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Gibt es jemals Hoffnung auf Besserung?

Lost111
Aktuell bin ich durch ein tiefes Tal gegangen und nun auf dem Wege der Besserung. So bilde ich es mir jedenfalls ein. Ich will mich nicht beklagen. Ich will auf jeden Fall nächste Woche wieder arbeiten gehen.
Was mich die letzten Tage beschäftigt ist die Frage, ob es jemals wenigstens einigermaßen erträglich wird. Mir ist klar, dass ich immer wieder depressive Episoden erleben werde. Da mache ich mir auch nichts vor. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass es jedes Mal schwerer wird, aus einer tiefen Depression wieder ins Leben zu finden
Oder habe ich einfach immer noch nicht wirklich und 100%ig akzeptiert, damit zu leben?
Ich habe im Laufe der Jahre so einiges an Strategien erlernen dürfen, die mal mehr, mal weniger gut helfen.

Aber ich werde mich wohl damit abfinden müssen. Radikale Akzeptanz - so nennt man das.

Warum fällt es mir immer noch so verdammt schwer, mich damit abzufinden?

29.12.2021 00:54 • x 3 #1


H
@Lost111
Ich erkenne mich in deinen Zeilen wieder!
Bist du sicher dass du wieder arbeiten kannst?
Ich habe Mitte des Jahres den Fehler gemacht, es war zu früh.
Ich möchte dir dringend ans Herz legen, deine aentscheidung zu überdenken!

29.12.2021 08:45 • x 2 #2


A


Hallo Lost111,

Gibt es jemals Hoffnung auf Besserung?

x 3#3


Greta
Liebe @Lost111,

zunächst einmal ein Zitat von dir aus einem deiner anderen Threads.
Zitat von Lost111:
Und wieder ist eine Woche vergangen. Ereignislos und nichtssagend. Und es geht mir nicht wirklich besser.
Dabei habe ich mir vorgenommen, im neuen Jahr wieder arbeiten zu gehen. Das ist der Anspruch an mich. Ich will es schaffen. Egal wie. Meine Gefühle sagen mir anderes, aber da muss ich dann wohl durch. Ich MUSS es schaffen!
D.h. konkret, dass ich in 2 Wochen bereits wieder arbeiten werde. PUH.

Dieses Zitat stammt vom 21.12.2021!
Bist du sicher, dass sich bei dir innerhalb der vergangenen 8 Tage soviel verbessert hat, dass du wieder arbeiten kannst?
Und warum willst du das unbedingt schaffen? Woher kommt dieser hohe Anspruch an dich selbst?
Gibt es einen Therapeuten, mit dem du dieses Thema mal aufdröseln kannst?

Hör auf dein Gefühl!

Aus eigener Erfahrung möchte ich dir allerdings abraten, zu früh wieder arbeiten zu gehen.
Ich hab's im April diesen Jahres versucht. Nach sechs Monaten Auszeit fühlte ich mich sogar gut und wollte deshalb unbedingt zurück ins Büro. Habe mir einen Wiedereingliederungsplan gestrickt, ganz nach meinen Bedürfnissen... und bin nach wenigen Wochen bei einem Pensum von vier Stunden an vier Wochentagen gescheitert.
Nun weiß ich, man muss sich nicht nur besser/gut fühlen sondern man muss auch stabil sein.
Bei dir sehe ich momentan beides nicht.

Wenn du das mit dem Arbeiten dennoch unbedingt probieren willst, mach eine Wiedereingliederung.
Dann kannst du ganz langsam starten mit weniger Stunden und weniger Tagen. Und du kannst die Wiedereingliederung jederzeit abbrechen, wenn du es nicht schaffst.

Liebe Grüße
Greta

29.12.2021 10:20 • x 3 #3


aurora333
Liebe Lost111, auch ich möchte Dich ermuntern Dir diesen Stress, der arbeiten für Dich eben auch bedeutet, nicht an zu tun ! Auch ich machte immer wieder die Erfahrung , dass wenn ich mir zu früh zu viel zutraue ich dann Zurückkrebsen muss. Niemand wählt aus freien Stücken depressiv und angstgestört zu sein. Wir alle tun unser bestes wieder so weit funktionieren zu können, dass wir unseren Beitrag im Leben erfüllen können. Deshalb bitte sei lieb zu Dir und gib Dir Zeit !
Ganz abgesehen davon, dass die Pandemiesituation ja eher dazu animiert im nächsten Monat möglichst wenig unter die Leute zu gehen. Spielt aber nur eine Nebenrolle, wichtig, dass Du Dir selbst sagen kannst, ich bin auch ok wenn ich nicht arbeite, wenn ich zu mir schaue, für mich sorge !

