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Erfahrungen bei mittelgradig-schwerer Depression - Austausch

charmed

12.07.2019 11:16 • x 7 #1


MelodieSyren
Hallo Charmed

Ich kann dich sehr gut verstehen!
Die meisten Leute wollen das einfach nicht kapieren. Depressionen gibt es ja gar nicht, man simuliert ja nur, man muss sich ja nur mal zusammen reißen, bla. bla bla.-.-

Kenne ich alles nur zu gut!

Aber wir wissen dass das nicht stimmt!

Ich kann dir sagen, ich bin im Moment auch ziemlich depressiv, nehme seit ein paar Jahren schon Anti Depressiva und bin aktuell frisch in einer Psycho Therapie. Hilfe von meiner Umwelt kriege ich null. Ich stehe komplett allein da, mit allem. Und das ist im Moment echt hart. Ich bin total überfordert und muss kleine Schritte machen damit es mir langsam besser geht.

Du bist nicht alleine! Es gibt viele Leute die unter Depressionen leiden, man schweigt sich nur darüber aus, aus Angst abgelehnt zu werden.

Hallo also in diesem Forum 3

12.07.2019 13:18 • x 4 #2


A


Hallo charmed,

Erfahrungen bei mittelgradig-schwerer Depression - Austausch

x 3#3


charmed
Hallo! Danke für deine Antwort und für die Begrüßung hier :3

'Depressionen gibt es ja gar nicht, man simuliert ja nur, man muss sich ja nur mal zusammen reißen' - Ooooh wie oft ich DAS schon gehört habe! Ih könnte Strichliste führen. besonders bei meinem Vater. Der psychische Erkrankungen als nicht existent betrachtet. und wenn man an etwas wie Depressionen leidet, dann 'will' man das haben'.

Das ist wirklich so traurig, generell wie die Gesellschaft Menschen mit psychischen Erkrankungen meines Erachtens als 'dysfuktional' abstempelt. Nach dem Motto: Funktioniere, oder eben nicht, aber dann hilft dir keiner und man führt ein erfolgloses Leben. So kriege ich es zumindest von meinem Umfeld gespiegelt ):

Nur suchen wir uns das nicht aus. Es tut mir leid zu hören, dass du Momentan auch Ziemlich depressiv bist. Ich hoffe, dass dir die Therapie hilft :3 Es sind immer kleine Schritte, und wie oft hoffe ich aber insgeheim darauf, mit großen Schritten weiter zu kommen. aber es braucht eben Zeit. Und die hat man leider in dieser. 'Leistungsgesellschaft' meines Erachtens nicht bzw. man bekommt sie nicht, das macht mich oft traurig ):

Ich finde es total wichtig darüber zu reden! Und wenn man in seinem unmittelbaren Umfeld niemanden hat, dann ist es keine Schande sich online darüber auszutauschen :3 Dass man sozusagen irgendwo einen sicheren Ort schafft und hat ^-^

Ich finde es unfassbar stark, dass du für dich selber einstehst und eine Therapie machst, auch wenn du sagst dass du komplett alleine da stehst. Ich wünsche dir alles Gute! :3

charmed

12.07.2019 18:37 • x 1 #3


F
Hey charmed

Die Gesellschafft hat es leider noch nicht kapiert, dass Depressionen eine Krankheit ist, was traurig ist.

Bei dem Unverständnis deines Dads kann ich mitfühlen. Es ist sch., wenn der eigene Vater kein Verständnis aufbringen kann und einem meistens noch erniedrigende Sätze an den Kopf geworfen werden.

Wenn du möchtest können wir gerne mal plaudern.

12.07.2019 19:10 • x 2 #4


M
Hallo Charmed,

Ja, ich muss es auch immer wieder feststellen,dass wenn man ausstende sagt das man an Depressionen erkrankt ist immer als doof oder nicht verständnis voll hingestellt wird.

