Bipolare Störung und Psychosen

Tiernogalvan
Mit der manischen Depression (bipolare Störung) habe ich so lange ich Denken kann zu tun. Dadurch hatte ich auch nie irgendwelche Freunde oder Bekannte. Hier hat sich dann eine massive soziale Phobie entwickelt.
Seit knapp 15 Jahren lebe ich mit Hunden und Katzen zusammen und habe weiterhin keinen Kontakt zu anderen Leuten.

Ich sehe auch vermehrt Lebewesen, die nicht vorhanden sind und höre auch Geräusche.

Bis Ende 2007 hatte ich einen sehr guten Psychiater, der mich über 20 Jahre kannte. Damals gab es noch die Altersbegrenzung für Ärzte. Seit Anfang 2008 bin ich bei einem anderen Arzt. Leider ist dieser nicht so unbedingt das Richtige. Ich hole mir meine Tabletten ab, aber richtig sprechen kann ich nicht. Seine Standard Sprüche sind: Das will ich nicht hören (z.B. wenn ich wieder mal die Suizid Gedanken habe) oder Gehen Sie mal zu einer Beratungsstelle (für den Rest meiner Probleme).

Ich suche eigentlich einen Arzt, der nicht nur Psychiatrie sondern auch Neurologie praktiziert. Mein alter Arzt hatte mir immer eine Infusions-Therapie für eine Woche verpasst, wenn ich diese Gespenster gesehen und gehört hatte. Ich hatte dann für mindestens 6 Monaten meine Ruhe. Mein neuer Arzt hat mich nur blöd angeschaut.

Im Moment geht es mir wieder mal richtig schlecht. Eigentlich müsste ich öfters mal meine Mutter im Krankenhaus besuchen, aber ich schaffe es einfach nicht. Ich komme nicht richtig hoch. Nur die Runden mit den Hunden schaffe ich knapp, die werden aber auch immer kürzer im Moment.

Ich möchte nicht zur Beratungsstelle vom Krankenhaus gehen. Das hatte ich im Januar 2005 mal gemacht und nach Hause durfte ich dann Mitte September 2005. Damals hatte ich nur einen Hund, der schon schwer unterzubringen war, aber jetzt mit zwei Hunden ... das geht nicht. Die Katzen sind nicht das Problem, da finde ich immer jemanden, der sie füttert und das Klo reinigt.

Naja, nun fummle ich irgendwie zu Hause rum.

13.12.2011 22:07 • #1


Steffi
Hallo Tiernovalgan,
ich falle gleich mal mit der Tür ins Haus. Dieser Satz von Dir
Zitat:
Ich sehe auch vermehrt Lebewesen, die nicht vorhanden sind und höre auch Geräusche.

beunruhigt mich. Weiß Dein derzeit behandelnder Arzt davon ?
Zitat:
Seit Anfang 2008 bin ich bei einem anderen Arzt. Leider ist dieser nicht so unbedingt das Richtige.

Was hindert Dich daran, Dir einen anderen Arzt zu suchen ?
Zitat:
Ich hole mir meine Tabletten ab, aber richtig sprechen kann ich nicht. Seine Standard Sprüche sind: Das will ich nicht hören (z.B. wenn ich wieder mal die Suizid Gedanken habe) oder Gehen Sie mal zu einer Beratungsstelle (für den Rest meiner Probleme).

Welche Medikamente nimmst Du denn ?
Ich kann nicht sagen, ob Dein Arzt vielleicht Recht hat, wenn er Dir vorschlägt, mit einem Psychologen / Therapeuten über Deine Probleme zu sprechen.
Es erscheint mir aber wichtig, dass Du neben einer medikamentösen Therapie auch eine Gesprächstherapie machst.

Deinen Zeilen entnehme ich, dass Du neben Deiner Mutter sonst keinen Menschen hast, mit dem Du sprechen kannst oder der sich ein bisschen um Dich kümmert.
Ein Mensch mit Deinem Krankheitsbild braucht wenigstens eine Bezugsperson, die ihm in den täglich anfallenden Dingen hilft, ihn unterstützt. Bist Du tatsächlich ganz auf Dich selbst gestellt ? Erzähl doch mal ein bisschen mehr über Dich.

14.12.2011 00:06 • #2


A


Hallo Tiernogalvan,

Bipolare Störung und Psychosen

x 3#3


Tiernogalvan
Ich habe gestern abend endlich mal eine Adresse von einem anderen Arzt gefunden, der Neurologie und Psychiatrie hat. Mein Problem ist, dass ich den Arzt notfalls zu Fuß erreichen können muss. Jedenfalls werde ich mir bei der Ärztin mal einen Termin holen. Die Bewertungen sind jedenfalls überwiegend sehr gut. Es ist auch schwierig für mich zu fremden Leuten zu gehen. Ich bekomme da immer unheimliche Angstattacken.

