Ich bin müde und ausgebrannt - alles sinnlos

inselbaer
Hallo, Ich bin seit Gestern hier im Forum und suche nach Antworten. Leider habe ich verlernt mich zu öffnen und es fällt mir sehr schwer einen Anfang meiner Geschichte zu finden,da mein Leben bisher nun sagen wir mal etwas Chaotisch verlaufen ist! Fakt ist, seit Monaten befinde ich mich in einem ständigen Wechsel der Emotionen,mal Hoffnung und dann wieder völlige Ausweglosigkeit!
Meine Familie leidet sehr darunter und doch bekomme ich meine Gefühle nicht mehr unter Kontrolle!
Ich werde in wenigen Tagen 60 und frage mich, ob es noch Sinn macht weiter zu kämpfen,denn ich fühle mich unendlich Müde und ausgebrannt!
Bin seit nun fast 6 Jahren arbeitslos,bin krank und beziehe keinerlei Geld!
Die Gesamte finanzielle Last muss meine Frau alleine tragen und alleine dies macht mich krank und gibt mir mehr und mehr das Gefühl eine Last für meine Familie zu sein!
Ich muss mich glaube ich erst einmal sammeln und überwinden um meine Geschichte in die Öffendlichkeit zu tragen.
Sorry,ich möchte gerne reden aber ich kann es einfach nicht

12.12.2013 12:14 • #1


inselbaer
Ich denke, ich müsste sehr sehr weit in die Vergangenheit zurück gehen und alles vom Beginn an berichten,denn sonst wird es wohl Niemand verstehen können.
Aber......es ist eine lange Geschichte und so unglaublich manche Dinge auch klingen mögen.....alles ist tatsächlich so passiert!!
Also, versuchen wir es!

Ich stamme aus Köln (zumindest wurde ich da geboren) und ich musste über Nacht erwachsen werden im alter von 10 Jahren! Das war der Tag, an dem mein Vater durch einen Autounfall ums Leben kam!
Für mich brach eine Welt in Scherben und von da an sollte mein Leben sich von Grund auf verändern!

Ich erinnere mich noch sehr gut, dass es beim Begräbnis noch am offenen Grab zu einer sehr heftigen Auseinandersetzung zwischen meiner Mutter und meiner Grossmutter (Väterlicherseits ) kam,war aber noch zu klein, um zu verstehen, um was es da überhaupt ging, aber von diesem Tag an fiel unsere Familie auseinander!

Etwa sechs Monate nach dem Tod meines Vaters hatte ich sehr grosse Probleme mit meiner Mutter und das Jugendamt wurde eingeschaltet. Kurz darauf erklärte man mir, dass es für mich besser sei, in ein Heim zu kommen!
Ich kam dann in ein Kirchliches Heim und ich verstand die Welt nicht mehr!

In den Ersten Jahren sah ich nur die Anderen Kinder, die Besuch von Ihren Eltern bekamen; zu mir kam Niemand nicht einmal zu Weihnachten oder zum Geburtstag.
Nun, irgendwann beendete ich die Hauptschule (ich ging nach acht Schuljahren von der Schule ab) und musste zurück zu meiner Mutter, die in der Zwischenzeit nach München gezogen war!
Ich hatte keinen guten Kontakt mehr zu Ihr und ich hatte auch nichts zu sagen! Alles wurde mir vorgegeben, ob ich wollte oder nicht!
So musste ich in einem Kleinen Betrieb eine Lehre als Kfz-Elektriker beginnen!

Damals war es sehr schwer in Bayern! Ich als Saupreiss verstand weder den Dialekt,noch die Menthalität und in diesem Betrieb war bekannt, dass ich aus einem Heim kam! So wurde ich recht arg schikaniert und wann immer etwas fehlte, war natürlich ICH der Schuldige! Es gab reichlich Schläge vom Meister oder auch von den Gesellen, doch das war ich ja von zu Hause und vom Heim bereits gewohnt. Allerdings lernte ich in dieser Zeit auch, mich zu wehren!

Meine Mutter hatte in dieser Zeit zahlreiche Affären und ich zog mich immer mehr von Ihr zurück! Zum Rest meiner Verwandtschaft hatte ich keinerlei Kontakt bzw meine Mutter verbot mir den Kontakt!
Eines Tages (wir hatten wieder einmal Streit) ging ich nach der Arbeit nicht direkt nach Hause sondern traf mich mit einem Mitschüler aus der Berufsschule (es war Zahltag und ich hatte meine Lohntüte erhalten mit 90,-DM die ich damals verdiente) und ich ging mit meinem Kumpel in eine Kneipe und wir tranken etwas!