Ich habe so gut wie keine Freunde.Manchmal denke ich das die Menschen es merken!? Und deshalb nix mit mir zu tun haben wollen.

Wenn du magst können wir gerne mal schreiben.
Liebe Grüße

12.07.2019 19:22 • x 2 #5


MelodieSyren
Zitat von charmed:
dann 'will' man das haben'.


Klar xD Bestes Kommentar ever! Absolut - ich WILL Depressionen haben klar! Es ist ja auch so gut immer alles negativ zu sehen, ständig zu heulen, sich selbst dauernd runter zu machen, keinen Sinn im Leben zu sehen, Angst zu haben, usw.
Klaaar, jeder will depressiv sein! Warum gibts das noch nicht überall zu kaufen!? Unfassbar ehrlich.

Und ja ich geb dir vollkommen recht. Es ist eine übelste Leistungsgesellschaft. Jeder ist sich selbst der nächste. Wer nicht funktioniert wird raus geschmissen und zurück gelassen. Menschen mit Depressionen sind da ja pures Gift.

Ich sag nur immer wieder:
Ich verstehe nicht, wie Leute Depressionen so einfach abstempeln. Depressionen sind der Nummer 1 Grund für Selbstmord. Das sollte man sich mal richtig durch den Kopf gehen lassen. Menschen bringen sich um weil sie so sehr verzweifelt sind. Wenn man nur simuliert will man sich deshalb sicher nicht umbringen.

Danke dir für deine lieben Worte =D
Wir kriegen das schon alle irgendwie hin 3

12.07.2019 23:23 • x 3 #6


Mel1971
Hallo Charmed,
ich bin ganz neu hier und habe Deinen Bericht gerade gelesen. Auch ich leide schon lange an Depressionen und suche Menschen die mich verstehen. Woher kommst Du denn und wie alt bist Du?

LG. Melanie

14.07.2019 12:07 • x 2 #7


trunkenmaster
@MelodieSyren hat alles benannt, dem kann ich nur beipflichten.

14.07.2019 12:20 • x 1 #8


Friederle
Hallo Charmed,
du musst zunächst einmal an dich denken und dabei ist es egal ob deine Umwelt die Krankheit akzeptiert oder versteht/verstehen kann. Depressionen als Krankheit sind leider immer noch nicht in der Bevölkerungsmitte angekommen. Ich gehe relativ offen mit meiner Krankheit um und habe da durchaus auch sehr positive Erfahrungen gemacht was Verständnis betrifft von ganz unerwarteter Seite. Ich hatte vor zwei Wochen einen Termin bei einer Behörde und habe mich da in einer tiefen Depression hin geschleppt. Die Dame hat das sofort erkannt, ich habe mich noch eine ganze Weile mit ihr unterhalten und dann sagte sie, dass sie mich in einem Monat wieder einladen würde und wenn es mir dann immer noch so ginge dann sollte ich ihr eine kurze Email schreiben.
Sieh zu das du in Behandlung bist und alles andere wird die Zeit bringen. Depressionen sind durchaus behandelbar und man kann danach auch längere Zeit beschwerdefrei leben auch wenn man das in einer Depression niemals glauben mag und das Leben nur eine Last und Strafe ist.

14.07.2019 12:52 • x 4 #9


E
Hallo Charmed ,

ich bin auch eine diesbezüglich Betroffene. Eigentlich schon seit Längerem, nur mit der Einschränkung, dass es mir auch einige Jahre gut ging und ich dann wieder zurück in das gleiche Loch wie vor ca. 7-8 Jahren gefallen bin.

Meine Therapie hatte mich für eine gewisse Zeit stärken können, aber dann bin ich wieder in gleiche Muster verfallen, bzw. es ist so viel passiert, dass ich es im Laufe der Zeit nicht mehr richtig verarbeiten und kompensieren konnte. Eigentlich hatte ich nach meiner ersten Therapie angenommen, ich wäre über dem Berg. Bei mir sind allerdings sowohl beruflich als auch privat so viele Dinge passiert, dass ich es nicht mehr alleine tragen kann.

