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Allein mit Existenzängsten

N
Hallo ,
mir ein was von der Seele schreiben wird guttun.
Am Sonntag habe ich eine Mandelentzündung bekommen und nun ist der erste Tag, wo ich mich endlich wieder besser fühle.
Die Tage davor waren wircklich nicht schön. Zu lange allein zu sein, triggert mich ab einem gewissen Punkt. Abgehänkt vom Leben zu sein. Angst zu spüren. Zum Glück habe ich damit sonst nicht soo die Probleme.
Seit fast einem Jahr bin ich ohne Arbeit. Habe in der Zeit einen stationären Aufenthalt gehabt und ansonsten mich gefühlt aber auch nicht viel weiterentwickelt. Nicht motiviert für eine neue Jobsuche und ich habe eine gute Ärztin, die krankschreibt und im Umgang mit nervenden Kassen geübt ist. Aber natürlich war ich auch motiviert seelisch zu arbeiten , nur ist das mit den Therapeuten ja schwer und mit Trauma Therapeuten gefühlt noch mal mehr.

Im Moment bin ich angebunden in einer Gruppentherapie und das so semi. Hatte aber nichts anderes gefunden und die Therapeutin ist auch gut. Die Dynamik in der Gruppe aber eher stagnierend. Und das ist halt auch ein Faktor .
Wenn nach einem Jahr von einer Teilnehmerin kommt : ich glaube , ich bin traumatisiert . . - ja. ach was.
Jede hat da natürlich andere '' Bewusstseine '' dafür aber da bin ich definitiv schon näher am Kern meiner Schmerzen und es langweilt mich , mich mit an der Oberfläche bewegen zu müssen, wenn die die anderen sich da noch aufhalten.
Die haben allerdings auch einen Job, Familie und einen gewissen Halt der brechen kann bei zuviel Forschheit in Bezug auf Seelenarbeit - und das respektiere ich auch.
Aber ich bin halt frei. Ohne Job, ohne Partner, ohne Familie. Muss mich für nichts zusammenreissen und das ist zwar manchmal ganz schön, aber nicht das Ziel - das wäre es nämlich eingebunden zu sein. In haltgebende Strukturen.

Im März bin ich aus der Krankschreibung raus, habe mich arbeitslos gemeldet in der Hoffnung dort Unterstützung für eine berufliche Neuorientierung zu bekommen aber die Vermittlerin hat meine Gesundheitsunterlagen geprüft und der ÄD kam zum Schluss - unter drei Stunden erwerbsfähig . Was bedeutet - nichts für den Arbeitsmarkt sondern für die Reha , oder die EM - Rente ( und das macht mir wircklich Angst. ) -

In einem der KH Befunde steht , dass ich stationär auf Traumatherapie gehen soll. Die Wartezeiten liegen in keiner Klinik unter 1,5 Jahren. Bei einer sogar bei 4 Jahren. Und dann ist es auch zweckmäßig, im Intervall wieder zu kommen.
Das geht überhaupt nicht. Ich werde so wütend, wenn ich daran denke , dass dafür Krankenkassenbeiträge erhoben werden. Sicher, es ist gut, dass es mir ermöglicht mich in der Krankschreibung aufzuhalten, aber therapiert zu werden, wäre dann doch besser.

Die ganzen Unsicherheiten ängstigen mich . Es ist genauso belastend hier zu hause nichts zu tun als mich in einem Arbeitsverhältnis mit all seinen Spannungen und Leistungsdruck zu bewegen. Könnte ich also auch arbeiten. Die Hälfte der arbeitenden hat auch seine Wehwechen und trickst irgendwie, um klar zukommen. Habe ich zumindest auch schon nicht selten erlebt.

ich will nicht in meinen gelernten Beruf, da bin ich seit 5 Jahren raus . Hart arbeiten für wenig Geld , ohne Entwicklungsmöglichkeiten. Arzthelferin, Apothekenhelferin, Zahnarzthelferin. Nicht beachtet, wenig gewertschätzt, Altersarmut garantiert.
Was bleibt ist der Quereinstieg. Auch hart . Für mich , der auf Sicherheit angewiesen ist, sehr.

Ich empfinde es so - die weniger priviligierten haben bei mehr gesundheitlichen Einschränkungen noch mehr gesundheitliche Einschränkungen durch widrige Arbeitsverhältnisse . Die schlecht bezahlten, die , an denen man ausgebeutet wird.
Therapie ist super , aber was bringt es mir, wenn meine Lebensumstände sich dennoch nicht nicht bessern, weil ich gefangen bin in einen Arbeitsverhältnis, wo ich mir zu wenig Gehalt gar nicht leben kann . Und ich weiss auch schon viel über meine Themen, die Zusammenhänge. Bla. Das Trauma wird nicht weggehen. Aber ich traue es mir zu, damit arbeiten zu gehen nur muss ich halt auf mehr Dinge achten, bräuchte Verständnisvolle Arbeitskollegen.

