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Gedächtnisstörungen nach Burnout

Krizzly
Hallo ihr Lieben,

ich mache mir in letzter Zeit manchmal Gedanken um mein Gedächtnis. Deswegen wollte ich euch andere Burnout-Betroffene mal fragen, ob jemand von euch das kennt. Mein akut schlechter Zustand ist ja nun schon einige Monate her und ich hab mich zu einem großen Teil erholt. Es gibt aber ein paar Bereiche, in denen ich noch nicht wieder auf der Höhe bin.
In letzter Zeit hatte ich ein paar für mich peinliche Aussetzer. Zum Beispiel musste man bei einem Spiel mit Freunden vor ein paar Wochen möglichst schnell Namen berühmter Personen mit bestimmten Anfangsbuchstaben nennen. Und ich hab Alfred Einstein und eine Weile später Alfred *beep* gesagt. Natürlich weiß ich eigentlich, wie die beiden richtig heißen, aber in dem Moment hat einfach mein Gehirn nicht mitgespielt. Heute ist mir das Wort Exhibitionist nicht eingefallen und ich hab statt dessen Expressionist gesagt. Mir ist mein eigener Fehler gar nicht aufgefallen. Ich war in dem Moment überzeugt, dass das Wort so heißt.
Das sind jetzt natürlich nur Kleinigkeiten, aber ich hab schon das Gefühl, dass mir solche Sachen bis vor einem Jahr gar nicht passiert sind. Nun hab ich gelesen, dass langer Dauerstress das Gehirn irreversibel schädigen kann und auch langfristige Gedächtnisstörungen nach einem Burnout nicht so außergewöhnlich sind. Hat jemand von Erfahrungen mit so etwas?

Liebe Grüße
Krizzly

02.04.2020 20:20 • x 5 #1


maya60
Liebe Krizzly, von irreversiblen Schäden habe ich noch nichts gehört, aber oft, und auch selber erlebt, dass eine Depression oder ein Burnout erst ganz vorbei waren, wenn alle Bereiche wieder so wie zuvor waren, auch wenn eine BO-Anfälligkeit bleiben kann und eine größere Stressanfälligkeit als zuvor. Denn das kam ja alles nicht von nichts.

Ich habe mich oft verschätzt, wenn eine akute Situation zuende war und ich mich schon wieder gesund fühlte, es aber nicht war. Nur eben nicht mehr so sehr krank wie zuvor. Da ein BO auch vorher schon lange sich entwickelt hat, wissen wir meistens auch gar nicht, wie es genau ist, sich gesund zu fühlen.

Gedächtnisstörungen sind bekannte Stress-Symptome und Depressions-Symptome und vielleicht musst du dir einfach noch mehr Zeit geben.

Liebe Grüße! maya

02.04.2020 21:50 • x 4 #2


A


Hallo Krizzly,

Gedächtnisstörungen nach Burnout

x 3#3


MamivonVier
Ich kenne sowas leider auch.
Mir geht es oft so wenn ich mitten im reden bin das mir ein Wort entfällt oder ich mich verrede!

Sowas ist mir früher nie passiert und jetzt öfters! Mir ist das dann immer sehr unangenehm.
Oft fehlt mir auch der Faden wenn andere was langes erzählen, am Anfang bin ich noch dabei aber nach einer Weile kann ich mich nicht mehr richtig konzentrieren und höre nur noch halb zu.
Wenn dann fragen kommen oder eine Antwort erwartet wird bin ich oft am wortstückeln

02.04.2020 21:56 • x 2 #3


A
Liebe Krizzly,
Gedächtnislücken, Wortfindungsstörungen, vertauschte Begriffe, all das passiert mir in letzter Zeit auch immer wieder. Ebenso fällt mir das Kopfrechnen schwer und mit der Konzentration hapert es auch.
Meine Ärztin versicherte mir, dass all diese Störungen mit der Depression einhergingen.
LG von Mayke

02.04.2020 22:03 • x 1 #4


Krizzly
Ich danke euch, ihr Lieben. Es beruhigt mich, dass das nicht nur mir so geht.

Zitat von maya60:
aber oft, und auch selber erlebt, dass eine Depression oder ein Burnout erst ganz vorbei waren, wenn alle Bereiche wieder so wie zuvor waren, auch wenn eine BO-Anfälligkeit bleiben kann und eine größere Stressanfälligkeit als zuvor. Denn das kam ja alles nicht von nichts.


Ich hoffe, dass gar nicht alles genauso wird wie vorher. Ich hoffe, es gelingt mir, ein paar Dinge grundlegend und dauerhaft zu verändern. Aber bei ein paar Sachen kämpfe ich momentan noch sehr, allen voran meine Frustrationstoleranz, meine Konzentration und diese Wortfindungsschwierigkeiten.