Momentan ist es so, dass ich auf Grund von Burnout, Überlastung, Mobbinggeschichten auf der Arbeit und einer zweijährigen kaputten Beziehung, die ich hatte, nicht mehr arbeiten kann und beim Therapeuten die Diagnose der mittelgradig schweren Depression bekommen habe. Mich wundert die Diagnose nicht bei dem, was so abgegangen ist in letzter Zeit.

Vor kurzem habe ich ein Buch zum Thema Depression und Mobbing gelesen, in dem beschrieben wird, dass Menschen mit Burnout/Depression häufig die Identität, die Substanz im Leben fehle. Irgendwo unterschreibe ich das, was meine eigene Situation angeht. Während ich zwar seit drei Monaten eine neue Partnerschaft habe, die dieses Mal auch funktioniert, kriege ich hingegen sonst nichts mehr hin. was vielleicht auch nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass man mir die Verantwortung für zwei Firmen-Standorte aufgebrummt hat und ich quasi von den Mitarbeitern bzw. Kollegen gemobbt worden bin, man ständig meine Arbeit torpediert hat und die Chefs eigentlich auch nichts wirklich dagegen gemacht haben. Nebenher bin ich in einer ziemlich kaputten Beziehung gewesen mit jemandem, der eigentlich nur meine Hilfe ausnutzen wollte.

Wie gesagt, meine aktuelle Beziehung läuft; aber ich habe irgendwo sonst so gut wie nichts mehr. Früher bin ich regulär zu Hobbys gegangen, habe mich mit Leuten getroffen, konnte auch normal zur Arbeit gehen usw. Irgendwann aber habe ich gemerkt, dass es mit den Kontakten überwiegend nicht so geht. Ich weiß eigentlich selbst nicht genau, woran das liegt, dass bei mir so viele Kontakte im Laufe der Zeit gescheitert sind. Das ist ein Aspekt, den ich in der Therapie neu aufrollen muss. Eben um meinem Leben mehr Sustanz wieder zu geben.

In jedem Fall bin ich auch daran interessiert,mit Betroffenen einen regelmäßigen Austausch zu pflegen. Was bringt es mir, wenn ich mich jetzt mit Leuten treffe/umgebe, die das selbst überhaupt nicht kennen, wenn man so durch ist.
Mein neuer Partner versteht die ganze Situation wenigstens.

Meldet Euch gerne wieder!

21.07.2019 16:23 • #10


B
Hallo charmed,

auch ich leide an einer Depression.
Meine Eltern verstehen mich nur bedingt, meine Partnerin versucht es nach Kräften. Meine Phase dauert jetzt schon knapp 6 Monate!

Vielleicht erzählst du mir etwas über deine Symptome, was wiegt am schwersten in der aktuellen Phase? Bei mir die Gefühllosigkeit inkl. nicht weinen zu können! Absolut brutal! Und das ist etwas, was andere mal gar nicht verstehen.

Du sagst, du bist in deiner Aktivität eingeschränkt. Gehst du arbeiten? Ich schaffe das noch nicht!

Ich bin gerne für Austausch bereit!

Gruß
bk

22.07.2019 11:34 • #11


G
Es kann einen niemand in den Kopf schauen. Das ist zwar meistens sehr nützlich hier aber ein Problem. Schmerzen kann man jemanden verdeutlichen. Wenn die Psyche streikt hat man keine Chance. Wer es nicht kennt versteht es nicht. Man kann es niemanden vorwerfen find ich, ich versteh es ja selber kaum. Was mich betrifft - ich funktioniere. Mehr ist nicht drin. Meine PT hat mich gefragt was ich mir wünschen würde wie mein Leben aussehen sollte. Ich habe keine Antwort. Wenn es vorbei ist dann ist es so. Ich wäre nicht böse sondern erleichtert. Solche Gedanken und Gefühle kannst du niemanden begreiflich machen. Ich versuch es erst gar nicht. Meine Welt ist klein geworden. Irgendwann ist es vorbei. Aber warum soll ich Andere mit meinen Problemen belästigen? Vor Allem da ich weiss es gibt keine Lösung bzw keine mit der ich klarkommen würde. Wie sieht das bei dir aus? Was willst du haben ohne die Krankheit? ist das ein Ziel das sich motiviert?

