14473

Gehe ich richtig mit meinem depressiven Partner um?

Jedi
@Schlüsselkind
Zitat von Schlüsselkind:
Es ist natürlich schwer für Partner*innen, die einen ebenfalls loyalen und liebenden depressiven Partner an ihrer Seite haben (der momentan durch seine Krankheit nicht am Leben teilnehmen kann), hier solche Worte zu lesen.

Da stimme ich Dir zu u. was ich zu diesem Thema auch geschrieben habe, sind natürlich meine ganz persönlichen
Erfahrungen u. die sind leider düsterer u. nicht so sehr positiv.
Natürlich sind mir in meine Heilungszeit, auch loyale u. immer noch liebende depressive Betroffene begegnet u.
das hatte auch mir immer Mut gemacht, selbst mich meiner Partnerin loyal u. respektvoll gegenüber zu verhalten,
zumal sie für mich auch eine der wichtigsten Ressource war.
So manche Betroffene erkennen es oft zu spät, denn für uns Betroffene wird es noch einmal schwer, wenn die Therapie-
sitzungen beendet sind u. wir wieder in den ganz normalen Alltag zurückkehren, ohne therapeutische Unterstützung !
---------------------
Zitat von Schlüsselkind:
Es ist nur wie bereits geschrieben, je nach eigener Situation sehr schwer, manchmal herauszufinden, was dem Charakter zugeschrieben ist

Ich finde, dass dies ein zentraler Punkt ist !
Denn wirklich zu unterscheiden, was gehört zur Depressionserkrankung u. was ist Charakter, dies ist schwer
festzustellen - villt. kann dies ein Partner/ Partnerin beurteilen, die den Betroffenen nun schon länger kennt.
Ich habe mich immer schwer damit getan, wenn ich mit Mitpatienten in Gespräche war, die aber nicht mit
ihren Partnern/ Partnerinnen sprechen konnten oder gar wollten, mir aber alles Mögliche erzählt haben (ü. ihre Beziehung,Ehe).
Das lag sicher nicht nur daran, dass ich auch Betroffener war, sondern ich fand es einfach nicht fair !
------------------------
Zitat von Schlüsselkind:
Die Krankheit ist ein bedeutender Teil von einem, aber eben nicht alles, was einen als Person ausmacht.

Das finde ich auch wieder eine zentrale Aussage u. ja, der Betroffene ist mehr als nur ihre/ seine Depression !
-----------------------
Zitat von Schlüsselkind:
Aber es gibt ja nun mal diese individuellen Lebensläufe und sie existieren nebeneinander.

Stimmt absolut u. es gibt sicher noch vieles mehr, neben meinen persönlichen Erfahrungen, die ich in der Zeit
meines Heilungsweges gemacht habe !

LG Jedi

10.07.2022 11:55 • x 2 #5836


M
Meine Erfahrung und die Statistik ist, dass Beziehungen generell öfter auseinander gehen, als das sie halten.

Und jede Erkrankung ist eine Prüfung für eine Beziehung. Egal, ob psychisch oder körperlich. Jeder Schicksalschlag ist einfe Prüfung. Und die Illusion das man ohne durchs Leben kommt, ist genau das eine Illusion.

Und wenn es echt ist, dann übersteht die Beziehung das. Ich kenne ein Paar das ist seit 50 jahren zusammen trotz Depression, Krankheiten und Schicksalsschlägen. Meine beste Freundin wurde ohne Depression schwanger sitzen gelassen. (Nach fünf Jahren Ehe!)

Man kann da nichts ableiten.
Und zu sagen, Depressionen lassen Beziehungen scheitern halte ich falsch.
Jeder hat das Recht sich täglich zu trennen, aus welchem Grund auch immer. Und dazu braucht es keine Erkrankung.

10.07.2022 12:09 • x 2 #5837


A


Hallo Sandra-k,

Gehe ich richtig mit meinem depressiven Partner um?

x 3#3


Jedi
Hi @Milla

Zitat von Milla:
Meine Erfahrung und die Statistik ist, dass Beziehungen generell öfter auseinander gehen, als das sie halten.

