Hallo @Krizzly
Das hatte ich auch ganz schlimm während meiner Depression/BO. Ich dachte zeitweise, ich wäre dement. Ich konnte mir nichts merken, hatte permanent Wortfindungsstörungen, habe Wörter verwechselt, z.B. statt Kühlschrank sage ich Ofen usw. In der akuten Phase war das alles für mich ganz schlimm, weil ich ein Kopfmensch bin und das denken einfach nicht mehr funktionierte. Ich hab mir die einfachsten Dinge oft dreimal erklären lassen müssen, weil ich sie immer wieder vergessen habe. Auch der sogenannte Rote Faden war mitten im Gespräch total oft weg und ich musste mich furchtbar konzentrieren, dass das bei bestimmten Gesprächen nicht passiert.
Die Ärztin in der Reha hat das als Pseudodemenz bezeichnet, ein bekanntes Symptom in der Depression, das wohl aus der Unterversorgung einer bestimmten Hirnregion herrührt, aber reversibel ist.
Meine Therapeutin hat mir die Wortfindungsstörungen und Wortverwechslungen so erklärt, dass man sich die ganzen Wörter im Gehirn wie in Schubläden vorstellen kann. Einzelne Wörter, Wortgruppen, verwandte Wörter haben einen ganz festen Platz in diesem Regal. In der Depression fallen einige, viele oder alle Schubladen heraus und die Wörter sind jetzt einfach durcheinander. Wir finden das Wort in der bekannten Schublade nicht mehr, es ist jetzt woanders. Wir müssen die Wörter erst suchen und neu sortieren. Mit der Zeit wird das auf jeden Fall besser, aber man braucht viel Geduld.
Bei mir ist die akute Depressionsphase etwa 3 Jahre her. Ich habe immer noch leichte Probleme in dieser Art, aber es ist deutlich besser geworden.
Ich gehe sehr offen mit meiner Depression um und mein Umfeld kennt meine Probleme. Wir lachen dann schon mal darüber. Ich sag halt dann zwischendurch wieder mal zu meinem Mann, dass er mir mal die Butter aus dem Ofen bringen soll. Oder ich frage ganz einfach, Wie heißt jetzt wieder dieses oder jenes? und beschreibe, was ich wissen will.
Auch nach 3 Jahren habe ich noch leichte Konzentrationsprobleme und bin froh, dass ich einen Chef habe, der das weiß und mich seit der Erkrankung kein einziges Mal ein Protokoll schreiben ließ von einer Zusammenkunft, obwohl ich schon lange dran gewesen wär. Ich habe halt leider immer mal wieder einen kurzen Blackout und muss überlegen, von was gerade geredet wird.
Die Hoffnung, dass das ganz weggeht habe ich ehrlich gesagt aufgegeben. Das ist zwar immer besser geworden. Vor allem mit Beginn der Arbeit, wenn der Kopf wieder gefordert wird, ist es deutlich besser geworden. Aber der Rest, der jetzt noch da ist wird mir wohl bleiben. Aber das ist ok, das sind nur noch kleine Einschränkungen, mit denen ich Leben kann.
VG Eis
03.04.2020 08:03 •
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