22.07.2019 21:10 • #12


P
Liebe charmed,

ich kann deine Gefühle nachvollziehen. Ich hatte meine erste Depression mit 32 Jahren. Auch mir ging es so, dass auch insbesondere meine Eltern keinerlei Verständnis für meine Krankheit hatten. Die einzige Person war meine Frau, die mir in dieser schweren Zeit sehr geholfen hat. Es ging mir damals von einem auf den anderen Tag extrem schlecht. Ich habe mehrere Ärzte aufgesucht, die mir unterschiedliche Medikamente verordnet haben, die aber m.E. kaum gewirkt haben. Ich habe ca. 1,5 Jahre gebraucht, bis es mir wieder richtig gut ging. 16 Jahre später hatte ich wieder eine Depression über einen Zeitraum von 1 Jahr. Weitere 4 Jahre später hat mich der Tod eines Freundes wiederum depressiv werden lassen, da ich daraufhin extreme Angst vor Krankheit und Tod hatte. Ich habe dann eine Ärztin aufgesucht, die mir Fluoxetin verschrieben hat, was meinen Zustand auch nach und nach verbessert hat. Vor 4 Jahren - also wiederum 14 Jahre später - hat es mich erneut, aus heiterem Himmel, erwischt. Ich habe ständig über mein Alter (inzwischen 66) und über Krankheit und Tod gegrübelt. Allerdings ging diese Phase nach ca. 6 Wochen wieder vorbei, möglicherweise durch Einnahme von Fluoxetin.
Im Moment bin ich wiederum - eigentlich ohne Grund - ziemlich depressiv und mein Gedankenkarussel dreht sich unentwegt. Ich denke nur noch daran, dass ich jetzt 70 bin und nicht mehr viel Zeit habe und dem Vergangenen nachtrauere. Ich weiß einfach nicht, warum mich das immer so trifft. Ich bin nicht krank, treibe Sport und habe eine intakte Familie. Ich hab jetzt wieder mit Fluoxetin angefangen und hoffe, dass mein Zustand sich bald wieder bessert.
Bisher waren die Depressionen nach einer gewissen Zeit auch immer wieder verschwunden. Deshalb denke ich, dass es auch diesmal vorbei geht. Aber wer Depressionen kennt, weiß dass man in dieser Zeit ziemlich hoffnungslos ist. Ich mache mir ständig Mut, auch wenn es schwerfällt, aber ich habe keine andere Wahl als dagegen zu kämpfen.
Ich wünsche euch allen, die ihr von diesen Symptomen betroffen seid, dass diese schwere und manchmal unerträgliche Zeit bald wieder vorbei ist.

Liebe Grüße

10.08.2019 12:06 • x 2 #13


J

18.04.2020 16:24 • x 2 #14


Blume71
Herzlich Willkommen @josef1968,

schön, dass es Dir wieder besser geht. Ob diese Episode wiederkehrt, kann Dir leider keiner richtig beantworten. Aus meiner Erfahrung kann ich Dir nur berichten, dass wir ein Leben lang auf uns aufpassen sollten und versuchen unsere eigenen Grenzen zu wahren.
Sicherlich wirst Du mithilfe der Psychotherapie rausfinden können, wie sich alles entwickelt hat bzw. wie es dazu kam. Stress reduzieren, unsere Gedanken und Ängste hinterfragen usw.

