Er hat keine Gefühle mehr für mich / will ausziehen

A
Hallo ,

ich muss mir einiges von der Seele schreiben sonst platze ich!

Ich erlebe gerade so widersprüchliche Dinge mit meinem Mann, daß ich fast verrückt werde. Ich versuche mal von vorn anzufangen. Vor ca. 7 Jahren kamen bei meinem Mann die ersten, für Außenstehende wahrnehmbaren, Anzeichen einer Depression auf. Aber aus Unwissenheit ist darauf nicht näher eingegangen worden, weder von mir noch von seiner restlichen Familie. Leider auch nicht von einem Therapeuten, der damals hinzugezogen wurde.

Ca. 3 Jahre später kam er plötzlich wie aus heiterem Himmel an und sagte ich liebe dich nicht mehr und ich will hier weg. Für mich ist eine Welt zusammen gebrochen. Ich dachte immer es wäre alles gut bei uns. Außer, dass er ein sehr in sich gekehrter Mensch ist, dachte ich immer wir würden prima klar kommen. Um es kurz zu machen, er nahm sich sehr schnell eine neue Wohnung und zog aus. Ganz nebenbei vermittelte er mir noch, dass er sich wohl neu verliebt hätte. Ich denkt sicherlich: und nun.... bis hierher eine relativ alltägliche Beziehungsgeschichte. Nach ca. einer Woche kam er ziemlich down und runtergekommen zurück. Wir haben uns ausgesprochen, er erzählte mir etwas von sich ganz schlecht fühlen und in einem Loch sitzen und nicht rauskommen, von fast körperlichen Schmerzen, so mies würde er sich fühlen. Ich habe das damals auf sein schlechtes Gewissen usw. geschoben. Wir haben uns ausgesprochen und einen neuen Versuch gestartet.

Ca. 3 Monate späte genau das gleiche Spiel. Innerliche Qualen, Auszug und erneute Rückkehr. Ohne, dass ich ihn angefleht hätte oder ähnliches. Ich wußte damals noch nicht wie es um ihn stand. Ich hatte zwar zu diesem Zeitpunkt schon eine Vermutung, aber.... Nach ca. weiteren 3 Monate kam dann der Zusammenbruch. Die Ärztin, die damals auf ihn aufmerksam wurde ließ ihn sofort in eine Klinik einweisen. In späteren Gesprächen habe ich dann auch erfahren, dass er auch schon einen Suizidversuch hinter sich hat, der zum Glück gescheitert ist. Die Diagnose hieß dann Depressionen. Ich habe in der Zeit viel über Depressionen gelesen, habe versucht zu verstehen und habe versucht zu helfen wo es möglich war. Er hatte einen tollen Therapeuten und die Medikamente. Alles zusammen hat ihm gut geholfen. Leider ist der Therapeut dann in Rente gegangen und damit waren die Treffen dann auch zu Ende. Seine Aussagen waren immer: Ich komme damit klar, ich habe alles im Griff und Du mußt Dir keine Sorgen machen

Seit einiger Zeit geht es wieder los mit dem ich glaube, ich liebe dich nicht mehr. Und leider spielt auch wieder eine andere Frau eine Rolle. Zu der er aber, nach eigener Aussage, nicht hin möchte. Die Möglichkeit hatte ich offen gelassen.

Auf der anderen Seite bestätigt er mir seine Liebe und sagt, daß er sie ganz tief innen spüren würde. Aber er weiß nicht was er denken soll, was er fühlen soll. Er fühlt sich wieder in einem Loch. Seine Gedanken kreisen ständig, ohne dass er aufhören kann damit. Er kann nicht schlafen.....

Er sagt mir dann, dass er nicht weg will von zu Hause. Aber gleichzeitig plagen ihn Dinge die er nicht begreifen und in Worte fassen kann.

Hilfe, ich kann nicht mehr...

Ist das die Krankheit die ihn so sein läßt oder liebt er mich wirklich nicht mehr?

Da sind so große Zweifel. Ich will ihm gern helfen, mich aber auch nicht selbst aufgeben.

Soll ich durchhalten? Wird es jemals wieder besser? Ich habe Angst und weiß nicht weiter....

Ich weiß, vielleicht hört sich einiges wirr an. Aber es ist auch nicht so einfach seine Gedanken und Gefühle aufzuschreiben.

05.05.2011 20:23 • #1


G
Ja es kann die Krankheit sein, aber auch nicht. Das ist ganz schwierig zu beantworten. Daher möchte ich dir meine Geschichte kurz erzählen.

Ich bin schlimm depressiv gewesen. Eigentlich bin ich Angstpatientin, aber diese Ängste haben sich irgendwann so manifestiert, dass sie auch in eine Depression abdrifteten.
Ich bin mit meinem Partner seit fast 15 Jahren zusammen. Als ich 2007 meinen Nervenzusammenbruch hatte, war mir alles zu viel. Mein Partner war am meisten davon betroffen. Es war so anstrengend. Ständig hatte ich das Gefühl irgendwie eine starke, gesunde Frau sein zu müssen. Denn eine Partnerin, die Depressionen hat, und nicht partnerschaftlich ist, will doch keiner. Also verstrickte ich mich regelrecht in ein Zwangsgedankenmatyrium. Ich bildete mir ein, dass er mich eh nicht mehr liebt. Und da ich sowieso nichts fühlte (das galt aber für alles. Lachen, Freude, Trauer - das alles waren in dieser Zeit nur Worte. Ich konnte nichts spüren. Liebe schon gar nicht), war ich irgendwann in diesem Wahn: Ich mach zuerst Schluss, dann tut es nicht so weh. Er wird sowieso irgendwann gehen.