Ja, dass höre u. lese ich auch so - jede 3 Ehe in BRD wird wieder geschieden, was ich zuletzt gelesen habe !
---------
Zitat von Milla:
Und wenn es echt ist, dann übersteht die Beziehung das. Ich kenne ein Paar das ist seit 50 jahren zusammen trotz Depression, Krankheiten und Schicksalsschlägen.

Ja, Krankheiten oder Schicksalsschläge können auch ein Paar nochmal enger zusammenschweißen.
Vor solch euem Paar, wie Du es beschrieben hast, da kann man nur Respekt vor haben !
---------
Zitat von Milla:
Und jede Erkrankung ist eine Prüfung für eine Beziehung.

Ganz bestimmt u. es war auch eine Prüfung für meine Beziehung.
---------
Zitat von Milla:
Meine beste Freundin wurde ohne Depression schwanger sitzen gelassen. (Nach fünf Jahren Ehe!)

Dafür finde ich immer keine Worte - finde soetwas einfach nur Schändlich

10.07.2022 12:53 • x 1 #5838


Laurien
Hallo zusammen,

Zitat von Jedi:
Ich finde, dass dies ein zentraler Punkt ist !
Denn wirklich zu unterscheiden, was gehört zur Depressionserkrankung u. was ist Charakter, dies ist schwer
festzustellen - villt. kann dies ein Partner/ Partnerin beurteilen, die den Betroffenen nun schon länger kennt.



Ich finde das für Laien eigentlich gar nicht beurteilbar. Noch dazu je näher einem die Person steht. Oft geht das zu Lasten der Objektivität. Nicht ohne Grund diskutiere ich immer wieder mit meinem Tierarzt, wie der status quo bei meinem Tier ist. Man wird oftmals betriebsblind. Bei meinem Ex könnte ich nicht sagen, was von seinem Verhalten evtl. irgendeiner psychischen Erkrankung zuzuschreiben ist oder doch eher seinem Charakter. Dabei kannte ich ihn zu dem Zeitpunkt ab dem er sich mir gegenüber immer sonderbarer verhalten hat fast acht Jahre. Er hat nach der Eskalation im Unternehmen so einiges gebracht, was ich ihm, so wie ich meinte ihn im Laufe der Jahre kennengelernt zu haben, nicht zugetraut hätte. Nun kann man vermuten, es liegt an der Ausnahmesituation. Allerdings weiß ich von mehreren Kollegen in der selben Situation, dass keiner seine Partnerin einfach so ausgetauscht und das als Neustart im Leben deklariert hätte. Im Gegenteil, die anderen sind mehr zusammen gerückt.

Anderer Fall: eine langjährige Kollegin bei einem früheren Arbeitgeber wurde in ihren depressiven Phasen regelmäßig zum Stier. Jedes Mal wurde jemand aus dem direkten Umfeld zur Gefahr und sie hat alles dran gesetzt, dass diese Person letzten Endes entfernt wurde (falsche oder keine notwendigen Informationen an die Kollegen weitergegeben, Arbeitsergebnisse vernichtet oder als ihre ausgegeben usw.). Im Laufe der Jahre haben einige mehr oder weniger freiwillig oder unfreiwillig das Unternehmen verlassen. Ging es ihr gut, machte sie sowas nicht, war eher unauffällig und zurückhaltend. Bei manchen hat sie sich hinterher wortreich entschuldigt. Es täte ihr sehr leid usw. und bei einer betroffenen Kollegin schloss sie mit den Worten, sie hätte halt Depressionen. Wir haben uns damals oft gefragt, ob dieses Verhalten wirklich depressionsbedingt oder ihrem Charakter geschuldet ist.

LG

12.07.2022 22:12 • x 2 #5839


Jedi
Hi @Laurien

Zitat von Laurien:
Ich finde das für Laien eigentlich gar nicht beurteilbar.