Mein Borunout und vom Psychiater als mittelgradige Depression diagnostiziert, ist ca. 4 Jahre her. Ich nehme pflanzliches Johanniskraut und war in einer Kur. Weiterhin habe ich meine Arbeitszeiten geändert und gehe noch heute unregelmässig zur Gesprächstherapie.
Es geht mir erheblich besser, aber ich will ehrlich sein, aufpassen muss ich immer.

Schön, dass Du den Weg in dieses Forum gefunden hast. Ich bin sicher, Du wirst bei vielen Beiträgen etwas für Dich mitnehmen können und Dich auch verstanden fühlen.

Alles Gute!

19.04.2020 13:34 • x 3 #15


B
Hallo, Josef,
ich glaube, niemand kann vorhersagen, ob es weitere Episoden geben wird .Bei Anfang im Jugendalter ist die Gefahr am größten. In meinem Umkreis (bin selbst betroffen) haben viele weitere Episoden bekommen, im Alter gehäuft aber nicht mehr so heftig. Familiäre Belastung? Einige sind nach der Therapie über Jahre gesund geblieben und voller Lebensfreude. Mein Rat: Psychotherapie konsequent und langfristig, um vorzubeugen. Auch, wenn es Dir z.Zt. gut geht ! Jede weitere Episode birgt die Gefahr, dass sich eine Eigendynamik entwickelt und sie außer Kontrolle gerät. Oder - was fast noch schlimmer ist, es kommt zur Chronifizierung. Dann ist man verloren. Dass Dir die Medikamente helfen, ist schon mal ein gutes Zeichen. Achte auf Vorzeichen. Lass Dir helfen, wenn Du merkst, dass sich was zusammenbraut, frühzeitig, sofort! Gruß von bake37

19.04.2020 17:30 • x 1 #16


J
Hallo,

danke für deine schnelle und nette Antwort. Ja vorhersagen kann dies niemand, da stimme ich dir vollkommen zu.
Es wäre eben tatsächlich einfach interessant ob es wirklich auch Personen gibt die 20 Jahre oder länger keinen Rückfall
hatten und auch ob dies dauerhaft mit Medikamenten erreicht wurde oder nicht.
Ich lese immer nur Fälle im Internet wo sich die Krankheit über Jahre so dahinzieht aber keine positiven Berichte in Bezug auf wirklich geheilt.
Das mit den Vorzeichen ist sicherlich auch sehr wichtig, eigentlich begann bei mir alles mit Schlafstörungen. So lange ich aber abends Mirtazapin einnehme kann ich eigentlich keine Vorzeichen erkennen (da ich ja damit gut schlafe).
Momentan fühle ich mich zumindest 90% hergestellt und überlege ob es schon an der Zeit für eine Wiedereingliederung ist.

19.04.2020 18:44 • #17


B
Hallo, Josef,
wirklich geheilt + 20 Jahre ohne Rückfall, wer dieses Glück hat, der hat den 6er im Lotto. Depression ist behandelbar , nicht heilbar. da man die Ursachen nicht kennt .Die euphorischen Berichte dazu in den Medien, wie gut man doch ... sind total wirklichkeitsfremd und wecken falsche Hoffnungen .Die Kliniken sind voll von Patienten, bei denen sich die Krankheit über Jahre / das ganze Leben hinzieht sowie von den 70% der Patienten, die auf Antidepressiva nicht ansprechen. Doch von denen spricht niemand. Ich wünsche Dir, dass es bei der einzigen Episode bleibt. Damit kannst Du Dich glücklich schätzen.Ich gehöre leider nicht zu diesen glücklichen, mir haben noch nicht mal die 15 Elektroschocks geholfen.
Liebe Grüße von Mensch zu Mensch von
Bake37

19.04.2020 21:57 • x 2 #18


J
Hallo,

ich bin 52 und befinde mich in einer ähnlichen Situation. Mich hat es mit 52 erstmalig erwischt und jeder Tag ist ein Kampf.
Hattest du mit 32 Medikamente bekommen und diese durchgängig genommen oder auch wieder abgesetzt zwischendurch.
Ist die depressive Episode tatsächlich wieder komplett verschwunden ohne jegliche Restsysmptome ?

