Zitat von Marlenaa:Ich freue mich, dass sie auch an naturellen Methoden denken. Meine Freundin benutzt die Antidepressanten aber sie beeinflussen den Körper auf lange Sicht . Ich habe ein Paar positive Geschichten uber Niacin (Vitamin B3) gehört. Letztens wurde das neue Buch darüber veroffentlicht (Niacin in der Behandlung- A. Saul) ...
Über Niacin gibt es seit knapp 50 Jahren schon zahlreiche wissenschaftliche Publikationen, die in Verbindung mit der psychischen Gesundheit allgemein, aber insbesondere mit Depressionen stehen. Nachdem ich dennoch durch Zufall als Folge intensiver Recherche darauf gestoßen bin, wollte ich meine bisherigen Erfahrungen damit mit Betroffenen teilen.
Meine Vorgeschichte bis 2023 kann im Forum nachgelesen werden. Bis Ende 2023 nahm ich auch unterschiedliche Antidpressiva ein für etwa 1,5 Jahre. Zwar gab es Besserungen, wie ich in diesem Thread festgehalten habe, aber vollständig verschwunden sind diese nicht. Es war ein Besserungstrend erkennbar - mit Auf und Ab über die Zeit der Einnahme hinweg. Dann setzte ich diese ab um die Jahreswende 2023/24 nach Rücksprache mit dem Arzt ohne zugleich eine Verschlimmerung der Symptome erkennen zu können, weil keine weitere Besserung, speziell ab Herbst 2023 erkennbar war.
Als studierter Ernährungsfachmann lies mich die These nie ganz los, dass diese depressive Symptomatik (allen voran die Müdigkeit, Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Konzentrationsprobleme) sowie auch die Verdauungsbeschwerden (allen voran die starke Gasbildung), an welchen ich nun schon über 15 Jahre lang litt, durch einen Nährstoffmangel bedingt sein könnte. Nur welchem? Im Studium lernte ich bereits, dass es eine Vielzahl an unspezifischen Symptomen (genau das sind die oben genannten), die mit einer Depression einher gehen, mit einem Nährstoffmangel deckungsgleich sind bzw. ein solcher diese Symptome verursachen kann.
Nachdem ich ein jahrelanges Monitoring zahlreicher Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente durch routinemäßige Untersuchungen hatte und es bei diesen keine Auffälligkeiten (Mangelsymptome) gab, habe ich weiter gesucht (zuerst in wissenschaftlcihen Datenbanken) um heraus zu finden, welche Nährstoffe/Substanzen in der wiss. Literatur mit Depressionen und deren verbunde Symptome in Verbindung gebracht werden und vor allem wie die Zusammenhänge in biochemischer Hinsicht sind. Dabei kamen mir zahlreiche Nährstoffe unter: L-Carnitin sowie Niacin/Vit. B3, Tryptophan als Vorstufe von Serotonin, Vitamin B6, B1, L-Tyrosin als Vorstufe von Dopamin bzw. Vorstufe der Schilddrüsenhormone, sowie zahlreiche Enzyme, welche die Umwandlung der Ausgangssubstanzen in die jeweiligen Neurotransmitter katalysieren. Ebenso Hormone wie FT3, FT4, TSH bzw. Testosteron und Vorstufen dessen in kommen in Frage. Kurzum, eine überschaubare Anzahl an potentiellen Übeltätern und zugleich reduzierte sich damit das Suchen der Nadel im Heuhaufen auf eine Handvoll an Substanzen. Einige konnte ich auch umgehend ausschließend, weil ich jährliche Referenzwerte hatte.
