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Das Leben

Kate
Zitat von Wuslchen:
Ich liebe dich für diese Zeilen! Du hast exakt geschildert wie es sich anfühlt.

Ach Wuslchen

23.08.2020 21:10 • #31


Kate
Das Leben macht mit mir was es will. Jeden Tag ist irgendwas, mit dem ich nicht zu recht komme.
Wahrscheinlich werden sich die Gegebenheiten nicht ändern, aber hoffentlich irgendwann mein Umgang damit.
Irgendwann werde ich mit Veränderungen und unvorhersehbaren Ereignissen adäquater umgehen können. Jetzt ist es absolut kein Zustand. Ständig dieses enorme überforderte, verwirrte Gefühl macht mich fertig. Ich kann mich selbst bei kleinen Dingen gar nicht mehr beruhigen, ohne dass ich eine Nacht und mindestens 8 Stunden Schlaf dazwischen hatte. Mein Gehirn läuft ständig auf Hochtouren, das wiederum verursacht Kopfschmerzen, ein Kreislauf für den ich momentan keinen Ausgang kenne.
Runterfahren bis Level 1 wäre das Ziel, dann in Ruhe alles sortieren und entsprechend handeln...momentan unvorstellbar. Hatte ich zugegebenermaßen eigentlich auch noch nie.
Momentan ist die Zeit wieder gegen mich.

06.09.2020 18:25 • x 6 #32


A


Hallo Kate,

Das Leben

x 3#3


E
Kate - ich weiß weder, ob du das folgende schon machst oder nicht, aber in all deinem Zeilen sehe ich unglaublichen Druck, doch etwas tun zu müssen. ( um die Welt, wie sie ist - nicht mehr ertragen zu müssen. ) weil man es nicht mehr kann.

Wie wäre es denn . . Mit Aufgaben in diesem Bereich? Ggf können sie Sinnkrisen verebben lassen oder ein gutes Gefühl geben, tätig zu werden. Und vielleicht verändert sich dadurch dieser große Druck in dir?

Ich habe - bevor ich in der Notschlafstelle anfing, zu arbeiten, es mir im privaten Bereich zur Aufgabe gemacht, mit Obdachlosen zu kommunizieren. Ihnen zu helfen. Wieder mit einzubinden. Weinachten mit Essen und Getränken an Bushaltestellen verbracht, mit ihnen spazieren gewesen - duch intensiveren Kontakt mit ihnen zu Ämtern gegangen usw. Und manchmal auch einfach mit nach Hause eingeladen. Einfach zeigen wollen ( es war mir wirklich etwas ganz wichtiges) dass ich die Welt s o einfach nicht ok finde. Etwas tun will.

Vielleicht schaust du bei dir nach Tiernothilfen? Wildtierrettung? Wirst Pflegestelle für Findling oder sowas?

Ich glaube fest daran, dass es allen Beteiligten ( also auch einem selbst ) gut tun, mit anzupacken - man fühlt dich weniger hilflos und konfrontiert sich nicht nur mit all dem negativen *** und man erkennt, wieviel Menschen ganz viel Energie für eine gerechtere Welt aufbringen.. Und wird auch von dieser wieder mehr in das Gefühl ganz viel ist schlecht- aber ganz viel ist auf dem Weg getragen.

15.10.2020 07:07 • x 4 #33


Kate
Liebe Clara,
das ist tatsächlich eine gute Idee. Ich hatte mal ehrenamtlich auf der Kinderonkologie gearbeitet. Das war eine schrecklich schöne Zeit, schön, da das Kind welches ich betreut habe überlebt hat und schrecklich, weil es vielen anderen nicht so erging.

Ich werde wirklich mal schauen.

Danke
LG Kate

15.10.2020 09:22 • x 4 #34


PaulaBaumann
Liebe Kate, liebe Klara,
ich danke Euch für Eure berührende Sätze. Vieles erlebe ich auch so. Den Obdachlosen helfen finde ich auch sehr gut. Wenn man die Schicksale dahinter hört, kann das auch jeden treffen. Der große Teil der Menschen sind in meinen Augen oberflächlich und rennen im Hamsterrad. Ich habe am Arbeitsplatz oft versucht zu schlichten. Jetzt bin ich schon ein ganzes Stück zu Hause und es fragt niemand mal, wie es mir geht ( außer zwei ganz liebe).
Ich wünsche Euch und uns allen einen schönen Tag. Wir haben uns, das ist doch schon mal was.

Liebe Grüße Paula

15.10.2020 09:43 • x 3 #35


M
Liebe Paula,
du darfst nie in eine Erwartungshaltung kommen, das habe ich auch schmerzlich erfahren müssen. Macht nix, einfach weitermachen. Mein Bruder ist stock konservativ und ich habe das Weihnachtsfest ausgerichtet, mit Einladungen von Obdachlosen, ohne Alk.. Die ganze Familie war entsetzt. Macht nichts, ich mach weiter.
Setze mich aktiv für den Umweltschutz bei Landwirten ein. Das ach so schöne Allgäu, alles Makulatur. Es werden Ölkanister, tote Kühe, alte Werkzeuge, alte Reifen und Plastikfolien einfach vergraben. Ich hatte 2 Landbegehungen mit dem Umweltsamt und nichts hat sich getan. Aber ich gebe da nicht auf. Immer weiter machen.