Danke für deine Antwort

28.07.2020 19:05 • #19


maya60
Hallo Josef, meine Ärzte und Therapeuten haben mir gesagt, was ich dazu auch mir selber angelesen hatte: Ca ein Drittel aller von Depression Betroffenen bekommen die Depression einmalig und danach nicht wieder. Sie können als geheilt gelten und sind auch seltener oder kürzer in Depressionsforen, weil es ihnen dann wieder gut geht.
Ein weiteres Drittel der Betroffenen bekommt Depressionen wiederkehrend, ein Teil von ihnen nur wenige Male oder in großen Abständen, ein Teil von ihnen regelmäßig.
Und dann gibt es noch ein Drittel, bei denen - wie bei mir - die Depressionen chronisch werden.

Jede Depression ist aber bei allen Ähnlichkeiten individuell unterschiedlich, weil eben so viele unterschiedliche körperliche, seelische, berufliche, familiäre, wirtschaftliche, soziale u.a. Faktoren hineinspielen können und sich gegenseitig beeinflussen können.

Gesund bist du erst, wenn du ohne Medikamente deine depressiven Symptome wie Schlafstörungen usw. los bist. Denn Medikamente, die bei schweren immer und bei mittelschweren Depressionen oft nötig sind, sind ja Heilungsmittel, Hilfsmittel, Unterstützungen im Heilungsprozess. Sie zu kurz zu nehmen, bedeutet Rückfallgefahr. Ein zu stressiges Alltagsleben zu leben auch, denn zu Zeiten von von der WHO anerkannten beruflichen Stresserkrankung Burnout, wo Burnout/Depressionen epidemisch werden, sind viele Lebenläufe Depressionen-begünstigend, die aber als ganz normal heutzutage gelten. Also Vorsicht!
Es ist ganz wichtig für die Psychotherapie, deinen Alltag daraufhin zu überprüfen.

Soweit ich es von meinen Ärzten weiß, selber gelesen habe und aus der Selbsthilfe kenne, sprechen ca die Hälfte aller Betroffenen, die schwere oder mittelschwere Depressionen haben, gut auf die gängigen Antidepressiva an, Von der anderen Hälfte spricht wiederum die Hälfte auf A.Ds an, aber nicht so durchgreifend und muss länger suchen, um das Richtige zu finden und dann gibt es noch diejenigen, die andere Hälfte, also 25%, die auf keinerlei Medikamente gegen Depressionen ansprechen.

Ich persönlich habe seit meiner Jugendzeit aufgrund meiner extremen Reizoffenheit (A.DHS bei Erwachsenen) erst episodisch, aber sehr schnell chronische Erschöpfungsdepressionen, allerdings wurde das damals noch alles nicht richtig erkannt und war die medikamentöse Behandlung ein Hammer, der einen umwarf, weshalb ich nur Psychotherapien nahm.

Erst als ich fast 50 Jahre alt war, heute bin ich 60 Jahre alt, kam ich mithilfe von Ärzten und Therapeuten und Fachliteratur auf meine richtigen Depressionen, also A.DHS bei Erwachsenen, chronische mittelschwere Erschöpfungsdepression. Dass da noch episodische schwere Depressionen dazukamen aufgrund traumatischer Kindheitserlebnisse, kriegten wir erst danach heraus, als mal endlich alles sortiert werden konnte.

Also, ich habe mein Leben lang mit Depressionen, leicht bis schwer, gelebt und mit 46 Jahren, als ich auch noch in den Wechsel kam und einen äußerst anfordernden Alltag hatte, da begann die Kraft auszugehen. Seitdem nehme ich A.Ds. Und seit dann das A.DHS-Medi dazukam, lernte ich kennen, ohne ständige Erschöpfung rumzulaufen, welch ein neues Erlebnis.