Es ist einfach super schwierig, jetzt noch , mit 38 und Handicap , sein Leben in zufriedenstellende Bahnen zu lenken. Es gibt Türen, die sind einfach schon zu und bin ich so auf der Suche, welche zu finden, wo ich noch einen Fuss reingestellt bekomme. Ich will nicht auf dem Flur der Erwerbsminderente abgestellt werden. Und am Ende mit eigenen Ersparnissen meiner Altersvorsorge aufstocken müssen.

Gestern 12:21 • x 3 #1


Dys
Zitat von Nelly30:
Therapie ist super , aber was bringt es mir, wenn meine Lebensumstände sich dennoch nicht nicht bessern

Therapie kann Lebensumstände nicht ändern, aber eventuell den persönlichen Umgang mit den Gegebenheiten. Das verhält sich auch im Grunde mit erlebten Traumata so, die ja durch eine Therapie nicht ungeschehen werden. Wichtig wäre halt, dass Du erkennst was Du brauchst und wie realistisch es ist, das zu bekommen oder es sich zu erarbeiten. Es ist eher unwahrscheinlich das potenzielle Arbeitgeber und Kollegen sich bemüht sehen, Dir ausschließlich gut zu tun, oder sich engagiert Deiner Probleme anzunehmen. Wobei Ausnahmen ja die Regel bestätigen. Letztendlich gibt es immer etwas, mit dem man Alleine ist und eventuell bleibt. Deswegen wird man auch nicht darum herumkommen, alleine etwas zu bewältigen. Und je besser das klappt, umso weniger braucht es dann Andere, die beim Bewältigen helfen, was den Vorteil haben könnte, sich mit Anderen auf schöne Gemeinsamkeiten zu konzentrieren statt auf Problemlösungen. Das wäre meines Erachtens einem Miteinander auch zuträglicher, wobei es ja auch eine Hilfe hier und da nicht ausschließen lässt. Ich glaube es ist nunmal realistisch betrachtet so, dass sich kaum jemand wirklich gerne nur mit Problemen Anderer beschäftigt und somit sollte ich da auch meine diesbezügliche Erwartung in Grenzen halten. So schwer das manchmal sein kann. Leicht ist zu Beginn ohnehin das Wenigste und kommt es einem leicht vor, so liegt es wohl an Erfahrung oder Routine, die man bewusst oder unbewusst hat.

Vielleicht könnte deine Krankenkasse sich für Dich bemühen, eine geeignete Stationäre Behandlung zeitnah zu organisieren. Mittlerweile bieten einige Krankenkassen auch spezielle Programme an, die zumindest die Wartezeit überbrücken könnten. Trotzdem bleibt der einzige Faktor, der von außen nicht zu steuern ist, man selbst und somit ist man da immer auch ein Stück weit alleine mit Entscheidungen, ob und worauf man sich einlassen möchte und in der eigenen Beurteilung wie proaktiv man diesbezüglich sein könnte, wenn man es sein möchte.

Gestern 15:22 • x 3 #2


A


Hallo Nelly30,

Allein mit Existenzängsten

x 3#3


Marylu
Hallo Nelly,
neben der gesundheitlichen Reha gibt es ja auch die berufliche Reha. Eine Freundin von mir hat das letztes Jahr gemacht und hat tatsächlich einen neuen Job gefunden.
Viele Grüße

Gestern 22:31 • x 4 #3


Momo58
Ich habe mit ca. 40 noch einmal eine zweijährige kaufmännische Umschulung gemacht. Nicht dass das mein Traumjob war, es war eher Mittel zum Zweck. Ich wollte die EDV-Kenntnisse und mir damit eine Stelle in einem Bereich suchen, der mich interessiert.

Ich arbeitete danach in einem gemeinnützigen Bereich, allerdings nur 75 Prozent. Reich bin ich damit nicht geworden, aber ich hatte eine preiswerte Wohnung, kein Auto und konnte von dem Geld leben. Ich konnte auch fürs Alter so vorsorgen, dass ich jetzt keine Grundsicherung brauche und nicht jeden Cent umdrehen muss.

Wenn du irgendwie als Quereinsteigerin einsteigen willst, gäbe es die Möglichkeit, ein Praktikum zu machen. Auch um deine Arbeitsfähigkeit zu erproben. Wenn du bestimmte Kenntnisse brauchst, gibt es oft auch an der vhs die Möglichkeit, spezielle Kurse zu besuchen.

Alles Gute!

Heute 11:04 • x 1 #4

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