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Kein Kontakt mehr zu den Eltern - Kontaktabbruch

C
Hallo zusammen,

ich brauch mal eure Hilfe und hoffe auf Tipps und vielleicht auch Literaturempfehlungen zu oben genanntem Thema.

Bin schon zig Jahre therapieerfahren und komme immer mehr zu den Schluss, dass ich endgültig den Kontakt zu meinen Eltern abbrechen will, da mir selbst kurze Besuche oder auch Telefonate nicht gut tun und ich tagelang mit Flashbacks, Ängsten und Schuldgefühlen zu tun habe.

Ich hoffe auf Hilfe von euch und lass ´nen lieben Gruß da,

Chary

22.08.2012 11:48 • x 1 #1


S
Hallo Chary!
Tja, das ist ein schwieriges Thema und man kann es nicht so pauschal beantworten.
Jeder Fall liegt eben anders.

Zu meinem Erzeuger habe ich auch schon lange gewollt keinen Kontakt mehr und mir persönlich geht es sehr gut damit.
Es ist einfach zuviel vorgefallen und ich konnte es nicht vergessen.
Reden konnte ich nicht mit ihm, denn er hatte immer Recht.
Sowieso ging reden schlecht mit ihm, denn schweigen konnte er besser.
Das war immer seine Strafe für uns, schon als wir Kinder waren. Schweigen!!!

Bevor ich denn Kontakt zu ihm abbrach, überlegte ich sehr lange, wie ich darauf reagieren würde, wenn ich eines Tages erfahren würde, dass er nicht mehr lebt.
Hätte ich ein schlechtes Gewissen?
Würde ich nun mein lebenlang darunter leiden, den Kontakt abgebrochen zu haben?
Da ich diese Fragen für mich mit einem klaren Nein beantworten konnte, liege ich richtig mit meiner Entscheidung, denn er ist mir gleichgültig.

Du musst deine eigene Entscheidung, für dich ganz persönlich, treffen.

Wie wäre es für dich, den Umgang mit deinen Eltern erst einmal stark einzuschränken?
Dann merkst du ja, wie es dir damit geht.

Tut mir leid, dass ich dir nicht weiterhelfen kann.

Liebe Grüße,
Sanni

22.08.2012 19:54 • x 1 #2


A


Hallo Charybdis,

Kein Kontakt mehr zu den Eltern - Kontaktabbruch

x 3#3


Pandoras
Hallo Charibdis,

ja, das ist ein sehr schwieriges Thema. Also ich habe auch kein sehr gutes Verhältnis zu meinen Eltern. Einerseits allerdings auch, weil mein Vater vor vielen, vielen Jahren wieder neu geheiratet hatte und meine leibliche Mutter vor 12 Jahren ungefähr verstorben war. Also ist die jetzige praktisch meine Stiefmutter. Und mit ihr komm ich schonmal garnicht zurecht. Habe vorher noch mit ihr und meinem Vater zusammengelebt.
Es war eine schwierige Zeit. Und ich wollte, als ich bald eine eigene Wohnung hatte, auch den Kontakt kurzfristig abbrechen.

Da ich auch ständig mit Vorwürfen leben musste und es war besonders erschwert, da beide sehr strenge religiöse Ansichten haben, von denen ich mich aber abgrenze. Auch das Verständnis für meine Erkrankung fällt beiden sehr schwer und sie behaupten, ich sei Schuld daran. Also, es sind vele Dinge, die von Anfang an schief gelaufen sind.
Aber als mein Vater vor knapp einem Jahr ins Krankenhaus musste, weil er einen Schlaganfall erlitt und ich die Schuld von meiner Stiefmutter bekam (weil er sich angeblich nur über mich aufgeregt hätte und deshalb den Schlaganfall hatte) hatte ich den Kontakt erstmal komplett auf Eis gelegt. Für über ein Jahr.

Aber ich dachte die ganze Zeit daran, ob es wirklich Sinn macht und gut wäre, mit ihnen absolut nichts mehr zutun haben zu wollen. Da gerade er mittlerweile 79 ist und jederzeit es passieren kann, dass er frühzeitig sterben könnte. Ich hab lange damit gehadert und nachgedacht, ob ich es wirkich will den Kontakt nicht mehr aufrecht zu erhalten und ob ich es verantworten kann.

