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Großes Misstrauen gegenüber anderen Menschen / Skepsis

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Mein Misstrauen gegenüber anderen geht weit über eine gesunde skepsis heraus und das macht mich einsam. Jedoch kann ich es nicht von mir ablegen, zu groß die angst meinen Schutz vor ihnen zu verlieren. Dichte mir 100 dinge zusammen, warum und wieso es jemand nicht verdient, dass ich ihm vertraue. Vorverurteile Menschen schon bevor ich mit ihnen spreche, denn sie passen in das Schema derer die mich einst hintergingen. Genau dieses Gedankenmuster führt zu einem Teufelskreis, denn die Kriterien die ich an sie stelle sind utopisch und nicht zu erreichen. Doch dieser Schutz ist alles was ich habe.
Und doch wünsche ich mir er wäre nicht da. Zu gern hätte ich eine Freundin die mit mir Kaffee trinkt und auch mal mit mir tuschelt und lacht. Jemanden den ich mein herz ausschütten kann.
Ich wünsche es mir sehr und doch habe ich genau davor zu große Angst.
Menschen mit denen ich mehr als nur eine platonische Bekanntschaft habe gibt es nicht, denn alles andere fühlt sich nicht gut an. Mache mir viel zu viele gedanken darüber was diese Leute über mich denken und habe schnell das gefühl einfach kein teil von ihnen zu sein. Viel zu groß die angst etwas seltsames oder falsches zu sagen, so dass es oft passiert das ich einfach gar nicht rede oder nur zustimme.
Das wirklich schlimme daran ist, dass ich weiß, dass meine Angst auf andere komisch wirkt und sie sich dann oft von allein distanzieren, da ich nicht ich bin sondern eine Fassade mit den Eigenschaften eines Chamäleons. Es ist ermüdend, all das gegrübel und durch denken all der situationen die eintreffen könnten wenn ich etwas sage, dass ich nach sozialen interaktionen das gefühl habe ich hätte gerade Hochleistungssport betrieben.
Dabei habe ich doch soviel zu erzählen, habe viele interessen, ein hervorragendes allgemeinwissen und kann in fast jedem thema einen sinnvollen beitrag bringen. Habe über jedes thema eine Meinung und versuche immer wieder aus jedem Blickwinkel auf etwas zu schauen und mich nicht auf etwas festzufahren und doch bekomme ich keine Konversation hin die über einen smalltalk hinaus geht.

Ich bin ratlos

18.12.2019 13:23 • #1


PrettyBelinda
Liebe Ricca

Ich könnte mich gut Deinem Beitrag anschließen, es geht mir oft genauso. Oft glauben die Leute, ich sei arrogant, dabei bin ich nur unsicher und will keinem zur Last fallen.
Habe dann das Gefühl, dass ich mich anderen aufdränge und sie eigentlich lieber nichts mit mir zu tun haben möchten.
Vom Verstand her weiß ich, dass das Quatsch ist und wenn ich mich dann trotz schlechter Gefühle doch auf andere einlassen kann, merke ich meistens, dass es doch klappen kann.
Leider kann ich nichts hilfreiches schreiben bin gespannt, was andere dazu schreiben können.

18.12.2019 16:17 • x 1 #2


Mandinka
Ich kämpfe mein Leben lang mit zwei Seelen in mir. Die eine ist wie du dich beschreibst - ängstlich, misstrauisch, vermeidend. und die andere ist draufgängerisch, zu schnell nachgebend und sich anpassend, risikofreudig.
Leider führte das immer wieder zu Einsamkeit und auch Enttäuschungen.

Ein Stück weit gehören solche Erfahrungen und Lernprozesse ja allerdings auch zum Leben dazu.

Für mich war das ein langer Lernprozeß. Jetzt, wo ich älter geworden bin, habe ich einerseits gelernt, mein Naturell zu respektieren und anzunehmen, aber auch mich zu bremsen und vorsichtiger zu sein. Im Kontakt zu anderen Menschen habe ich außerdem irgendwann endlich erkannt, daß es sehr viel ausmacht, einfach nur ein freundliches Gesicht zu zeigen, Menschen (nicht unbedingt jeden Fremden, aber Kollegen, Nachbarn, Leute auf einer Party.) anzulächeln. Das hilft ungemein, finde ich. (Da ich leichte autistische Züge habe, mußte ich das tatsächlich erst lernen. )

Ängstlichkeit und Unsicherheit läßt unser Gesicht oft sehr ernst und nicht selten arrogant bis böse auf andere wirken. Diese Außenwirkung auf die Umgebung unterschätzt man leider. Ich selbst habe früher schnell andere abgeurteilt, weil mich deren ernste Mine verunsicherte - bis mir irgendwann aufging, daß sich dahinter sehr oft ebenfalls zutiefst verunsicherte Menschen verbargen. Und ich selbst bekam ebenfalls sehr oft verunsicherte bis hin zu feindseligen Rückmeldungen, weil ich so ernst und unnahbar wirkte.

Es hat mich leider viele Jahre meines Lebens gekostet, ich habe viele Bücher über Psychologie lesen müssen und eine Verhaltenstherapie gemacht, bis ich einigermaßen Frieden mit mir schließen konnte und da ankam, wo ich heute bin - in relativ zuverlässiger Stabilität. *auf Holz klopf* LG

18.12.2019 16:44 • x 1 #3

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