Tipps für Überbrückung bis zur ambulanten Therapie

J
Guten Abend zusammen,

ich bin neu hier im Forum und bin mir noch nicht so sicher wie es hier funktioniert, deshalb mache ich ein neuen Eintrag und hoffe ihr habt ein paar Tipps für mich.

Ich war von November bis Februar in einer stationären Therapie (Diagnose PTBS und schwere Depression) und nun seit einiger Zeit wieder zu Hause. Warte aktuell auf einen ambulanten Therapieplatz.
Am Anfang hatte ich das Gefühl, das mir die Therapie gut geholfen hat.
Ich bin jetzt seit 6 Wochen zuhause. Habe aufgrund meiner Erkrankung (Neurofibromatose Typ 1 und Epilepsie ) einige Arzttermine und konnte ich gut ablenken. Da jetzt nichts besonderes mehr ansteht bin ich erstmal wieder nur Zuhause da ich aktuell Arbeitsunfähig bin.Bald steht eine OP an in der mein Tumor aus dem Kopf entfernt wird.
Ich bemerke das es im Moment wieder genauso schlimm ist wie vor meiner Therapie.
Sehr Lustlos und meine Gedanken quälen mich.
Werde einfach mit meiner Vergangenheit nicht fertig, dazu kommen Zukunftsängste und der Selbsthass und meine ständige Panik vor (fast) allem. Ich habe Angst ist, das mein Freund die Nase von mir voll hat und mich verlässt.
Ich weiß einfach nicht mehr
Am meisten plagen mich die Gedanken mir selbst was anzutun.

Hat jemand Tipps, was ich noch anderes tun kann, damit es erträglicher wird bis ich wieder in der ambulanten Therapie bin.?

03.04.2018 20:37 • #1


S
Hey,

Klingt nach einem langen, kräftezehrend Weg, den du da bereits bestritten hast. Ich finde es immer schwierig zu sagen: mach dies oder jenes und es wird dir besser gehen. Wie bspw Ablenkung oder ähnliches, zumal das ja sowieso jeder anders definiert. Ich kann dir allerdings nahelegen, was ich probiere, wenn es mir extrem schlecht geht, oder ebendies zu verhindern. Sich eine Aufgabe oder ein Ziel suchen, ist nie verkehrt. Ich hab zum Beispiel meine ate Gitarre hervor gekramt und versuche erneut, das Spielen zu lernen, oder vielleicht braucht jemand in deinem Umfeld gerade etwas Hilfe oder Gesellschaft und du kannst Zeit mit dieser Person zu verbringen. Es ist schwer, das zu pauschalisieren, weil jeder individuell ist :/ Mir hilft es ( und das soll jetzt nicht blöd klingen oder so ) sich für kurze Zeit an einen Ort zu setzen, der einem besonders gefällt, keine Ahnung bequemer Sessel oder in den Garten, etc., durchzuatmen und wenn es nur düng Minuten sind, um einen Tee zu trinken. Einfach alles versuchen auszublenden, abzuschalten und sich diese innere Ruhe ganz bewusst zu Herzen nehmen. Das klappt mal mehr mal weniger gut, aber sich einfach selbst Wert zuzuschreiben, ist ganz wichtig. Zumal du ja auch noch deinen Partner hast, von dem du sicher behaupten kannst, wäre er nicht stark genug, das auszuhalten, hätte er doch schon lange das Weite gesucht Ich weiß, dieser tägliche Kampf ist schwer, aber erinner dich dran: bis jetzt hast du 100% deiner schlechten Tage überstanden und du wirst auch alle kommenden meistern, denn die Stärke, die dafür brauchst, steckt bereits in dir! Hm hoffentlich kannst du damit etwas anfangen...
Alles gute

04.04.2018 14:32 • #2


A


Hallo juliagausa,

Tipps für Überbrückung bis zur ambulanten Therapie

x 3#3


J
Danke für die aufbauenden Worte und Tipps. Ja in einem so extremen tief wie im Moment kann ich mich zu gar nichts motivieren, hänge auf der Couch und sitze vor dem Laptop
habe morgen mein Nachgespräch in der Klinik und hoffe, das sie mir helfen können, habe die Hoffnung das sie einem Antidepressiva zustimmen, damit ich die Zeit etwas besser hin bekomme bis zur Therapie ( ja ich weiß das es eigentlich keine Lösung ist und generell bin ich total dagegen, aber das ist aktuell ein Hoffnungsschimmer)
habe mir vorgenommen ab Montag 3 Mal in der Woche schwimmen zu gehen.
Hoffentlich klappt das alles.