Das sehe ich genauso !
Selbst als Betroffener erfährst Du erst in der Therapie, wenn es dann in die Tiefe der Persönlichkeit
geht, was waren unsere Prägungen, was unsere alten Glaubenssätze, was haben wir davon in unser
Erwachsenen-Leben mit übernommen.
Für mich hat sich in der Psychoanalyse meine ganze Persönlichkeit gezeigt, dass was Sichtbar, gar Maske oder
Rüstung war - was in den Schatten verdrängt wurde - letztlich, was dann zur Angsterkrankung u. Depression geführt
hatte.
Ich war sicher schon sehr Früh depressiv u. hatte auch Angstsymtomatiken, natürlich dies nicht als eine
Erkrankung erkannt. Sicher hat auch neben meinen Prägungserfahrungen, diese Erkrankung auch zu meiner
Persönlichkeit beigetragen.
So ließ sich bei mir auch nicht deutlich feststellen, was meine ureigene Persönlichkeit ist, weil negative Prägungserfahrungen
u. die psychische Erkrankung ein Mischmasch an charakterer Anlagen beeinflusst haben.
Erst durch die Psychoanalyse wurde es mir möglich, ein Selbstbild zu erschaffen, mit dem ich heute stimmig
Leben kann. Es ist sehr viel an persönlicher Arbeit damit verbunden, oftmals sehr Schmerzhaft; mit viel an Selbstzweifel,
auch dann aufkommend Todessehnsucht !
So ist dies auch nicht ganz Ungefährlich, wenn man nicht bei einen sehr guten u.
erfahrenen Psychoanalytiker auf der Couch liegt !

Deshalb betrachte ich ein solches Thema, ob Depression oder charakterliche Eigenschaften auch immer
mit einer gewissen Zurückhaltung, denn dies, so war es bei mir, zeigt sich das oft erst, wenn man seine Seele
einmal nackig gemacht hat !
(Sind so meine ganz persönlichen Erfahrungen u. Meinung dazu !)

Ich denke aber auch, dass Angehörige ein solches Thema noch anders gewichten,
wie dies ein Betroffener tut.

LG

13.07.2022 13:45 • x 1 #5840


M
Das sehe ich tatsächlich ein bisschen anders.

Es gibt ja klinische Symptome die erforscht sind und die klar der Erkrankung zuzurechnen sind. Und die bei einer vielzahl Erkrankter auftreten.

Alles was da nicht dazugehört kann man dem auch nicht zurechnen. Mobbing, Fremdgehen und Manipulation sind mit Sicherheit kein symptom für Depression und können damit auch nicht entschuldigt werden. Rückzug, Schweigen und Isolation sind dafür ganz klare Symptome und treten bei vielen auf. (Ja, jede Depression ist anders, aber die Symptomatik ist doch sehr ähnlich.)

Aber das jemand durch eine persönliche oder berufliche Krise sein Leben hinterfragt und Beziehungen abbricht halte ich für normal, verständlich und gesund.
Ich denke aber, dass man sowas sauber und klar kommunizieren muss.


(Bezieht sich nicht auf jemand bestimmten und ist allgemein gemeint)

13.07.2022 15:13 • x 2 #5841


Jedi
Zitat von Milla:
Die Dinge die in die Depression geführt haben, sollten ja tunlichst gemieden werden.

Gebe Dir da @Milla absolut recht !
Bei miir war es so, das ich meine frühe Depression gar nicht erkannt habe. Sicher kamen mir manche Stimmungsschwankungen
u. deren Häufigkeit zwar komisch vor, aber hatte darüber nicht weiter nachgedacht !
Aber sicher ist, wenn man den Therapieprozess durch hat, dann sollte man die Aulöser kennengelernt haben u.
sie möglichst vermeiden - was manchmal gar nicht so leicht ist, da man viel Zeit dafür benötigt, seine Muster
loszulassen.

13.07.2022 15:22 • #5842


Laurien
@Milla

für mich sind in diesem Zusammenhang Verhaltensweisen und Symptome unterschiedliche Dinge. Verhaltensweisen können auf Symptomen basieren (müssen natürlich nicht). Aber das kann jeder unterschiedlich für sich definieren. Das Symptom Rückzug z. B. kann sich bei verschiedenen Personen durchaus unterschiedlich äußern (Verhalten), manche ziehen sich komplett zurück, andere nur von nahestehenden Personen usw.

13.07.2022 15:41 • x 1 #5843


M
Zitat von Laurien:
@Milla für mich sind in diesem Zusammenhang Verhaltensweisen und Symptome unterschiedliche Dinge. Verhaltensweisen können auf Symptomen basieren ...