Ich kam etwa zwei Stunden später als sonst nach Hause und dort gab es für das zuspät kommen erst mal Prügel.
Als meine Mutter dann auch noch bemerkte,dass ich Geld ausgegeben hatte, rastete Sie völlig aus,doch es war einfach einmal zuviel und zum Ersten mal in meinem Leben wiedersetzte ich mich meiner Mutter und schlug zurück!
Als ich am nächsten Tag nach der Arbeit nach Hause kam,war Sie nicht da und ich erfuhr von einer Nachbarin, dass Sie im Krankenhaus sei!
Sie hatte versucht, sich das Leben zu nehmen!

Niemand kümmerte sich um mich und so begann ich der Berufsschule fern zu bleiben,fehlte immer öfter im Lehrbetrieb und trieb mich auf der Strasse rum und war häufig bei Freunden von der Berufsschule!
Da kein Geld im Haus war,begann ich einige Dinge zu verkaufen um leben zu können und da mich einige Nachbarn oft zu Hause sahen, stand irgendwann das Jugendamt vor der Tür! Ich sollte wieder in ein Heim!
Ich hatte keine Wahl und so kam ich in ein offenes Lehrlingsheim allerdings erinnerte das eher an eine Militärakademie!
Es herrschten Knallharte Regeln und natürlich gab es die üblichen Hirarchiekämpfe!
Die grossen fressen die kleinen ganz so wie im täglichen Leben überall!

Ich setzte mich zur Wehr wo immer es nötig war doch irgendwann hatte ich genug und verschwand heimlich Nachts!
Die Polizei griff mich eine Woche später auf und ich kam ins gleiche Heim zurück,allerdings in den vierten Stock, in die Verwahrabteilung! Dort sollte ich bleiben, bis das Jugendamt entschieden hatte,was nun mit mir weiter geschehen sollte!

Während meiner Stromerzeit hatte ich viele Leute kennen gelernt unter anderem auch einige Studenten (das war 1968/69 ) und dort fand ich immer irgendwo Hilfe!
Ich schaffte es aus der Vierten Etage zu fliehen (Dachrinne und Blitzableiter ) und fand Unterschlupf bei einigen Studenten in einer Wohngemeinschaft (damals nannte man das Komune) Ich hatte nämlich erfahren, dass ich in ein geschlossenes Heim kommen sollte bis zu meinem 21 Lebensjahr! Ich tingelte durch München, schlief mal hier, mal da und stahl mir mein essen zusammen um zu überleben!
Zu meiner Mutter nahm ich keinen Kontakt mehr auf!

So kam, was in dieser Situation wohl kommen muss......ich geriet auf die Schiefe Bahn,beging mit anderen zusammen kleine Diebstähle, Einbrüche usw.
Mit einigen Freunden klauten wir ein Auto (fahren konnte ich bereits durch meine Lehre ) und so zogen wir kreuz und quer durch Deutschland (ich muss dazu bemerken, ich war der Jüngste in der Gruppe 15/16 ) und eines Tages wurden wir erwischt in der Nähe von Frankfurt!

Da ich in München lebte bzw gemeldet war, ging es auf vielen langen Etappen wieder zurück nach München!
In dieser Zeit lernte ich sehr viele Gefängnisse kennen, da ich immer solange in einem auf der Strecke bleiben musste, bis genug Gefangene für einen weiteren Transport gesammelt waren und so wird man von Knast zu Knast geschickt, bis ich irgendwann wieder in München ankam!Na, das Übliche; Warten in Untersuchungshaft bis zum Verfahren und dann in einen Jugendknast!
Nun, die Zeit da drin möchte ich nicht so ausführlich beschreiben (zur damaligen Zeit war es sehr sehr hart!!!) jedenfalls bekam ich (weil ich der Jüngste war zur Abschreckung) von allen beteiligten die Höchste Strafe,18 Monate ohne Bewährung!

Es hat drei vier Monate gedauert, bis ich begriff, was das heisst und da habe ich dann durchgedreht!
Ich hab nur Chaos gemacht, die Arbeit verweigert und mich gegen alles wiedersetzt!