29.12.2021 10:41 • x 2 #4


X
Hallo liebe @Lost111

Erstmal freut es mich sehr zu lesen, dass es dir aktuell ein wenig besser geht!
Und wenn es sich für dich stimmig anfühlt, arbeiten zu gehen, dann tue es! Das weißt nur du! Höre in dich hinein und folge deinem Gefühl! Ganz unbeirrt, was andere Menschen dazu denken. Denn schließlich ist jeder Mensch anders gestrickt! Zu arbeiten kann anstrengen und erschöpfen, aber Arbeit kann auch unglaublich gut tun: Die (äußere) Struktur, vielleicht das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, in einer Tätigkeit aufzugehen etc. Wie erlebst du es für dich? Spürst du dich gut?

Auch ich denke viel und oft daran, was die Zukunft bringen mag. Ob es irgendwann besser wird? Ich kann absolut nachempfinden, dass es schwierig ist, die Erkrankung zu akzeptieren. Sich einzugestehen, dass (wahrscheinlich) immer wieder depressive Phase auftreten werden, bedeutet, ein Stück Gesundheit, Unbeschwertheit und Leichtigkeit abgeben zu müssen. Warum? Warum ich? Damit zu hadern, ist nur menschlich. Ich glaube erstens, dass es durchaus möglich ist, die Wellen der Depression (mittels Psychotherapie, Antidepressiva, achtsamer Arbeit etc.) abzuflachen, zweitens, dass es nicht unsere Aufgabe ist, unsere Zukunft in zehn Jahren abzubilden. Unser Aufgabe ist es vielmehr, das Heute zu gestalten. Heute zu sehen, dass der Tag etwas Gutes für mich bereit hält. Und dann morgen. Dann nächste Woche... Was die Zukunft bringt, wird sich zeigen. Ich persönlich hoffe und glaube daran, dass ich irgendwann ein glückliches und sinnerfülltes Leben führen darf. Aber auch hier gilt: Jeder Mensch ist anders; ist anders weit; braucht anderes. Ich für mich schöpfe aus dieser Hoffnung.

Das ständige Auf und Ab kostet enorm viel Kraft. In kann gut nachvollziehen, dass es jedes Mal schwerer scheint, aus einer Depression zurück ins Leben zu finden. Man ist geschwächt - körperlich, seelisch, geistig. Ich glaube, es ist daher umso wichtiger, sich selbst viel Zeit und Raum einzugestehen, geduldig zu sein mit sich selbst und hineinzuspüren, was ich möchte, was geht, was (noch) zu viel ist.

Viel gute Kraft liebe Grüße!

29.12.2021 10:54 • x 1 #5


Lost111
Hallo ihr Lieben, @Hexe4269 , @Greta , @aurora333 , @Lischen ,

erstmal ganz lieben Dank für eure Antworten und Erfahrungen, die ihr mit mir geteilt habt!
@Greta
Zitat:
Bist du sicher, dass sich bei dir innerhalb der vergangenen 8 Tage soviel verbessert hat, dass du wieder arbeiten kannst?
Und warum willst du das unbedingt schaffen? Woher kommt dieser hohe Anspruch an dich selbst?
Gibt es einen Therapeuten, mit dem du dieses Thema mal aufdröseln kannst?

Ich will es auf jeden Fall versuchen, das ist der Anspruch an mich selber. Woher auch immer das kommen mag. Ich schätze, dass es u.a. mit meiner Kindheit zu tun hat. Da war ich nie gut genug. Egal, was ich getan oder nicht getan habe.
Und ich weiß auch: heute bin ich kein Kind mehr. Aber ich bin auch Jemand, der was schaffen will. In meinem Elternhaus war/bin ich nur was wert, wenn ich arbeiten gehe. Und meine 4 Stunden täglich werden auch schon belächelt - es sind doch nur (!) 4 Stunden! Dabei ist das auch Arbeit.
Ich bin jetzt seit dem 19.10. krank geschrieben. Es ist auch so, dass ich wieder arbeiten gehen will.
Therapeutische Unterstützung habe ich derzeit nicht, will mich aber um einen Therapieplatz bemühen.
@aurora333
Zitat:
Spielt aber nur eine Nebenrolle, wichtig, dass Du Dir selbst sagen kannst, ich bin auch ok wenn ich nicht arbeite, wenn ich zu mir schaue, für mich sorge !