zu meinem Freund: Er selbst bekommt so viel gar nicht mit, da ich ihn größtenteils davor schütze also er weiß das es mir schlecht geht, aber wie schlecht nicht. Bekomme es bei ihm ziemlich gut überspielt, das kostet dann leider noch zusätzlich Kraft. Bin wieder an einem Punkt an dem ich einfach nicht mehr kann

Sry für den langen Text und fürs auskotzen

04.04.2018 22:59 • #3


S
Keine Ursache und nein, du kotzt dich nicht aus, es ist sehr gut darüber zu sprechen, anstatt alles einfach in sich reinzufressen. Ich kenne diese Phasen der totalen Lethargie, wenn einfach nichts mehr geht. Wie gesagt, an manchen Tagen klappt es besser und an anderen gar nicht. Ich finde dein Plan mit dem Schwimmengehen sehr gut, und auch, wenn es vielleicht am Anfang nur einmal in der Woche klappt, hast du dir immerhin ein Ziel gesteckt und das ist ein großer Schritt. Zu den Antidepressiva: ich bin generell absolut dagegen, auch wenn es Hilfe erzielen soll. Diese Tabletten wirken so wesensverändernd, dass ich das für mich von vorneherein ausgeschlossen habe ( musste mit ansehen, wie sich Menschen durch so etwas um 180 Grad gewendet haben). Ich kann dir nur sagen, dass die Therapie an sich mir gut geholfen hat. Mit jemandem zu sprechen, der einen nicht wie ein rohes Ei behandelt oder der einen anschaut hat, als wäre man verrückt, hilft schon sehr. Zumal jemand neutrales eine viel wertungsfreiere Sicht auf die Dinge hat, als das persönliche Umfeld.

Die Situation mit deinem Freund ist natürlich zusätzlich nervenaufreibend, aber probier mal, ihm einen Einblick zu gewähren und mit ihm ein wenig darüber zu sprechen, denn ständig mit deiner Gefühlslage hintern Berg zu halten, kostet dich nur unnötig Kraft, die du an anderer Stelle sicherlich mehr brauchst. Du darfst nicht vergessen, dass auch er will, dass es dir gut geht und das tut es ja nicht, wenn du versuchst das vor ihm zu verstecken. Wichtig ist doch, dass er dich liebt, denn er ist mit dir zusammen, weil du du bist
Es ist schwer mit solchen extremen Down-Situationen umzugehen, und hinterer frag ich mich manchmal, wie ich es geschafft habe, dass wieder zu überstehen, aber irgendwie geht es immer. Was mir sehr stark geholfen hat, war der Austausch mit Menschen, die wissen wovon man da eigentlich spricht, denn gesunde Leute können derartiges Empfinden und die Gedanken nicht nachvollziehen und sich da auch schwer einfühlen. Sei es eine Therapeutin oder ein Therapeut oder aber auch jemand, dem es genau so geht. Eine sehr enge Freundin von mir bspw, hat unter anderem auch Depressionen, wie ich, und sie war die erste Person, nach etlichen Jahren die es mir schon so mies ging, bei der ich mich verstanden gefühlt habe... Vielleicht hast du j auch so eine Person
Ich drücke dir auf jeden Fall ganz doll die Daumen für dein Gespräch morgen und vertraue auf dich: du schaffst das
(Jetzt hab ich dich aber zugetextet)

06.04.2018 14:30 • #4


J
Du sprichst mir aus der Seele, ich wünschte ich könnte das alles genauso sehen. =)
Ich hoffe einfach, das es sich was bessert wenn ich meine OP am Kopf hatte und so ja auch ein großer Belastungspunkt weg ist.
Danach kann ich dann alles andere so richtig in Angriff nehmen, meine Hoffnung steckt jetzt in meiner Therapeutin, da ich bis auf meinen freund nicht wirklich jemanden habe, da ich ja komisch bin.


Niemand akzeptiert meine Depression, können das nicht nachvollziehen oder (ja die Aussage ist tatsächlich gefallen) sagen das ist keine Krankheit, was stellst du dich so an, Vergangenheit ist Vergangenheit
Die können leider nicht nachvollziehen wie es ist mit echt schrecklichen Erlebnissen klar zu kommen bzw wie schwer es ist das so zu verarbeiten, das man damit klar kommt.
In einer wirklich extremen Phase war ich zu gar nichts in der Lage, hatte vor allem Angst (nicht mehr Gesellschaftsfähig) so haben sich die ganzen Freunde abgewendet ( eig. sind es nie richtige Freunde gewesen) sonst wären sie ja nicht weg da wo es Ernst wurde.


