Zwanghafte Gedanken loswerden - was hilft?

B
Hallo Leute,
da meins nicht zum Gedankenkreisen paßt, hier ein eigener Thread.

Ich habe Tag täglich immer wieder die gleichen aufdrängenden Gedanken, nix schlimmer, aber sehr nerven aufreibend.
Zum einen ist da der kleine Hunger, der mir immer wieder sagt das ich doch was naschen könnte, hab ich mir doch verdient, du hattest doch heute auch noch nix, da sind doch noch die und die Süßigkeiten, oder da ist doch noch das Nutella Glas, komm schon. Besonders Nachmittags oder abends. Der Gedanke nagt dann so lange an mir, bis ich nachgebe und was nasche. Dann kommt das kleine schlechte Gewissen und ärgert sich darüber. Dank der Antidepressivas hab ich ja auch nur 10 kg zugenommen. Diese Gedanken kommen jeden Tag. Es gibt immer nen paar freie Sekunden in denen die einschießen können.

Dann ist da noch dieser andere, momentan.
Bis Weihnachten hatte ich Haare bis zum Po, aber dann hatte ich genug davon und wollte sie nicht mehr. Einmal pro Jahr hatte ich immer ein paar Tage in denen ich sie am liebsten abgeschnitten hätte, er aber dann doch nicht tat. Diese Anfälle gingen dann auch meist vorbei.
Diesmal war es aber wirklich an der Zeit. Also bin ich nach Weihnachten zum Frisör und hab mir nen Bob schneiden lassen. Eigentlich wollte ich Streichholz kurz, traute mich dann aber nicht. Seitdem habe ich auch nicht bereut es getan zuhaben, aber das Problem ist, ich komm mir so 08 15 vor. Mit den langen Haaren war ich anders, weil kaum einer so lange Haare hatte. Ja der Bob sieht gut aus und alle sagen mir das auch, aber der kleine Punk in mir ist am kotzen. Momentan ertrag ich es nur, weil ich mir nen schicken Undercut verpasst habe, den man natürlich so nicht sieht.
So und da kommt der aufdrängende Gedanke ins Spiel. Er sagt mir ständig ich solle doch die Haarschneidemaschine nehmen und mir den Rest runterscheren. Das wär doch viel praktischer, das ist doch was du eigentlich willst, dann bist du wieder anders, los mach, nach her im Sommer ist dir wieder so heiß, du willst dich doch abheben, usw.
Momentan bin ich etwas abgelenkt und die Gedanken sind nicht allzu doll, aber spätestens ab Sonntag sind sie wieder da, und dann bestimmt um so lauter.
Auf der einen Seite will ich anders sein, auf der anderen hab ich angst davor. Ja es sind nur Haare, aber die Menschen machen auch immer so ein big deal darauf.

Mit fast 37 und 20 Jahren Depressionen, ist es immer noch ein täglicher Kampf. Den manchmal sich aufdrängenden S-Gedanken kann ich besser wieder stehen.

Hab ihr sowas auch? Wie geht ihr damit um?

30.01.2014 08:47 • #1


achtsamkeit
Hallo Balea,

ja diese Süßigkeitsgedanken kenne ich auch. Schwer dagegen anzukommen. Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn du dir eine Tagesration zugestehst.
Deine Haargeschichte zeigt für mich eigentlich, dass du nach Anerkennung suchst, nach Bestätigung. Du hast vielleicht sonst das Gefühl in der Masse unterzugehen, gar nicht wahrgenommen zu werden?
Hast du schon mal versucht im Sport aktiv zu werden? Evtl. eine Möglichkeit.
Und, wenn es wärmer wird, dann ab mit den Haaren. Warum denn nicht? Haare wachsen auch wieder. Du suchst nach Veränderung äußerlich, arbeite auch an deinem Inneren!

LG Achtsamkeit

30.01.2014 08:59 • #2


A


Hallo 77Balea,

Zwanghafte Gedanken loswerden - was hilft?

x 3#3


B
Ich habe oft und lange an Deine Worte in den letzten Wochen gedacht.
Eigentlich will ich doch das die anderen mich in Ruhe lassen. Vielleicht ist es auch nur eine Ablenkung für mein Hirn. Solange es sich mit dem Haargedanken rumschlägt, kommen die anderen schlechten Gedanken nicht durch. Mit irgendwas muss es sich halt immer beschäftigen.
Es ist so anstrengend.
Ja mit Sport habe ich es schon versucht, aber es hat null Effekt. Weder meine Stimmung noch mein Gewicht verändern sich. In den letzten 3 Wochen hatte ich erst keine Zeit, dann war ich krank und jetzt tut meine Niere immer noch weh.