Da sagst du was! Es fällt mir nach wie vor so schwer, für mich selbst zu sorgen. Deshalb warte ich auch immer ewig und wahrscheinlich zu lange, bis ich mich überhaupt krank schreiben lasse. Aber ich habe immer noch ein furchtbar schlechtes Gewissen meinen Kollegen gegenüber.
@Lischen
Zitat:
Zu arbeiten kann anstrengen und erschöpfen, aber Arbeit kann auch unglaublich gut tun: Die (äußere) Struktur, vielleicht das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, in einer Tätigkeit aufzugehen etc. Wie erlebst du es für dich? Spürst du dich gut?

Im Großen und Ganzen kann ich sagen, dass ich meine Arbeit mag und gerne mache. Ich arbeite seit annähernd 30 Jahren in dem Beruf. Die von dir erwähnte Struktur ist auch nicht ganz unwichtig, denn momentan fühle ich mich immer noch wert- und nutzlos. Ich denke, ich bin bereit und stabil genug, wieder arbeiten zu gehen. Auch wenn ich Angst davor habe.

Eure Zeilen haben mich zum Nachdenken angeregt, danke dafür.
Ich ziehe in Erwägung, wieder zum Arzt zu gehen, wenn ich das Gefühl habe, es nicht zu schaffen. Aber erstmal will ich am Montag wieder starten. Ich will mich dem stellen. Außerdem habe ich die 2. Januarwoche Urlaub. Also wären erstmal nur 5 Arbeitstage zu schaffen. Allein das wird schon eine Herausforderung für mich sein.

LG Lost111

29.12.2021 19:56 • x 4 #6


B
Zitat von Lost111:
Im Großen und Ganzen kann ich sagen, dass ich meine Arbeit mag und gerne mache. Ich arbeite seit annähernd 30 Jahren in dem Beruf. Die von dir erwähnte Struktur ist auch nicht ganz unwichtig, denn momentan fühle ich mich immer noch wert- und nutzlos. Ich denke, ich bin bereit und stabil genug, wieder arbeiten zu gehen. Auch wenn ich Angst davor habe.

Eure Zeilen haben mich zum Nachdenken angeregt, danke dafür.
Ich ziehe in Erwägung, wieder zum Arzt zu gehen, wenn ich das Gefühl habe, es nicht zu schaffen. Aber erstmal will ich am Montag wieder starten. Ich will mich dem stellen. Außerdem habe ich die 2. Januarwoche Urlaub. Also wären erstmal nur 5 Arbeitstage zu schaffen. Allein das wird schon eine Herausforderung für mich sein.



Ich kann deinen Weg vollkommen nachvollziehen.

Mach das so, wenn es sich für dich richtig anfühlt.

Ich würde es genau so tun.

Beweise dir, dass du es kannst.

29.12.2021 21:59 • x 3 #7


B
Jeder kleine Erfolg zählt

Gehe langsam Schritt für Schritt.

Achte auf deine Grenzen, aber gehe deinen Weg, zurück in die Normalität.

29.12.2021 22:04 • x 2 #8


Lost111
Zitat von blue_:
Jeder kleine Erfolg zählt

Gehe langsam Schritt für Schritt.

Achte auf deine Grenzen, aber gehe deinen Weg, zurück in die Normalität.

Das ist das Schwierige an der Sache - auf meine Grenzen zu achten. Und mir auch eingestehen, dass ich auch Scheitern könnte. Aber daran mag ich jetzt nicht denken. Wird schon schiefgehen. Wie war das gleich - die Macht der Gedanken?
JA, vielleicht will ich mir tatsächlich was beweisen. Daran habe ich noch gar nicht gedacht.