Zu den Medikamenten noch mal:

Ich bin generell auch total dagegen, habe mit einem Freund meines Partners gesprochen und er sagt auch das er sich schon sehr verändert hat, aber ach das ihm die Medikamente geholfen haben und für kurze Zeit ist es doch bestimmt nicht so schlimm......kenne mich damit halt überhaupt nicht aus =(

So ich versuche das gute Wetter auszunutzen und bewege meinen Pöppes mal nach draußen



Vielen dank schon mal für die Tipps und für´s zuhören

06.04.2018 15:35 • #5


S
Ja irgendwie fällt mir aufmuntern auch leichter, als mich selbst daran zu halten
Mit der Belastung stimme ich dir zu: sobald mit dieser OP erst einmal was von dem ganzen Berg Mist etwas abgebaut hast, wird es sicherlich seelisch etwas einfacher, da man vor so etwas ja noch zusätzlich angespannt ist.
Das mit dem Komischsein kenne ich nur zu gut. Auch wenn es Menschen gibt, mit denen ich mich hin und wieder austausche, fühle ich mich doch sehr oft wie eine Aussätzige und einsam. Den Punkt mit der Akzeptanz der Depression als Krankheit kann ich gut nachvollziehen. Sowas habe ich nicht selten zu hören bekommen...
Was deine Freunde angeht, so hast du absolut recht: wer geht, der wollte niemals bleiben. Du musst dir sagen, dass sie dich als wertvollen Teil ihres Lebens verloren haben und nicht andersrum. Die Krankheit macht einen ja nicht plötzlich zu einem anderen Menschen, aber die meisten kapieren das leider nie
Deswegen ist der Austausch mit Betroffenen immer einfacher, finde ich. Seit letztem habe ich auch wieder eine echt schwierige Phase weswegen ich bei verzweifelter Suche nach Verständnis irgendwie hier gelandet bin. Es tut einfach irgendwie gut, sich mit jemandem zu unterhalten : ) der weiß, wovon man spricht. Vielleicht wäre sowas ja auch eine dauerhafte gute Möglichkeit für dich, damit du mal alles loswerden kannst, evtl. sowas wie ein Chat im Netz oder so?! Hab leider selbst noch nichts gutes gefunden

Ich kann dir zu den Medikamenten nur aus Erfahrung sagen: egal wie lange du sie nimmst, sie werden dich verändern und das unwiderruflich. Ich persönlich würde dir davon abraten, aber wenn es gar nicht mehr geht momentan und du dir davon viel versprichst, ist es vielleicht einen Versuch wert. Nur, entschuldige das soll jetzt nicht böse klingen, Wunderheilung werden sie leider auch nicht bewirken


Vielleicht hat dir das ja ein wenig Mut zugesprochen.

07.04.2018 20:54 • #6


J
Ja Tipps geben ist meist leichter =) die Erfahrung habe ich in der Klinik ift genug machen dürfen =)
Ich hoffe einfach das s bald ein Ende hat, Depressionen sind einfach nur sch., schade das man sie nicht einfach löschen kann, oder man zumindest in der Öffentlichkeit / Bekanntenkreis mehr Akzeptanz erwarten kann, aber das wird wahrscheinlich nie der Fall sein und man steht dennoch alleine da.
Foren zum Austausch sind gut, aber dauerhaft weiß ich nicht ob mir das was bringen wird, man schreibt ja wahrscheinlich nicht so wie man das rüberbringen möchte, das ist im Gespräch doch wesentlich einfacher.
Ich wünschte mir einfach jemanden (einen Betroffenen) mit dem man sich austauschen kann bei einem Kaffee =)
Mit meinem Partner würde ich wie gesagt ungern darüber reden, da er es nicht wirklich nachvollziehen kann =(

Habe mir heute Antidepressiva beim Arzt geholt, bzw er schaut nach welches ich nehmen kann, bedingt durch meine Epilepsie ist das etwas schwieriger =( nur ich merke das gerade wirklich gar nichts mehr geht
Hätte ich meinen Freund nicht wäre alles wahrscheinlich noch viel schlimmer

Ich danke dir für die aufmunternden und ehrlichen Worte und hoffe dir geht es gut

09.04.2018 11:16 • #7

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