Endlich konnte ich auf der Basis auch meinen Alltag mit und in Selbsthilfe und Psychotherapie auf diese chronischen Erkrankungen umstellen, denn neben den Medis ist das die zweite wichtige Säule des Gutgehens trotz chronischer Erkrankungen und die psychologische regelmäßige Unterstützung ist die dritte Säule.

Da A.DHS angeboren ist und ich nicht zu denen gehöre, bei denen es sich auswuchs, bleibt mir die chronische Krankheit und auch die chronische Erschöpfungsdepression konnte nicht mehr geheilt werden, allerdings ist sie oft nur noch leicht.
Das Trauma ist gut bearbeitet und die schweren Episoden scheinen (toi toi toi) immer seltener zu werden.

Von daher lebe ich relativ zufrieden und mit Lebensqualität innerhalb meiner besonderen Lebensbedingungen.

Ich bin jetzt im Ruhestand und mein ahnungsloses Leben in ständiger Überreizung, Erschöpfung und Ratlosigkeit dazu erforderte viel kreative Selbstregulation und einen Haufen kreativer Lebenskünstlertricksereien im Alltag, bedeutete Anstrengung, Schmezr und zuviel Alarmstimmung.

Aber, dass man mit chronischen Depressionen verloren ist, kann ich ganz und gar nicht sagen. Und dass niemand nach Depressionen wieder geheilt werden wird, auch nicht.

In den Selbsthilfeforen finden sich sicherlich die längeren Fälle, denn da ist der Austausch ja einfach ein besonderer, den ich nicht an jeder Nachbarstür bekommen kann!

Dir gute Besserung, viel Gesundheit und nur Mut! Ist doch super, wieviel es dir schon besser geht!

Liebe Grüße! maya

28.07.2020 19:49 • x 2 #20


M
Zitat von Josef1968:
Hallo,

ich bin 52 und befinde mich in einer ähnlichen Situation. Mich hat es mit 52 erstmalig erwischt und jeder Tag ist ein Kampf.
Hattest du mit 32 Medikamente bekommen und diese durchgängig genommen oder auch wieder abgesetzt zwischendurch.
Ist die depressive Episode tatsächlich wieder komplett verschwunden ohne jegliche Restsysmptome ?

Danke für deine Antwort

Hallo Josef,

ich hatte in meinem Leben bereits 3 schwere Episoden und zuletzt eine leichte. Jede einzelne verschwand wieder aus heiterem Himmel ohne Medikamente (zuletzt vielmehr trotz Medikament mit schweren Nebenwirkungen) und ohne Therapie. Therapien habe ich zwar nie abgelehnt, aber ich würde rückblickend auch sagen: Die, die ich hatte, nahmen auf den Verlauf keinen wesentlichen Einfluss. Vielmehr habe ich jedesmal selbst lernen müssen, das negative Denkmodell zu brechen. Ich glaube, dass ich es zuletzt dank der sog. ABC-Theorie geschafft habe.

Mir sagten bereits mehrere Ärzte, dass eine Depression immer schlimmer würde, wenn man sie nicht behandelt. In meinem Fall hat das schlicht nicht gestimmt. Die letzte Episode nahm einen viel leichteren Verlauf als die anderen, bis zu dem Zeitpunkt, als ich ein Antidepressiva bekam (was ich künftig grundsätzlich ablehnen werde).

29.07.2020 13:23 • x 1 #21


J
Hallo Michael,

danke für deine Antwort. Das klingt sehr Interessant mit der ABC Therapie. Ich werde mich mal damit beschäftigen.
Darf ich fragen in welchen Abständen du deine Episoden hattest ?

Gruss

Josef

29.07.2020 19:46 • #22


M
Zitat von Josef1968:
Hallo Michael,

danke für deine Antwort. Das klingt sehr Interessant mit der ABC Therapie. Ich werde mich mal damit beschäftigen.
Darf ich fragen in welchen Abständen du deine Episoden hattest ?