22.10.2020 13:19 • x 4 #36


Kate
Das Leben, wunderschön, einmal, einzigartig, und ab einem gewissen Punkt hat man es selbst in der Hand.
Was also damit anfangen, wenn man nie eine Anleitung bekommen hat. Eine Anleitung zum Glücklichsein.

Einfach machen, aber wie.

Ich möchte unbeschwert durch die Welt laufen, alles schöne in mir aufnehmen, viele neue Dinge ausprobieren, die Natur in ihrer unvergleichlichen Schönheit betrachten, im Gras liegen und die Wolken beobachten, die mystische Stille der Dunkelheit genießen.

Und das alles ohne die schwere Last des Elends auf mir, in mir, um mich rum wie ein Vorhang. Ich sehe durch die Augen des Elends, höre die Welt durch das Elend, fühle die Welt erst nachdem sie durch Schichten des Schmerzes, der Verzweiflung, der Wut und Traurigkeit durch ist.

Die Welt gibt sich so viel Mühe mich aufzuheitern, es ist nicht ihre Aufgabe.

Ich glaube an meine Zukunft, an eine Zeit, wo ich mich spontan ins Auto setze und ans Meer fahre, wo ich vollkommen unbefangen und angstfrei mit fremden Menschen ins Gespräch komme, wo ich frei bin von Zwängen, Ängsten und Selbsthass, wo der kleine glimmende Funke in mir zu einem Feuer geworden ist, das mich Leben lässt.

Das Leben und ich, wir werden noch beste Freunde. Mit dem Tod bin ich schließlich auch schon mein ganzes Leben befreundet.

Grüße Kate

22.02.2021 10:35 • x 4 #37


Pilsum
@Kate
Zitat:
Ich glaube an meine Zukunft, an eine Zeit, wo ich mich spontan ins Auto setze und ans Meer fahre, wo ich vollkommen unbefangen und angstfrei mit fremden Menschen ins Gespräch komme, wo ich frei bin von Zwängen, Ängsten und Selbsthass, wo der kleine glimmende Funke in mir zu einem Feuer geworden ist, das mich Leben lässt.

Das Leben und ich, wir werden noch beste Freunde.


Für Deine so sehr positiven Worte freue ich mich mit Dir.
Sehr bald soll es Dir gelingen immer wieder das Feuer in Dir zu entfachen, schöne Erlebnisse im Leben zu
produzieren und die damit verbundenen guten Gefühle in Dir aufzunehmen und sie zu speicherm.

22.02.2021 12:58 • x 3 #38


Kate
Deine Worte in Gottes Ohr Bernhard. Ich hoffe immer, dass ich mir dass nicht nur selbst einrede, sondern irgendwann mal tatsächlich fühlen kann, ohne den bösen Schatten und Begleiter neben und hinter mir.

22.02.2021 13:07 • x 2 #39


Kate
Ich wog mit etwa 17 Jahren 45 Kilo bei einer Größe von 1,75. Das zog sich über einige Jahre so hin.
Nun heißt es ja MagerSUCHT und ich stelle heute noch fest, dass ich genau weiß wie sich das Suchverhalten noch anfühlt.
Ich schätze mal es ist ähnlich dem Rauchen oder dem Alk., man überwindet es vielleicht nie ganz. Kennt jemand das Gefühl?
Ich wiege heute deutlich mehr, aber das Gefühl, Herr über den eigenen Körper sein zu wollen, will irgendwie nicht verschwinden.

28.02.2021 18:40 • x 2 #40


Wuslchen
Das Thema Sucht kenne ich verflucht gut. Wobei bei mir ja gerade der Kontrollverlust ausgelöst wurde durch den Alk. Das habe ich wieder mit enormer Scham und Schuld bezahlt, aber das half mir nicht diese Sucht zu überwinden.
Der Alk war auf jeden Fall eine Form des Ausblendens. Das Zeug hat mich melancholisch gemacht und ich habe mir sagen lassen, dass ich sogar vor einigen Jahren betrunken bereits eine Andeutung in eine Richtung gemacht habe, die die Freundin damals aus Schutz für mich unterbunden hat, da wir nicht alleine waren. Aber dennoch war es ein Mittel, um zu vergessen. Denn im Bewusstsein habe ich damit vergessen können. Alles, was an Melancholie und vielleicht auch Erinnerungen hoch kam, war am nächsten Morgen in einem Nebel aus Scham und grauem Gewaber verborgen. Black outs hatte ich z.B. nie.