Nachdem mir keine anderen Mittel zur Verfügung stehen/standen, kann/konnte ich nur mit dem Ausschlussverfahren arbeiten. Bedeutet folgende Annahme: ist der diagnozierbare Parameter im Normbereich, dann liegt kein Mangel vor und ich kann diesen als Ursache (erstmalig) für die Symptomatik ausschließen. Darunter fiel auf Anhieb Vit. B6 und B1, deren Spiegel ich seit Jahren von mir durch routinemäßige Analytik kenne und die ziemlich exakt in der Mitte des Normbereichs bei mir allesamt lagen. Ebenso die Hormone FT3 und TSH sind bei mir im guten Normbereich, nur FT4 ist an der untersten Grenze des Normbereichs. Meine Testosteronspiegel (gebundenes) liegen ebenso ziemlich genau in der Mitte des Normbereichs, wie auch die Vorstufe DHEAS. Nur das freie Testosteron liegt bei mir im untersten 25%-Quantil des Normbereichs.
Ich machte mich auf die Suche und auf Eigeninitive hin wollte ich eine Diagnostik von L-Carnitin und Serotonin machen (niedrige L-Carnitin Spiegel im Blut werden mit Depressionen assoziert lt. div. wiss. Publikationen) lassen, da ich diese Werte noch niemals zuvor betrachtet habe.
Vor ziemlich genau einem Jahr sitze ich vor dem PC, um ein Labor via I-net zu finden, was dies anbietet. In der Tat finde ich ein solches und im Analysenverzeichnis sehe ich auch durch Zufall (weil L-Carnitin bei einer A-Z-Sortierung gleich neben Niacin steht), dass dieses Labor eine Niacin-Bestimmung (Vit. B3) durchführt. Ein zufälliger Volltreffer. Ebenso ein Parameter, den ich schon einige Jahre zuvor einmal anschauen wollte, aber mein langjähriger Arzt nicht anbietet, weil das Labor, mit dem er zusammenarbeitet, keine Niacinanalytik durchführt, wie ich später erfahren sollte.
Bei meiner alljährlichen, routinemäßigen Gesundenuntersuchung Ende Jänner bat ich dann, man möge mir Blut abnehmen, damit ich dieses an das gefundene Labor einsenden kann um diese 3 Parameter (L-Carnitin, Niacin sowie Serotonin) aus dem Blutserum zu bestimmen. Das Ergebnis war ein echtes Aha-Erlebnis, denn erstmalig hatte ich harte Zahlen bzw. Schwarz auf Weiß, die sowohl einen Serotoninmangel wie auch Niacinmangel dargelegt haben! Und zwar einen ganz ordentlichen. Beide Substanzen werden in wiss. Literatur entweder als ursächlich für Depressionen genannt oder als Promotoren dieser. Hängen sie doch auch biochemisch über ihre Vorstufe (Tryptophan und Niacin) zusammen, da Tryptophan mit einem (sehr ungünstigen) Verhältnis von 60:1 in Niacin in der Leber umgewandelt werden kann.
Dass Serotonin unmittelbar mit Depressionen in Verbindung gebracht werden, dürfte allgemein bekannt sein hier im Forum. Eine ganz Stoffgruppe, jene der SSRI, zielt auf die Erhöhung dieser ab. Für mich erklärt sich nach der Serotonin-Diagnose auch zunehmend, warum diese SSRI kaum eine Wirkung zeigten bei mir - schlichtweg weil einfach so wenig Serotonin vorhanden war/ist, dass selbst eine Wiederaufnahmehemmung (≠ vollständige blockierung) nur eine marginale Besserung mit sich brachte, aber keine dauerhafte.
Das L-Carnitin war im guten Mittelfeld, weswegen ich dies nicht weiter verfolgte - aber auf die anderen beiden Substanzen sollte in den nächsten Monaten mein Fokus liegen, um diese Werte zu normalisieren, zumal sie doch
weit unterhalb der untersten Grenze lagen. Also nicht ein bisschen darunter, sondern eine ausgeprägte Mangelsymptomatik war zu erkennen. Serotonin lag bei 10 µg/dl - der Normbereich geht lt. Labor von 40-200 µg/dl.
Ich begann Anfang Feber mit der Einnahme von reinem Vit. B3, anfangs 500mg/d in Verbindung mit einer Tryptophan-Einnahme von ebenso 1-1,5g/d. Es tat sich am Beginn und in den ersten 5-6 Wochen auch kaum etwas Wahrnehmbares an meinen Symptomen. Das sollte sich aber im Laufe des Frühjahrs zu ändern beginnen...