Gruss

Josef

Hallo Josef,

gerne! Die Episoden hatten bislang keine feste Frequenz. Zwischen der 1. und 2. lagen etwa 2 Jahre, zwischen der 2. und 3. etwa 1 Jahr und - man mag es kaum glauben - zwischen der 3. und 4. fast 10 Jahre. Ich behaupte: Eine Veranlagung zur Depression bedeutet nicht, dass man in festen oder immer kürzeren Abständen welche bekommt (und die jedes Mal schlimmer werden), sondern dass es die Lebensumstände sind, die diese Depression dann auslösen. Deshalb macht die ABC-Theorie in sofern Sinn: Man übt sich darin, Dinge anders zu bewerten.

Erfreulicher Weise gewinnt das Thema Resilienzförderung in der Psychotherapie immer mehr an Bedeutung. Und mit der ABC-Theorie kann man genau daran arbeiten.

Ich würde mich freuen, wenn du mir irgendwann eine Rückmeldung geben kannst, ob dir ABC geholfen hat.

LG
Michael

30.07.2020 09:53 • #23


M
Zitat von bake37:
70% der Patienten, die auf Antidepressiva nicht ansprechen.

Hallo Bake,
das ist ja hochinteressant. Darf ich fragen, woher du diese Zahl hast?

Nicht, dass ich das nicht glauben würde - im Gegenteil, kann ich mir sehr gut vorstellen. Ich werde zwar nie wieder Psychopharmaka nehmen, aber das Thema beschäftigt mich weiterhin und ich sammle dazu (möglichst seriöse) Informationen.

LG
Michael

30.07.2020 18:50 • #24


G
Guten abend ich kann sie sehr gut verstehen .auch ich leide seit2jahren an Depressionen manchmal so extrem das ich nur noch raus zum einkaufen gehe aber nicht mehr zu freunde(dinen) vor allen macht es mich fertig egal an wen man sich wendet hilfe wird einen verweigert

31.07.2020 17:47 • #25


C
Hallo an alle,

Ich bin eine Angehörige eines depressiven Partners. Ich lese mich hier ein um besser zu verstehen. Er möchte keine Hilfe, von seinen Freunden nicht, von mir nicht. Er muss aus dem Strudel alleine raus. Das bereits seit April. So wie er berichtet brodelt es schon viel länger in ihm.

Jegliche Form von Angebote werden abgelehnt. Kann mir jemand beschreiben, warum sich ein Mensch in einer depressiven Phase keinen support holt?

30.08.2020 14:07 • #26


M
Erst mal ist die Frage, was du (und Freunde) unter Hilfe verstehen. Ich hatte bei Depression immer den Wunsch, nicht länger im Job auszufallen und Medikamente nehmen wollte ich auch keine. Man müsste näheres zu Hause hm wissen, um es genauer zu sagen.

07.09.2020 07:09 • #27


D
Hallo. Ich bin neue hier. Ich stecke seit April in einer schweren Depression. Mache jetzt auch Therapie und nehme Medikamente. Trotzdem fühlt es sich so an, als würde es nie wieder normal werden. Es fühlt sich so schlimm an.
Wie lange haben eure episoden angedauert?

08.10.2020 14:23 • #28


M
Meine inzwischen 4 Episoden haben jeweils Max. 9 Monate gedauert und waren dann schlagartig vorbei. Dass man denkt, es wird nicht mehr, gehört zum Krankheitsbild, aber es ist Einbildung. Ich kann dir sagen, das Gefühl, wenn es vorbei ist, ist großartig. Halte durch! Ich habe irgendwann aufgehört, dagegen ankämpfen zu wollen und das war die Initialzündung der Heilung. Informiere dich mal über das ABC-Modell, das kann helfen, Dinge neu zu bewerten! Gute Besserung!

08.10.2020 15:12 • #29


A


Hallo charmed,

x 4#30


D
Die letzte Episode war auch plötzlich vorbei. Nur jetzt denke ich : es bleibt diesmal ganz sicher.

08.10.2020 15:16 • #30

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