Mein Sohn fällt mir oft auf den Wecker. Ich bin eigentlich immer ganz dankbar, wenn ich für mich alleine fummeln kann. Ich habe jede Menge Geduldsspiele und andere Beschäftigungen. Ich puzzle gerne, habe eine Quelle für schöne Ministeck-Bilder und ich gehe mit einem meiner Rüden zu Hundeausstellungen. Das habe ich bisher oft geschafft mit meinem Amigo zu Ausstellungen zu gehen. Da sind jede Menge Leute, die ich schon kenne, mit denen man aber keine Freundschaft schließen muss.

An Tabletten nehme ich zur Zeit Lithium (Quilonum), Mirtazapin und Elontril.

Die Beratungsstrellen sind keine Psychologische Beratung. Das sind solche Selbsthilfegruppen. Therapien hatte ich schon gehabt. Aber die Therapeuten haben ihre Probleme gehabt, eine Verhaltenstherapie kommt nicht so unbedingt in Frage, da bei meiner Art der manischen Deprssion keine Ängste zu Grunde liegen, die mit einer Verhaltenstherapie behandelt werden könnten. Die depressiven Einbrüche kommen immer sehr plötzlich und unangemeldet.
Die analytische Therapie hat mir nichts gebracht, da der Therapeut gar nichts erzählt hat, weder was ich nun habe noch was ich tun könnte. Ich habe diese Therapie anlässlich eines Klinikaufenthaltes abgebrochen, das war im Jahr 2000.

Meine Gespenster werde ich morgen dem Arzt mal nahe bringen. Er weiß nichts davon. Ich hatte mal vor ungefähr einem halben Jahr angefangen und da bekam ich den Tipp für die Selbsthilfegruppe.

Ich spreche viel mit meinen Hunden. Die kennen das schon und hören mir zu. Natürlich verstehen sie nichts, aber sie schauen mich gespannt an. Und ich bin viel in Hunde- und Katzenforen.

Im Moment ist mir wieder alles zu anstrengend.

14.12.2011 10:53 • #3


Steffi
Hallo Tiernogalvan,
Zitat:
Meine Gespenster werde ich morgen dem Arzt mal nahe bringen. Er weiß nichts davon.

Das solltest Du unbedingt tun.
Dass Du Mirtazapin nimmst, überrascht mich etwas. Es ist zwar ein aus meiner Erfahrung sehr gutes Antidepressivum, fördert aber auch manische/psychotische Phasen. Möglicherweise solltest Du da ansetzen und mit Deinem Arzt darüber sprechen, um Deine Gespenster los zu werden.

14.12.2011 13:38 • #4


Tiernogalvan
Das Mirtazapin nehme ich schon viele Jahre. Früher hieß es noch Remergil
Na, mal sehen, was der morgen sagt.

14.12.2011 13:53 • #5


Steffi
Zitat:
Früher hieß es noch Mirtazapin

Bitte wundere dich nicht, dass der Name des Antidepressivas hier wiederholt wird. Die automatische Wortzensur wandelt den Namen des Herstellers direkt in Wirkstoffe um.
Ich weiß, welches Medikament Du meintest. Ich hatte früher dasselbe.

14.12.2011 16:28 • #6


Tiernogalvan
Das ist ja lustig, dass die Medis umgetauft werden. Ich sehe gerade, die beiden anderen Medis sind auch umgetauft worden.

14.12.2011 20:38 • #7


Steffi
Näheres dazu kannst Du hier lesen.

15.12.2011 12:19 • #8


Tiernogalvan
Ich war heute bei meinem Arzt. Er tippt auf die Medikamente und hat das eine jetzt halbiert in der Dosierung. In vier Wochen muss ich dann wieder dorthin und berichten, wie es nun geht.

15.12.2011 15:21 • #9


Steffi
Hallo Tiernovalgan,

jetzt interessiert mich aber doch, welches Medikament halbiert wurde. Lässt du es mich wissen ?

15.12.2011 17:41 • #10


Tiernogalvan
Ja. klar. Das Elontril wurde von 300 mg auf 150 mg gesenkt. In vier Wochen sollte dann schon eine Besserung eintreten, sofern es daran liegt.
Glaube ich aber nicht so recht, weil ich auch ohne Elontril früher das hatte.
Mein damaliger Arzt hatte leider seine Akten nicht korrekt geführt, er war schon etwas verhuscht. Dadurch konnte mein jetziger Arzt nicht lesen, was mir damals geholfen hatte. Er hat ja die alte Akte vorliegen.

15.12.2011 20:44 • #11


Steffi
Das ist ein ganz schönes Durcheinander bei dir. Die meisten Ärzte können in Bezug auf die Medikamente ja auch nur raten, und Du kannst es nur versuchen.
Garantien gibt es da leider keine, weil jeder unterschiedlich auf Tabletten reagiert.
Ich wünsche Dir, dass der Spuk ein Ende findet. Andererseits habe ich den Eindruck, dass Du bisher ganz gut damit zu recht kommst, oder täuscht das ?

15.12.2011 20:49 • #12


Tiernogalvan
Es geht schon, da ich schon sehr lange damit zu tun habe.
Der Vorteil ist, dass ich eine Rente bekomme und meinen Tagesablauf jetzt auf meine Bedürfnisse und kein Können einrichten kann.

