Freshdaex
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Ich fühle mich schuldig, weil ich es nicht früher bemerkt habe, dass ich selbst handlungsunfähig war. Ich fühle mich schuldig, weil ich seinen Zusammenbruch, der stückweise und über Monate gekommen ist, nicht verstanden habe, dass ich es persönlich genommen habe, dass er über eine normale, charakterlich begründbare Unsicherheit irgendwann zu Zweifeln gekommen ist, die immer größer und globaler wurden, die sich auf seine Lebensziele, wie z.b. das Kinderkriegen irgendwann, seine mit der Zeit selektiven Fähigkeiten, die Arbeit und Pflichten nicht aber seine Zeit mit mir aufrechtzuerhalten und zu pflegen... bis hin zu den Zweifeln komplett an unserer Beziehung, dass ich all das Rückzug aus unserer Trennung wegen etwas anderem als eine Depression gesehen habe. Dass ich aus dem Wissen und Gefühl damals aus Verletztheit und Unwissen um mich geschlagen und nach jedem mir verfügbaren Grashalm gegriffen habe. Dass ich getreten habe, was schon am Boden lag.
Dass ich während seiner akuten Phase nicht mehr meine Bedürfnisse habe ruhen lassen können. Dass er nicht das Gefühl hatte, mit mir reden zu können. Dass ich daran selbst schuld bin, dass er das Gefühl hatte, weil ich nicht angemessen reagiert habe. Dass ich damit selbst schuld bin, einen tollen Menschen verloren zu haben.
Ich bin ganz weit weg davon zu fühlen, dass ich toll bin. Jetzt gerade.
Theoretisch weiß ich, dass ich auch an einer Erkrankung an Diabetes oder Krebs nicht Schuld wäre und somit auch nicht für eine psychische Krankheit, wenn auch das für psychische Krankheiten nicht so klar abzugrenzen ist. Zu oft lese ich, dass sich Menschen aus der Depression heraus trennen, weil der Partner nicht guttut und man sich negativer Einflüsse entledigt. Wieso ist es so abwegig, dass ich das nicht auch bei ihm bin. So wie er sich von mir abgrenzt, wie er mich fallen gelassen hat und wie er dabei bleibt und immer weiter auf Distanz und Abstand geht, muss er das ja von mir denken. Es tut mir einfach so vieles so leid und es gibt Tage, an denen ich daran zerbreche, nach Wochen in denen es mir wieder gutgeht.