Das denke ich auch. Aber ich glaube nicht, dass ein geradliniger Mensch seinen moralischen Kompass durch die Depression den verliert und durch Therapie wiederfindet.

Ich denke da lag vorher was im Argen.

13.07.2022 16:00 • x 1 #5844


Laurien
@Milla

besagte Kollegin machte das nur in einer depressiven Phase, sonst nicht. Ihre Therapie hatte darauf keine Einfluss. Es passierte in jeder depressiven Phase erneut. Ging es ihr wieder gut, kam anschließend die Entschuldigung und sie war wieder kollegial. Bis zur nächsten depressiven Phase und vielleicht ihre Angst, jemand könnte ihren Stuhl wollen, weil sie sich in diesen Phasen nicht gut genug fühlte oder, oder, oder...

13.07.2022 16:11 • x 2 #5845


M
Zitat von Laurien:
@Milla besagte Kollegin machte das nur in einer depressiven Phase, sonst nicht. Ihre Therapie hatte darauf keine Einfluss. Es passierte in jeder ...


Aber das ist dann doch eher ne Persönlichkeitsstörung? Oder manisch oder so?

Eine Depression bedeutet doch Kraftlosigkeit, egal gefühl, Gefühlstaubheit. Hat man da überhaupt die Energie so intrigieren?

13.07.2022 16:16 • x 2 #5846


Laurien
Es gab nur die Diagnose Depression. Das schrieb sie auch an eine Kollegin im Rahmen der späteren Entschuldigung. Es täte ihr sehr leid, ihr gemeines Verhalten gegenüber der Kollegin wäre ihrer Depression geschuldet...

13.07.2022 16:24 • x 1 #5847


F
Ich denke, es ist schwer auseinander zu klamüsern. Mir hat mal ein Psychologe gesagt, dass eine Depression keine Persönlichkeits- sondern ein affektive Störung ist. Also der Charakter bleibt unangegriffen. Gleichzeitig gibt es aber dieses Dreieck, wo an den Ecken Denken, Fühlen und Verhalten steht, also dass das sich gegenseitig beeinflusst. Wenn die Depression das Denken und das Fühlen beeinflusst, finde ich es nicht völlig abwegig, dass auch das Verhalten negativ beeinflusst wird und schlechtes Verhalten auch zu einem gewissen Grad der Depression geschuldet ist.

Zitat von Jedi:
Aber sicher ist, wenn man den Therapieprozess durch hat, dann sollte man die Aulöser kennengelernt haben u.
sie möglichst vermeiden

Hierzu hätte ich tatsächlich eine Frage @Jedi. Mir fällt auf, dass du von Auslöser und Vermeiden sprichst. Ich habe mal gelesen, dass es unglaublich schwierig ist, Auslöser zu finden, weil es zu mannigfaltig ist und dass äußeren Umständen häufig zu viel Verantwortung zugeschoben wird (Professor Ulrich Hegerl hat das glaub ich gesagt). Gleichzeitig denke ich, dass Vermeiden irgendwo die falsche Entscheidung ist. Ist es nicht sinnvoller, den Umgang damit zu verändern und zu lernen?

13.07.2022 16:35 • x 2 #5848


Laurien
@Milla
Zitat von Milla:
Eine Depression bedeutet doch Kraftlosigkeit, egal gefühl, Gefühlstaubheit. Hat man da überhaupt die Energie so intrigieren?

nicht zwingend, es gibt auch eine agitierte Depression.

13.07.2022 17:23 • x 1 #5849


A


Hallo Sandra-k,

x 4#15


M
Ich denke (von außen und als Laie) das besagte Kollegin ganz genau weiß sie tut und ihre Depressionen bewusst als Entschuldigung nutzt.

Also ich denke sie intrigiert und sobald Gegenwind kommt - ist sie die arme Kranke.

Ich denke die meisten depressiven sind in ihrem loch damit beschäftigt sich am Leben zu halten und greifen nur die Menschen an die zu nahe kommen.
Das kenne ich aus meinem Umfeld. Das ich weggebissen werde, sobald ich zu nahe komme.

13.07.2022 17:29 • x 2 #5850

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