16.12.2011 11:05 • #13


Steffi
Zitat von Tiernogalvan:
Nachdem vor 2 Tagen meine Mutti gestorben ist, habe ich keinen Kontakt mehr zu anderen Leuten.

Mein tief empfundenes Beileid Tiernogalvan. Dir frohe Weihnachten zu wünsche, wäre vermessen. Ich wünsche Dir viel Kraft zur Verarbeitung dieses Verlustes.
Eltern sind unersätzlich.

23.12.2011 15:46 • #14


Tiernogalvan
Danke,
die letzten Tagen waren nicht schön. Sie hat meinen Arm festgehalten und wollte nicht mehr loslassen. So habe ich oft über 1 Stunde bei ihr am Bett gesessen.
Sie hatte mich wirklich verstanden, da mein Vater unter Depresssionen litt. Sie war immer verständnisvoll und für mich immer ein guter Ansprechpartner.

Mein Vater ist 2008 verstorben. Sie waren 60 Jahre verheiratet. Es war für sie sehr schwer. Dadurch waren mein Sohn oder ich praktisch jeden Tag bei ihr. Anfang Oktober 2011 ist sie dann in ein Heim gekommen, da sie wirklich nicht mehr alleine fummeln konnte.

23.12.2011 17:23 • #15


Steffi
Hallo Du

ich weiß aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, Mensch und insbesondere Eltern sterben zu sehen. Ich verlor meine im Abstand von 8 Jahren; mein Vater war 64, meine Mutter 69. Beide habe ich beim Sterben begleitet.
Nicht nur deshalb kann ich verstehen, wie es Dir ergangen ist. Du hast mein ganzes Mitgefühl.

Du schreibst, Deine Eltern waren 60 Jahre verheiratet. Das ist eine sehr lange Zeit und verdient heutzutage Bewunderung. Wenn der eine von beiden dann stirbt, ist das für den überlebenden Teil kaum zu verkraften. Ich denke, Deine Mutter hat ihren Lebenswillen spätestens dann endgültig verloren, als sie in ein Pflegeheim gehen musste. Dein einziger Trost mag der sein, bis zuletzt für sie da gewesen zu sein.

Ich habe mir eben mal Deine Website angeschaut. Irgendwie habe ich mich in einigen Deiner Texte wiedergefunden. Insbesondere Deine Beschreibung auf dieser Seite http://www.keksrunde.de/html/depressionen.html erinnert mich ein bisschen an meine eigene Kindheit und Jugend bzw. mein Erleben in diesen ersten Jahren. Auch ich wurde als schwermütig bezeichnet (und war es auch tatsächlich). Eine depressive Erkrankung war damals überhaupt kein Thema.

Die Beschreibung Deiner manischen und depressiven Phasen könnte meine eigene sein. Ich bin - wie Du - manisch depressiv. Dabei empfinde ich die Ruhelosigkeit, Nervosität, innere Anspannung, Schlaflosigkeit als oftmals schlimmer als eine depressive Phase. Was mir - wie auch Dir - fehlt, ist die Mitte. Im Gegensatz zu früher, als ich Monate lang anhaltend depressive oder manische Phasen hatte, wechselt es seit einigen Jahren fast täglich.

Spürst Du schon eine Veränderung nach der Umstellung des Bupropion ?

Übrigens, Du hast sehr schöne Hunde
Ebenso interessant ist Dein beruflicher Werdegang. Es ist bewundernswert, wie Du trotz dieser schweren Erkrankung noch ein Studium absolvieren konntest. Selbst wenn Du es nicht zu Ende bringen konntest, zeugt es von einem großen Willen.

23.12.2011 19:57 • #16


A


Hallo Tiernogalvan,

x 4#17


Tiernogalvan
Meine Eltern haben 1948 geheiratet. Sie waren beide zu einem Lehrgang für Lehrer. Es gab nach dem Krieg keine Lehrer mehr und da wurden ganz schnell Leute rekrutiert. Mein Vater war dann bis 1981 im Schuldienst. Aber die mangelnde Disziplin der Schüler hat ihn in die Frühpension getrieben.

Das haben schon viele bemerkt, dass ich den typischen Verlauf der Erkrankung habe. Ich habe es sehr persönlich geschrieben auf der HP, weil es vielleicht anderen hilft, wenn sie merken, dass sie nicht alleine sind. Es gibt viele Seiten über Depressionen im Netz, aber die meisten sind doch Abhandlungen und man hat den Eindruck, dass der Schreiber nicht weiß, wie es sich anfühlt.

Ich bin jetzt auch schon bei den schnellen Wechsel der Phasen. Eine Veränderung durch die Reduzierung spüre ich noch nicht. Aber Psychopharmaka brauchen oft lange bis sie sich bemerkbar machen.

Der schwarze King hat ja schon einige Championate erhalten, auch die kleine Lotte.

Tja, leider sind die Bedingungen an den Universitäten so, dass man nur noch das Studium schafft, wenn man jung und gesund ist, und wenn man nicht mehr nebenbei arbeiten muss. Mit der Anwesenheitspflicht werden viele junge Studenten Probleme bekommen.

24.12.2011 17:21 • #17

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