21.02.2014 07:23 • #3


butterfly
Liebe 77Balea,

Ich weiß nicht, was ich Dir raten soll, ich kann Dir nur schreiben, dass ich Dich sehr gut verstehe. Auch mir war lange Zeit ein individuelles Aussehen sehr wichtig. Inzwischen will ich unauffällig sein, würde am liebsten eine Tarnkappe tragen. Zu einer individuellen Frisur verhelfen auch verschiedenfarbige Strähnchen. Es gibt auch einzelne farbige Extensions. Oder Strähnchen zum Anklipsen. Außerdem leisten auch verrückte Klamotten gute dienste, wenn man nicht in der Masse untergehen will.Ich denke auch, das mit der streichholzkurzen Frisur kannst Du wagen, sollte es nichts sein, so sind die Haare schnell wieder auf Bob-Länge rausgewachsen. Ich selber habe zweifarbige Haare und lange Zeit war eine zusätzliche rote Strähne mein Markenzeichen. Zeitweise kam noch ne lilane dazu. Und jetzt kommen meine eigenen kranken Gedanken: Wenn ich ein Foto von mir sah, dachte ich: Du blöde Kuh mit deinem doofen, breiten, aufgedunsenen Gesicht hast kein Recht auf individuelles Aussehen. Ich hoffe, ich habe ausreichend klargemacht, dass das meine eigenen Zwangsgedanken sind und nichts mit Deiner Person zu tun haben. Vielleicht kannst Du auch mal probeweise beim Friseur ne Perücke aufsetzen. Bei meinem haben sie Perücken und hätten auch kein Problem damit, Dir ein individuelles Aussehen zu verpassen. Da fällt mir grad ein: Ein Tattoo kann auch sehr individuell sein.

Zum Thema Süßigkeiten: Kenne ich nur zu gut. Ich hab selber ganz oft das Gefühl, innerlich zerrissen zu sein, das Ist so, als wenn ich von innen auseinandergerissen werden würde. Ich kann es nicht anders beschreiben, es ist schrecklich. In diesem Fall greife ich zu Kuchen und Schokolade, weil mich das beruhigt. Und nehme schnell zu. Ich denke, dieser Süßhunger ist auch eine Nebenwirkung des Antidepressiva. Wenn ich einigermaßen Kraft habe, dann backe ich den kuchen selber und mache ihn so gesund wie möglich. Ich nehme Dinkelmehl (z.T. Vollkorn), Bio-Kokosöl, braunen Zucker und echte Vanille. Meine Theorie ist, dass man weniger Hunger hat, wenn man möglichst keine leeren Kalorien zu sich nimmt. Ich esse auch kein Original-Nutella, sondern das ausm Bioladen. Kann aber teilweise sauteuer sein, das ist aber unterschiedlich. Alnatura (dm) geht. Auf der Zutatenliste sollten Haselnüsse an erster Stelle stehen und nicht zucker. Es gibt auch leckere, helle Dinkel-Vollkornbrötchen. Vielleicht kannst Du Dir so ein Nutellabrot bewusst einplanen und dann in kleinen Bissen ohne schlechtes Gewissen genießen. Oft schaffe ich es auch, nur drei Mahlzeiten am Tag zu mir zu nehmen und nichts dazwischen und das Süße als Nachspeise.
Süßhunger hab ich immer dann, wenn ich mich nicht selber spüre. Dagegen hilft teilweise Sport, Meditation, Yoga oder sowas. Vielleicht findest Du irgendwas für Dich. Es hilft mir auch, möglichst viel Zeit in der Natur zu verbringen. Oder viel zu weinen, das reinigt, aber das kann man nicht immer. Süßhunger ist aber bei mir auch ein Zeichen dafür, dass ganz viel in meinem Leben ist, mit dem ich nicht fertigwerde. Ich habe auch schon ein Essprotokoll geführt, wo man dann auch die jeweilige Stimmung vor und nach dem Essen notiert. Bei mir kam eindeutig raus, dass die Ursache vom Futtern die Depression ist. Ich finds auch extrem schwierig, diese schei. einfach so auszuhalten ohne zu futtern.

Ich hoffe, ich konnte Dir ein bisschen helfen! Geteiltes Leid ist halbes Leid.