Vorallen Dingen, ob ich da wirklich entschlossen bin, es partu nicht mehr zu wollen. Aber letzten Endes hat sich die ganze Sache aufgeklärt und ich konnte es doch nicht so enden lassen, dass, wenn mein Dad mal stirbt, dass wir im Streit auseinander gehen. Ich glaube, dafür sind Eltern eigentlich das Wichtigste auf der Welt.

LG
Pandoras

23.08.2012 00:11 • x 1 #3


Albarracin
Experte

04.09.2012 19:37 • x 1 #4


C
Ohweee, ich seh jetzt erst, dass ich einen Threat in die Welt gerufen habe und ihn anscheinend komplett verdrängt hab und somit eure Antworten erst heute lese

Nun ja, man möge es mir verzeihen und ich versuch auch mal gnädig mit mir zu sein

In jedem Fall vielen Dank für die Antworten!

Wie hab ich das letztes Jahr gemacht? Die per SMS geschickten Kontaktversuche meiner Mutter abgeblockt, die übrigens ebenfalls stark narzisstische Züge aufweist.

Ein paar Monate hatte ich Ruhe und bin irgendwann selbst wieder zu dem Schluss gekommen, dass ich einen totalen Kontaktabbruch nicht möchte. Lieber Grenzen aufzeigen und ein freundlich-distanziertes Verhältnis, als überhaupt keines. Das klappt derzeit ganz gut und meine Eltern halten sich zurück. Mein Vater agiert eh nur im Hintergrund, was ich begrüsse, da er immer noch eine recht schroffe Art an den Tag legt, die mich schnell verschreckt bis verletzt. Meine Mutter hat Kreide gefressen und ist viel zu sehr an einem wie auch immer gearteten Kontakt mit mir interessiert, als dass sie sich diesen verscherzen möchte. Zumindest erscheint es mir so.

Ich bin in meiner Meinung bzgl. Kontaktabbruch umgeschwenkt, da ich am eigenen Leib zu spüren bekomme, wie es ist, wenn ein Mensch einen wie die Pest meidet und nicht mehr in seinem Leben haben will.

Der Vater meiner Kinder will mit mir nichts mehr zu tun haben, nachdem ich mich Anfang letzten Jahres endgültig von ihm gelöst habe. Wir reden nur noch telefonisch miteinander und dann ausschließlich wegen der Kinder, die bei ihm leben und die ich somit dort nicht besuchen darf. Versuche von mir, dieses Haus- und Hofverbot zu lockern und versöhnlich die Hand auszustrecken werden abgeschmettert..........

Auch hier, - es ist, wie es ist. Radikale Akzeptanz oder auch diese Kröte will geschluckt sein.