Und das tat ich dann auch. Das war das schlimmste Wochenende meines Lebens - du hast es ja selbst erlebt. Mein Partner ließ mich nicht im Stich und erklärte mir immer wieder, wie sehr er mich liebt, und dass er nicht gehen will. Ich war total verwirrt, denn das passte doch nicht in meine Sichtweise. Und obwohl ich nichts fühlte, ergab ich mich dem Schicksal und blieb auch.

Inzwischen sind wir verlobt

Was ich damit sagen wollte: Ich war in der ähnlichen Gefühlslage, wie es wohl dein Freund ist. Ich spürte nichts mehr. Und Liebe war irgendwie ganz weit weg. Aber ich wusste auch, dass ich ihn immer noch liebte. Irgendwo ganz tief drinnen, ganz verschüttet in all dem Schwarz um mich herum. Daran hatte ich mich dann festgeklammert.

Heute liebe ich ihn und spüre es auch. Nur manchmal, wenn mein Stresspegel zu hoch wird, wenn ich wieder die düsteren Wolken spüre, dann fange ich wieder an zu zweifeln. Stelle mir wieder die Frage, ob ich ihn noch liebe, ob er mich noch liebt, ob ich nicht einfach gehen sollte. Am Besten ganz weit weg. Du siehst, eigentlich eher ein Fluchtgedanke.

Mir sagte mal ein Therapeut (der einzige schlaue Satz, der jemals von dem kam), meine Beziehung ist so ziemlich das einzige, was ich wirklich aktiv kontrollieren kann. Will ich nicht mehr, gehe ich - will ich, bleibe ich. Aber auch die Konsequenzen trage ich. Aber wenn ich in Situation komme, wo ich scheinbar anfange die Kontrolle zu verlieren, dann spinne ich mir zusammen, wie ich die Kontrolle zurück bekomme, indem ich mich aus der Beziehung löse.
Ich weiß, das klingt total abstrus und vor allem konfus. Ich weiß aber auch nicht, wie ich das wirklich beschreiben soll. Ich weiß nur, dass diese Trennungsgedanken (jemand im Forum nannte das mal Beziehungsselbstmord - ich fand den Begriff immer sehr passend) nicht real sind. Dass sie sich zwangsartig mir aufbürden.

Ihr scheint eine sehr offene Beziehung zu führen, dass dein Partner dir seine Gefühle so ständig erzählt. Ich tue das nicht. Ich weiß, dass es meinem Partner zu sehr weh tun würde. Und weil es auch nicht real ist, brauche ich ihn nicht zu sorgen. Ich bringe ihn anderes in meine Konflikte ein, indem ich ihm von meinen Sorgen erzähle. Z.B. im Moment mit meinen Eltern.

Was ich allerdings noch sagen muss, es gab bei mir nie einen anderen Mann. Immer wenn ich in diese dunklen Phasen gerückt bin, konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen einen Partner zu haben. Jeglicher Gedanke an andere Männer schreckte mich ab.

Das mit den anderen Frauen deines Freundes würde ich genauer klären. Läuft da dann was? Betrügt er dich?

05.05.2011 22:30 • #2


A
Hallo ,

ganz lieben Dank für Deine Antwort. Es gibt mir ein klein wenig mehr Kraft weiter zu machen. Ich liebe meinen Mann wirklich sehr. Wir sind seit 20 Jahren zusammen und seit fast zwölf Jahren verheiratet. Und dass wir so offen miteinander reden können und er auch etwas von seinen Gefühlen preis gibt, war nicht immer so. Das hat sich auch erst in den letzten Monaten entwickelt. Er war früher immer ein sehr lustiger und offener Mensch nach außen hin, aber von seinen Gefühlen und Gedanken hat er eigentlich nie gesprochen.

Ja, ich habe das mit den Frauen (zwei) auch mit ihm geklärt. Leider ist da was gelaufen... Natürlich war mein erster Gedanke die Beziehung zu beenden. Aber nach zwanzig Jahren gibt man nicht einfach auf. Und ich hatte immer das Gefühl, da steckt noch mehr dahinter. Ich konnte das das erste mal noch nicht zuordnen. Sein Zusammenbruch kam erst danach.

Er hat mir mal gesagt, dass er das Gefühl hatte, dort reden zu können und eine gewisse Art an Ruhe bei den Gesprächen gefunden hat und sich verstanden gefühlt hat. Er wollte dieses Gefühl festhalten und nicht mehr absacken. Er hat auch viele Ängste und die Schlimmsten sind wohl bei ihm Versagensängste, was den Job betrifft. Obwohl er da wirklich gut ist und sehr geschätzt wird.

Das hört sich jetzt alles ziemlich verständnivoll und ohne Emotionen an. Aber glaube mir, da sind viele Emotionen im Spiel.

Aber, daß du versuchst mir zu beschreiben, daß auch deine Gedanken absolut wirr waren und du auch kaum Liebe empfinden konntest, ist für mich ein kleiner Lichtblick.

Ganz lieben Dank.

06.05.2011 09:29 • #3

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