Viele wissen es vielleicht nicht, aber es gab zu der Zeit einen Knast IM Knast! Bei Verstössen wurde man zu Arrest verdonnert, das hiess drei Tage Dunkelhaft,nur mit trockenem Brot und Tee,keine Matratze und nur jeden zweiten Tag eine warme Mahlzeit! So verbrachte ich im Schnitt jede Woche drei Tage bis zu meiner Verlegung in eine Jugendstrafanstalt!
Ich hatte mir fest vorgenommen, dass man mich nicht klein kriegt meinen Willen nicht brechen kann!!

Als ich dann verlegt wurde,konnte ich keinen klaren Gedanken fassen,denn ich hatte bereits sechs Monate Haft hinter mir und die Vorstellung, noch ein ganzes Jahr vor mir zu haben machte mich fast Wahnsinnig!
Es ergab sich dann eines Tages eine Möglichkeit und ich nutzte sie und brach mit zwei anderen aus! Mir waren die Konsequenzen völlig egal, nur weg weg weg.......
Die Beiden anderen kamen schon nach wenigen Tagen zurück wie ich später erfuhr und mich erwischte man vier Monate später bei einer Verkehrskontrolle! Das war deshalb sehr ärgerlich,weil ich die Absicht hatte, mich selbst zu stellen, denn in der Zeit hatte ich ein Mädchen kennen gelernt und deren Eltern waren sehr sehr nett und wussten Bescheid!
Ich wurde als Gefährlich eingestuft (extrem Wiederspenstig Aggressiev Ausbrecher usw ) und so kam ich in einen härteren Strafvollzug in der Nähe von Würzburg, wo ich den Rest meinerStrafe absitzen sollte!
Es war die Hölle! Die Häftlingshirarchie war dort sehr extrem und ich musste sehr viel Prügel einstecken!
Es war mir nicht möglich, das länger zu ertragen und.......ich flüchtete erneut!

Ich ging zurück nach München,fand alte Kumpane wieder und schlug mich so durch!
Aber irgend etwas war mit mir passiert! Ich wollte nicht mehr so leben und wusste, wenn ich in München bleibe,gehe ich unter!
Meine Freundin hatte es sich anders überlegt (vermutlich auf Druck Ihrer Eltern,denn meinen zweiten Urlaub nahmen sie mir sehr übel) und wollte keinen Kontakt mehr mit mir!
Da fiel mir meine Mutter ein, die wieder geheiratet hatte und in Braunschweig lebte!

Ich schlug mich bis Braunschweig durch und naja, das Wiedersehen war für mich schon sehr merkwürdig aber ich war froh, dass sie mir Unterschlupf gewährte und ich sagte Ihr die Wahrheit!
Nach zwei Tagen holte mich die Polizei aus dem Bett!

Meine Mutter hatte sie verständigt und beim Abschied erklärte sie mir,sie könne es sich nicht leisten, Ihren Ruf zu ruinieren,denn was sollen denn die Nachbarn denken, wenn sie die Wahrheit erfahren?
Na jedenfalls; ich verbüsste den Rest meiner Strafe und wurde dann an einem Dezembertag entlassen,mit dem, was ich auf dem Leib trug und einem Entlassungsgeld von 50,-DM und einer Bahnfahrkarte nach München!
So, hier beende ich erst einmal, ich werde morgen weiter schreiben! Es ist vielleicht nicht so interessant dies hier zu lesen, aber es gehört mit zu meiner Geschichte und ist wichtig zu wissen,um den Rest zu verstehen, der noch folgt! ich möchte noch hinzu fügen; Ich bin kein Krimineller der hier seine Lebensbeichte hinlegen will!! Das war eine Jugendsünde,äusserst Dumm aber ich hatte damals kaum eine andere Wahl

14.12.2013 04:19 • #2


A


Hallo inselbaer,

Ich bin müde und ausgebrannt - alles sinnlos

x 3#3


P
Hallo inselbaer,

das ist ja eine leben,
wie ist dein leben weiter gelaufen?
vielleicht sollte ich auch einmal mein leben zu papier bringen.

liebe grüße petra

19.12.2013 23:32 • #3


Steffi
Hallo inselbaer,

eine wirklich erschütternde Geschichte ! Ich hoffe, Du schreibst weiter. Dein weiterer Lebensweg interessiert mich sehr.

20.12.2013 18:00 • #4


M
Ich wüßte auch gerne, wie es weiter gegangen ist.

20.12.2013 18:35 • #5


S
Hallo inselbaer.,

da hast du ja in frühen Jahren wirklich schon ganz schön was mitgemacht. Einmal falsch abgebogen und schon wird eine unglaubliche Maschinerie in Gang gesetzt.

Ich würde gern mehr von dir lesen.

22.12.2013 15:25 • #6

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