich wollte einfach nicht mehr in dieser Untätigkeit sein. Vl hab ich es übertrieben? Und mich selbst zuviel gefordert. Tja dafür bekommt man halt dann irgendwann die Rechnung. Man kann es wohl nicht erzwingen. Womöglich bin ich von Natur aus so das ich weniger Kontakt zu Menschen anstrebe. Um ehrlich zu sein war ich echt oft froh wenn ich alleine war. Dieses dauergerde ging mir so oft auf die Nerven ich waroft kurz davor zu sagen: Halt endlich deine Klappe, dein Gerede nervt. Stattdessen hab ich einfach gar nichts gesagt..

18.05.2017 08:08 • #4


wahnfritz
Was erwartest du von den anderen? Was wünscht du dir von ihnen?

18.05.2017 21:47 • #5


T
@wahnfritz: an wen richtet sich die Frage jetzt?
@Sakura:
Ich hab zufällig heute auf Facebook den Link gesehen von einem Blog von einer deutschen Türkin, die sich mit Hochbegabung und Hochsensibilität beschäftigt:
http://www.interkulturellhochbegabte.de ... -menschen/
Ich glaube, das passt gerade ganz gut zum Thema. Es ist tatsächlich so, dass viele der fähigsten Menschen Kontaktschwierigkeiten hatten oder haben. Elon Musk zum Beispiel plant, den Mars zu besiedeln, aber hat sich als Kind total abgeschottet und nur noch gelesen, im Artikel steht zum Beispiel, dass Leonardo DaVinci ein Leben lang allein geblieben ist, usw. Also ist Alleinsein erstmal nicht schlecht.
Das löst natürlich das Problem mit der Einsamkeit nicht, leider. Wenn ich dafür eine Lösung hätte, würde ich wohl nicht hier schreiben...
Ansonsten finde ich, dass du bisher nicht besonders misstrauisch wirkst. Wenn ich meinen Beitrag gelesen hätte, hätte ich gar nicht geantwortet, weil ich Angst gehabt hätte, dass der sein nächstes Mordopfer sucht oder so :P
Ich glaube, gerade wenn man anders ist, ist Misstrauen auch oft angebracht. Weil man in viel mehr Fallen treten kann, die für andere gar nicht da sind..
Ich hatte auch noch eine Idee mit deiner Arbeitslosigkeit: Warum probierst du es nicht erstmal mit Heimarbeit oder gleich Freelancing? Ich weiss natürlich nicht, wo deine Talente liegen und deine Ausbildung, aber das scheint mir die logische Konsequenz unserer Probleme: Draußen ist erstmal kaum etwas möglich, also erstmal drinnen bleiben. Ist nur ne Idee.

27.05.2017 23:12 • #6


S
@Tobi2

Ja das mit der Hochsensibilität ist mir bekannt und ich Vermute selbst schon sehr lange das dies auch ein Teil von mir ist da ich auch in meiner frühen Kindheit/Jugend gerne alleine war und damit überhaupt kein Problem hatte. Und das Selbstständige arbeiten bzw arbeiten von daheim aus habe ich auch vermehrt im Kopf nur stellt sich hier bei mir die große Frage womit? Womit will ich selbstständig arbeiten?/Mit was kann man überhaupt in Heimarbeit Geld verdienen?/Denn ehrlich gesagt hab ich Angst wieder in ein großes Unternehmen zu kommen mit vielen Leuten um mich und wieder dieser Angst zu verfallen. Bis auf die Idee mit dem Tättowieren (wie soll ich das überhaupt machen wenn ich so Menschen scheu bin das beißt sich total) ,bin ich beruflich orientierungslos. Schlussendlich muss man das ja dann für sich selbst entscheiden. Aber wie soll ich das machen wenn ich selbst nicht weiß worin ich noch gut bin?
Nächsten Monat hab ich Gott sei Dank noch mal Gespräche bei der Beratungsstelle für Arbeit. Bis dahin werd ich mir(teils auch unbewusst) ständig Gedanken darüber machen was ich arbeiten will..

28.05.2017 06:01 • #7

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