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Depression - Wie schafft man es, sich helfen zu lassen?

H
Hallo,

Ich denke, dass ich Depressionen habe, bin mir aber nicht sicher, da ich es noch nicht geschafft habe, mir in irgendeiner Weise Hilfe zu holen, vor allem keine professionelle. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich diese brauche, aber wie soll man es schaffen, sich Hilfe zu suchen, wenn man es oft stundenlang nicht schafft, aus dem Bett aufzustehen?

Wenn ich arbeite, geht es mir gut, da ich mich mit meinen Kollegen sehr wohl fühle und es immer so viel zu tun gibt, dass ich abgelenkt bin. Aber nach Feierabend fühlt es sich so an, als würde ein Schalter umgelegt werden, und ich fühle mich komplett antriebslos, freudlos und bekomme nichts auf die Reihe.

Ich hatte mir schon vor einem halben Jahr vorgenommen, mir Hilfe zu suchen, da zu dem Zeitpunkt eine einzige Person gemerkt hat, wie es mir geht, und mich darauf aufmerksam gemacht hat, dass ich etwas unternehmen sollte. Allerdings war das eine Kollegin in einem kurzzeitigen Nebenjob, die ich danach kaum mehr gesehen habe und somit hatte ich keinen Antrieb, dieses Ziel weiter zu verfolgen. Irgendwann habe ich mir vorgenommen, mich nach meinem 18. Geburtstag darum zu kümmern, da dann meine Familie nichts davon mitbekommen muss (ich bin mir nicht sicher, ob das nicht auch mit 17 gegangen wäre, aber so habe ich halt für mich selbst argumentiert), aber auch das habe ich nicht geschafft.

In meinem Umfeld weiß eigentlich niemand, wie es mit geht. Man könnte meinen, meine Familie bekommt es mit, wenn ich stundenlang im Bett liege und auch ansonsten nichts auf die Reihe bekomme. Aber wir haben eine sehr distanzierte Beziehung und essen zum Beispiel nicht einmal gemeinsam. Meine einzigen Motivationen sind zur Zeit zum einen das Arbeiten (was allerdings nur Teilzeit ist) und zum anderen, dass meine Familie nicht mitbekommen soll, wie es mir geht. Und meine Bemühungen sind da wohl recht erfolgreich.

Mir würden jetzt wahrscheinlich viele raten, dass ich erstmal mit meiner Familie reden soll, aber das will ich auf keinen Fall, und ich kann nichtmal wirklich erklären, warum. Ich möchte einfach nicht über so persönliche Dinge mit meinem Vater und seiner Freundin reden. Ich weiß, dass das keine gute Beziehung ist, aber das kann ich im Moment einfach nicht ändern. Das liegt wohl auch daran, dass ich auch gar nicht wirklich eine persönliche Beziehung mit ihnen haben möchte, da ich mich mit der Freundin von meinem Vater auch nicht wirklich so gut verstehe. Und von meiner Mutter bin ich vor drei Jahren weggezogen, da ich mit ihr eine noch schlechtere Beziehung habe.

Ich habe schon überlegt, mit einer Kollegin zu reden, der ich schon manche Dinge anvertraut habe, die sonst kaum jemand über mich weiß. Aber ich weiß nicht, ob das nicht viel zu aufdringlich ist, wenn ich ihr das alles erzähle, obwohl ich sie erst seit viereinhalb Monaten kenne.

Lange Rede, kurzer Sinn: Wie schafft man es, sich Hilfe zu holen?

Ich habe noch viel mehr Fragen zu dem Thema Depressionen allgemein, aber ich fange mal mit dieser an, und es ist immerhin schonmal ein Fortschritt, dass ich zumindest diesen Text geschrieben habe.


Viele Grüße
Helena

12.01.2023 00:44 • #1


Lost111
Hallo @Helena934 ,

willkommen im Forum!

Ich rate dir, dich erstmal an deinen HA zu wenden und mit ihm ganz offen zu reden, wie es dir geht. Nur Mut!

LG Lost111

12.01.2023 01:18 • x 1 #2


A


Hallo Helena934,

Depression - Wie schafft man es, sich helfen zu lassen?

x 3#3


H
Hallo @Lost111,

Danke. Das Problem ist, dass ich vor kurzem umgezogen bin und mir noch keinen neuen Hausarzt gesucht habe. Ich sollte das langsam mal tun, ist aber auch irgendwie schwierig...