Liebe Grüße

butterfly

21.02.2014 11:28 • #4


F
Hallo 77Balea,

das mit den Gedanken ist eine interessante Beobachtung. Gedanken hat ja jeder und Wissenschaftler behaupten man hat sie ständig,
nur ganz besondere Zen-Buddhisten können sie in der Meditation vermeiden.
So schleichen sich Gedanken ein die immer wieder kommen und dann quälen können, kenne das auch, nur wenn der Alltag ablenkt
und es zu tun gibt verschwindet das wieder. So ist das mit den Gedanken nach Süßigkeiten, nach Belohnung auch, sie kreisen zunächst
in großen Bahnen und wenn nichts anderes passiert werden die Bahnen immer enger wie eine Spirale und zum Schluss hilft nur noch
nachgeben. Man kann also diese Gedankenbahnen stören und mit einem anderen Gedanken von der Bahn abbringen, wenn Dir etwas
Anderes Belohnung sein kann (bei mir hilft Schreiben, Lesen, Telefonieren, raus gehen, Meditation, Kreativität, Kochen und andere
gezielte Konzentrationen auf etwas was begeistert) dann kann man diesen kreisenden Gedanken davonziehen lassen.
Süßigkeiten genau wie Haare sind Symbole für etwas, zum Leben nicht unbedingt notwendig, damit kann man spielen und sich
in der Willenskraft der Gedanken oder im selber Beeinflussen der Gedanken testen.
Finde Frauen mit markantem Gesicht und rasierter Glatze total toll, wer es sich leistet auf die Haare zu verzichten die in unserer
Kultur ein Blickfang sind muss eine besondere Seele haben. Mütze oder Tuch und schon sieht es niemand auf der Straße.
Der kleine Punker als erhaltene Rebellion ist etwas gutes und ein Antidepressivum meiner Ansicht nach.
Ihn in Gedanken in sich tragen und wenn das Süße ruft kommt er zum Vorschein und rebelliert könnte eine positive Wirkung sein,
dann bist Du stolz auf Deine Willenskraft und machst zur Belohnung etwas anderes.

22.02.2014 18:36 • #5


Rainer.F
Zitat von fluuu:
Hallo 77Balea,

nur ganz besondere Zen-Buddhisten können sie in der Meditation vermeiden.


Sorry, dass ich mich da jetzt mal einmische, denn ich beschäftige mich seit ca. 10 Jahren mit dem Zen, weil ich seit meiner Jugend an Zwangsstörungen und damit verbundenem Kopfkino leide. Zen-Buddhisten (die richtigen, und nicht nur die Besonderen, und überhaupt ) legen gar keinen Wert darauf Gedanken zu vermeiden, denn das geht nur mit sehr viel Anstrengung und Anstrengung vermeiden diese Zen-Buddhisten, das ist aber das Einzige, was sie vermeiden.

Mit den Gedanken ist es anders, die werden nicht vermieden, sondern die Bewertung wird geändert. Gedanken werden nicht als etwas Persönliches gesehen, etwas, das Macht über uns hat. Dabei wird auf die betreffenden Gedanken kein Wert gelegt, die Gedanken werden sozusagen nicht weitergedacht und wie die Wolken am Himmel ziehen gelassen.

Ein schönes Zitat dazu:
Zitat:
Zen-Wahrheit vom: 21.02.2014

Lass von allem Tun ab, gib alles Begehren auf, lass die Gedanken
kommen und gehen wie sie wollen, gleich den Wellen des Meeres.

Tilopa

23.02.2014 11:57 • #6


B
Zitat von butterfly:
....Wenn ich ein Foto von mir sah, dachte ich: Du blöde Kuh mit deinem doofen, breiten, aufgedunsenen Gesicht hast kein Recht auf individuelles Aussehen.

Fotos mir mag ich gar nicht mehr. Ich find mich immer doof auf Fotos und vermeide es so gut es geht.
Zitat von butterfly:
... Da fällt mir grad ein: Ein Tattoo kann auch sehr individuell sein.

Zum 35. Geburtstag bekam ich von meinem Mann meine ersehnten Katzentatzen auf dem linken Unterarm, innen. Als ich zum 36. Geburtstag keine bekam, hab ich mir ein paar Monate später noch welche machen lassen. Die sind sehr individuell und auch immer zusehen, da ich meist T-Shirts trage.

Zitat von butterfly:
Süßhunger hab ich immer dann, wenn ich mich nicht selber spüre. Dagegen hilft teilweise Sport, Meditation, Yoga oder sowas. Vielleicht findest Du irgendwas für Dich. Es hilft mir auch, möglichst viel Zeit in der Natur zu verbringen. Oder viel zu weinen, das reinigt, aber das kann man nicht immer. Süßhunger ist aber bei mir auch ein Zeichen dafür, dass ganz viel in meinem Leben ist, mit dem ich nicht fertigwerde. Ich habe auch schon ein Essprotokoll geführt, wo man dann auch die jeweilige Stimmung vor und nach dem Essen notiert. Bei mir kam eindeutig raus, dass die Ursache vom Futtern die Depression ist. Ich finds auch extrem schwierig, diese schei. einfach so auszuhalten ohne zu futtern.

