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Ich fürchte, ich habe Borderline - und nun?

K
Ich frage mich schon sehr lange, was mit mir nicht stimmt, denn meine Liste wird immer länger. Mir ist schon länger aufgefallen, dass ich entweder sehr selbstbewusst oder stark verunsichert bin und je nach Phase auch ganz andere Verhaltensweisen an den Tag lege. Das kann sich aber jeden Moment ändern, mir geht es zum Beispiel heute Morgen gut und Mittags bin ich außer mir vor Wut wegen irgendeiner Kleinigkeit.

Generell rege ich mich schnell auf, bin sehr beeinflussbar und habe das Gefühl, mich und meine Emotionen nie unter Kontrolle zu haben und das macht mir mittlerweile richtig Angst. Ich habe nur wenige Freunde, die mir alles bedeuten, aber auch wenn die mal was falsch machen stelle ich unsere Beziehung in Frage, romantische Kontakte habe ich gar nicht, da ich Angst vor Nähe habe, aber mich trotzdem schnell verliebe.

Auf jeden Fall habe ich so herumgesucht im Internet und konnte mich mit vielen weiteren Borderlinesymptomen identifizieren. Nur jetzt habe ich wahnsinnig Angst, daran tatsächlich erkrankt zu sein. Was soll ich denn als nächstes tun? Kann ich ein normaler Mensch werden? Oder muss ich für immer mit diesen Stimmungsschwankungen leben? Ich will zumindest dieses Schwarz-Weiß-Denken loswerden. oder ist das alles einfach Teil meiner Persönlichkeit?

24.05.2020 19:48 • x 1 #1


E
Du gehst als erstes zu einem ordentlichen Psychiater, der dir weiterhelfen kann.
Tests im Netz sind allenfalls eine Art von Richtschnur, nichts anderes.

Laß dich diagnostizieren, dann siehst du weiter.

Alles Gute!

24.05.2020 19:59 • #2


A


Hallo kelly,

Ich fürchte, ich habe Borderline - und nun?

x 3#3


Irgendeine
Hi,

ich habe selbst Borderline und versuche mal deine Fragen zu beantworten.
Zitat von kelly:
Ich frage mich schon sehr lange, was mit mir nicht stimmt, denn meine Liste wird immer länger.

Das frage ich mich schon mein Leben lang. Als ich die Diagnose bekam, war ich geschockt. Es war während meines ersten Klinikaufenthaltes nach meinem ersten Suizidversuch. Ich war auf der Geschlossenen und nachts um 12 hat ein Pfleger mir gesagt, dass der Verdacht bestünde.
Ich wollte es nicht wahrhaben, aber auf ein mal gab alles einen Sinn.
Es war ein Schock, ja, aber es war auch eine Erleichterung. Endlich gab es eine offizielle Erklärung für mein Anders sein.
Zitat von kelly:
Mir ist schon länger aufgefallen, dass ich entweder sehr selbstbewusst oder stark verunsichert bin und je nach Phase auch ganz andere Verhaltensweisen an den Tag lege. Das kann sich aber jeden Moment ändern, mir geht es zum Beispiel heute Morgen gut und Mittags bin ich außer mir vor Wut wegen irgendeiner Kleinigkeit.

Stimmungsschwankungen können viele Ursachen haben. Es kommt auf die Intensität an. Bei mir ändert sich das teilweise von einer Minute auf die andere.
Zitat von kelly:
Generell rege ich mich schnell auf, bin sehr beeinflussbar und habe das Gefühl, mich und meine Emotionen nie unter Kontrolle zu haben und das macht mir mittlerweile richtig Angst.

Auch das kann viele Ursachen haben.
Zitat von kelly:
Was soll ich denn als nächstes tun?

Wie Resi schon schrieb: Zum Psychiater gehen und einen offiziellen Test machen.
Zitat von kelly:
Auf jeden Fall habe ich so herumgesucht im Internet und konnte mich mit vielen weiteren Borderlinesymptomen identifizieren. Nur jetzt habe ich wahnsinnig Angst, daran tatsächlich erkrankt zu sein.

Zitat von kelly:
Kann ich ein normaler Mensch werden? Oder muss ich für immer mit diesen Stimmungsschwankungen leben? Ich will zumindest dieses Schwarz-Weiß-Denken loswerden. oder ist das alles einfach Teil meiner Persönlichkeit?

Warum Angst? Borderline ist kein Todesurteil. Es ist nicht unbedingt toll und ich würde gerne drauf verzichten, aber man kann lernen damit zu leben.
Der Eine besser, der Andere schlechter. Ich weiß nicht, wie alt du bist, aber oft verwächst es sich im Erwachsenenalter auch irgendwann.
Was ist denn ein normaler Mensch für dich? Woran machst du das fest? Gibt es denn eine Zeit/einen Zustand, in der/dem du dich normal gefühlt hast? Wo du wieder hin möchtest?
Ich kann das schlecht einschätzen, denn bei mir gab es keinen normalen Zustand, an den ich mich erinnern kann.

Aber du bist du und damit einzigartig. Wie jeder andere auch. Und ja, falls die Diagnose bei dir zutreffen sollte, ist es Teil deiner Persönlichkeit.
Es heißt nicht umsonst Borderline Persönlichkeitsstörung.
Es gibt spezifische Therapien für Borderliner. Hat bei mir leider nicht gewirkt, aber den meisten hilft es sehr gut.
Gegen die Stimmungsschwankungen gibt es Medikamente. Seit ich einen Stimmungsstabilisator nehme, ist es wesentlich besser geworden.
Und auch mit BPS kann man eine Beziehung führen. Ich bin z.B. seit 8 1/2 Jahren mit meinem Freund zusammen. Es ist keine normale Beziehung und oft anstrengend, aber es funktioniert immer noch.

Am Schlimmsten finde ich eigentlich, dass die Diagnose öffentlich immer noch geächtet ist. Selbst unter den psychischen Erkrankungen ist es nochmal was Besonderes.
Aber auch damit lernt man zu leben.

Meine Arme sind voller Narben. Klar geh ich nicht kurzärmelig zum Vorstellungsgespräch, aber im Alltag verstecke ich sie nicht. Wozu auch?
Sie zeigen, dass man Kämpfe, Gedanken und Gefühle überlebt hat, die Normalos nicht mal ansatzweise nachempfinden können.

Ich hoffe, ich konnte einige deiner Fragen beantworten.

Aber mach erst mal eine vernünftige Diagnostik, bevor du jetzt im Dreieck springst.

24.05.2020 21:14 • x 2 #3


E
Zitat von Irgendeine:
Aber mach erst mal eine vernünftige Diagnostik, bevor du jetzt im Dreieck springst.

Genau so.

24.05.2020 22:27 • x 1 #4

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