Zitat von maya60:
Ich habe mich oft verschätzt, wenn eine akute Situation zuende war und ich mich schon wieder gesund fühlte, es aber nicht war. Nur eben nicht mehr so sehr krank wie zuvor. Da ein BO auch vorher schon lange sich entwickelt hat, wissen wir meistens auch gar nicht, wie es genau ist, sich gesund zu fühlen.

Ich weiß, was du meinst. Ich habe seit etwa zwei Monaten immer wieder länger werdende Phasen, in denen ich das Gefühl habe, dass es mir deutlich besser geht. Aber dann kommen doch auch immer wieder Momente, in denen ich merke, dass ich noch nicht wieder die Alte bin. Zum Glück aber trotzdem weit entfernt von dem Zustand von vor einem halben Jahr. Ich weiß nur nicht so recht, woran ich festmachen kann, dass ich wieder gesund bin. Und was ich dazu noch beitragen kann. Diese beiden Fragen beschäftigen mich noch sehr.

Zitat von MamivonVier:
Sowas ist mir früher nie passiert und jetzt öfters! Mir ist das dann immer sehr unangenehm.

Genau so geht es mir auch. Ich frag mich in dem Zusammenhang aber auch, ob es nicht viel angenehmer wär, wenn ich das ein bisschen lockerer sehen könnte. Im Fall von diesem Spiel mit meinen Freunden hab ich schon mit den anderen gelacht. Und mein Kopf weiß auch, dass sie mich nicht bösartig auslachen. Trotzdem fühlt es sich unangenehm an. Ich würde gerne ehrlich über mich lachen können. Aber ich glaub, darin war ich auch vor dem BO schon kein Meister.

Zitat von Mayke1:
Meine Ärztin versicherte mir, dass all diese Störungen mit der Depression einhergingen.

Danke, das ist beruhigend, dass auch die Fachfrau das bestätigt.

02.04.2020 23:48 • x 1 #5


Hoffnung21
Hallo @Krizzly

Das hatte ich auch ganz schlimm während meiner Depression/BO. Ich dachte zeitweise, ich wäre dement. Ich konnte mir nichts merken, hatte permanent Wortfindungsstörungen, habe Wörter verwechselt, z.B. statt Kühlschrank sage ich Ofen usw. In der akuten Phase war das alles für mich ganz schlimm, weil ich ein Kopfmensch bin und das denken einfach nicht mehr funktionierte. Ich hab mir die einfachsten Dinge oft dreimal erklären lassen müssen, weil ich sie immer wieder vergessen habe. Auch der sogenannte Rote Faden war mitten im Gespräch total oft weg und ich musste mich furchtbar konzentrieren, dass das bei bestimmten Gesprächen nicht passiert.

Die Ärztin in der Reha hat das als Pseudodemenz bezeichnet, ein bekanntes Symptom in der Depression, das wohl aus der Unterversorgung einer bestimmten Hirnregion herrührt, aber reversibel ist.

Meine Therapeutin hat mir die Wortfindungsstörungen und Wortverwechslungen so erklärt, dass man sich die ganzen Wörter im Gehirn wie in Schubläden vorstellen kann. Einzelne Wörter, Wortgruppen, verwandte Wörter haben einen ganz festen Platz in diesem Regal. In der Depression fallen einige, viele oder alle Schubladen heraus und die Wörter sind jetzt einfach durcheinander. Wir finden das Wort in der bekannten Schublade nicht mehr, es ist jetzt woanders. Wir müssen die Wörter erst suchen und neu sortieren. Mit der Zeit wird das auf jeden Fall besser, aber man braucht viel Geduld.

Bei mir ist die akute Depressionsphase etwa 3 Jahre her. Ich habe immer noch leichte Probleme in dieser Art, aber es ist deutlich besser geworden.

Ich gehe sehr offen mit meiner Depression um und mein Umfeld kennt meine Probleme. Wir lachen dann schon mal darüber. Ich sag halt dann zwischendurch wieder mal zu meinem Mann, dass er mir mal die Butter aus dem Ofen bringen soll. Oder ich frage ganz einfach, Wie heißt jetzt wieder dieses oder jenes? und beschreibe, was ich wissen will.

Auch nach 3 Jahren habe ich noch leichte Konzentrationsprobleme und bin froh, dass ich einen Chef habe, der das weiß und mich seit der Erkrankung kein einziges Mal ein Protokoll schreiben ließ von einer Zusammenkunft, obwohl ich schon lange dran gewesen wär. Ich habe halt leider immer mal wieder einen kurzen Blackout und muss überlegen, von was gerade geredet wird.