29.12.2021 22:11 • x 1 #9


B
Zitat von Lost111:
auf meine Grenzen zu achten.


das ist auch mein Thema. Ein lebenslanger Prozess so wie ich meine.

Sehe diese Möglichkeit als Chance daran zu arbeiten.

Aber aufgeben würde ich nicht.

29.12.2021 22:12 • x 1 #10


B
Ein Mensch braucht auch Erfolgserlebnisse und aus den paar Zeilen, die ich von dir lesen konnte, habe ich das auch bei dir feststellen können.

Deswegen finde ich es gut, dass du es versuchen willst

29.12.2021 22:16 • x 1 #11


X
Wie wäre es, wenn du dir ganz bewusst jeden Tag eine Zeit nimmst, um dich hinzusetzen, in dich hineinzuspüren und dich ganz ehrlich und aufrichtig zu fragen, ob du zur Arbeit gehst, da sie dir Sinn gibt, dir Struktur auferlegt und du Erfolgserlebnisse damit verbinden kannst oder ob es gerade dahingehend kippt und du zur Arbeit gehst, um dir selbst und anderen etwas zu beweisen - über deine Grenzen hinweg, um Stärke (?) zu zeigen?

Ich glaube, es ist Gratwanderung. Sei achtsam! Herzliche Grüße!

29.12.2021 23:01 • x 2 #12


Lost111
Zitat von Lischen:
Wie wäre es, wenn du dir ganz bewusst jeden Tag eine Zeit nimmst, um dich hinzusetzen, in dich hineinzuspüren und dich ganz ehrlich und aufrichtig zu fragen, ob du zur Arbeit gehst, da sie dir Sinn gibt, dir Struktur auferlegt und du Erfolgserlebnisse damit verbinden kannst oder ob es gerade dahingehend kippt und du zur Arbeit gehst, um dir selbst und anderen etwas zu beweisen - über deine Grenzen hinweg, um Stärke (?) zu zeigen?

Jetzt aus dem Bauch heraus würde ich sagen, das letzteres eher zutrifft... Natürlich will ich auch wieder Struktur haben.
Und JA - verdammt! - ich will mir natürlich auch beweisen, dass ich es KANN. Sorry.
Es ist in der Tat eine Gratwanderung. Aber was habe ich zu verlieren?

29.12.2021 23:11 • #13


X
Bei wem entschuldigst du dich gerade? Bei dir selbst?

29.12.2021 23:13 • #14


Lost111
Zitat von Lischen:
Bei wem entschuldigst du dich gerade? Bei dir selbst?

Eher bei den Mitlesern... Und auch bei mir?! Ich bin sonst nicht wirklich ein impulsiver Mensch. Das eben war sehr spontan von mir. Das hat mich erschreckt. Hört sich das schräg an?!

29.12.2021 23:16 • #15


X
Was du verlieren könntest? Deine Gesundheit! Dass du dich über deine Grenzen hinaus verausgabst und ehe du es dir versiehst vor Erschöpfung in der nächsten Depressions-Phase landest. Ist dir dieser Gedanke denn bewusst?

29.12.2021 23:20 • x 1 #16


X
Nein, das hört sich richtig toll an! Ehrlich und intuitiv. Ich finde es richtig klasse, dass du das so klar ausgesprochen hast!

Nein, @Lost111, entschuldige dich in diesem Falle nur bei dir selbst! (Du bist für dich verantwortlich! Du bist dafür verantwortlich, dass es dir gut geht!)

29.12.2021 23:24 • x 2 #17


Lost111
Zitat von Lischen:
Was du verlieren könntest? Deine Gesundheit! Dass du dich über deine Grenzen hinaus verausgabst und ehe du es dir versiehst vor Erschöpfung in der nächsten Depressions-Phase landest. Ist dir dieser Gedanke denn bewusst?

Nicht so wirklich muss ich gestehen. Aber ich kann immer noch die Reißleine ziehen, sollte es nicht funktionieren. Diese Option bleibt mir immer offen.