12.01.2023 01:21 • #3


Pilsum
Hallo Helena,

hier im Forum begrüße ich Dich.
Hier im Forum kannst Du bestimmt mal sehr persönliche Gedanken von Dir schreiben, weil wir
uns hier fast alle nur schriftlich kennen.

Zitat von Helena934:
In meinem Umfeld weiß eigentlich niemand, wie es mit geht.

Wir Menschen leben heutzutage häufig sehr unpersönlich, treffen uns weniger mit Freundinen und Freunden.
Reden auch deswegen seltener über das, was uns persönlich belastet. Dies führt schon mal dazu, dass
man sich einsam, allein und unverstanden fühlt, obwohl wir das oft gar nicht unbedingt sind.

Zitat von Helena934:
Ich habe schon überlegt, mit einer Kollegin zu reden, der ich schon manche Dinge anvertraut habe, die sonst kaum jemand über mich weiß. Aber ich weiß nicht, ob das nicht viel zu aufdringlich ist, wenn ich ihr das alles erzähle,

Ich finde soetwas nicht unbedingt aufdringlich. Und doch würde ich mir überlegen Kolleginnen und Kollegen
gegenüber zu offen zu sein.

Du fragst, wie kann man sich helfen lassen. Für mich klingt es so, als wenn Du gern mal mit jemandem so
richtig offen und vertrauensvoll reden möchtest. Das brauchen wir Menschen alle.
Da Dir dafür eine passende Person in Deinem persönlichen Umfeld fehlt, gibt es die Möglichkeit,
Dich an jemanden zu wenden, mit der/ mit dem Du einmal solche vertrauliche Gespräche führen kannst.
Das sind Psychologen und Therapeuten. Teilweise dauert es längere Zeit, bis man dort einen Termin bekommt.
Falls Du einen Hausarzt hast, solltest Du zuerst mal mit Ihr/ihm kurz reden. Wenn Du das nicht möchtest,
brauchst Du dem Hausarzt nicht viel zu Deinen Sorgen zu erzählen.
Frage ihn einfach, wie er Dir helfen kann, mal irgendwo einen ersten Termin bei einem Psychologen zu bekommen.

Dies sehe ich als einen ersten Schritt an. Ein Psychologe oder Therapeut wird Dich nicht beeinflussen.
Er kann Dir aber helfen, persönliche Gedanken mal neutraler zu sehen damit Du zukünftig mehr
vertrauen in Dich selbst und Deine eigenen Entscheidungen finden kannst.

Viel Erfolg.
Bernhard

12.01.2023 01:22 • x 1 #4


H
Hallo @Pilsum,

Danke für die Antwort. Vermutlich ist es eine gute Idee, mir einen Hausarzt zu suchen in der Stadt, in die ich gezogen bin. Ich habe das eine zuerst gar nicht mit dem anderen verbunden, aber vermutlich ist das ein guter erster Schritt. Ich hoffe, dass ich das hinbekomme.

12.01.2023 01:25 • x 1 #5


Lost111
Zitat von Helena934:
Das Problem ist, dass ich vor kurzem umgezogen bin und mir noch keinen neuen Hausarzt gesucht habe. Ich sollte das langsam mal tun, ist aber auch irgendwie schwierig...

Ich kann verstehen, dass das nicht einfach ist. Mach dir doch eine Liste und telefoniere diese dann ab.
Ich weiß, dass sagt sich so einfach. Hast du vielleicht Jemanden, der dir dabei helfen könnte? Du erwähntest eine liebe Kollegin von dir. Sie weiß ja doch schon ein wenig von dir. Evtl. sprichst du sie in einer passenden Minute darauf an, wie sie das angehen würde. Sage ihr, dass du auf der Suche nach einem guten HA bist. Und vielleicht hat sie sogar einen Tipp für dich?

12.01.2023 01:26 • x 2 #6


H
@Lost111 das ist tatsächlich eine gute Idee, weil sie ja schon ewig in der Stadt wohnt. Das hört sich dann auch nach einer ganz normalen Frage an, wenn ich mal nach den Ärzten hier frage

12.01.2023 01:33 • #7


Pilsum
Zitat von Helena934:
aber vermutlich ist das ein guter erster Schritt. Ich hoffe, dass ich das hinbekomme.

Natürlich bekommst Du das hin, warum denn nicht?