Die Hoffnung, dass das ganz weggeht habe ich ehrlich gesagt aufgegeben. Das ist zwar immer besser geworden. Vor allem mit Beginn der Arbeit, wenn der Kopf wieder gefordert wird, ist es deutlich besser geworden. Aber der Rest, der jetzt noch da ist wird mir wohl bleiben. Aber das ist ok, das sind nur noch kleine Einschränkungen, mit denen ich Leben kann.

VG Eis

03.04.2020 09:03 • x 2 #6


E
Wie geht es dir denn?
Habe gerade auch sehr ähnliche Symptome

18.07.2022 17:14 • #7


Krizzly
Das ganze ist bei mir ja nun schon über zwei Jahre her. Die Wortfindungsstörungen sind wieder verschwunden. Aber ich merke bis heute, dass meine Konzentration nicht wieder komplett dasselbe Level erreicht hat wie vorher. Ich kann mir zum Beispiel nicht mehr so viel auf einmal merken.

18.07.2022 17:55 • x 1 #8


Silentium
Hallo Krizzly

ich lese ja fleißig dein Tagebuch. Und oft schreibst du, dass du nicht viel geschlafen hast. Schlafstörungen führen z.B. zu solchen Aussetzern, genauso wie psychische Erkrankungen und Stress. Ich nehme da bei dir auch derzeit viel Druck wahr, den du dir machst- nämlich endlich wieder zu funktionieren. Du hast seit Wochen mit Bauchbeschwerden zu tun, arbeitest viel trotz deiner psychischen sowie physischen Beschwerden und hast ja auch oft noch einen vollen Tag.

Ich kenne das von meiner Depression und den Schlafstörungen. Ich habe nächtelang gar nicht geschlafen, konnte mir nix mehr merken oder gar zuhören. Oder ich bin irgendwohin und wusste nicht mehr was ich eigentlich wollte oder wie ich dahingekommen bin. Das war schlimm.

18.07.2022 18:25 • x 1 #9


Krizzly
Liebe Silentium,

der erste Beitrag hier von mir ist ja schon über zwei Jahre alt und mittlerweile habe ich diese Probleme zum Glück generell nicht mehr in diesem Ausmaß. Es ist aber tatsächlich so, dass meine Konzentrations- und Merkfähigkeit einfach nicht mehr dieses Level erreicht hat wie vor meinem Burnout.
Und ich kenne das gut, was du beschreibst nach Nächten mit viel zu wenig Schlaf. Da funktioniert einfach das Gehirn manchmal nicht richtig. Mir hilft es immer ein bisschen, mir das bewusst zu machen. Denn das ist zum Glück dann nur ein vorübergehender Zustand, der sich auch wieder legt, wenn das Schlafen wieder klappt.

18.07.2022 22:38 • #10


Tealight
Es würde mich interessieren...
Was macht ihr gegen das Vergessen ....

Es liest sich furchtbar und quälend für jeden einzelnen....

18.07.2022 22:49 • #11


Silentium
Zitat von Krizzly:
Liebe Silentium, der erste Beitrag hier von mir ist ja schon über zwei Jahre alt und mittlerweile habe ich diese Probleme zum Glück generell nicht ...

Ups, das habe ich gar nicht gesehen, dass der Beitrag so lange her ist. Sorry

18.07.2022 22:51 • x 1 #12


Krizzly
Zitat von Tealight:
Es würde mich interessieren...
Was macht ihr gegen das Vergessen ....

Was bei mir geholfen hat, waren viel Zeit und Ruhe. Ich war lange krankgeschrieben und hab gerade in den ersten Monaten kaum was tun können. Nicht mal lesen oder sowas ging mehr, weil ich mich einfach nicht konzentrieren konnte. Nach einigen Monaten ohne Arbeit und mit viel zur Ruhe kommen, wurde es irgendwann besser. Und nochmal besser, nachdem ich dann acht Wochen in der Klinik war. Ich glaube, zusammenfassend kann ich für mich sagen, zusammen mit der tiefen Erschöpfungsdepression sind auch diese Nebenerscheinungen wie Vergesslichkeit, Konzentrationsprobleme, Wortfindungsstörungen größtenteils verschwunden.

18.07.2022 23:08 • x 2 #13


A


Hallo Krizzly,

x 4#14


Tealight
Zitat von Krizzly:
Was bei mir geholfen hat, waren viel Zeit und Ruhe. Ich war lange krankgeschrieben und hab gerade in den ersten Monaten kaum was tun können. Nicht ...

Freut mich, das es Dir wieder gut geht..... Ich wünsche dir das es so bleibt....

18.07.2022 23:23 • x 1 #14

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