29.12.2021 23:27 • x 1 #18


X
Weißt du, ich bin kein großer Freund von Ratschlägen. Ich könnte dir nun sagen Geh nicht zur Arbeit. Dir Stärke zu beweisen, ist nicht die passende Motivation. Aber das sage ich nicht, denn erstens weiß ich nicht, was du eigentlich bräuchtest. (Nur du kannst das wissen. Mir zum Beispiel tut es - selbst in schwerst depressiven Phasen - viel besser arbeiten zu gehen als zu Hause herum zu liegen...), zweitens, würdest du es tun und jemandes Ratschlag folgen, also nicht zur Arbeit gehen, geschähe dies nicht aus deinem inneren Antrieb heraus. Es geht aber gerade darum, dass du für dich spürst, was für dich im Hier und Jetzt richtig ist und dementsprechend handelst. Manchmal muss man eben auch ein, zwei, drei Mal auf die Nase fallen, um zu lernen und zu erfahren. Schmerzhafte Erfahrungen schaffen so oft den Boden für (nachhaltige) Veränderungen.

Nur eines möchte ich dir noch mitgeben: Manchmal muss man sich entscheiden. Für das eine oder das andere. Sich alle Türen offen zu halten (Diese Option bleibt immer offen.) kann dazu führen, die eine Sache nicht aufrichtig und aus vollem Herzen anzugehen und dabei im Hinterkopf immerzu Option 2 zu behalten. Es ist unglaublich anstrengend und kräftezehrend, auf etwas hinzuarbeiten, Energie und Zeit zu investieren, um sich in der Mitte doch umzuentscheiden. Dann ist da weder ein Erfolgserlebnis noch Ausruhen, sondern Frustration und Erschöpfung. Das wünsch ich dir nicht.

Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du deinen Weg findest!

30.12.2021 00:20 • x 1 #19


W
Liebe Lost,
wenn ich das so richtig vergleiche, sind wir in ähnlichen Situationen, wobei ich bei dir eher sehe, dass du auf dem aufsteigenden Ast bist. Wir wollen beide wieder arbeiten, ich sehe das bei mir im Moment noch nicht, aber warum eigentlich bei dir?
Du schreibst, du fühlst dich z.Zt. stabil genug , die Arbeit gibt dir Struktur und auch
Sinn. Ich kann auch deinen Grund verstehen, dir selbst etwas zu beweisen!
Für mich sehr positiv klingt a) es ist erst mal ne kurze Zeit und b) du würdest die
Reißleine ziehen.
Es kam ja auch der Vorschlag mit Wiedereingliederung: aber - dann kannst du nach einer Woche keinen Urlaub nehmen.
Ich wünsche dir einen guten Start mit Wohlwollen an deiner Arbeitsstelle, denn die ist ja meistens am wenigstens vorhanden (oder?)
wozu

01.01.2022 20:07 • x 1 #20


Lost111
Liebe @wozu ,

Zitat:
Wir wollen beide wieder arbeiten, ich sehe das bei mir im Moment noch nicht, aber warum eigentlich bei dir?
Du schreibst, du fühlst dich z.Zt. stabil genug , die Arbeit gibt dir Struktur und auch
Sinn.

gib dir die Zeit, zu gesunden und stabiler zu werden. Man kann nichts erzwingen.

Wie war mein Arbeitstag nach mehreren Wochen Abwesenheit?
Was soll ich sagen? Es war ernüchternd und so, als ob ich nie weg gewesen wäre. Viel los ist zum Glück aktuell nicht, da viele noch im Urlaub sind. Meine liebe Kollegin hat nur das nötigste mit mit geredet. Soll sie. Da stehe ich (momentan noch) drüber.
Und ich bin um Punkt 12.00 Uhr gegangen. Obwohl noch was zu tun gewesen wäre. War mir aber relativ egal. Morgen ist auch noch ein Tag. Ich wünschte mir, dass Gelassenheit ein Dauergast bei mir wäre. Gelassenheit und Ruhe. Leider bin ich - immer noch - viel zu schnell aus dem Konzept zu bringen und dann werde ich unkonzentriert und unsicher.
Trotz null äußerlich an mir heran getragenen Stresses war ich mittags unglaublich müde. Zudem hatte ich derbe Rückenschmerzen.
Ich war so geschafft, dass ich mich hinlegen musste. Men Kopf hat regelrecht gesummt. Es war halt doch anstrengend.