12.01.2023 01:49 • #8


H
@Pilsum Naja weil ich sonst ja auch nichts hinbekomme?

12.01.2023 02:03 • #9


Pilsum
Zitat von Helena934:
Naja weil ich sonst ja auch nichts hinbekomme?

Ich kann und will mir nicht vorstellen, dass Du nichts hinbekommst.
Meistens ist es ein Gefühl von Angst, was uns verunsichert und uns vor einer Handlung sagen will.
Das klappt sowieso nicht
Diesen gedanklichen Fehler sollten wir umkehren. Versuche es mit kleinen Dingen wie der Suche nach
einem Hausarzt, der Dir sympathisch ist.
Nur wer etwas versucht, der kann auch die Erfahrung machen.
Wenn ich etwas ernsthaft versuche, dann funktioniert vieles mit der Zeit ganz gut.
Eine Garantie, das alles immer direkt klappt, die gibt es natürlich nicht.

Übrigens, ich finde es schade, dass sehr viele Menschen, vor allem junge Leute keinen Hausarzt haben.
Ist das nicht eins der wichtigsten Dinge, auch wenn man sich im Moment gesund fühlt?
Wenn ich beispielsweise krank werde, dann bekomme ich gleich zwei Probleme. Ich bin krank
und ich weiß nicht, wo ich einen Arzt finde, der mir sympathisch ist und dem ich vertraue.

12.01.2023 10:27 • x 1 #10


Greta
Liebe @Helena934,

auch ich finde, es stimmt nicht so ganz, dass du nichts mehr hinbekommst.
Du gehts z.B. zur Arbeit und das sogar, wenn ich's richtig verstanden habe, mit Freude.

Warum bei sich bei dir nach Feierabend der Schalter umlegt.... kann das etwas mit deiner Familiensituation zu tun haben. Es ist nur so ein Gedanke, aber fühlst du dich vielleicht nicht wohl zuhause?

Du hast es geschafft, dich hier im Forum anzumelden und deine Situation zu beschreiben.
Das ist ein erster guter Schritt.

Der nächste Schritt wäre nun tatsächlich der Weg zum Hausarzt.
Entweder kann dir jemand einen guten Arzt empfehlen oder du guckst mal im Internet, welche Ärzte es in deiner Nähe gibt. Viele Ärzte haben mittlerweile eine homepage; darüber kann man sich recht gut einen ersten Eindruck verschaffen.
Auch Bewertungsportale wie z.B. jameda sind manchmal ganz hilfreich.

Wenn du eine/n Arzt/Ärztin gefunden hast, der/die was für dich sein könnte, mach den nächsten Schritt und ruf dort an.
Es ist nur ein Telefonat. Das schaffst du!

Liebe Grüße
Greta

12.01.2023 13:21 • x 2 #11


H
@Greta Vielen Dank für die Motivation

12.01.2023 18:12 • #12


A


Hallo Helena934,

x 4#13


Nuance
Mein Rat ist auch, einen Hausarzt zu suchen.
Du könntest langfristig ja mehrere aufsuchen, bis Du zu jemandem Vertrauen hast - ausreichendes Vertrauen in Hinblick auf die Psyche...

Dich einfach am nächsten Montag auf die Suche machen - anrufen... Ideal sind doch eigentlich solche, die mindestens morgens eine frei Sprechstunde haben.

Dort dann ua um eine Blutuntersuchung bitten - insbes. Schilddrüsenhormone und dann weitersehen.

Vllt weist Deine Seele Dich darauf hin, dass Dein Leben momentan nicht ideal ist. Gut ist, dass es auf der Arbeit klappt, sie Dir auch zu gefallen scheint. Aber wie sieht es privat aus? Fühlst Du Dich einsam? Du lebst scheinbar noch bei Deinen Eltern...
Hast Du Kontakte durch Hobbies, alte Freunde...
Sehnst Du Dich nach einer eigenen Wohnung, einer Partnerschaft.
Du könntest Dir mithilfe eines Therapeuten/einer Therapeutin inspirieren lassen. Hier jemanden zu finden, kann schwieriger sein.
Natürlich kann man auch Freunde finden, die in gleicher Form, genauso gut, weiterhelfen können. Andererseits ist die Schweigepflicht bei Therapeuten ein großer Vorteil. Zudem ist es ein unabhängiger Kontakt und keiner aus dem Umfeld.

13.01.2023 16:22 • x 1 #13

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