Als erstes verschwand die noch verbliebene Müdigkeit sowie die Konzentrationsprobleme, an der sich so viele Jahre schon litt, vollständig. Die Verdauungsprobleme/Gasbildung war zwar noch ausgeprägt vorhanden.
Ich ging dann Anfang Juli erneut zum Arzt um die Niacin- bzw. Serotoninspiegel untersuchen zu lassen. Nach rund 4 Monatiger Einnahme war der Niacinspiegel überhaupt nicht besser geworden, aber jener des Serotonins lag erstmalig an der unteren Grenze des Normbereichs.
Nach Rücksprache mit dem Arzt erhöhte ich dann Vit. B3 weiter auf etwa 900-1300mg/d und behielt die Einnahme von Tryptophan bei - erhöhte aber auch hier auf 1,5-2g/d in etwa.
Einige Wochen nach dieser 1. Kontrolluntersuchung begannen die Verdauungsprobleme zurück zu gehen. Sehr langsam, aber doch nachhaltig und sie sind bisher so gut wie verschwunden.
Meine Stimmung wurde immer besser - trotzdem ich nach wie vor zahlreiche Probleme mit Jobsuche habe, die mich in gewisser Weise psychisch belastet.
Eine erneute 2. Kontrolluntersuchung Ende November attestierte dann (vermutlich erstmalig seit 15-20 Jahren - vermutlich deshalb, weil ich noch nie zuvor Serotonin bestimmen habe lassen und daher keine Vergleichswerte habe), einen Serotoninspiegel in der Mitte des Normbereichs. Zugleich spiegelt sich die bessere Stimmung somit auch analytisch wieder anhand des Serotoninspiegels.
Auch eine zugleich durchgeführte Aminosäurenanalytik zeigte klar, dass ich genug Tryptophan meinem Körper als Vorstufe von Serotonin bereit stelle, wie auch Tyrosin ausreichend vorhanden ist, da ich diesen beiden Aminosäure etwas über dem Normbereich liege.
Leider ergab die 2. Kontrolluntersuchung, dass der Niacinspiegel immer noch niedrig und sich kaum bisher bewegt hat nach oben. Aus diesem Grunde habe ich die Supplementation weiter erhöht und bin dzt. bei 1500-2000mg/d Nicotinsäureamid zu dem ich ergänzend eine B-Vitamin Kapsel (mit übrigen B-Vitaminen) pro Tag einnehme. Tryptophan habe ich von der Dosis her gleich gelassen. In etwa 2 Monaten habe ich erneut eine weitere Kontrolluntersuchung und dann schauen wir weiter.
Auch fühle ich mich aktiver und die Konzentrationsprobleme sind vollständig verschwunden bzw. bisher (seit Monaten schon) nicht mehr wieder zurück gekommen.
Daher schließe ich, dass sich meine Besserung auf den höheren Serotoninspiegel zurückzuführen sind, was auch wieder d'accord geht mit der These, dass ein Serotoninmangel für Depressionen und deren Symptome kausal ist.
Besonders auffallend wahrnehmbar sind meine Besserungen für meine Psychotherpeutin, die mich seit Anfang 2024 begleitet und der ich die Zusammenhänge bzw. Herangesehensweise erklärt habe. Die aber vor allem auch meine positve Wesensveränderung bemerkte und mich mehrmals schon darauf angesprochen hat. Diese depressive Grundstimmung/Lebenseinstellung hat bei mir speziell seit dem Sommer ganz massiv abgenommen, wie sie mir auch in den Sitzungen immer wieder attestierte.
Ich bleibe jetzt mal dran an der Sache. Soll heißen: Supplementation von Vit. B3/Nicotinsäureamid bleibt aufrecht auf einem Niveau von rund 2g/d und auch bei Tryptophan bleibe ich mal bei den rund 1,5g/d.