LG Lost111

03.01.2022 20:14 • x 1 #21


Lost111
Heute geht es mir wieder schlechter. Meine Lieblingskollegin meinte, ein Gespräch mit mir führen zu müssen, warum ich so lange krank war. Ihre Argumentation war, dass Andere mit ganz anderen und schrecklichen Schicksalsschlägen und Sorgen zu kämpfen haben, wie beispielsweise Tod eines Angehörigen, Pflegefälle in der Familie oder kranke Kinder. Dabei erklärte sie noch, dass sie auch arbeiten gegangen ist, als ihre Mutter letztes Jahr gestorben ist.
Meine beiden Kolleginnen hatten auch stressige Zeiten während meiner Abwesenheit. Das ist mir durchaus klar. Aber: es hat auch Gründe, warum ich krank geschrieben war.
Sie versteht meine Krankheit einfach nicht, denn Arbeit wäre ihrer Meinung nach doch auch Ablenkung. Ich habe versucht, ihr meine Depression etwas zu erklären, wobei ich gestehen muss, dass ich mich damit sehr schwer tat und kaum adäquate Worte fand. Es fiel mir extrem schwer, darüber zu reden (und da kamen mir auch fast wieder die Tränen).
Ich weiß, dass ich kommunikativer sein sollte, auch und gerade meinen Kollegen gegenüber.
Das ist und war schon immer ein großes Problem von mir: über mich und meine Gefühle zu reden. Ich mache alles mit mir selber aus. Bis es nicht mehr geht und ich nicht mehr kann.
Wie gehe ich jetzt damit um? Wahrscheinlich sollte ich das mit mehr Abstand sehen. Und: Jeder darf natürlich eine eigene Meinung dazu haben. Nichtsdestotrotz kam ich mir abgewertet vor, weil meine Krankheit anscheinend als nicht so schlimm angesehen wird. Es wird einfach so abgetan, als wäre das nichts. Dabei ist mir bewusst, dass Außenstehende, die das noch nie selbst erlebt haben, das vielleicht nicht wirklich nachvollziehen können. Alles schön und gut. Aber ich bin auch nur ein Mensch.

04.01.2022 20:11 • #22


W
Liebe Lost,
ich weiß nicht, ob es dir hilft: Depression ist eine Stoffwechsel- KRANKHEIT im Gehirn,
da helfen Vergleiche mit Gesunden nicht! Auch wenn diese schwere Zeiten durchleben müssen, für die du ja auch Verständnis hast.
Muss sich jemand rechtfertigen, ob er Diabetes hat?
Ich wünsch dir viel Kraft
wozu

04.01.2022 22:52 • x 1 #23


Lost111
Zitat von wozu:
Muss sich jemand rechtfertigen, ob er Diabetes hat?
Ich wünsch dir viel Kraft

Vielen lieben Dank.
Ja, aber du weißt auch, dass psychische Krankheiten oft als Lappalie angesehen werden. Eben als keine vollwertige Krankheit. Ich kam mir heute voll in der Rechtfertigung vor. Das habe ich so satt!
Aber es kommt auch immer darauf an, wie man fragt. Der Ton macht die Musik, wie man so schön sagt.

04.01.2022 23:11 • x 2 #24


ZeroOne
Zitat von Lost111:
Ich kam mir heute voll in der Rechtfertigung vor. Das habe ich so satt!


Da kann ich dich voll und ganz verstehen.
Als besonders hart empfinde ich immer, wenn einen Ärzte in einen Rechtfertigungszwang drängen, obwohl gerade sie es besser wissen sollten.

Da man von den Ärzten aber meist etwas braucht, kann man nicht einfach die Rollläden runter lassen. Ähnlich bei Kollegen: wenn man daran denkt, dass man u.U. noch Jahre auf sie bei der Zusammenarbeit angewiesen ist, will man es sich nicht so leicht verscherzen.

05.01.2022 10:52 • x 4 #25


Schlüsselkind
Zitat von Lost111:
Ihre Argumentation war, dass Andere mit ganz anderen und schrecklichen Schicksalsschlägen und Sorgen zu kämpfen haben, wie beispielsweise Tod eines Angehörigen, Pflegefälle in der Familie oder kranke Kinder. Dabei erklärte sie noch, dass sie auch arbeiten gegangen ist, als ihre Mutter letztes Jahr gestorben ist.