Bei Magersüchtigen habe ich durch viele Kontakte den Eindruck gewonnen - wie du es ja geschrieben hast - dass genau die Kontrolle ganz wichtig ist. Das ist etwas, an dem sie sich festhalten können; wenigstens ein Punkt im eigenen Leben, den sie kontrollieren können, denn der Rest des Lebens ist so willkürlich, dem sind sie so hilflos ausgeliefert - egal ob bewusst oder unbewusst.

28.02.2021 18:53 • x 3 #41


E
Ja, ich kenne das.
Ich bin süchtig, ich rauche seit 40 Jahren, und es gibt Tage, da vergesse ich das.
Aber es ist präsent in meinem Leben.

Für mich ist das der Versuch, einen Mangel zu füllen, bzw. die Suche danach.

Bei dir ist aber das Thema eher Kontrolle, verstehe ich das richtig, Kate?
P.S. das hat Wuslchen ja auch schon geschrieben mit der Kontrolle

28.02.2021 18:55 • x 1 #42


Kate
Zitat von Resi:
Bei dir ist aber das Thema eher Kontrolle, verstehe ich das richtig, Kate?


Ja. Obwohl mich Essen damals regelrecht angewidert hat, wahrscheinlich war das aber eher die Psyche.
Die Kontrolle über den Körper, er bekommt von mir wann und was ich will, und nicht was er will.
Ich habe mich bis heute nicht mit ihm ausgesöhnt. Klingt wahrscheinlich merkwürdig.
Zitat:
Das ist etwas, an dem sie sich festhalten können; wenigstens ein Punkt im eigenen Leben, den sie kontrollieren können, denn der Rest des Lebens ist so willkürlich, dem sind sie so hilflos ausgeliefert - egal ob bewusst oder unbewusst.

Genauso Wuslchen, wenigstens ein was was man kontrollieren kann.
Zeitgleich wollte ich mich in Luft auflösen, das in Verbindung mit meinem permanenten Drang mir die Haare abzuschneiden, ließ mich immer wieder aussehen wie ein 12jähriger Junge.
Das war ein ganz merkwürdiges Verhalten damals.

Das blöde ist, die Zwänge habe ich heute noch. Sobald irgendwas in mir nicht gut ist, will ich mir die Haare abschneiden, mir sonst wie noch weh tun und kann tagelang nichts essen. Das ist aber nicht bewusst von mir gewählt, die Impulse kommen von innen.

28.02.2021 19:03 • #43


Wuslchen
Zitat von Kate:
Die Kontrolle über den Körper, er bekommt von mir wann und was ich will, und nicht was er will.
Ich habe mich bis heute nicht mit ihm ausgesöhnt. Klingt wahrscheinlich merkwürdig.

Klingt vielleicht merkwürdig in dem Sinne, dass es würdig ist sich das zu merken. Aufzumerken dabei, denn es ist ein ganz nachvollziehbares Verhalten. Dein Körper hat Reaktionen gezeigt in Situationen, die dir aufgezwungen waren und die du nicht wolltest, die aber aufgrund seiner Biologie völlig normal waren. Das bekommt der Verstand nicht zusammen und daher wird der Körper dafür gehasst.

Zitat von Kate:
ließ mich immer wieder aussehen wie ein 12jähriger Junge.
Das war ein ganz merkwürdiges Verhalten damals.

Wieder merkwürdig? Ein Mädchen und damit anziehend zu sein war eindeutig - offen oder versteckt vermittelt - sehr gefährlich für dich. Der Wunsch zu verschwinden und sich aufzulösen geht damit einher, die andere Variante sind die Betroffenen, die sich einen regelrechten Schutzpanzer anfressen. Je dicker desto mehr Schutz und desto hoffentlich unattraktiver.

Zitat von Kate:
Das blöde ist, die Zwänge habe ich heute noch. Sobald irgendwas in mir nicht gut ist, will ich mir die Haare abschneiden, mir sonst wie noch weh tun und kann tagelang nichts essen. Das ist aber nicht bewusst von mir gewählt, die Impulse kommen von innen.

Weil es eine Überlebensstrategie war, die deine Psyche gelernt hat. Deswegen ist es vielmehr ein Instinkt als eine bewusste Handlung, wenn er auch heute nicht mehr hilfreich ist.

Ich weiß nicht, ob dir das hilft oder dich total fertig macht, aber du zeigst keinerlei unnormales Verhalten, sondern absolut klassische Muster einer Überlebenden. Was ich damit sagen will? Hasse nicht deinen Körper, er kann nichts dafür. Hassenswert sind alleine die Täter. Und du bist nicht alleine damit, es geht ganz vielen so.

28.02.2021 19:22 • x 4 #44


A


Hallo Kate,

x 4#15


Kate
Ich bin sprachlos Wuslchen. Es klingt plausibel. Das so treffend zu schreiben ist echt unbehaglich, wer hört schon gern die Wahrheit?
Und welche Ausrede hab ich jetzt noch, außer ich bin schräg?

Danke Dir von Herzen Wuslchen

28.02.2021 19:39 • x 2 #45

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