12.04.2013 17:13 • x 1 #5


B
Hallo,
ich greife das Thema jetzt einfach mal wieder auf.
Mein Mann und ich sind seit 22 Jahren verheiratet und seit fast 30 Jahren leben wir zusammen.
Seine Eltern waren und sind immer ein Problem gewesen. Patriarchisch, selbstherrlich, respektlos - um es mal kurz und prägnant zu formulieren. Leider war mein Mann als Erstgeborener auch immer in einer ziemlich blöden Konstellation. Der Vater hat alle 3 Söhne dann gezwungen, in seiner Firma zu arbeiten. Mein Mann hatte dann zwar mal versucht, allein einen anderen Weg zu gehen, musste aber leider zurück, da er sehr krank ist (er hat eine chronische Rheumaerkrankung). Die Machtposition über uns (familiär und wirtschaftlich) hat mein Schwiegervater weidlich ausgenutzt und genossen.
Im letzten November kam es dann endgültig zum Eklat, mein Mann war gute 10 Wochen in einer psychosomatischen Klinik und wurde in dieser Zeit von der Familie 'gekündigt' - also Rausschmiss aus Familie und Firma. Besonders übel haben ihm seine Brüder mitgespielt... unglaublich, zu was Menschen fähig sind.
Nun sehen wir uns vor Gericht wieder und kommende Woche ist die erste Verhandlung. Mir ist dementsprechend fad und ich habe schreckliche Zukunftsängste.
Mir ist heute bewusst, wie übel man auch in all den Jahren mit mir umgegangen ist. Vor gut 10 Jahren war ich deswegen bereits in therapeutischer Behandlung (2,5 Jahre). Habe halt immer die Hoffnung nicht aufgeben wollen, doch noch irgendwie akzeptiert zu werden. Heute weiß ich, man hat mich immer gehasst und mich wirklich übelst behandelt.
Unsere Ehe steht wohl im Moment auf dem härtesten Prüfstand und ich weiß tatsächlich nicht, ob wir das noch irgendwie schaffen. Meine Kraft ist schon lange zu Ende.
Aber ich habe mit diesen Menschen (Schwiegereltern) abgeschlossen und möchte ihnen einfach nie wieder begegnen und niemals mehr ein Wort mit ihnen wechseln müssen. Mein Mann eben sowenig. Trotzdem ist es eine für mich furchtbare menschliche Enttäuschung und ich mache mir ständig Vorwürfe, was ich alles falsch gemacht habe (ist leider ein großes Problem von mir, denn ich gebe mir immer prinzipiell die Schuld an allen, selbst am schlechten Wetter).
Ist man jemals frei von Eltern/ Schwiegereltern? Verfolgen sie einen auch noch nach ihrem Tod (in meinen Träumen, behauptet mein Therapeut)?

Danke für's Zuhören!

29.06.2013 13:20 • x 1 #6


Knoten
Hallo Charybdis,

es gab eine Zeit in meinem Leben, in der ich jeglichen Kontakt zu meinen Eltern abgebrochen hatte. Sie wussten nicht einmal wo ich Wohne.

Über meine Schwester hat mein Vater meine Telefonnummer bekommen, meine Mutter rief ein paar mal bei mir an. Ich lies sie auf den AB sprechen, doch so richtig wollte ich dem nicht nachgeben.

Erst als meine Schwester mir mitteilte, dass mein Vater kurz vor einer Herz-OP stand, habe ich ein Stück weit nachgegeben.
Ich lies es zu, meinen Vater Audienz zu gewähren und hätte nie geglaubt, was dabei heraus kam. Dieser Mann, der mir das Leben meistens zur Hölle gemacht hatte, stand vor mir und brach in Tränen aus. Das war das erste Mal, dass ich ein Gefühl bei meinem Vater wahr nahm.
Er redete beinahe eine ganze Nacht durch, erklärte mir, wieso er so war, wie er war. Am nächsten Tag fuhr er Heim und ich versprach ihm, mir Gedanken darüber zu machen, wie es weiter gehen kann, darf oder soll.
Ich war damals 24 Jahre alt, hatte gerade wieder einigermaßen Fuß gefasst, nach einer sehr heftigen Zeit.
Meine Schwester hielt mit mir Kontakt wegen der OP und als ich wusste, das die Bypass OP gut verlaufen ist, spürte ich in mir eine gewisse Freude darüber.

Es dauerte noch einige Zeit, bis mein Vater und ich uns soweit angenähert hatten, dass man von einer Vater Tochter Beziehung reden konnte, doch am Ende war ich froh, diesen Schritt gemacht zu haben. Immerhin hatten wir noch so um die 8 Jahre, auch wenn wir uns nur selten sahen. Dafür bekam ich mindestens 1x pro Woche einen Anruf.

Mit meiner Mutter ist das schon schwieriger. Ich habe nicht das Bedürfnis mit ihr zu sprechen und vermeide es, sogut ich kann. Wäre da nicht mein Bruder, der Multiple Sklerose hat und bei ihr wohnt, würde ich wohl gar keinen Kontakt zu ihr pflegen.

Bei all diesen Entscheidungen habe ich meinem Bauchgefühl vertraut. Ich glaube, dass die Intuition ein wichtiger Indikator für solche Art von Entscheidungen ist.

Liebe Grüße,
Knoten

30.06.2013 00:02 • x 1 #7

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