Ufzz! Solche Vergleiche muss ich mir als selbst chronisch Kranke auch ständig anhören. Ich bin u.a. Schmerzpatientin und da wurde mir auch schon gesagt, ich könne doch froh sein, nicht an XYZ erkrankt zu sein. Das ist u. a. so dermaßen ableistisch! Kann Dich da nur entmutigen, dich nicht von solchen Aussagen entmutigen zu lassen. Das ist oft nicht einfach mit so einer Ignoranz umzugehen, denn oft wollen in meinem Falle gesunde Menschen auch nicht von ihrer Meinung loslassen – ist aber letztendlich ihr persönliches Pech, wenn sie darauf bestehen weiterhin unempathisch und igorant durch ihr Leben gehen zu wollen. (Ja, und Ärzt*innen verhalten sich oft selbst auch ableistisch, was mitunter noch viel schlimmer ist, wenn dadurch die Behandlung gefährdet ist.)

05.01.2022 11:19 • x 4 #26


aurora333
Liebe @Lost111, auch ich möchte mich unbedingt @schlüsselkinds und @zeroones Voten anschliessend: Menschen die nicht an eigenem Leib und Seele erleb(t)en, was eine Angst- und Depressionsstörung mit einem machen kann, bzw. in welcher Weise sich die Symptome auswirken können, wissen nicht wo von sie reden oder schreiben !

Schön wäre, wenn sie den Betroffenen ( uns ) wirklich zuhören würden, bzw. ein Interesse bestünde am Verstehen wie sich die Krankheit gestaltet und mit welchen Schwierigkeiten wir im Alltagsleben zuweilen ( lange Zeit) kämpfen und umgehen müssen. Doch leider ist eine solche Bereitschaft/Fähigkeit oftmals an einem kleinen Ort.

Stattdessen geben sie einen oftmals unbrauchbare besserwisserische Tips und Ratschläge ( ein Ratschlag kann ein Schlag ins Gesicht sein) ,und sind unfähig sich auf andere zu schliessen. Will sagen , diese Leute meinen was für sie ein Allheilmittel ist ( wie eben oftmals in unserer Workaholic-Gesellschaft jede Form von Beschäftigung ausserhalb des Hauses) muss es für uns doch auch sein.

Mit solchen Leuten mache ich inzwischen meist einen kurzen Prozess: ich gehe gar nicht mehr gross auf sie ein. Handelt es sich um Lieblingsfreundinnen ( wie bei Dir) oder ansonsten nette KollegInnen ( wie bei mir) ist eine Möglichkeit abzuwägen, ob und wie oft wir mit ihnen noch Kontakt pflegen wollen. Gelingt es diesen Menschen das Thema gar nicht mehr anzuschneiden, dann ist da vielleicht beziehungsmässig noch was zu retten. Wird die Bedrängung durch sie für uns jedoch zu penetrant , dann sollten wir unsere Energie nur noch bei ( neuen) Leuten, die uns verstehen, investieren.

05.01.2022 11:59 • x 3 #27


A


Hallo Lost111,

x 4#28


Lost111
@ZeroOne @Schlüsselkind @aurora333

Vielen Dank für eure Beiträge!

Mit unempathischen/unfreundlichen Ärzten hatte ich auch schon zu tun, war aber glücklicherweise bislang eher die Ausnahme. Da kam ich mir dann immer wie ein Bittsteller vor. Aber ich musste das aushalten, denn ich brauchte Medikamente. Dabei wäre ich am liebsten aus dem Raum gerannt.

Seine Arbeitskollegen kann man sich nicht aussuchen. Mit besagter Kollegin muss ich allerdings noch ein paar Jährchen zusammen arbeiten. Ich ecke mit ihr schon seit Jahren immer mal wieder aneinander. Sie hat mich sogar schon mal aus der Abteilung gemobbt. Das kann und werde ich nie vergessen. Wir sagen uns Guten Morgen und reden über berufliches, aber ansonsten möchte ich nichts weiter mit ihr zu tun haben. Zum Glück habe ich noch eine andere wirklich liebe Kollegin an der Seite, die sehr verständnisvoll ist und mit der man reden kann. Sonst hätte ich schon längst das Handtuch geschmissen.
Mein Problem ist nach wie vor, dass ich sowas viel zu nah an mich ran lasse. Ich werde nie ein dickes Fell haben.

05.01.2022 19:56 • x 1 #28

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