Habe mich ja auch selbst beobachtet und festgestellt das ich momentan eher zum süßen greife, wenn ich alleine bin und es keiner sieht. Ich bin zu einem heimlich Esser geworden.
Sport mach ich ja auch. Ich versuche jeden Tag auf meinem Laufband flotte 45 min zu laufen, je nach dem wie lang die Serie ist. Das läuft eigentlich auch ganz gut.
Ausserdem stricke ich gerne und viel, was aber nicht so sehr ablenkt, weil die Muster zu einfach sind. Wenn ich mehr zählen muss, gehts wieder. Aber dann mache ich mehr Fehler und trenn es irgendwann auf und strick was anderes.

28.02.2014 13:26 • #7


B
Zitat von fluuu:
Finde Frauen mit markantem Gesicht und rasierter Glatze total toll, wer es sich leistet auf die Haare zu verzichten die in unserer
Kultur ein Blickfang sind muss eine besondere Seele haben. Mütze oder Tuch und schon sieht es niemand auf der Straße.
Der kleine Punker als erhaltene Rebellion ist etwas gutes und ein Antidepressivum meiner Ansicht nach.
Ihn in Gedanken in sich tragen und wenn das Süße ruft kommt er zum Vorschein und rebelliert könnte eine positive Wirkung sein,
dann bist Du stolz auf Deine Willenskraft und machst zur Belohnung etwas anderes.

Ach wenn es so einfach wäre.
Habe die letzten Tag mit meinem Mann gesprochen, über meinen Kurzhaarwunsch, aber das fand er doof und möchte das ich lieber bei dem Schnitt bleibe. Auch das Argument das sie ja wieder wachsen, half nix. Sonst sind ihm so Sachen eigentlich nicht wichtig, keine Ahnung warum es diesmal anders ist. Ich hoffe aber immer noch irgendwann meinen Kurzhaarwunsch umzusetzen. Vielleicht hab ich einen Unfall beim nächsten Friseurbesuch

28.02.2014 13:32 • #8


B
Aber letztendlich ist es doch immer nur eine chemische Konstellation die uns das eine oder anderen machen lässt, oder denken lässt. Wenn man lange genug wartet, geht das auch wieder vorbei. Auch das sich Ansichten ändern, oder das man plötzlich das eine nicht mehr mag, so wie Farben. Ich habe Jahrelang pink getragen, aber nach 6-7 Jahren hatte ich die Nase voll davon und plötzlich mochte ich grau, was ich vorher immer verabscheut hatte. Jetzt mag ich grau, blau, rot und schwarz. Vor nem knappen halben Jahre dachte ich auch, das ich vielleicht doch das geborene Langhaar bin und das Frauen sowieso lange Haar tragen sollten. Jetzt ist meine Sichtweise total anders und ich schau ständig auf die Köpfe von Frauen. Ganz ganz selten seh ich mal ne ganz kurzhaarige und beneide sie. Auch in meinen Langhaarzeiten hatte ich immer einmal pro Jahr eine Phase wo ich sie mir am liebsten runter rasiert hätte, aber diese Zeiten sind dann auch immer wieder vorbei gegangen, sonst wäre sie nie so lang, bis zum Po, geworden. Diesmal ist es anders.
Sche** Chemie! Wahrscheinlich werden die Gedanken aber so lange bleiben, wie ich die Haar noch etwas länger habe. Angst vor meiner eigenen Courage habe ich aber auch. Vielleicht wird es ja ein heißer Sommer und ich kann es damit rechtfertigen. Da mir eh immer wärmer ist, als kalt, dank der Antidepressivas, und ich schwitzen überhaupt nicht mag, .....
Wieso quält uns diese Chemie so?

28.02.2014 13:46 • #9


A


Hallo 77Balea,

x 4#10


butterfly
Vielleicht magst Du nochmal mit Deinem Mann reden und ihm erklären, dass es Dir sehr wichtig ist. Oder Du lässt es Dir schrittweise immer noch ein bisschen kürzer schneiden. Das mit dem Tattoo finde ich gut. Katzen mag ich sehr gerne.
Ich habe früher sehr großen Wert auf mein Äußeres gelegt. Es war mir wichtig, wie ich nach außen wirke. Ich wollte gesehen werden, beachtet werden und so akzeptiert werden wie ich bin. Doch ich hatte und habe den Eindruck, ich werde nur als Zuhörmaschine wahrgenommen.
Die Gedanken über das eigene Aussehen können aber auch sehr quälend sein. Bei Dir sieht man, dass Dich wirklich etwas plagt. Das mit den Haaren und der Kleidung ist, so scheint mir, nicht bloße Eitelkeit, sondern hat etwas Quälendes. ich kenne solche Gedanken von mir, aber die Depression bremst die Beschäftigung mit dem eigenen Aussehen bei mir total. Vielleicht hast Du als Kind sehr wenig Beachtung bekommen.

Lg butterfly

01.03.2014 14:06 • #10

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